Die zweitgrößte Stadt Kolumbiens wollten wir unbedingt noch sehen, sie hat nämlich nicht nur eine bewegte Geschichte mit Drogenkartellen und Pablo Escobar, sondern soll auch eine der aufstrebendsten und aufregendsten Städte Südamerikas sein. Und was soll man sagen, das merkt man an den Übernachtungspreisen, aber wir werden definitiv nicht enttäuscht. Wir kommen im Viertel “El Poblado” unter, in dem sich nicht nur die meisten Hostels, sondern auch die meisten Bars, viele (vegane) Restaurants und Cafés befinden. Unser Hostel hat seine besten Tage leider bereits hinter sich gebracht, das wäre jetzt nicht weiter tragisch, aber es liegt in direkter Nachbarschaft mit mehreren (Rooftop-) Bars. Dort läuft laut Musik bis 4 Uhr morgens und (schall)dicht sind weder Türen noch Fenster in unserem Zimmer. Naja was solls, wir haben ja nur einen Nachtbus und einen Nachtflug vor uns, da hilft es sicher beim Schlafen wenn wir leicht übermüdet sind
Wir erwischen wieder ein Wochenende, und wie wir schon in Bogota erleben durften, ist dann das Stadtleben mindestens doppelt so interessant. Überall Märkte, Stände, Bands und Musik in öffentlichen Parks. Einfach die pure Lebensfreude, wie man sich Lateinamerika nur erträumen kann.
Aber das Highlight ist definitiv unsere Tour durch die mittlerweile berühmte “Comuna 13”. Vor 20 Jahren hatten hier noch die Drogenkartelle das Sagen: Überfälle, Straßenschlachten, Bandenmorde und Großeinsätze des Militärs waren an der Tagesordnung. Heute ist es eine florierende Gemeinde mit vielen Angeboten für Kunst und Kultur, sowie verbesserten Schul- und Freizeitmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche. Unser Guide ist Anfang zwanzig und ist in der “Comuna 13” geboren. Er erzählt uns eindrucksvoll von der bewegenden Geschichte und wie er die Veränderungen als Kind und Jugendlicher miterlebt hat. Nebenbei bestaunen wir die Vielzahl an Straßenkünstlern, die sich hier samstags versammeln um Wände zu bemalen, zu singen, zu tanzen und Handwerk an die Vielzahl von Touristen zu verkaufen.
Ein weiteres Highlight ist die Fortbewegung in der Comuna 13. Da Medellin zwischen mehreren Hügeln und Bergen liegt, erstrecken sich die verschiedenen Viertel bis in die Berge hinein (was natürlich auch die sozialen Probleme begünstigte). Mittlerweile gibt es eine Metro, welche die Viertel im Tal der Stadt miteinander verbindet, und wiederum an verschiedene Gondeln in die Berge der Viertel angeschlossen ist. So können auch die entlegendsten Ecken der Stadt am Nahverkehr teilnehmen. In der Comuna 13 gibt es allerdings keine Gondel, sondern sechs überdachte Rolltreppen, mit denen man den Berg erklimmen kann. Einfach eine super spannende Idee und da sich um die Rolltreppen herum die meisten Touristen und Künstler versammeln, wurde es zur Lebensader des Viertels. Alles in allem einfach eine tolle Atmosphäre und wir schlendern auch nach der Tour weiter durch das Viertel, um ein paar Souvenirs zu shoppen und den Sonnenuntergang bei einem lokalen Bier zu genießen.
Am zweiten Tag erkunden wir noch die historische Innenstadt und den Arvi Park, den man über eine rund 45-minütige Gondelfahrt erreicht. Wir besuchen den botanischen Garten und schlendern durch die verschiedenen Cafés und Bars, bevor wir den Nachtbus zurück nach Bogota nehmen um unseren Flieger zurück nach Europa zu erwischen.
Die Nachtbusse sind zwar nicht ganz so luxuriös wie in Peru, aber wir können uns trotzdem ein wenig ausruhen und noch ein Frühstück und den Nachmittag in Bogota genießen.
Leider passiert uns ein trauriges Missgeschick… Als wir unser Gepäck am Flughafen aufbewahren wollen, fällt uns auf, dass das Teleobjektiv unserer Kamera nicht mehr im Gepäck ist. Vermutlich ist es uns im Bus aus dem Rucksack gefallen, aber obwohl wir nochmal zum Busbahnhof zurückfahren und sogar unseren Bus finden, ist das Objektiv nicht mehr auffindbar. Keine Ahnung wo das geblieben ist, vermutlich hat es jemand eingesteckt. Ein leider etwas trauriger Abschied aus Kolumbien, denn das Objektiv hat uns schon so tolle Dienste geleistet.
Am Abend bei einem letzten Coca-Tee lernen wir aber noch einen netten Kolumbianer kennen, mit dem wir uns fast 1,5 Stunden unterhalten, zumindest ein versöhnlicher Abschluss dieses Tages…