Archiv der Kategorie: Patagonien 2020

Perito Moreno – einer der wenigen intakten Gletscher

Wenn man durch Patagonien reist, kommt man um zwei Dinge nicht herum und viele fliegen auch nur deswegen für ein paar Tage so weit in den Süden des südamerikanischen Kontinents. Den Torres del Paine hatten wir schon und das zweite liegt so nah daneben, dass es fast zwangsläufig unser nächster Stopp ist. Der Gletscher “Perito Moreno”. Jeder Klimawandelskeptiker kennt ihn und daher vermutlich einer der wenigen Gletscher, die selbst Donald Trump auf einer Landkarte findet. Er ist nämlich einer der wenigen intakten Gletscher, ist in den letzten 150 Jahren sogar gewachsen und bewegt sich mit bis zu 790m pro Jahr in Richtung seiner Kalbungsfront. Deshalb muss er immer wieder als “Ja aber”-Argument gegen den menschenverursachten globalen Rückgang der Gletscher herhalten (was leicht zu widerlegen ist, aber wir wollen hier mal nicht zu politisch werden clip_image001).

Für uns ist der Gletscher aber eigentlich aus einem anderen Grund interessant, es soll uns nämlich ein weiterer dieser “Ich steh vor einer kitschigen Leinwand”-Momente bevorstehen. Der Weg dorthin führt uns wieder nach Argentinien nach El Calafate. Ein kleines Städtchen, das eigentlich nur für den Tourismus zu existieren scheint. Da es trotz nur weniger Kilometer Luftlinie ein ganzes Stückchen Fahrt ist – und wir uns noch einige Zeit mit unseren argentinischen Sim-Karte herumschlagen – , kommen wir erst abends in El Calafate an und verbringen die Nacht an einem ruhigen Strand direkt am Lago Argentino, an welchem die Stadt gelegen ist.

Nach einer kurzen Tour durch die Stadt am nächsten Morgen, beschließen wir den Besuch des Gletschers auf den nächsten Tag zu verschieben, es ist nämlich strahlender Sonnenschein vorhergesagt. Deshalb genießen wir einen ruhigen Nachmittag am Lago Roca im Nationalpark Los Glaciares, in welchem auch der Perito Moreno Gletscher liegt.

Am nächsten Tag stehen wir pünktlich um 8 Uhr am Eingang des Nationalparks, um den größten Touristenmassen aus dem Weg zu gehen – die für ungefähr 10:30 Uhr vorhergesagt sind (und so soll es auch kommen). Leider lässt uns das Wetter heute im Stich, nur manchmal bahnt sich die Sonne durch die Wolkendecke, aber der Gletscher zieht uns trotzdem in seinen Bann.

Der Perito Moreno endet im Lago Argentino und auf Grund von einigen lokalen geologischen und klimatischen Besonderheiten endet der Gletscher relativ abrupt vor einer kleinen Insel. Vor dieser ragt sein Ende mit 40-70m Höhe empor und da er von den Bergen am Rande des Sees eingezwängt wird, kalbt er quasi ununterbrochen und wir sehen ständig kleine und große Eisbrocken abfallen. Gletscher und Insel sind nur ca. 10-20m voneinander entfernt und letztere bildet eine Art natürlich Barriere, weshalb der Gletscher seit seiner letzten dauerhaften Vergrößerung Anfang des 20ten Jahrhunderts zwar ständig Eis produziert, seine Fläche und Volumen aber konstant bleiben. Jetzt fragt man sich, wie kann eine kleine Insel einen Gletscher am Wachsen hindern. Alle paar Jahre wächst der Gletscher bis an die Insel und staut damit den See um bis zu 30m auf, dieser Wasseranstieg und die Strömung führen wiederum dazu, dass sich der See durch den Gletscher “frisst”, einen Tunnel formt und ihn zum Einsturz bringt.

Dieses Phänomen bleibt uns zwar verwehrt, aber wir können uns an dem Gletscher und dem ständigen Geräusch des Kalbens kaum sattsehen bzw. –hören. Daher verbringen wir trotz des nicht optimalen Wetters fast 6 Stunden auf den Wegen entlang der Insel und beobachten den Gletscher. Am frühen Nachmittag wird es dann aber so voll (und auch kalt), dass wir uns vom Anblick losreisen und zurück nach El Calafate fahren. Auch hier gilt aber wieder, für ein solches Highlight in der Hauptsaison hätten wir uns die Anzahl an Touristen deutlich schlimmer vorgestellt.

