Der Torres del Paine Nationalpark ist eines der (wenn nicht das) Highlight(s) Chiles. Eines seiner Attraktionen ist eine 4-5 Tageswanderung, der sogenannte W-Track, auf welchem man die drei Hauptsehenswürdigkeiten von Nahem betrachten kann. Der Glaciar Grey, das Zentralmassiv des Torres und als Abschluss das Highlight die drei Türme, die dem Park seinen Namen verleihen. Das lassen wir uns dieses mal entgehen, denn dafür hätten wir im Vorhinein Campingplätze entlang des Weges buchen müssen und unser Camper stünde einige Tage einfach nur in der Gegend herum (und ob Kerstin tatsächlich schon wieder fit genug für eine solche Mehrtageswanderung ist, müssen wir erst noch herausfinden). Das war uns aber schon vor dem Urlaub klar, sonst hätten wir den Camper vermutlich anders gebucht und wir beschränken uns auf Tageswanderungen.
Hier zeigt sich aber leider die unserer Meinung nach überzogene Kommerzialisierung des Parks. Zum Beispiel könnte man die ersten Abschnitte des W-Tracks auch ohne die Übernachtungen erreichen, dafür muss man allerdings ein Boot für 50€ buchen. Und das obwohl der Beginn der Wanderung nur einige hundert Meter Luftlinie von unserem ersten Schlafplatz am Lago Grey entfernt ist. Außerdem gibt es (natürlich) Schiffsfahrten zum Glaciar Grey, inklusive Whiskey mit Gletschereis. Das sparen wir uns aber ohne schlechtes Gewissen.
Nur die Torres lassen sich als Tageswanderung ohne größeren Aufwand erreichen. Doch bevor wir das angehen, machen wir noch ein wenig Konditionstraining auf den Aussichtspunkt “Mirador Ferrier” nahe des Glaciar Grey. 750 Höhenmeter auf 3km Strecke haben es in sich und das Ganze bei patagonischem Nieselregen, aber es lohnt sich. Am Nachmittag wird das Wetter dann auch besser, wir fahren ein wenig um die Seen im Park und genießen das Wetter und später einen herrlichen Sonnenuntergang über der Bergkette am “Mirador Cuernos”. Wie auch schon bei der Fahrt zum Park, ist dessen Anblick einfach irgendwie unwirklich. Der an unserem Übernachtungsplatz häufig gesichtete Puma bleibt aber leider verborgen.
Der nächste Tag beginnt mit einem der roten Sonnenaufgänge, für die der Torres berühmt ist. Es bleibt auch tagsüber wie erhofft voller Sonnenschein und wir wagen früh morgens die 8-stündige Wanderung zum Torres. Es lässt sich schwer in Worte fassen und die Bilder sprechen eigentlich für sich. Es ist ähnlich wie Yosemite oder der Grand Canyon, man steht vor diesem Berg bzw. in diesem Fall vor den Türmen und denkt die ganze Zeit man steht vor einer kitschigen Leinwand. Als wäre das noch nicht genug, kreist in regelmäßigen Abständen ein Kondor über unseren Köpfen.
Zurück am Van versuchen wir unser Glück überzustrapazieren und legen uns nochmal an einem anderen Parkplatz auf die Lauer nach einem Puma. Leider ist der Wanderweg mit guten Aussichten auf eine Sichtung schon geschlossen (und der Ranger lässt auch nicht mit sich reden), deshalb bleibt uns dieser Anblick verwehrt. Bis zum nächsten Morgen. Bei der Ausfahrt aus dem Park sehen wir eine Fototour an einem kleinen Weiher und dort tummeln sich tatsächlich 5 (oder 6, so ganz sicher sind wir uns nicht) Pumas
Nur 20-30m entfernt. Besser hätte unser Besuch im Park eigentlich gar nicht enden können!!!
Und was ist jetzt mit dem Massentourismus?
Auch wenn wir den W-Track gerne noch gemacht hätten, sind wir vom Park bis auf die teilweise überzogenen Preise und offensichtliche Kommerzialisierung vollkommen begeistert. Insbesondere hätten wir (wie auch schon an anderen Orten) deutlich mehr Touristen erwartet. Zwar ist tagsüber durchaus Betrieb und die Busse tummeln sich im Park, aber Menschenmassen wie in Thailand oder in manchen Nationalparks der USA suchen wir vergeblich. Keine Ahnung an was das liegt. Wir haben eigentlich nur zwei Vermutungen, entweder haben die politischen Unruhen in Chile viele Reisende abgehalten, oder wir haben einfach trotz Hauptsaison ein günstiges Zeitfenster erwischt. Denn Ferien sind ja eigentlich nirgends und tatsächlich sieht man in den Bussen doch hauptsächlich Senioren. Aber uns soll es Recht sein ![]()