Carretera Austral – 1200 km spektakuläre Landschaft (Teil 1)

Dass die Carretera Austral gerne mit der Route 66 verglichen wird, liegt unter anderem an der spektakulären und diversen Landschaft. Sie wird auch gerne als “Ruta del Parque Nacional” angepriesen, denn sie verbindet die wichtigsten Nationalparks Patagoniens mit dem Rest des Landes. Mit ihrem Bau wurde während des Militärregimes von Pinochet begonnen und später unter der sozialistischen Regierung als soziales Versprechen weitergeführt. Fertig ist sie wie gesagt noch (lange) nicht und auch der bestehende Teil hat gerade im Süden nicht viel mit einer modernen Fernstraße gemein. Geteert ist sie dort eigentlich nur in den Örtchen, der Rest ist teils grobe Schotterstraße. Wir fahren teilweise längere Zeit kaum schneller als 40 km/h, aber das macht ja auch irgendwie den Reiz dieses Road-Trips aus.

Die Landschaft ändert sich alle paar duzend Kilometer, mal bewaldete Steilhänge die uns ein bisschen an die Insellandschaft in Halong Bay erinnern, dann wieder grüne Hügel und Flüsse wie in Neuseeland oder steilaufragende Berge wie in Südtirol. Alles wechselt sich ab und vermischt sich, man könnte einfach ständig stoppen.

Nach Cochrane ist unser erster kürzerer Zwischenstopp das Örtchen Rio Tranquilo. Es liegt am Lago General Carrera – dem zweitgrößten See Südamerikas – welcher sich bis über die Grenze nach Argentinien erstreckt. Von Touristen wird es hauptsächlich wegen der dort startenden Touren auf einen Gletscher und den dort zu findenden Marmorhöhlen angesteuert. Eine Gletschertour hatten wir ja schon in Island (und sie ist außerdem absurd teuer), Marmorhöhlen sind uns aber neu und wir nehmen ein Boot um diese zu erkunden. Prinzipiell ähneln sie Sandsteinhöhlen, sie sind aber Überbleibsel der Gletscher und wurden durch das Wasser lediglich erweitert und abgerundet. Trotzdem erstaunlich, dass Wasser sich so durch den harten Marmor fressen. Ganz nebenbei sind die Formationen natürlich deutlich stabiler und strahlen eine dementsprechende Majestät aus.

Weiter geht es zum Cerro Castillo, einen Berg mit einer Wanderung, die Fitz Roy und Torres del Paine ähnlich sein soll. Und kurz vor dem dazu passenden Ausgangsort Villa Cerro Castillo, trauen wir unseren nach über 1000km (ja wir haben das nachgerechnet) Schotterpiste durchgerüttelten Körpern kaum, die Straße ist auf einmal geteert! Auf jeden Fall sehr angenehm, aber irgendwie auch komisch sich nicht mehr anschreien zu müssen oder die Musik auf volle Lautstärke zu drehen, weil es im Auto bei 50km/h zu laut ist. Und irgendwie auch ein bisschen langweilig…

Als wir den Cerro Castillo dann aber von weitem sehen, vergeht uns ein wenig die Lust dafür 20€ p.P. (!!!) auszugeben. Wohlgemerkt nicht für einen Tag im gleichnamigen Nationalpark, sondern nur für die Wanderung!!! Wir bleiben trotzdem über Nacht, um am nächsten Morgen das Wetter abzuwarten. Vielleicht bekommen wir ja doch noch Lust… Das Wetter macht uns die Entscheidung dann halbwegs einfach, zwar ist es klar, aber wir sehen schon die Wolken aufziehen, das muss dann echt nicht sein! Außerdem hat Tobis Schulter vor einiger Zeit auf einmal angefangen nachts zu schmerzen und dementsprechend ist er etwas übermüdet.

Daher entschließen wir uns, dass heute mal die Fernsicht genügen muss und fahren weiter nach Coyhaique, in der Hoffnung dort nach fast einer Woche endlich eine geöffnete Apotheke für ein paar Schmerzmittel zu finden. Außerdem sind unsere Vorräte nach einer Woche ohne sinnvollen Supermarkt langsam erschöpft, wir müssen Wäsche waschen und eine Fähre organisieren. Nachdem wir unsere Wäsche abgegeben haben, ärgern wir uns mal wieder durch einen dieser vollkommen ineffizienten Supermärkte. Hier ist es besonders schlimm, denn es gibt viele Menschen, alles dauert dementsprechend eeewig und wir verbringen fast zwei Stunden mit dem Einkauf. Jemand sollte mal Aldi-Effizienz-Seminare in Chile anbieten, vielleicht ist das eine Marktlücke… Schmerzmittel bekommen wir dann auch, und zwar so richtig starke. 100mg Diclofenac, in Deutschland bekommt man nur 25mg, ansonsten braucht man ein Rezept. Und die Apothekerin meint, Tobi soll doch einfach zwei am Tag nehmen!!! Wir beschränken das mal auf eine, die Nacht wird bestimmt auch so lustig…

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