Den Nationalpark Los Glaciares werden wir noch weiter erkunden, allerdings weiter nördlich und jetzt ist wieder Wandern angesagt. Das ist aber eine andere Geschichte…

Torres del Paine – Massentourismus, war da was?

Der Torres del Paine Nationalpark ist eines der (wenn nicht das) Highlight(s) Chiles. Eines seiner Attraktionen ist eine 4-5 Tageswanderung, der sogenannte W-Track, auf welchem man die drei Hauptsehenswürdigkeiten von Nahem betrachten kann. Der Glaciar Grey, das Zentralmassiv des Torres und als Abschluss das Highlight die drei Türme, die dem Park seinen Namen verleihen. Das lassen wir uns dieses mal entgehen, denn dafür hätten wir im Vorhinein Campingplätze entlang des Weges buchen müssen und unser Camper stünde einige Tage einfach nur in der Gegend herum (und ob Kerstin tatsächlich schon wieder fit genug für eine solche Mehrtageswanderung ist, müssen wir erst noch herausfinden). Das war uns aber schon vor dem Urlaub klar, sonst hätten wir den Camper vermutlich anders gebucht und wir beschränken uns auf Tageswanderungen.

Hier zeigt sich aber leider die unserer Meinung nach überzogene Kommerzialisierung des Parks. Zum Beispiel könnte man die ersten Abschnitte des W-Tracks auch ohne die Übernachtungen erreichen, dafür muss man allerdings ein Boot für 50€ buchen. Und das obwohl der Beginn der Wanderung nur einige hundert Meter Luftlinie von unserem ersten Schlafplatz am Lago Grey entfernt ist. Außerdem gibt es (natürlich) Schiffsfahrten zum Glaciar Grey, inklusive Whiskey mit Gletschereis. Das sparen wir uns aber ohne schlechtes Gewissen.

Nur die Torres lassen sich als Tageswanderung ohne größeren Aufwand erreichen. Doch bevor wir das angehen, machen wir noch ein wenig Konditionstraining auf den Aussichtspunkt “Mirador Ferrier” nahe des Glaciar Grey. 750 Höhenmeter auf 3km Strecke haben es in sich und das Ganze bei patagonischem Nieselregen, aber es lohnt sich. Am Nachmittag wird das Wetter dann auch besser, wir fahren ein wenig um die Seen im Park und genießen das Wetter und später einen herrlichen Sonnenuntergang über der Bergkette am “Mirador Cuernos”. Wie auch schon bei der Fahrt zum Park, ist dessen Anblick einfach irgendwie unwirklich. Der an unserem Übernachtungsplatz häufig gesichtete Puma bleibt aber leider verborgen.

Der nächste Tag beginnt mit einem der roten Sonnenaufgänge, für die der Torres berühmt ist. Es bleibt auch tagsüber wie erhofft voller Sonnenschein und wir wagen früh morgens die 8-stündige Wanderung zum Torres. Es lässt sich schwer in Worte fassen und die Bilder sprechen eigentlich für sich. Es ist ähnlich wie Yosemite oder der Grand Canyon, man steht vor diesem Berg bzw. in diesem Fall vor den Türmen und denkt die ganze Zeit man steht vor einer kitschigen Leinwand. Als wäre das noch nicht genug, kreist in regelmäßigen Abständen ein Kondor über unseren Köpfen.

Zurück am Van versuchen wir unser Glück überzustrapazieren und legen uns nochmal an einem anderen Parkplatz auf die Lauer nach einem Puma. Leider ist der Wanderweg mit guten Aussichten auf eine Sichtung schon geschlossen (und der Ranger lässt auch nicht mit sich reden), deshalb bleibt uns dieser Anblick verwehrt. Bis zum nächsten Morgen. Bei der Ausfahrt aus dem Park sehen wir eine Fototour an einem kleinen Weiher und dort tummeln sich tatsächlich 5 (oder 6, so ganz sicher sind wir uns nicht) Pumas Winking smile Nur 20-30m entfernt. Besser hätte unser Besuch im Park eigentlich gar nicht enden können!!!

Und was ist jetzt mit dem Massentourismus?

