Nach knapp fünf Stunden auf der Fähre kommen wir auf der Insel Chiloe in der Stadt Quellon an, welche uns vielfach als sowohl ursprünglich und eine Art Geheimtipp empfohlen wurde. So erleben wir erstmal einen kleinen Kulturschock, nach der Ruhe und Abgeschiedenheit des Südens ist hier nämlich richtig was los! Das liegt natürlich daran, dass wir der Hauptstadt Santiago langsam näher kommen und insbesondere nicht mehr durch mehrere Fähren von ihr getrennt sind. Das schöne ist, es ist aber kaum touristisches Treiben, sondern alltägliches. Es ist Samstag, es gibt einen Flohmarkt, man möchte uns zum Eintritt in irgendeine Kirche bekehren, überall sind Verkaufsstände entlang der Hauptstraße und auch der Stadtstrand, an welchem wir den fehlenden Schlaf nachholen, ist gut gefüllt. Es macht Spaß den Menschen in Ihrem Alltag zu begegnen.
Nachdem wir in der Touristeninformation nur wenig hilfreiches erfahren, lassen wir uns einfach ein wenig treiben und besichtigen zuerst das vermutlich einzige “internationale” Highlight der Insel. Direkt am Stadtstrand von Quellon endet die berühmte Panamericana, eine Straße, welche in Alaska beginnt und eben bis nach Chiloe führt. Teile davon sind wir auch schon in Kanada und den USA gefahren. Wir hoffen ein wenig auf emotionale Momente von Reisenden, die hier ankommen und sich in den Armen liegend zur Bewältigung der Strecke gratulieren. Leider vergeblich. Nichtsdestotrotz verbringen wir den ganzen Nachmittag und den nächsten Morgen am Strand, denn es ist herrlichstes Wetter und die Gelassenheit, die die Einheimischen trotz teilweise offensichtlicher Armut (Chiloe ist die ärmste Region Chiles) ausstrahlen, ist einfach ansteckend.
Am Nachmittag fahren wir weiter nach Queilén, hier soll es nämlich manchmal Pinguine und Delfine direkt an den Strand verschlagen. Zwar verlässt uns das Glück diesmal, aber wir machen einfach weiter, wo wir in Quellon aufgehört haben und legen uns gemütlich an den Strand. Auf dem Weg haben wir aber noch eine interessante Begegnung. Wir nehmen die kleinere – und natürlich aus Schotter bestehende – Straße, die wir quasi für uns haben. Ungefähr auf halber Strecke sehen wir eine vielleicht 70-jährige Dame in der Nähe einer Kuh-Herde in die gleiche Richtung laufen, in die wir fahren. Je näher wir kommen, desto abgekämpfter sieht sie aus (es ist nämlich über 30°C) und als sie dann die Hand hebt, nehmen wir sie natürlich mit. Da die Verständigung diesmal irgendwie nicht funktioniert, hoffen wir einfach, dass sie uns sagt wann sie raus will, angeschnallt ist sie hinten im Van nämlich nicht, aber als wir ihr einen Platz bei uns vorne anbieten winkt sie ab. Irgendwie verhilft sie uns dann auch durch eine Art Straßensperre/Baustelle. Wir werden nämlich von zwei leicht suspekten Typen angehalten und in eine Seitenstraße gewiesen, die wir eigentlich nicht nehmen wollen. Nach einer Diskussion mit unserer Hitchhikerin – von der wir nicht ein Wort kapieren – können wir aber weiter. Kurze Zeit später tippt sie uns dann auch an, sie will nämlich bei einem Fußballspiel neben einer Kirche (es ist Sonntag) aussteigen und nach Küsschen und Umarmung geht sie ihres Weges. Was man halt so erlebt, wenn man die Hauptstraße mal verlässt…
In den nächsten beiden Tagen besuchen wir Cucao mit den Muelle de las Almas, welche ein Pfad für die Seele in den Himmel darstellen sollen, und die größte Stadt der Insel namens Castro welches für seine Stelzenhäuser bekannt ist. Beides haut uns jetzt nicht wirklich vom Hocker und auch die Geschichte des “versunkenen Waldes” ist deutlich spektakulärer als seine Erscheinung. Hier ist nämlich vor einiger Zeit bei einem Erdbeben die Oberfläche um zwei Meter abgesackt nur um anschließend von einem Tsunami überspült zu werden. Die Bäume auf dieser Fläche sind dann im Salzwasser ertrunken (heißt, man sieht tote Bäume…). Wir genießen aber weiterhin die Ruhe an den Stränden in Chiloe, die wir immer wieder finden und an einigen davon auch über Nacht bleiben.
Richtig schön ist dafür die kleine Insel Quinchao, welche man mit der Fähre erreicht (und wo wir fast einen bellenden Mitfahrer bekommen hätten ). Die Insel ist hauptsächlich durch einige, für Chiloe typische Holzkirchen bekannt, aber auch die Natur ist durch die nur wenigen Menschen noch häufig ursprünglich und es macht einfach Spaß mit dem Van über die Insel zu düsen. Da sie so klein ist, reichen vier Stunden dafür auch vollkommen aus…
Der letzte Tag hat dann noch ein kleines Highlight parat, denn wir wollen uns noch eine Kolonie von Magellan- und Humboldt-Pinguinen anschauen. Unser erster Versuch dorthin zu gelangen scheitert, denn die Straße vom versunkenen Wald zur Kolonie ist für unseren Van nach ca. 1/3 der Strecke zu sandig und zu steil, so dass wir umkehren müssen. Der zweite Versuch (und deutliche Umweg) klappt dann und es geht erstmal ans nordwestliche Ende der Insel und dann noch ca. einen Kilometer mit dem Van auf den Strand. Nach der letzten Erfahrung mit Sand ein wenig gruselig, er schafft es aber doch ohne Probleme. Wir sehen die Pinguine dann auch direkt vom Strand und sparen uns deshalb aus Tier- und Kostengründen die Bootsfahrt, welche teilweise absurd nahe an die Pinguine heranfahren.
Nach einem letzten Picknick an einem letzten einsamen Strand in Chiloe geht es dann mit der Fähre zurück aufs Festland nach Puerto Montt, wo ein Wiedersehen auf uns wartet.