Archiv der Kategorie: Chile 2020

Pichilemu, Navidad und Maipo – Sommer, Sonne, Viruspanik

Unser eigentliches Ziel nach dem Nationalpark Conguillio sind die Surf- und Badestrände in Pichilemu und Navidad. Da wir aber immer noch keinen Ersatz für unseren stornierten Rückflug und von StaTravel immer noch keine weiteren Informationen haben, versuchen wir in der nächstgrößeren Stadt Concepción direkt mit Iberia Kontakt aufzunehmen. Das klappt sogar und wir bekommen einen neuen Rückflug eine Woche vor dem geplanten Rückreisedatum. Wir hoffen einfach, dass sich Chile nicht innerhalb von 3 Tagen entschließt nach der Einreisesperre auch noch seine Grenzen komplett dicht zu machen. Beim anschließenden Einkaufen wird auch hier die Angst vor dem Corona-Virus langsam deutlicher. Viele Menschen tragen Mundschutz und teilweise sind Regale im eigentlich riesigen Sortiment von Wallmart leergeräumt (u.a. Klopapier…).

Durch den neuen Rückflug trotzdem erleichtert, fahren wir weiter nach Pichilemu um den Surfern zuzusehen, die in wahnwitziger Weise um ein Kliff herum klettern und sich so in die Wellen wagen oder gleich mit einem Jetski ca. 300m aufs offene Meer hinausgezogen werden. Auch einen Surfkurs hatten wir eigentlich auf der Liste, aber just an diesem Tag hat die Regierung Chiles eine Ausgangswarnung ausgesprochen und so bleiben die meisten Geschäfte geschlossen. Selbst der nette Bäcker, bei dem wir das letzte Brot ergattern, erklärt uns, dass er nur noch jeden zweiten Tag öffnet…

Die nächste schlechte Nachricht lässt auch nicht lange auf sich warten, während eines Spaziergangs am eigentlich ganz schönen Strand von Pichilemu bekommen wir von Iberia die nächste Stornierung unseres Rückflugs. Diesmal ist der Flug von Madrid nach München betroffen. Naja, wir wissen ja jetzt wie es geht, rufen an und buchen gleich wieder um. Da wir uns durch die Ausgangswarnung aber auch nicht mehr allzu viel von den restlichen Orten erhoffen, fragen wir auch gleich noch nach einem früheren Flug. Leider vergeblich und so bekommen wir einen neuen Flug für den gleichen Tag mit 9 Stunden Aufenthalt in Madrid. Nicht gerade toll, aber immerhin etwas.

Den Abend verbringen wir bei ein paar Flaschen Wein mit einem deutsch-österreichischen Pärchen in ihrem amerikanischen Wohnmobil, welches sie sich in Chile gekauft haben und aussieht wie aus den 70ern. Am nächsten Morgen fahren wir weiter nach Navidad; dort ist weniger Surfen, sondern eher Baden angesagt, aber auch hier lässt uns das Wetter im Stich. Der in dieser Region übliche Morgennebel will einfach nicht abziehen und für die nächsten Tage ist auch keine Besserung in Sicht.

Und wie sollte es anders sein, kommt auch gleich die nächste Stornierung von Iberia via E-Mail. Wir können zwar wieder umbuchen, allerdings nur für einen Flug zwei Tage später und langsam wird uns die Situation etwas gespenstisch. Denn die Regierung kündigt immer schärfere Maßnahmen an (unter anderem eine nächtliche Ausgangssperre) und das Vertrauen in Iberia haben wir auch verloren. Auch die nette Dame am Service-Telefon meint nur unter vorgehaltener Hand, sie würde es nicht riskieren noch so lange im Land zu bleiben, immer mehr Flughäfen machen dicht…

Um im Zweifel möglichst schnell am Flughafen zu sein, verlassen wir am nächsten Tag Navidad in Richtung des Maipo-Valleys. Von hier aus können wir den Van innerhalb von 45 Minuten zurückbringen und das Wetter soll auch besser sein. Ist es auch, aber der Corona-Virus wird immer präsenter. Überall Menschen mit Mundschutz, Blockabfertigung an Supermärkten, Campingplätze und Nationalparks werden geschlossen und viele Menschen trauen sich nicht mehr vor die Tür. Wer soll es ihnen auch verdenken, einen Ausbruch wie in Europa oder Asien würde das Gesundheitssystem vermutlich nicht mal ansatzweise verkraften. Deshalb buchen wir unabhängig von Iberia einen neuen Rückflug, so haben wir einerseits einen Trumpf im Ärmel, wenn wieder was storniert wird, gleichzeitig sind die Tickets alle bis kurz vor Abflug erstattbar (da hat Corona jetzt doch noch was Gutes Winking smile )

Auch wenn die Flugsuche etwas nervenaufreibend ist, können wir doch immerhin noch ein bisschen das warme, sonnige Wetter im Valley genießen und ein wenig Vitamin D tanken, bevor wir uns am Montagabend – 6 Tage vor dem eigentlichen Ende – nach Santiago begeben und den Camper zurückgeben. Nach einem letzten netten Plausch mit Danny – der es gar nicht glauben kann, dass wir 5 Pumas gesehen haben und sich riesig über unseren Corona-Sixpack freut – machen wir uns auf, um über Toronto zurück nach Deutschland zu fliegen. 33 Stunden Reisezeit und wir fragen uns langsam wirklich, ob wir es irgendwann mal wieder schaffen ohne Katastrophen aus einem Urlaub zurückzukommen…

Pucon – Sieben Seen und rauf auf einen aktiven Vulkan

Die Fähre über den Lago Pirahuelco verläuft entlang des (privaten) Bioreservats Huilo Huilo, welches wir eigentlich besuchen wollen. Während der Fähre werden wir gleich zweimal zu unserem Camper angesprochen und sogar von einem netten älteren Mann zu sich nach Hause nach Pucon eingeladen. Angekommen am Besucherzentrum des Reservats stellt sich aber heraus, dass die Flüsse, welche die Wasserfälle – Hauptattraktion des Parks – speisen, ausgetrocknet sind und deshalb fahren wir – bei miesem Wetter – direkt weiter nach Panguipulli, dem Ausgangspunkt für die chilenische Variante einer Sieben-Seen-Tour.

