Nach sechs Tagen wandern steht uns der Sinn nach ein paar Tagen Strand, und da bietet die Karibik doch einige gute Plätze… Wir entscheiden uns für die wohl bekannteste kolumbianische Insel San Andres, die man geografisch eigentlich eher Nicaragua zuordnen müsste. Deshalb müssen wir von Santa Marta zunächst zurück nach Cartagena um einen Flieger zu erwischen. Da wir ja schon am eigenen Leib die Unpünktlichkeit der Busse erfahren durften, machen wir uns mit fast drei Stunden Zeitpuffer auf zum Busbahnhof. Dort treffen wir auch Lena (aus Deutschland) und Amanda (aus Teneriffa) vom Lost City Trek wieder, die ebenfalls zum Flughafen nach Cartagena müssen…
Busfahrt zum Flughafen
Unsere Geduld wird direkt auf die Probe gestellt, der Bus, der eigentlich um 11 Uhr fahren sollte, steckt im Stau und kommt rund 30 Minuten verspätet an. Fast wären wir vier schon in einen anderen Bus gestiegen, aber als er dann ankommt geht es ja bestimmt schnell weiter… Pustekuchen… Wir stehen nochmal 30 Minuten rum bis wir losfahren, aber noch haben wir ja genug Puffer. Bis zur nächsten größeren Stadt Baranquilla geht es dann auch richtig flott, und wir bleiben guter Dinge, bis wir hier einen Stopp einlegen, der eigentlich nicht im Reiseplan stand. Wir haben nämlich extra einen Direktbus genommen, um uns genau diese Verzögerung in Baranquilla zu sparen. Naja sei’s drum, wir haben schon einen Plan B in der Tasche. Wir fahren einfach nicht bis nach Cartagena, sondern fragen den Busfahrer ob er uns etwas früher rauslässt, damit wir von einem kleinen Ort in der Nähe des Flughafens direkt in ein Taxi umsteigen können. Das spart uns voraussichtlich locker eine Stunde, da wir so den Stadtverkehr von Cartagena umgehen können.
Aber natürlich hat die kolumbianische Straße noch mehr für uns zu bieten…
Auf rund halber Strecke zwischen Baranquilla und Cartagena – und rund 30 Minuten vor unserem Umsteigepunkt – stecken wir plötzlich im Stau. Erstmal nicht so schlimm, aber als nach 15 Minuten immer noch nichts geht, fragt Amanda mal den Busfahrer was denn los ist. Und siehe da, die Einwohner eines kleinen Dörfchens rund 500m entfernt haben beschlossen die Straße aus Protest gegen eine Umgehungsstraße zu blockieren. Kommt wohl häufiger vor und kann sich noch ewig hinziehen. Deshalb ist wieder umplanen angesagt… Amanda diskutiert ein Weilchen mit dem Busfahrer und dann steht der Plan. Wir holen unser Gepäck aus dem Bus und lassen uns von einem Motorrad in den besagten Ort hinter die Straßenblockade fahren und versuchen uns von dort aus einen Transport zum Flughafen zu organisieren. Da nicht so viele Motorräder zur Verfügung stehen, fahren Amanda (ihr Spanisch ist einfach besser als unseres ) und Lena schon mal vor und wir werden dann abgeholt. Als wir kurz nach den beiden ankommen, steht schon alles bereit. Die beiden haben einen TukTuk-Fahrer organsiert, der uns zum Flughafen fährt. Ja, richtig gelesen, wir fahren die letzten 50-60km zum Flughafen zu viert in einem TukTuk. Unsere Rucksäcke auf dem Dach, Kerstin, Lena und Amanda auf der Rückbank und Tobi vorne neben dem Fahrer, und los gehts…
… und wir kommen tatsächlich an. Zwar teilweise quälend langsam und immer mit bangem Blick auf die Uhr – eigentlich stellen wir uns schon darauf ein, dass wir den Flieger wohl verpassen werden, aber wir versuchen unser Glück. Als wir ankommen, haben wir noch 50 Minuten Zeit bis zum Abflug, aber wir müssen unsere Rucksäcke aufgeben, also leider viel zu spät.
