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Pichilemu, Navidad und Maipo – Sommer, Sonne, Viruspanik

Unser eigentliches Ziel nach dem Nationalpark Conguillio sind die Surf- und Badestrände in Pichilemu und Navidad. Da wir aber immer noch keinen Ersatz für unseren stornierten Rückflug und von StaTravel immer noch keine weiteren Informationen haben, versuchen wir in der nächstgrößeren Stadt Concepción direkt mit Iberia Kontakt aufzunehmen. Das klappt sogar und wir bekommen einen neuen Rückflug eine Woche vor dem geplanten Rückreisedatum. Wir hoffen einfach, dass sich Chile nicht innerhalb von 3 Tagen entschließt nach der Einreisesperre auch noch seine Grenzen komplett dicht zu machen. Beim anschließenden Einkaufen wird auch hier die Angst vor dem Corona-Virus langsam deutlicher. Viele Menschen tragen Mundschutz und teilweise sind Regale im eigentlich riesigen Sortiment von Wallmart leergeräumt (u.a. Klopapier…).

Durch den neuen Rückflug trotzdem erleichtert, fahren wir weiter nach Pichilemu um den Surfern zuzusehen, die in wahnwitziger Weise um ein Kliff herum klettern und sich so in die Wellen wagen oder gleich mit einem Jetski ca. 300m aufs offene Meer hinausgezogen werden. Auch einen Surfkurs hatten wir eigentlich auf der Liste, aber just an diesem Tag hat die Regierung Chiles eine Ausgangswarnung ausgesprochen und so bleiben die meisten Geschäfte geschlossen. Selbst der nette Bäcker, bei dem wir das letzte Brot ergattern, erklärt uns, dass er nur noch jeden zweiten Tag öffnet…

Die nächste schlechte Nachricht lässt auch nicht lange auf sich warten, während eines Spaziergangs am eigentlich ganz schönen Strand von Pichilemu bekommen wir von Iberia die nächste Stornierung unseres Rückflugs. Diesmal ist der Flug von Madrid nach München betroffen. Naja, wir wissen ja jetzt wie es geht, rufen an und buchen gleich wieder um. Da wir uns durch die Ausgangswarnung aber auch nicht mehr allzu viel von den restlichen Orten erhoffen, fragen wir auch gleich noch nach einem früheren Flug. Leider vergeblich und so bekommen wir einen neuen Flug für den gleichen Tag mit 9 Stunden Aufenthalt in Madrid. Nicht gerade toll, aber immerhin etwas.

Den Abend verbringen wir bei ein paar Flaschen Wein mit einem deutsch-österreichischen Pärchen in ihrem amerikanischen Wohnmobil, welches sie sich in Chile gekauft haben und aussieht wie aus den 70ern. Am nächsten Morgen fahren wir weiter nach Navidad; dort ist weniger Surfen, sondern eher Baden angesagt, aber auch hier lässt uns das Wetter im Stich. Der in dieser Region übliche Morgennebel will einfach nicht abziehen und für die nächsten Tage ist auch keine Besserung in Sicht.

Und wie sollte es anders sein, kommt auch gleich die nächste Stornierung von Iberia via E-Mail. Wir können zwar wieder umbuchen, allerdings nur für einen Flug zwei Tage später und langsam wird uns die Situation etwas gespenstisch. Denn die Regierung kündigt immer schärfere Maßnahmen an (unter anderem eine nächtliche Ausgangssperre) und das Vertrauen in Iberia haben wir auch verloren. Auch die nette Dame am Service-Telefon meint nur unter vorgehaltener Hand, sie würde es nicht riskieren noch so lange im Land zu bleiben, immer mehr Flughäfen machen dicht…

Um im Zweifel möglichst schnell am Flughafen zu sein, verlassen wir am nächsten Tag Navidad in Richtung des Maipo-Valleys. Von hier aus können wir den Van innerhalb von 45 Minuten zurückbringen und das Wetter soll auch besser sein. Ist es auch, aber der Corona-Virus wird immer präsenter. Überall Menschen mit Mundschutz, Blockabfertigung an Supermärkten, Campingplätze und Nationalparks werden geschlossen und viele Menschen trauen sich nicht mehr vor die Tür. Wer soll es ihnen auch verdenken, einen Ausbruch wie in Europa oder Asien würde das Gesundheitssystem vermutlich nicht mal ansatzweise verkraften. Deshalb buchen wir unabhängig von Iberia einen neuen Rückflug, so haben wir einerseits einen Trumpf im Ärmel, wenn wieder was storniert wird, gleichzeitig sind die Tickets alle bis kurz vor Abflug erstattbar (da hat Corona jetzt doch noch was Gutes Winking smile )