Jetzt werden wir auch wirklich von Corona eingeholt, denn unser Rückflug wird storniert und es bleibt im Verlauf der nächsten Tage unklar, wer uns jetzt einen neuen organisiert. StaTravel – unser Reisebüro – macht nämlich keine Anstalten und reagiert nicht auf E-Mails, es bleibt also spannend…

Da wir seit Argentinien genug von diesen Seen-Touren haben, machen wir uns direkt auf zu unserem eigentlichen Grund für diesen Abstecher – der aktive Vulkan Villarrica. 2847 Meter hoch, zuletzt ausgebrochen 2015, letzte nennenswerte Aktivität im November 2019. Und das Beste, man kann den Krater relativ entspannt mit einem Bergführer erreichen. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen und versuchen unser Glück in Conaripe, um den Vulkan von dessen angeblich schöneren Südseite zu besteigen. Leider sind hier aufgrund der Nebensaison keine Führer mehr stationiert, weswegen wir auf den deutlich touristischeren Ort Pucon ausweichen müssen. Durch die Nebensaison ist es aber auch hier relativ entspannt.

Nachdem wir ein paar Tourenanbieter verglichen haben und auch Kerstin ein gutes Gefühl hat den Aufstieg zu schaffen, geht es am nächsten Tag auch gleich los. Wir haben dabei riesiges Glück, die letzten fünf Tage gab es aufgrund von schlechtem Wetter nämlich keine Touren, der nächste Tag soll aber perfekt werden!

Nach einer Nacht am Stadtstrand von Pucon geht es um 6 Uhr morgens los. Wir müssen unsere Ausrüstung anprobieren, unseren Proviant irgendwie in die Rucksäcke mit der Ausrüstung unterbringen. Dabei ist noch ein Pärchen aus San Francisco und unsere beiden Führer Joaquin und Felipe. Danach geht es rund 40 Minuten mit dem Auto auf ca. 1400 Höhenmeter in den Nationalpark und los geht der Aufstieg. Naja nicht ganz, die ersten 400 Höhenmeter sind relativ langweilig und es wird empfohlen dafür einen etwas abgehalfterten Sessellift (ohne Sicherungsbügel) zu nehmen, um sich die Puste für den schweren Teil des Aufstiegs zu sparen. Auf 1800 Meter angekommen, geht es dann aber wirklich los. Zuerst durch Vulkangestein bis wir die ersten Ausläufer des Gletschers erreichen, der die Spitze des Vulkans schmückt. Nach einer kurzen Einweisung von Felipe wie man sich im Falle eines Sturzes am besten mit seiner Eisaxt rettet heißt es, Steigeisen anziehen und im Zickzack den Gletscher nach oben. Im ersten Moment sieht das durch die Form des Vulkans halsbrecherisch steil aus, aber nach ein paar Schritten gewöhnt man sich daran und wir stapfen unserem Führer Schritt für Schritt hinterher.

Mit uns begeben sich ca. 60-80 Leute auf den Vulkan, das klingt erstmal viel aber in der Hauptsaison sind es über 300! Alle im Gänsemarsch über den Gletscher, unterbrochen wird dieser meditative Moment aber immer wieder durch laute “Roca”-Rufe und Trillerpfeifen. Sei es durch Bergsteiger, Wind oder die Sonne, lösen sich nämlich immer wieder kleine und mittelgroße Steine vom oberen Teil des Vulkans und die schießen mit teilweise Höllentempo nach unten. Oben am Gletscher angekommen, lassen wir unser Gepäck zurück und bewältigen die letzten paar schneefreien Höhenmeter zum Krater nur mit Kamera und Gasmaske bewaffnet. Dann steht man da am Rande des rauchenden Kraters, sieht die verschiedenen Farben und hört immer wieder ein Grollen aus dem Schlund. Einfach nur atemberaubend! Gleichzeitig hofft man natürlich, dass die gelbe Warnstufe nicht mit mal zur roten wird…

Zurück an unserem Gepäck ist Mittagessen angesagt. Dann wieder hektische “Roca”-Rufe, lautes Pfeifen gefolgt von einem vielstimmigen “Uhhh” und einem “Hat’s oan dawischd?” aus einer Lederhose – vor Bayern ist man auch wirklich nirgends sicherI don't know smile. Da wir nichts sehen konnten, werden wir von Joaquin aufgeklärt. Ein Stein ist wohl nur Zentimeter über den Helm eines sich duckenden Wanderers geflogen.

Wenn genug Schnee liegt, kann man den Abstieg mit einem Bob aka Porutscher deutlich beschleunigen. Das ist aber leider nicht der Fall und daher heißt es Steigeisen wieder anziehen und im Gänsemarsch den steilen Gletscher über ein Gemisch aus schmelzendem Schnee, Eis und Steinen wieder runter. Die letzten Meter bewältigt Tobi zusammen mit Felipe dann noch durch “Boot-Skiing”. Joaquin sagt dazu nur, “they are children”!

Am nächsten Tag fahren wir dann noch für eine Nacht in den Nationalpark Conguillio mit dem Doppelkratervulkan “Llaima” (3125m) und der Wanderung zum “Mirador Sierra Nevada”. Diese bietet nicht nur eine tolle Aussicht auf den Vulkan, sondern führt uns auch zu den “Araucania” Bäumen, welche der Region ihren Namen geben. Außerdem sehen wir endlich den Rotkopfspecht, den wir schon in ein paar Parks gehört, aber nie zu Gesicht bekommen haben!