Auch wenn wir den W-Track gerne noch gemacht hätten, sind wir vom Park bis auf die teilweise überzogenen Preise und offensichtliche Kommerzialisierung vollkommen begeistert. Insbesondere hätten wir (wie auch schon an anderen Orten) deutlich mehr Touristen erwartet. Zwar ist tagsüber durchaus Betrieb und die Busse tummeln sich im Park, aber Menschenmassen wie in Thailand oder in manchen Nationalparks der USA suchen wir vergeblich. Keine Ahnung an was das liegt. Wir haben eigentlich nur zwei Vermutungen, entweder haben die politischen Unruhen in Chile viele Reisende abgehalten, oder wir haben einfach trotz Hauptsaison ein günstiges Zeitfenster erwischt. Denn Ferien sind ja eigentlich nirgends und tatsächlich sieht man in den Bussen doch hauptsächlich Senioren. Aber uns soll es Recht sein Winking smile

Ein laanger Weg zurück nach Chile

Unser nächstes Ziel ist der wohl berühmteste Nationalpark Chiles, der “Torres del Paine”. Für die rund 800 km von Ushuaia zu dessen Ausgangspunkt Puerto Natales brauchen wir fast zwei volle Tage. Das liegt zum einen an unserem Unwillen 800km an einem Tag zu fahren, aber auch an dem unendlich zähen Grenzübertritt von Argentinien zurück nach Chile. Nachdem wir es am ersten Abend auf Grund der spontanen zusätzlichen Wanderung in Ushuaia nicht mehr über die Grenze schaffen, verbringen wir die erste Nacht ca. eine halbe Stunde vor der Grenze an einem fast einsamen und schönen Strand, um am nächsten morgen früh an der Grenze zu sein. Leider klappt das nicht so ganz. Wir erwischen einen Reisebus vor uns und natürlich muss dessen gesamter Inhalt an die gleichen Aus- und Einreiseschalter wie wir auch. Zusätzlich ist alles etwas chaotisch und wir stehen zweimal an der falschen Schlange an. Das Ganze kostet uns gut 2 Stunden, aber da das ja nicht der letzte Übertritt sein wird, wissen wir jetzt vielleicht wenigstens beim nächsten Mal was zu tun ist. Außerdem nehmen wir auf der Strecke zwischen den beiden Grenzen noch zwei junge Hitchhiker mit, die uns ein wenig mit unseren Spanischlektionen unter die Arme greifen (wir verbringen die Fahrtage nämlich zum Teil mit einem kleinen Spanischkurs).

Durch die Warterei an der Grenze ist es später Nachmittag bis wir die Fähre zurück aufs Festland erwischen und wir verbringen eine weitere Nacht in der patagonischen “Pampa” ´nahe Rio Verde mit wunderschönem Ausblick auf den Fjord und genießen einen fast zweistündigen Sonnenuntergang. Außerdem lernen wir an unserem Rastplatz zwei Chilenen kennen, welche sich gerade auf der letzten Etappe ihrer vierwöchigen Fahrradtour nach Punta Arenas befinden. Von ihnen werden wir nicht nur in die sozialen Gepflogenheiten beim Mate-Trinken eingeweiht, sondern auch gleich noch eingeladen bei ihnen zu Couchsurfen, wenn wir es irgendwann nach Puerto Montt geschafft haben. Mal sehen ob das klappt…

Durch das viele Gequatsche mit den beiden wird es dann auch echt spät bis wir ins Bett kommen und wir schaffen es erst am frühen Nachmittag nach Puerto Natales, wo wir uns mit Informationen und Essen für die nächsten 3-4 Tage im Nationalpark eindecken. Im Torres (wie der Park hier von allen genannt wird) verbringen wir dann auch nach einem idyllischen Abendessen am Lago del Toro unsere nächste Nacht und planen einige Wanderungen für die nächsten Tage…

Ushuaia – am Ende der Welt

Nachdem sich das mit der Antarktis wie erwartet zerschlagen hatte, gingen wir zu unserem ursprünglichen Plan zurück und campten für 2 Nächte im Nationalpark “Tierra del Fuego”.