Auch wenn die Flugsuche etwas nervenaufreibend ist, können wir doch immerhin noch ein bisschen das warme, sonnige Wetter im Valley genießen und ein wenig Vitamin D tanken, bevor wir uns am Montagabend – 6 Tage vor dem eigentlichen Ende – nach Santiago begeben und den Camper zurückgeben. Nach einem letzten netten Plausch mit Danny – der es gar nicht glauben kann, dass wir 5 Pumas gesehen haben und sich riesig über unseren Corona-Sixpack freut – machen wir uns auf, um über Toronto zurück nach Deutschland zu fliegen. 33 Stunden Reisezeit und wir fragen uns langsam wirklich, ob wir es irgendwann mal wieder schaffen ohne Katastrophen aus einem Urlaub zurückzukommen…

Amerika und Kanada – eine Zusammenfassung von viel zu kurzen 100 Tagen

Hatten wir in Australien und Neuseeland hin und wieder das Gefühl etwas verpasst zu haben, ist es hier deutlich anders. Obwohl wir (unserer Meinung nach) unglaublich viel in diese 100 Tage verpackt haben, kommt es uns eher so vor als hätten wir gerade mal an der Oberfläche der Sehenswürdigkeiten Nordamerikas gekratzt. Natürlich kann man Kanada nur beding mitzählen, da wir das ja eher so im Vorbeifahren mitgenommen haben anstelle es vernünftig zu bereisen, aber gerade deshalb sind hier noch so einige Sachen offen geblieben. Aber nun wie immer zu den Fakten:

  1. Der American Way of Life:
    Keine Frage, die Amerikaner haben eine etwas andere Auffassung der vielzitierten Work-Life-Balance. 10 Tage Urlaub im Jahr und 50 Stunden-Wochen als Regelarbeitszeit sind mit Deutschen Verhältnissen nur schwer zu vereinbaren. So wurden wir doch häufig mit ziemlich großen Augen angeschaut als wir von den typischen 30 Tage Urlaub in Deutschland erzählten. Definitiv ein Punkt, der uns eher abgeschreckt hat, auf der anderen Seite scheinen die Amis in Bezug auf die Arbeitsstelle deutlich entspannter zu sein. Ist man mit der Arbeitssituation nicht zufrieden wird einfach gekündigt und 2 Wochen später bei einem neuen Unternehmen angefangen. Natürlich haben beide Modelle ihre Vor- und Nachteile, aber man (bzw. wir 🙂 ) haben nicht einen Amerikaner über seinen Arbeitsplatz jammern gehört, es scheint also ein etwas besseres Verhältnis zum Job zu verursachen.
  2. Jeder Amerikaner läuft mit einer geladenen Pistole durch die Straßen:
    Natürlich weiß jeder, dass dem nicht so ist, aber zumindest hängt einem doch dieses Bild im Kopf wenn man an einen Amerikaner denkt, oder? Uns ging es genauso. Dass dieses Vorurteil aber so überhaupt nicht den Tatsachen entspricht hätten wir uns ehrlich gesagt nicht erträumt. Tatsächlich sind alle Amerikaner, die wir so kennengelernt haben ziemlich waffenfeindlich und antirepublikanisch eingestellt (wobei man natürlich fairerweise zugeben muss, dass auf wir durch Couchsurfing doch eher die liberale Seite Amerikas kennengelernt haben). Die meisten waren doch ernsthaft erschrocken, mit was für einem Stereotypen sie in Verbindung gebracht werden.
  3. Couchsurfing und Hosts:
    Hatten wir zu Beginn noch Angst Amerika würde die Reisekasse komplett sprengen, belehrte uns die Gastfreundschaft der Amerikaner eines Besseren. Woran genau das jetzt lag, das ist uns auch nicht vollkommen klar. Wir vermuten es liegt daran, dass Amerika bei weitem nicht so vielen Backpackern ausgesetzt ist, wie Australien und Neuseeland. Sind in diesen Ländern viele Leute genervt oder einfach nur von der Masse erschlagen, ist es hier eher etwas Besonderes mit einem kleinen Budget zu reisen. Die drei Hauptreiseziele New York, L.A. und San Francisco nehmen wir davon mal aus. Wir haben tatsächlich wenige andere „wie uns“ auf der Straße getroffen.
  4. Fortbewegung:
    Für jeden, der es uns mal nachmachen möchte, im Westen ist ein Auto absolut unverzichtbar. Zu schlecht und teuer sind die Busverbindungen und auf der anderen Seite ist das Mieten von Autos vergleichsweise billig. Auch das Benzin wird einem quasi hinterhergeworfen. Ob man sich jetzt ein Auto kaufen möchte, muss jeder für sich selbst entscheiden. Sollte man überlegen das Land zu durchqueren, dürfte das auf Grund der exorbitanten Einwegmieten durchaus eine Option darstellen, aber auch autodrivaway.com bietet ab und an günstige Möglichkeiten. Hier noch ein kleiner Tipp: Wer überlegt mal die Route 66 zu fahren, sollte das im Mai planen. Zu dieser Zeit werden nämlich zig Autos und Camper von Chicago nach LA verfrachtet und können daher für 14-21 Tage kostenlos gemietet werden!
    Im Osten dagegen, waren die Busse zwischen den größeren Städten perfekt, was aber vermutlich auch daran liegt, dass es dort kaum Nationalparks gibt, für welche ein Auto ein Muss ist.
  1. Potential to come back:
    Wie schon angedeutet, mehr als genug. Wir haben lediglich 18 der 50 Staaten geschafft und dabei ist alles mitgerechnet, wo wir auch nur mal einen Fuß ins Gras gesetzt haben. Die komplette Mitte und damit vor allem Texas und Colorado haben wir total verpasst. Auch der Grand Canyon, Yellowstone und Yosemite hätten nochmal einen ausführlicheren Besuch verdient. Allerdings muss man auch sehen, dass wir doch auch einiges geschafft haben. 25 Nationalparks und 13 Großstädte in 100 Tagen sind doch auch schon was, oder 🙂