Leider holt Corona uns jetzt so richtig ein. Denn wir haben von StaTravel immer noch nichts gehört, Chile kündigt an seine Grenzen zu schließen und wir haben immer noch keinen neuen Flug. Langsam wird es immer “gefährlicher”, dass in zwei Wochen vielleicht keine Flugzeuge mehr fliegen oder sich die ganze Welt noch mehr abriegelt. Deshalb entschließen wir uns zur Vorsicht nicht im Park zu bleiben, sondern uns Santiago anzunähern, damit wir im Zweifel schnell reagieren können. So warten wenigstens noch ein paar Tage am Strand auf uns…

Puerto Montt – ein Wiedersehen und deutsche Kultur inmitten von Vulkanen

Nach der Fähre aus Chiloe fahren wir direkt nach Puerto Montt, denn wir haben uns mit Chopan – einem der beiden Radfahrer aus Punta Arenas – verabredet. Er wohnt hier, führt ein kleines Naturkosmetikgeschäft und hat uns zu sich, seiner Freundin und seinem Vater nach Hause eingeladen. Wir treffen ihn gegen 18 Uhr in seinem Geschäft, da er aber noch bis 20 Uhr geöffnet hat, schauen wir uns noch in der ersten größeren Stadt seit Punta Arenas ein wenig um, unsere Begeisterung hält sich aber in Grenzen. Das “aufregendste” ist, dass wir das erste mal etwas von den in Chile kursierenden Unruhen mitbekommen. Als wir auf der “Plaza del Armas” sitzen (so heißt in jeder Siedlung der Hauptplatz), zieht eine Gruppe von vielleicht 30-50 Demonstranten zwei Blöcke entfernt an uns vorbei. Erst denken wir uns dabei nichts, doch dann steht an einer Ecke des Platzes auf einmal die Straße “in Flammen”. Reine Provokation der Polizei wie wir später erfahren (diese greift nämlich aus Respekt vor größeren Unruhen nur im Notfall ein), aber für uns trotzdem Grund genug ein wenig das Weite zu suchen – es ist eh schon fast 20 Uhr.

Chopan zeigt uns dann kurz sein zu Hause und gibt uns einen Restaurant-Tipp, den wir dankbar annehmen. Er muss nämlich gleich nochmal weg und so beschränkt sich unser Wiedersehen auf eine gemeinsame Flasche Wein nach dem Abendessen, wo wir auch seine Freundin und seinen Vater kennenlernen. Nach einer Nacht in unserem ersten richtigen Bett seit fast 6 Wochen – kaum zu glauben wie gut sich 80cm zu zweit anfühlen können Winking smile – lernen wir auch noch Chopans Großmutter kennen, die gerade eine 10-stündige Busfahrt aus Santiago hinter sich hat. Für uns ist das dann auch das Zeichen die Familie wieder allein zu lassen, aber auch wenn das Wiedersehen kurz war, ist “Couchsurfen” doch immer wieder eine großartige Erfahrung!!!

Für uns geht es auch direkt weiter in die Sieben-Seen-Region, hier sollen nämlich traumhafte Seen und mehrere aktive Vulkane auf uns warten! Dafür starten wir in Puerto Varas am Lago Llanquihue eingerahmt von den Vulkanen “Osorno” und “Calbuco”. Letzteren könnte man eigentlich erklimmen, aber da er vor einigen Jahren spektakulär über eine Woche ausgebrochen ist, ist das immer noch verboten. Alle Orte am See haben ein durch Einwanderung geprägtes starkes deutsches Erbe und das sieht man schon in Puerto Varas an jeder Ecke. Die Kirche sieht irgendwie deutsch aus, viele Straßen tragen typische deutsche Namen und selbst die Feuerwehr heißt hier “Feuerwache”. Alles ein bisschen skurril und auch ein wenig aufgesetzt (z.B. ist die Kirche aus Wellblech, was ihr von Nahem jeglichen Charme raubt), aber trotzdem irgendwie ganz witzig!

Unser Ziel ist aber auch weniger die Stadt, sondern der See und nachdem es Nachmittags irgendwann aufhört zu regnen, fahren wir ca. zur Hälfte um den See. Dabei kommen wir dem Vulkan Osorno immer näher und er gibt immer wieder ein tolles Motiv hinter dem See ab. Nach einer Nacht direkt am See fahren mit dem Van am frühen Morgen die ca. 400 Höhenmeter zum „Basislager” des Vulkans und werden mit einem traumhaften Blick auf den See mit dem Vulkan direkt vor unserer Nase belohnt. Weiter geht es allerdings nicht, für Touren auf den Vulkan finden wir keinen Anbieter und deshalb begnügen wir uns mit einer ca. 5-stündigen Wanderung auf der anderen Seite des Vulkans entlang des Lago Todos Los Santos. Hier überquert man auch mehrere Metertiefe Rinnen, die die Lava bei seinem letzten Ausbruch im 19ten Jahrhundert hinterlassen hat und welche direkt im See münden.

Nach einer Abkühlung im See, hier ist das Wasser nämlich endlich mal warm genug zum Baden, verbringen wir unsere vorerst letzte Nacht in Chile. Wir planen nämlich noch einen letzten Übertritt nach Argentinien, genauer gesagt nach Bariloche, die Schweiz Südamerikas…

Chiloe – abseits des üblichen Pfades?

Nach knapp fünf Stunden auf der Fähre kommen wir auf der Insel Chiloe in der Stadt Quellon an, welche uns vielfach als sowohl ursprünglich und eine Art Geheimtipp empfohlen wurde. So erleben wir erstmal einen kleinen Kulturschock, nach der Ruhe und Abgeschiedenheit des Südens ist hier nämlich richtig was los! Das liegt natürlich daran, dass wir der Hauptstadt Santiago langsam näher kommen und insbesondere nicht mehr durch mehrere Fähren von ihr getrennt sind. Das schöne ist, es ist aber kaum touristisches Treiben, sondern alltägliches. Es ist Samstag, es gibt einen Flohmarkt, man möchte uns zum Eintritt in irgendeine Kirche bekehren, überall sind Verkaufsstände entlang der Hauptstraße und auch der Stadtstrand, an welchem wir den fehlenden Schlaf nachholen, ist gut gefüllt. Es macht Spaß den Menschen in Ihrem Alltag zu begegnen.

Nachdem wir in der Touristeninformation nur wenig hilfreiches erfahren, lassen wir uns einfach ein wenig treiben und besichtigen zuerst das vermutlich einzige “internationale” Highlight der Insel. Direkt am Stadtstrand von Quellon endet die berühmte Panamericana, eine Straße, welche in Alaska beginnt und eben bis nach Chiloe führt. Teile davon sind wir auch schon in Kanada und den USA gefahren. Wir hoffen ein wenig auf emotionale Momente von Reisenden, die hier ankommen und sich in den Armen liegend zur Bewältigung der Strecke gratulieren. Leider vergeblich. Nichtsdestotrotz verbringen wir den ganzen Nachmittag und den nächsten Morgen am Strand, denn es ist herrlichstes Wetter und die Gelassenheit, die die Einheimischen trotz teilweise offensichtlicher Armut (Chiloe ist die ärmste Region Chiles) ausstrahlen, ist einfach ansteckend.