Im Touristenbüro von Ushuaia wurde uns aber noch eine Wanderung zu einem kleinen Gletscher “Glaciar Martialis” aufs Herz gelegt und nachdem wir relativ früh dran waren, nahmen wir diese einfach noch mit. Nicht nur wir hatten die “leichte” Wanderung mit 500 Höhenmetern ein wenig unterschätzt, denn einen Großteil des Höhenunterschieds legt man auf dem letzten Kilometer im Geröll zurück. Wir sind uns nicht ganz sicher, ob das wirklich Teil der Wanderung war, aber allzu viele Menschen verirrten sich nicht bis ganz nach oben direkt unter den Gletscher. Dort angekommen wurden wir dann auch erstmal enttäuscht, denn der Gletscher lag in tiefem Nebel versunken. Aber das Glück war diesmal auf unserer Seite und gerade als wir umkehren wollten, reist die Wolkendecke auf einmal auf und belohnt uns nicht nur mit einem herrlichen Blick auf den Gletscher, sondern auch mit einem tollen Blick ins Tal. Es ist wirklich fast wie immer alle sagen, das Wetter in Feuerland ändert sich alle 5 Minuten…

Da es nach der anschließenden Dusche in einer etwas heruntergekommenen Tankstelle (die anderen 3 YPF-Tankstellen die wir davor ausprobierten hatten keine Dusche Sad smile ) doch etwas spät geworden ist, sind wir erst gegen 21 Uhr am Nationalpark und werden vom Ranger mit einem kostenlosen Eintritt belohnt. Auch nicht schlecht und nachdem es hier im südlichsten Süden noch bis locker 22:30 Uhr hell ist, ist die späte Stunde auch kein größeres Problem für ein gemütliches Abendessen im idyllischen Park neben einer Gänsefamilie.

Der nächste Tag sieht dann leider nicht ganz so rosig aus. Bis auf paar Sonnenstrahlen am Morgen bleibt uns die Sonne den ganzen Tag verwehrt und es regnet immer wieder leicht. Wir machen trotzdem ein paar leichte Wanderungen und genießen die Ruhe des Parks. Denn bis auf ein paar Hotspots, die von den geführten Touren angefahren werden, sind wir hier wirklich fast alleine.

Die tagsüber fehlende Sonne beschert uns dann eine bitterkalte Nacht mit (zumindest gefühlt) negativen Temperaturen und wir haben ein wenig Bammel, dass das Wetter auch am nächsten Tag nicht umschlägt. Denn wir wollen auf jeden Fall noch das wandertechnische Highlight des Parks bewältigen. Der Cerro Guanaco, 973m hoch und die Wanderung soll so schwer sein, dass man sich vor dem Loslaufen registrieren muss. Das klingt zwar nicht nach so viel, aber wir starten auf ca. 20m über dem Meeresspiegel und die Wanderung führt durch ein Moor und an einem Geröllhang entlang recht steil nach oben. Nasse Füße sind faktisch unausweichlich. Wir schaffen es trotzdem in 3 statt der angegebenen 4 Stunden nach oben und haben wieder Glück. Zwar reist morgendliche Wolkendecke nicht komplett auf, aber die Aussicht hat den Aufwand auf jeden Fall gelohnt. Insbesondere das Hinterland des Nationalparks ist wolkenfrei und erlaubt einen schönen Fernblick auf die Gletscher.

Zurück am Ausgangspunkt wird es dann noch richtig warm, denn mittlerweile haben sich auch die Wolken über Ushuaia verzogen und wir suchen uns für den Abend einen Parkplatz außerhalb des Parks aber auch außerhalb der Stadt. Denn letztere treibt uns nach unserer der langwierigen Suche nach einer Dusche zwei Tage zuvor nochmal zur Weißglut. Zwar schaffen wir es erst noch halbwegs unbeschadet durch die Einbahnstraßenhölle um unsere Wäsche in einer Wäscherei abzugeben. Dann aber quälen wir uns 2 Stunden erfolglos durch mehrere Supermärkte – die für unser deutsches Herz einfach vollkommen ineffizient sortiert und bedient werden – immer auf der Suche nach einer Gasflasche für unseren Campingkocher. Zu allem Überfluss hat der letzte Supermarkt dann einfach geschlossen und uns bleibt nicht anderes übrig als an einer Tankstelle teuren Nachschub zu besorgen.