Von daher, hoffentlich bis bald Amerika 🙂

Zurück nach Montreal – endlich konnten wir mal unsere Krankenversicherung ausnutzen…

Nachdem wir in Montreal angekommen und in größter Eile unsere Taschen bei unserem nächsten Host Matteo abgegeben hatten (wir waren nämlich spät dran, weil uns die Polizei angehalten hatte, da wir ein „Linksabbiegen verboten“ Schild, geflissentlich ignoriert hatten. Der Polizist war aber so nett und ließ uns nochmal davonkommen 🙂 ), gaben wir das Auto zurück und schlenderten noch ein wenig durch die Stadt.

Abends nahmen uns Matteo und seine Freundin Caro (beide French-Canadians) mit zu einem Picknick mit einigen Freunden und auf DREI Geburtstagsparties. Da wir schon seit 21 Stunden auf den Beinen waren, mussten wir allerdings nach der zweiten schlussmachen, wir wollten ja auch noch etwas von Montreal sehen. Leider kam alles ein wenig anders als wir dachten…

Kerstin Erkältung hatte sich nämlich relativ hartnäckig gehalten und sie lief schon seit einigen Tagen auf dem Zahnfleisch durch die Weltgeschichte. Jetzt kam auch noch eine kleine Hautinfektion dazu und so blieb uns nichts anderes übrig als einen Arzt aufzusuchen. Leichter gesagt als getan. In Kanada gibt es nämlich keine Arztpraxen wie in Deutschland, nur Kliniken und so machten wir uns auf in ein Krankenhaus in der Annahme das sei unter „Klinik“ gemeint (es war übrigens zu allem Übel auch noch sonntags). Nach grob einer Stunde Warten im Krankenhaus, erzählte uns der Pfleger dann, dass wir doch besser in eine Klinik gehen sollten, denn die Notaufnahme, in welcher wir uns befanden koste nur für das Eröffnen einer Krankenakte 1200$. Das saß. Er war allerdings so nett uns einen Termin bei einer tatsächlichen Klinik für den nächsten Morgen auszumachen und so konnten wir uns am Nachmittag immerhin noch den Mont Royal mit einem tollen Ausblick über Montreal genehmigen. Während Kerstin sich zur Erholung bereits schlafen legte, ging Tobi noch mit Matteo und Caro zu einer Kurzfilmnacht, welche allerdings leider auf Französisch stattfand. Außerdem buchten wir auf Grund mangelnder Alternativen einen billigen Flug von Montreal nach Halifax, unserer letzten Station dieser Reise.