Am Nachmittag fahren wir weiter nach Queilén, hier soll es nämlich manchmal Pinguine und Delfine direkt an den Strand verschlagen. Zwar verlässt uns das Glück diesmal, aber wir machen einfach weiter, wo wir in Quellon aufgehört haben und legen uns gemütlich an den Strand. Auf dem Weg haben wir aber noch eine interessante Begegnung. Wir nehmen die kleinere – und natürlich aus Schotter bestehende – Straße, die wir quasi für uns haben. Ungefähr auf halber Strecke sehen wir eine vielleicht 70-jährige Dame in der Nähe einer Kuh-Herde in die gleiche Richtung laufen, in die wir fahren. Je näher wir kommen, desto abgekämpfter sieht sie aus (es ist nämlich über 30°C) und als sie dann die Hand hebt, nehmen wir sie natürlich mit. Da die Verständigung diesmal irgendwie nicht funktioniert, hoffen wir einfach, dass sie uns sagt wann sie raus will, angeschnallt ist sie hinten im Van nämlich nicht, aber als wir ihr einen Platz bei uns vorne anbieten winkt sie ab. Irgendwie verhilft sie uns dann auch durch eine Art Straßensperre/Baustelle. Wir werden nämlich von zwei leicht suspekten Typen angehalten und in eine Seitenstraße gewiesen, die wir eigentlich nicht nehmen wollen. Nach einer Diskussion mit unserer Hitchhikerin – von der wir nicht ein Wort kapieren – können wir aber weiter. Kurze Zeit später tippt sie uns dann auch an, sie will nämlich bei einem Fußballspiel neben einer Kirche (es ist Sonntag) aussteigen und nach Küsschen und Umarmung geht sie ihres Weges. Was man halt so erlebt, wenn man die Hauptstraße mal verlässt…

In den nächsten beiden Tagen besuchen wir Cucao mit den Muelle de las Almas, welche ein Pfad für die Seele in den Himmel darstellen sollen, und die größte Stadt der Insel namens Castro welches für seine Stelzenhäuser bekannt ist. Beides haut uns jetzt nicht wirklich vom Hocker und auch die Geschichte des “versunkenen Waldes” ist deutlich spektakulärer als seine Erscheinung. Hier ist nämlich vor einiger Zeit bei einem Erdbeben die Oberfläche um zwei Meter abgesackt nur um anschließend von einem Tsunami überspült zu werden. Die Bäume auf dieser Fläche sind dann im Salzwasser ertrunken (heißt, man sieht tote Bäume…). Wir genießen aber weiterhin die Ruhe an den Stränden in Chiloe, die wir immer wieder finden und an einigen davon auch über Nacht bleiben.

Richtig schön ist dafür die kleine Insel Quinchao, welche man mit der Fähre erreicht (und wo wir fast einen bellenden Mitfahrer bekommen hätten Winking smile ). Die Insel ist hauptsächlich durch einige, für Chiloe typische Holzkirchen bekannt, aber auch die Natur ist durch die nur wenigen Menschen noch häufig ursprünglich und es macht einfach Spaß mit dem Van über die Insel zu düsen. Da sie so klein ist, reichen vier Stunden dafür auch vollkommen aus…

Der letzte Tag hat dann noch ein kleines Highlight parat, denn wir wollen uns noch eine Kolonie von Magellan- und Humboldt-Pinguinen anschauen. Unser erster Versuch dorthin zu gelangen scheitert, denn die Straße vom versunkenen Wald zur Kolonie ist für unseren Van nach ca. 1/3 der Strecke zu sandig und zu steil, so dass wir umkehren müssen. Der zweite Versuch (und deutliche Umweg) klappt dann und es geht erstmal ans nordwestliche Ende der Insel und dann noch ca. einen Kilometer mit dem Van auf den Strand. Nach der letzten Erfahrung mit Sand ein wenig gruselig, er schafft es aber doch ohne Probleme. Wir sehen die Pinguine dann auch direkt vom Strand und sparen uns deshalb aus Tier- und Kostengründen die Bootsfahrt, welche teilweise absurd nahe an die Pinguine heranfahren.

Nach einem letzten Picknick an einem letzten einsamen Strand in Chiloe geht es dann mit der Fähre zurück aufs Festland nach Puerto Montt, wo ein Wiedersehen auf uns wartet.

Carretera Austral – 1200 km spektakuläre Landschaft (Teil 2)

Nachdem wir jetzt auch schon fast 2/3 der Carretera Austral hinter uns haben, ist es nämlich Zeit sich um den nächsten Abschnitt zu kümmern, die Insel Chiloe. Dazu erkundigen wir uns nach den Fährmöglichkeiten, es gibt nämlich drei Möglichkeiten (wohlgemerkt, Luftstrecke sind ca. 300km): 1500km durch Argentinien plus eine Fähre für 15€, 1000km und drei Fähren für zusammen 80€ oder 500km und eine Fähre für 140€. Alles ganz schön heftig (und im Endeffekt fast alles gleich teuer), aber wir entscheiden uns für die kürzeste Variante, allerdings mit dem Problem, dass die Fähre nur dreimal die Woche fährt, Mittwoch, Donnerstag und Samstag. Super, da es Mittwoch ist, müssen wir unser (überschaubares) Restprogramm auf der Carretera Austral entweder in 3 oder 7 Tagen durchziehen. Wer denkt sich den so einen Fahrplan aus? Da uns sieben Tag zu lange sind, entscheiden wir uns für die Samstagsfähre um 8 Uhr morgens und beeilen uns zum nächsten Nationalpark weiterzukommen.

