Zusammen mit Ruth, die wir im Dschungel von Kolumbien kennengelernt haben, werden wir am Freitagmorgen abgeholt und zwei Stunden zum Dorf El Mamey, dem Ausgangspunkt des “Lost City Treks” gebracht. Dafür sitzen wir im Rückraum eines allradbetriebenen Jeeps, und der ist spätestens bei der zweiten Hälfte der Straße auch bitter nötig. Es geht durch tiefste Schlammgräben und durch Bäche, stetig nach oben.
Nachdem der Rest unserer Gruppe eintrifft, bekommen wir erstmal Mittagessen und lernen unseren Übersetzer Camillo und unseren Guide Daniel kennen. Während des Essens passiert das, was wir zwar erwartet, aber doch irgendwie gehofft hatten drumherum zu kommen. Es regnet. Erst leicht, dann wird es immer stärker. Nachdem es auch nach einer halben Stunde nicht nachlässt, werden wir zusammengetrommelt und Daniel erklärt uns den Weg. Camillo schließt mit den Worten “You will get wet, you will get muddy and dirty. The sooner you accept that, the sooner you’ll have fun” (Übersetzt etwa: Ihr werdet nass und schmutzig, findet euch damit ab). Gesagt getan, und wir stiefeln ausgestattet mit Regenponchos los in den Regen und hoch auf unseren ersten Berg. Erstmal nass, gewöhnen wir uns auch an das Schlammbad unter unseren Schuhen und versuchen eigentlich nur noch den tiefsten Schlammgruben auszuweichen. So an den Regen gewöhnt, fangen wir an die Situation und die Landschaft zu genießen und entdecken auf dem Weg sogar ein rund 2-3 Wochen altes Armadillo Junges auf der Suche nach Würmern <3
Irgendwann lässt der Regen dann auch ein wenig nach und wir erreichen unser erstes Camp, belohnen uns mit einer (kalten) Dusche, einem Bier und bekommen Abendessen. Wir vertreiben uns den Abend noch mit einem weiteren Bier und einem Kartenspiel mit unserer Wandergruppe, bestehend aus 2 Deutschen, einer Österreicherin, einer Spanierin, drei Kolumbianerinnen, Ruth uns uns. Dann geht es zeitig ins Bett, denn es wird am nächsten (und auch den weiteren Tagen) um 5 Uhr weitergehen.
Der Morgen begrüßt uns dann mit strahlendem Sonnenschein, und so trocknen unsere Klamotten und Schuhe zumindest ein wenig. Wir wandern durch indigene Dörfer und bekommen eine kleine Unterrichtsstunde über die indigenen Lebensgewohnheiten des Kogi-Stamms. Sie leben hier noch weitgehend nach ihren ursprünglichen Traditionen, ohne Schulen – wohl aber mit Fernsehern auf denen die WM geschaut wird – als Farmer in ihren Gemeinschaften. Und natürlich durchwaten wir wieder Schlammlöcher und genießen die herrliche Landschaft und das sagenhafte Gefühl ohne Stress durch den Dschungel zu wandern.
Unser “Basislager” erreichen wir wieder im Regen – aber bei weitem nicht so ein Sturzbach wie noch am ersten Tag und nach einer weiteren Routine an Bier, Essen, Kartenspiel&Bier, Schlafen und 5 Uhr aufstehen, geht es nach einer Flussüberquerung mittels Zipline 1200 uralte Stufen steil nach oben zur “verlorenen Stadt”. Und wir sind absolut positiv überrascht. Haben wir die Wanderung eigentlich eher aus dem Reiz an der Mehrtagestour begonnen, entpuppt sich die archäologische Fundstätte als unglaublich schöne, große und beeindruckende Stadt. Mit Machu Picchu lässt es sich schwer vergleichen, aber schon alleine die Tatsache, dass sich nicht 12000, sondern rund 80 Leute in der Stadt befinden, gibt uns ein ganz anderes Gefühl für die Tayrona Kultur, die hier mehrere Jahrhunderte bis zum Auftauchen der Spanier gelebt hat. Daniel und Camillo erklären uns die Besonderheiten, während wir die vier zugänglichen Teile der Stadt besichtigen. Tatsächlich erstreckt sie sich aber über mehrere km² über Berghänge und steht den Inkastädten in Peru in nichts nach.
Nach rund drei Stunden in der Stadt machen wir uns auf den Rückweg zu unserem dritten und letzten Lagerplatz. Hier springen wir erstmal kurz in den Fluss um uns vom Tagesmarsch zu erholen und bei Bier und Abendessen das Erlebte zu diskutieren. Da wir den gleichen Weg zurücklaufen müssen, geht es wieder zeitig ins Bett und früh los – bis zum Ausgangspunkt der Wanderung nach El Mamey sind es noch weitere 17 km. Mit dem Highlight der Wanderung im Rücken, ziehen die sich jetzt doch ganz schön lange hin, und so langsam werfen die immernassen Füße auch Blasen. Aber wir gehen es als Gruppe recht gemütlich an, genießen den sonnigen Tag und gönnen uns einen ausgedehnten Kuchenstopp am ersten Camp. Wir sind dann zwar die letzten zurück in El Mamey, aber wir finden dadurch schmeckt das dort auf uns wartende Essen noch viel besser.
Nachdem wir uns von Daniel, Camillo und unserem Koch Samuel verabschiedet haben, geht es im Jeep zurück in Hostel, wo wir mit Ruth den Abend verbringen. Am nächsten Morgen geht es mit dem Bus zurück nach Cartagena, die karibischen Inseln warten auf uns…