Wir rennen trotzdem zum Check-In, aber der ist natürlich schon geschlossen und obwohl die Dame uns mitleidig anschaut, hilft all unser betteln nichts. Sie meint dann nur noch, wir können ja zum Boarding gehen, aber unser Gepäck wird vermutlich ein Problem. Naja zumindest ein Strohhalm und wir haben ja nichts zu verlieren… Also rennen wir mit unserem gesamten Gepäck in Rekordgeschwindigkeit durch die Security – die Mitarbeiter am Flughafen nehmen das mit den Flüssigkeiten wirklich überhaupt nicht ernst. Am Boarding bequatschen wir dann die Stewardess noch ein bisschen, und dürfen tatsächlich unsere großen Rucksäcke mit ins Handgepäck nehmen.
Was für eine Busfahrt…. und auch von Amanda und Lena erfahren wir später, dass sie es noch rechtzeitig zu ihrem Flug nach Mexiko geschafft haben!!!!
San Andres
Als wir am Flughafen in San Andres aussteigen, können wir es irgendwie immer noch nicht so ganz glauben, dass wir tatsächlich da sind. Es ist auch schon spät, und so gehen wir kurz was essen und fallen direkt ins Bett.
Am nächsten Tag ist dann einfach nur Strand angesagt. Wir bummeln ein bisschen durch die (leider echt hässliche) “Hauptstadt” der Insel, schlendern über die (ganz hübsche) Strandpromenade und nehmen nachmittags einen Bus zum Playa San Luis etwas außerhalb. Dort verbringen wir den Nachmittag im Meer mit ein paar Drinks und Snacks.
Tobi möchte nochmal tauchen gehen, deshalb wird er am nächsten Morgen zu zwei Tauchgängen am Riff vor der Insel abgeholt, und die Anzahl an Meerestieren ist hier einfach enorm. Überhaupt nicht mit dem Tauchgang vor Santa Marta zu vergleichen. Wir sind zu dritt mit unserem Guide unterwegs und sehen zwei Rochen, riesige Fischschwärme in allen Farben und zwei Krebse, die sich unter einem Wrack verstecken. Außerdem ist das Wasser glasklar und wir tauchen im Wechsel über Riffs, weißen Sand, wieder Riffs, usw. Leider hält Tobis Unterwasserkamera den Druck nicht so richtig aus, deshalb kommt ein bisschen Wasser vor die Linse und die Bilder werden alle verschwommen
Für den Nachmittag mieten wir uns einen Roller und fahren über die rund 10km lange und 2km breite Insel, bevor wir uns abends nochmal im karibischen Meer abkühlen. Zuvor besteigen wir einen alten Kirchturm in der Inselmitte mit herrlichem 360°-Blick über die Insel, begutachten einen kleinen (und leider vollkommen unspektakulären) Geysir und finden sogar ein paar kleine, fast verlassene Strände. Die Insel ist nämlich nicht nur bei Kolumbianer:innen beliebt, sondern auch bei Amerikaner:innen, die sich hier mit zollfreien Importwaren eindecken können, und daher doch alles in allem recht gut besucht – auch wenn der große Ansturm vermutlich erst zu Weihnachten kommt.
An unserem letzten Tag auf der Insel fahren wir noch mit dem Boot auf die kleine Insel Johnny Cay (gesprochen “key”), ein paar Kilometer vor der Hauptinsel. Schon die Bootsfahrt ist ein Erlebnis, wir kommen klatschnass an und dürfen dann aus dem Boot in die Brandung vor der Insel springen. Keine Chance, dass sowas in Deutschland erlaubt wäre… Gegen Mittag werden wir wieder abgeholt und treffen uns noch auf einen Coco Loco Cocktail mit Ruth, die gerade auf der Insel gelandet ist und uns sogar noch bis zum Flughafen begleitet. Und leicht angetrunken (der Cocktail besteht quasi nur aus Schnaps), steigen wir in den Flieger zu unserem letzten Stopp in Kolumbien, der ehemaligen Drogenhauptstadt Medellin…