Der Parque Nacional Queulat ist hauptsächlich für seinen hängenden Gletscher bekannt, da wir davon aber langsam genug haben, interessiert uns der hier vorkommende Nebelwald sehr viel mehr und uns wurden zwei Wanderungen empfohlen um selbigen zu genießen. Leider endet der Versuch den südlichen Sendero Bosque Encantado zu erkunden bereits nach wenigen hundert Metern vor einem Fluss ohne Brücke, der Weg wird nämlich aktuell nicht gepflegt und ist daher offiziell geschlossen. Für den zweiten  Wanderweg sind wir an diesem Tag um drei Uhr bereits zu spät dran, der Park schließt nämlich um 17:30 Uhr und man lässt uns nicht mehr rein. Sad smile Daher verbringen wir den Nachmittag im von Deutschen gegründeten Dörfchen Puyuhuapi direkt am See und schaffen es mal wieder unsere Autobatterie zu leeren, weil wir das Licht vergessen auszuschalten. Diesmal kostet es uns allerdings deutlich mehr Aufwand wieder in Gang zu kommen. Nachdem die ersten beiden Versuche mit einem hektischen Chilenen und einem Polizeiauto erfolglos sind, eilt uns ein (etwas zu mürrischer und pessimistischer) deutscher Reisender zu Hilfe und wir bekommen den Van nach fast 30 Minuten wieder zum brummen. Die Batterie war vermutlich richtig leer. Irgendwie nicht unser Tag heute, aber davon lassen wir uns die gute Laune natürlich nicht verderben. Winking smile

Nachdem wir am nächsten Morgen zur Wanderung aufbrechen, ist der Ärger auch schon fast wieder verflogen und wir genießen einfach die Schönheit des Waldes, der uns ein wenig an den Mossy Forest in Malaysia erinnert. Das liegt natürlich auch dran, dass es die letzten Tage immer wärmer geworden ist und hier kommt jetzt auch noch die hohe Luftfeuchtigkeit dazu. Patagonien hat echt von jeder Klimazone was zu bieten und wir sind froh variable Kleidung dabeizuhaben!

Das nächste “Highlight” der Carretera, den ebenfalls von Douglas Tompkins gegründeten Park Pumalin lassen wir aus Zeitmangel links liegen, wir wollen nämlich dorthin wo sich angeblich kaum ein Carretera-Reisender hin verirrt. 70km Schotterpiste (yippie!!!) plus kostenlose Fähre (yeah!!!) zum kleinen Örtchen Puerto Raul Marin Balmaceda für einen Spaziergang entlang des Fjords. Hier soll es nämlich Seehunde, Delfine und Orcas(!!!) geben. Wir kommen Abends an und der erste Versuch in der Abenddämmerung ist noch nicht von Erfolg gekrönt, aber am nächsten Morgen schaffen wir es erst einen Seeotter und dann sogar ein paar Orcas aus der Ferne zu erspähen (ganz sicher sind wir uns zwar nicht, aber wir wollen die Illusion nicht zerstören Smile ). Zu guter Letzt besucht uns direkt vor unserem Parkplatz auch noch eine Gruppe Delfine!!! Besser kann das Frühstück eigentlich nicht starten. Auf dem Weg zurück müssen wir kurz auf der Fähre auf weitere Autos warten und kommen dabei mit dem Kapitän (Erwin) ins Gespräch. Naja, Gespräch ist schon ein bisschen übertrieben, er fragt uns ein wenig auf spanisch über unsere Berufe etc. aus und wir versuchen die paar Brocken spanisch, die wir mittlerweile gelernt haben zu halbwegs sinnvollen Sätzen zusammenzusetzen. Aber irgendwie klappt die Kommunikation gar nicht sooo schlecht Smile

Jetzt ist es auch schon an der Zeit für unseren letzten Streckenabschnitt auf der Carretera Austral bis Chaiten, wo die Fähre am nächsten Morgen ablegen wird. Wir kommen jetzt auch langsam in die Vulkan-Region Chiles und werden in Chaiten auch vom rauchenden gleichnamigen Vulkan begrüßt. Hier beenden wir die Fernstraße auch 200km vor deren Ende (bzw. Anfang), aber das wären eh nur noch zwei Fähren und uns reizt die Insel Chiloe deutlich mehr. Den Abend verbringen wir an einem netten Strand mit mal wieder herrlichem Sonnenuntergang und klarsten Sternenhimmel, bevor wir uns um 5 Uhr zur Fähre einfinden. Auf dem Ticket steht nämlich 3 Stunden vor Abfahrt. Uns ist fast schon klar, dass das vermutlich Blödsinn ist, aber wir wollen es auch nicht riskieren. Natürlich ist aber auch um halb 6 noch nichts vom Schiff zu sehen und erst gegen 6 Uhr beginnt das Boarding, da aber nichts los ist hätten wir genauso gut um 7:30 Uhr ankommen können. Aber gut, in der Hochsaison läuft es wohl teilweise wild ab, da ist es uns so doch deutlich lieber. Positiv ausgedrückt, punkt 8 Uhr geht es los und Chiloe wartet auf uns!!!

Carretera Austral – 1200 km spektakuläre Landschaft (Teil 1)

Dass die Carretera Austral gerne mit der Route 66 verglichen wird, liegt unter anderem an der spektakulären und diversen Landschaft. Sie wird auch gerne als “Ruta del Parque Nacional” angepriesen, denn sie verbindet die wichtigsten Nationalparks Patagoniens mit dem Rest des Landes. Mit ihrem Bau wurde während des Militärregimes von Pinochet begonnen und später unter der sozialistischen Regierung als soziales Versprechen weitergeführt. Fertig ist sie wie gesagt noch (lange) nicht und auch der bestehende Teil hat gerade im Süden nicht viel mit einer modernen Fernstraße gemein. Geteert ist sie dort eigentlich nur in den Örtchen, der Rest ist teils grobe Schotterstraße. Wir fahren teilweise längere Zeit kaum schneller als 40 km/h, aber das macht ja auch irgendwie den Reiz dieses Road-Trips aus.

Die Landschaft ändert sich alle paar duzend Kilometer, mal bewaldete Steilhänge die uns ein bisschen an die Insellandschaft in Halong Bay erinnern, dann wieder grüne Hügel und Flüsse wie in Neuseeland oder steilaufragende Berge wie in Südtirol. Alles wechselt sich ab und vermischt sich, man könnte einfach ständig stoppen.

Nach Cochrane ist unser erster kürzerer Zwischenstopp das Örtchen Rio Tranquilo. Es liegt am Lago General Carrera – dem zweitgrößten See Südamerikas – welcher sich bis über die Grenze nach Argentinien erstreckt. Von Touristen wird es hauptsächlich wegen der dort startenden Touren auf einen Gletscher und den dort zu findenden Marmorhöhlen angesteuert. Eine Gletschertour hatten wir ja schon in Island (und sie ist außerdem absurd teuer), Marmorhöhlen sind uns aber neu und wir nehmen ein Boot um diese zu erkunden. Prinzipiell ähneln sie Sandsteinhöhlen, sie sind aber Überbleibsel der Gletscher und wurden durch das Wasser lediglich erweitert und abgerundet. Trotzdem erstaunlich, dass Wasser sich so durch den harten Marmor fressen. Ganz nebenbei sind die Formationen natürlich deutlich stabiler und strahlen eine dementsprechende Majestät aus.