Nach dem Arztbesuch am nächsten Morgen bekam Kerstin Antibiotika verschrieben und wir packten unsere sieben Sachen, um in den Flieger zu steigen. Leider hatten wir bei der Anreise zum Flughafen die Rechnung ohne das Nahverkehrsystem Montreals gemacht und so kamen wir geschlagene FÜNF Minuten vor letztmöglicher Gepäckabgabe am Flughafen an. Unser Gepäck wurde trotzdem angenommen und wir hatten noch über 30 Minuten Zeit bevor das Boarding begann. Was lernen wir daraus? Die Richtlinien der Airlines sind halt einfach genau das was sie sind. Richtlinien und keinen interessiert wirklich was drin steht… Dann ging auch endlich unser Flug nach Halifax, aber das letzte Kapitel unserer Reise steht im finalen Eintrag!

Montreal von / from Mont Royal

Byron Bay

Los ging es also mit unserem Hitchhiking-Abenteuer (englisch für Trampen). Eher notdürftig ausgestattet mit einer Plastiktüte als Schild liefen wir zur Auffahrt des Highways, der nur einige hundert Meter von Joshuas Haus entfernt war. Nach sage und schreibe 10 min hatten wir dann auch schon Glück und eine Familie hielt an, die auch direkt nach Byron Bay fuhr. Witziger Weise hatten sie gerade einen anderen Tramper am Bahnhof nebenan abgesetzt, ansonsten hätten sie uns nicht mal gesehen 🙂 Da sag noch jemand, Trampen in Australien würde nicht klappen… Nach gut einer Stunde (bzw. zwei, denn wir hatten ja wieder eine andere Zeitzone :-/ ) waren wir dann auch schon da und wurden geschockt. Es war nämlich Australia Day und dementsprechend waren die Campingplätze ziemlich teuer. Wäre ja noch nicht so schlimm, aber 66$ für eine Nacht im Zelt fanden wir dann doch etwas übertrieben. Glücklicherweise fanden wir nach etwas Suchen noch einen günstigeren für 40$, der lediglich nicht direkt am Strand gelegen war.

Nun waren wir also in Byron Bay, ein Ort mit ca. 26.000 Einwohnern und ca. 1.300.000 Besuchern pro Jahr sowie Heimat von Hippies, Marijuana und Surfern. Bei dieser Mischung erwarteten wir bunte Hütten, private Hanfgärten, Bioläden und Straßen voller Artisten, Surfboys und Touristen. Tatsächlich empfingen uns vor allem letztere inklusive Touristenbüros, Souvenirläden, Backpacker-Hostels, Diskotheken, Hotels, Mietapartments und Supermärkte (es gibt sogar Aldi dort). Später erfuhren wir, dass Nimbim im Landesinneren die eigentliche Heimat der Hippies ist, dort sind Drogen sogar inoffiziell polizeilich „geduldet“. Nach dieser doch etwas ernüchternden Erfahrung hatten wir zumindest noch die Hoffnung auf ein riesiges Fest zum Australia Day, doch dieser wurde in Byron Bay tatsächlich relativ zurückhaltend angegangen, d.h. entweder private Partys, Barbecues am Strand oder eben Discobesuche bis spät in die Nacht.

Dementsprechend machten wir wieder unser eigenes Ding und beschlossen die zweifelslos unglaublich schöne Küste in Byron Bay näher in Augenschein zu nehmen. Wir haben uns dann auch gleich vom Campingplatz aus zum Cape Byron gemacht. Dort kann man entlang der Küste zum Leuchtturm und zum östlichsten Punkt des australischen Festlands laufen. Da für den nächsten Tag richtig schönes Wetter vorausgesagt wurde, machten wir uns einen faulen Lenz am Haupt-Strand von Byron Bay. Ein wirklich schöner Surf-Strand! Am nächsten Tag ging unser Tramp-Abenteuer dann auch weiter nach Coffs Harbour.

Die Küste in Byron Bay / The coast at Byron Bay
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