Weiter geht es zum Cerro Castillo, einen Berg mit einer Wanderung, die Fitz Roy und Torres del Paine ähnlich sein soll. Und kurz vor dem dazu passenden Ausgangsort Villa Cerro Castillo, trauen wir unseren nach über 1000km (ja wir haben das nachgerechnet) Schotterpiste durchgerüttelten Körpern kaum, die Straße ist auf einmal geteert! Auf jeden Fall sehr angenehm, aber irgendwie auch komisch sich nicht mehr anschreien zu müssen oder die Musik auf volle Lautstärke zu drehen, weil es im Auto bei 50km/h zu laut ist. Und irgendwie auch ein bisschen langweilig…

Als wir den Cerro Castillo dann aber von weitem sehen, vergeht uns ein wenig die Lust dafür 20€ p.P. (!!!) auszugeben. Wohlgemerkt nicht für einen Tag im gleichnamigen Nationalpark, sondern nur für die Wanderung!!! Wir bleiben trotzdem über Nacht, um am nächsten Morgen das Wetter abzuwarten. Vielleicht bekommen wir ja doch noch Lust… Das Wetter macht uns die Entscheidung dann halbwegs einfach, zwar ist es klar, aber wir sehen schon die Wolken aufziehen, das muss dann echt nicht sein! Außerdem hat Tobis Schulter vor einiger Zeit auf einmal angefangen nachts zu schmerzen und dementsprechend ist er etwas übermüdet.

Daher entschließen wir uns, dass heute mal die Fernsicht genügen muss und fahren weiter nach Coyhaique, in der Hoffnung dort nach fast einer Woche endlich eine geöffnete Apotheke für ein paar Schmerzmittel zu finden. Außerdem sind unsere Vorräte nach einer Woche ohne sinnvollen Supermarkt langsam erschöpft, wir müssen Wäsche waschen und eine Fähre organisieren. Nachdem wir unsere Wäsche abgegeben haben, ärgern wir uns mal wieder durch einen dieser vollkommen ineffizienten Supermärkte. Hier ist es besonders schlimm, denn es gibt viele Menschen, alles dauert dementsprechend eeewig und wir verbringen fast zwei Stunden mit dem Einkauf. Jemand sollte mal Aldi-Effizienz-Seminare in Chile anbieten, vielleicht ist das eine Marktlücke… Schmerzmittel bekommen wir dann auch, und zwar so richtig starke. 100mg Diclofenac, in Deutschland bekommt man nur 25mg, ansonsten braucht man ein Rezept. Und die Apothekerin meint, Tobi soll doch einfach zwei am Tag nehmen!!! Wir beschränken das mal auf eine, die Nacht wird bestimmt auch so lustig…

Villa O’Higgins – wir beginnen am Ende

Der kleine chilenische Ort O’Higgins ist das Ende der “legendären” Carretera Austral, das südamerikanische Pendant zur Route 66. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen!

Zwischen El Chalten und O’Higgins sind es ca. 120 km Luftlinie. Wir brauchen dafür knapp vier Tage… Um diese Entfernung zu überbrücken fahren wir nämlich ca. 1100km, davon rund 800 auf Schotterpisten, überqueren einen Grenzübergang und nutzen eine viermal täglich verkehrende Fähre. Außerdem ist es wie bereits erwähnt jene Strecke, vor der uns wegen Benzinmangels gewarnt wurde. Und es kommt so wie es kommen musste, die dritte und für uns wichtigste Tankstelle ist leer und wir müssen einen kompletten Tag auf neues Benzin warten… Sad smile

Das klingt alles etwas negativer als es eigentlich ist. Die Warterei auf das Benzin in Bajo Caracoles können wir uns zum Teil mit dem Besuch einer beeindruckenden Menschenhöhle (Cueva de los Manos) mit ca. 10.000 Jahre alten Malereien vertreiben. Das vom Tankwärter um 15 Uhr angekündigte Benzin verzögert sich auf unbestimmte Zeit und wir warten an der Tankstelle mitten in der Pampa zusammen mit anderen Reisenden, u.a. einem anderen deutschen Paar, die mit dem gleichen Camper rumdüsen wie wir. Gegen 20 Uhr erscheint dann endlich die Tanklieferung und alle Wartenden jubeln einstimmig.

Ab dann wird die Strecke einfach nur bombastisch. Ein großer Teil verläuft nämlich durch Nationalparks oder Naturreservate, mit Urwald, grünen Wiesen so weit das Auge reicht. Immer eingerahmt von den immer höher werdenden Gipfeln der Anden. Unter anderem führt uns die Fahrt durch den Nationalpark “Parque Patagonia”, welcher von den Amerikanern Tom und Kris Tompkins zuerst aus eigenen Mitteln aufgebaut und später an die Nationalparkverwaltung Chiles überführt wurde. Das ist insbesondere deshalb erstaunlich, weil es geschafft wurde ca. 170.000 Hektar an Agrarfläche innerhalb von 20 Jahren zu renaturieren und das grenzübergreifend zwischen Chile und Argentinien.

Nachdem wir beim Grenzübergang nach Chile mal wieder alles Obst und Gemüse aufbrauchen müssen (und so langsam aufpassen müssen, dass uns bei den ganzen Grenzübergängen die Seiten im Reisepass nicht ausgehen), decken wir uns in der chilenischen Kleinstadt Cochrane neu ein. Dann beginnt der schönste Abschnitt der Fahrt. Zuerst 120km Schotterpiste zu einer (kostenlosen) Fähre, welche uns in etwas über einer Stunde über einen Fjord bringt. Anschließend nochmal 70km nach O’Higgins, entlang eines wunderschönen Fjords und malerischer Seen. Wir können es gar nicht glauben, dass wir diesen tollen Streckenabschnitt fast für uns haben.

Diese “Tortur” tuen sich nur wenige Touristen an – O’Higgins hatte diese Saison ca. 1300 Urlauber zu Gast. Dementsprechend ist es sehr ruhig, die meisten Besucher sind Fahrrad- und Motorradfahrer, welche es bis ans Ende der Carretera Austral schaffen wollen. Diese Straße soll nämlich die südlichen Gebiete Chiles mit der Hauptstadt Santiago verbinden. Aktuell geht das nur mit einem Boot oder über Argentinien. Ihr Ende liegt eben ca. 10 km südlich von O’Higgins, es bleibt also mit 400km Luftlinie nach Puerto Natales noch einiges zu tun…

In O’Higgins bleiben wir zwei Nächte, machen eine kleinere Wanderung und (natürlich) auch ein Foto mit dem Straßenschild, welches das Ende der Carretera Austral bezeugt.

Auf dem Weg zurück nach Cochrane nehmen wir noch das kleine Örtchen Caleta Tortel mit, welches mit Treppen und Stegen am Ende eines Fjords in den Hang gebaut ist und nur zu Fuß erkundet werden kann. Am Parkplatz stehen zwar zahllose Touristenbusse, der Ort ist aber erstaunlich ruhig. Die sind wohl alle auf einer der hier startenden Bootstouren zu einem der vielzähligen Gletscher.

Unsere Fahrt geht jetzt weiter in Richtung Norden, mal schauen wo es uns als nächstes hin verschlägt…

Torres del Paine – Massentourismus, war da was?

Der Torres del Paine Nationalpark ist eines der (wenn nicht das) Highlight(s) Chiles. Eines seiner Attraktionen ist eine 4-5 Tageswanderung, der sogenannte W-Track, auf welchem man die drei Hauptsehenswürdigkeiten von Nahem betrachten kann. Der Glaciar Grey, das Zentralmassiv des Torres und als Abschluss das Highlight die drei Türme, die dem Park seinen Namen verleihen. Das lassen wir uns dieses mal entgehen, denn dafür hätten wir im Vorhinein Campingplätze entlang des Weges buchen müssen und unser Camper stünde einige Tage einfach nur in der Gegend herum (und ob Kerstin tatsächlich schon wieder fit genug für eine solche Mehrtageswanderung ist, müssen wir erst noch herausfinden). Das war uns aber schon vor dem Urlaub klar, sonst hätten wir den Camper vermutlich anders gebucht und wir beschränken uns auf Tageswanderungen.

Hier zeigt sich aber leider die unserer Meinung nach überzogene Kommerzialisierung des Parks. Zum Beispiel könnte man die ersten Abschnitte des W-Tracks auch ohne die Übernachtungen erreichen, dafür muss man allerdings ein Boot für 50€ buchen. Und das obwohl der Beginn der Wanderung nur einige hundert Meter Luftlinie von unserem ersten Schlafplatz am Lago Grey entfernt ist. Außerdem gibt es (natürlich) Schiffsfahrten zum Glaciar Grey, inklusive Whiskey mit Gletschereis. Das sparen wir uns aber ohne schlechtes Gewissen.

Nur die Torres lassen sich als Tageswanderung ohne größeren Aufwand erreichen. Doch bevor wir das angehen, machen wir noch ein wenig Konditionstraining auf den Aussichtspunkt “Mirador Ferrier” nahe des Glaciar Grey. 750 Höhenmeter auf 3km Strecke haben es in sich und das Ganze bei patagonischem Nieselregen, aber es lohnt sich. Am Nachmittag wird das Wetter dann auch besser, wir fahren ein wenig um die Seen im Park und genießen das Wetter und später einen herrlichen Sonnenuntergang über der Bergkette am “Mirador Cuernos”. Wie auch schon bei der Fahrt zum Park, ist dessen Anblick einfach irgendwie unwirklich. Der an unserem Übernachtungsplatz häufig gesichtete Puma bleibt aber leider verborgen.

Der nächste Tag beginnt mit einem der roten Sonnenaufgänge, für die der Torres berühmt ist. Es bleibt auch tagsüber wie erhofft voller Sonnenschein und wir wagen früh morgens die 8-stündige Wanderung zum Torres. Es lässt sich schwer in Worte fassen und die Bilder sprechen eigentlich für sich. Es ist ähnlich wie Yosemite oder der Grand Canyon, man steht vor diesem Berg bzw. in diesem Fall vor den Türmen und denkt die ganze Zeit man steht vor einer kitschigen Leinwand. Als wäre das noch nicht genug, kreist in regelmäßigen Abständen ein Kondor über unseren Köpfen.

Zurück am Van versuchen wir unser Glück überzustrapazieren und legen uns nochmal an einem anderen Parkplatz auf die Lauer nach einem Puma. Leider ist der Wanderweg mit guten Aussichten auf eine Sichtung schon geschlossen (und der Ranger lässt auch nicht mit sich reden), deshalb bleibt uns dieser Anblick verwehrt. Bis zum nächsten Morgen. Bei der Ausfahrt aus dem Park sehen wir eine Fototour an einem kleinen Weiher und dort tummeln sich tatsächlich 5 (oder 6, so ganz sicher sind wir uns nicht) Pumas Winking smile Nur 20-30m entfernt. Besser hätte unser Besuch im Park eigentlich gar nicht enden können!!!

Und was ist jetzt mit dem Massentourismus?

Auch wenn wir den W-Track gerne noch gemacht hätten, sind wir vom Park bis auf die teilweise überzogenen Preise und offensichtliche Kommerzialisierung vollkommen begeistert. Insbesondere hätten wir (wie auch schon an anderen Orten) deutlich mehr Touristen erwartet. Zwar ist tagsüber durchaus Betrieb und die Busse tummeln sich im Park, aber Menschenmassen wie in Thailand oder in manchen Nationalparks der USA suchen wir vergeblich. Keine Ahnung an was das liegt. Wir haben eigentlich nur zwei Vermutungen, entweder haben die politischen Unruhen in Chile viele Reisende abgehalten, oder wir haben einfach trotz Hauptsaison ein günstiges Zeitfenster erwischt. Denn Ferien sind ja eigentlich nirgends und tatsächlich sieht man in den Bussen doch hauptsächlich Senioren. Aber uns soll es Recht sein Winking smile

Ein laanger Weg zurück nach Chile

Unser nächstes Ziel ist der wohl berühmteste Nationalpark Chiles, der “Torres del Paine”. Für die rund 800 km von Ushuaia zu dessen Ausgangspunkt Puerto Natales brauchen wir fast zwei volle Tage. Das liegt zum einen an unserem Unwillen 800km an einem Tag zu fahren, aber auch an dem unendlich zähen Grenzübertritt von Argentinien zurück nach Chile. Nachdem wir es am ersten Abend auf Grund der spontanen zusätzlichen Wanderung in Ushuaia nicht mehr über die Grenze schaffen, verbringen wir die erste Nacht ca. eine halbe Stunde vor der Grenze an einem fast einsamen und schönen Strand, um am nächsten morgen früh an der Grenze zu sein. Leider klappt das nicht so ganz. Wir erwischen einen Reisebus vor uns und natürlich muss dessen gesamter Inhalt an die gleichen Aus- und Einreiseschalter wie wir auch. Zusätzlich ist alles etwas chaotisch und wir stehen zweimal an der falschen Schlange an. Das Ganze kostet uns gut 2 Stunden, aber da das ja nicht der letzte Übertritt sein wird, wissen wir jetzt vielleicht wenigstens beim nächsten Mal was zu tun ist. Außerdem nehmen wir auf der Strecke zwischen den beiden Grenzen noch zwei junge Hitchhiker mit, die uns ein wenig mit unseren Spanischlektionen unter die Arme greifen (wir verbringen die Fahrtage nämlich zum Teil mit einem kleinen Spanischkurs).

Durch die Warterei an der Grenze ist es später Nachmittag bis wir die Fähre zurück aufs Festland erwischen und wir verbringen eine weitere Nacht in der patagonischen “Pampa” ´nahe Rio Verde mit wunderschönem Ausblick auf den Fjord und genießen einen fast zweistündigen Sonnenuntergang. Außerdem lernen wir an unserem Rastplatz zwei Chilenen kennen, welche sich gerade auf der letzten Etappe ihrer vierwöchigen Fahrradtour nach Punta Arenas befinden. Von ihnen werden wir nicht nur in die sozialen Gepflogenheiten beim Mate-Trinken eingeweiht, sondern auch gleich noch eingeladen bei ihnen zu Couchsurfen, wenn wir es irgendwann nach Puerto Montt geschafft haben. Mal sehen ob das klappt…

Durch das viele Gequatsche mit den beiden wird es dann auch echt spät bis wir ins Bett kommen und wir schaffen es erst am frühen Nachmittag nach Puerto Natales, wo wir uns mit Informationen und Essen für die nächsten 3-4 Tage im Nationalpark eindecken. Im Torres (wie der Park hier von allen genannt wird) verbringen wir dann auch nach einem idyllischen Abendessen am Lago del Toro unsere nächste Nacht und planen einige Wanderungen für die nächsten Tage…

Wild Campend durch Feuerland nach Ushuaia

Natürlich sagen immer alle, wenn man einen Camper hat spart man sich das Geld für Hostels/Hotels. Das mag zwar stimmen, funktioniert aber meistens nur bedingt (zumindest legal) und man bleibt immer wieder auf Campingplätzen oder bezahlten Stellplätzen hängen. Deshalb haben wir uns auch schon so häufig gegen den Camper entschieden, einfach weil es den Aufwand oft nicht lohnt. Patagonien ist da anders. Es gibt zahllose offizielle und kostenlose Campingplätze entlang und abseits der Straßen. Zwar haben diese meist keine Sanitäranlagen, die bekommt man aber an fast jeder Tankstelle; dort gibt es auch Duschen für 1-2€ p.P. Alles auf jeden Fall sehr campingfreundlich und wir wundern uns immer wieder warum wir so wenig andere Camper sehen. Wenn mal 3-4 andere Autos irgendwo in der Nähe stehen ist das schon viel. Aber wer weiß, vielleicht wird es dann weiter im Norden auch voll, wir wollen es mal nicht verschreien.

Wir nehmen also die “Ruta de la Fin del Mondo” in Richtung Feuerland und die Fähre um auf die Insel zu kommen. Nach einem Tankstopp (die sind auf der Insel nämlich rar) besichtigen wir das erste richtige Highlight der Reise. Wir besuchen eine wilde Kolonie von Kaiserpinguinen MIT JUNGTIEREN!!! Hierher verirren sich auch tatsächlich ein paar Touristenbusse, aber auch das hält sich sehr in Grenzen.

Diese lassen wir auch gleich wieder hinter uns, denn anstatt den direkten Weg zum Nationalpark an der Südspitze in Argentinien zu nehmen – Feuerland ist nämlich zwischen Chile und Argentinien aufgeteilt – wollen wir zuerst noch zur Lago Blanco und Lago Fagnano. Zu ersterem führen uns rund 80 km Schotterweg, danach sind es nochmal so viele nächsten See. Dummerweise hat die einzige Tankstelle auf dem Weg kein Benzin mehr, weshalb wir Fagnano leider von der Liste streichen müssen, sonst kommen nämlich wir nicht mehr zurück. Hier braucht man echt einen Reservekanister…

Aber schon der Lago Blanco lohnt den Aufwand, er ist wunderschön und fast menschenverlassen. Nach einer ruhigen und fast klaren Nacht und einer Bibersichtung am Morgen machen wir uns auf den Weg zu unserer ersten Wanderung auf den Gipfel eines kleinen Berges mit wunderschönen Panorama über die Steppe und hin zu den Bergen des angrenzenden Nationalparks “Tierra del Fuego”. Danach geht es direkt weiter zu einem sehr entspannten Grenzübertritt. Da es Sonntag ist, ist fast nichts los und selbst die Grenzhüter sind eigentlich eher mit Barbecue beschäftigt weshalb unsere illegal importierte Zwiebel niemanden auch nur ansatzweise stört. In Argentinien schaffen wir es dann sogar noch zum Lago Fagnano (dieser erstreckt sich nämlich über die Grenze) und verbringen hier die Nacht. Hier ist es leider nicht ganz so ruhig, aber immerhin bekommen wir so den See noch zu Gesicht. Am nächsten morgen geht es dann weiter nach Ushuaia, der letzte Außenposten der Menschheit. Von hier starten die Expeditionen in die Antarktis, diese sind uns aber mit 6000 USD p.P. ein wenig zuu teuer sind. Es gibt aber trotzdem einiges zu sehen, davon mehr aber ein ander mal…