Dementsprechend genervt genießen wir die schöne, warme und klare Nacht umso mehr und am nächsten Morgen sind sogar fast sämtliche Wolken verschwunden und wir verlängern unseren Aufenthalt spontan um eine weitere Wanderung zur Laguna Esmeralda. Hier ist zwar verglichen mit dem Nationalpark die Hölle los, aber es lohnt sich allemal. Danach geht es zurück Richtung Chile und zur Fähre zurück aufs Festland…

Wild Campend durch Feuerland nach Ushuaia

Natürlich sagen immer alle, wenn man einen Camper hat spart man sich das Geld für Hostels/Hotels. Das mag zwar stimmen, funktioniert aber meistens nur bedingt (zumindest legal) und man bleibt immer wieder auf Campingplätzen oder bezahlten Stellplätzen hängen. Deshalb haben wir uns auch schon so häufig gegen den Camper entschieden, einfach weil es den Aufwand oft nicht lohnt. Patagonien ist da anders. Es gibt zahllose offizielle und kostenlose Campingplätze entlang und abseits der Straßen. Zwar haben diese meist keine Sanitäranlagen, die bekommt man aber an fast jeder Tankstelle; dort gibt es auch Duschen für 1-2€ p.P. Alles auf jeden Fall sehr campingfreundlich und wir wundern uns immer wieder warum wir so wenig andere Camper sehen. Wenn mal 3-4 andere Autos irgendwo in der Nähe stehen ist das schon viel. Aber wer weiß, vielleicht wird es dann weiter im Norden auch voll, wir wollen es mal nicht verschreien.

Wir nehmen also die “Ruta de la Fin del Mondo” in Richtung Feuerland und die Fähre um auf die Insel zu kommen. Nach einem Tankstopp (die sind auf der Insel nämlich rar) besichtigen wir das erste richtige Highlight der Reise. Wir besuchen eine wilde Kolonie von Kaiserpinguinen MIT JUNGTIEREN!!! Hierher verirren sich auch tatsächlich ein paar Touristenbusse, aber auch das hält sich sehr in Grenzen.

Diese lassen wir auch gleich wieder hinter uns, denn anstatt den direkten Weg zum Nationalpark an der Südspitze in Argentinien zu nehmen – Feuerland ist nämlich zwischen Chile und Argentinien aufgeteilt – wollen wir zuerst noch zur Lago Blanco und Lago Fagnano. Zu ersterem führen uns rund 80 km Schotterweg, danach sind es nochmal so viele nächsten See. Dummerweise hat die einzige Tankstelle auf dem Weg kein Benzin mehr, weshalb wir Fagnano leider von der Liste streichen müssen, sonst kommen nämlich wir nicht mehr zurück. Hier braucht man echt einen Reservekanister…

Aber schon der Lago Blanco lohnt den Aufwand, er ist wunderschön und fast menschenverlassen. Nach einer ruhigen und fast klaren Nacht und einer Bibersichtung am Morgen machen wir uns auf den Weg zu unserer ersten Wanderung auf den Gipfel eines kleinen Berges mit wunderschönen Panorama über die Steppe und hin zu den Bergen des angrenzenden Nationalparks “Tierra del Fuego”. Danach geht es direkt weiter zu einem sehr entspannten Grenzübertritt. Da es Sonntag ist, ist fast nichts los und selbst die Grenzhüter sind eigentlich eher mit Barbecue beschäftigt weshalb unsere illegal importierte Zwiebel niemanden auch nur ansatzweise stört. In Argentinien schaffen wir es dann sogar noch zum Lago Fagnano (dieser erstreckt sich nämlich über die Grenze) und verbringen hier die Nacht. Hier ist es leider nicht ganz so ruhig, aber immerhin bekommen wir so den See noch zu Gesicht. Am nächsten morgen geht es dann weiter nach Ushuaia, der letzte Außenposten der Menschheit. Von hier starten die Expeditionen in die Antarktis, diese sind uns aber mit 6000 USD p.P. ein wenig zuu teuer sind. Es gibt aber trotzdem einiges zu sehen, davon mehr aber ein ander mal…

In 23 1/2 Stunden (fast) ans Ende der Welt zu einem Van

Nach einem Jahr Füße stillhalten und einigen Hochs und Tiefs war es für uns klar, dass es mal wieder eine längere Reise sein muss. Diesmal keine 11 Monate um die Welt, aber dafür 9 Wochen ans Ende der Welt, genauer gesagt nach Süd-Südamerika, nach Patagonien und Feuerland. Außerdem gönnten wir uns etwas, was wir uns schon häufiger überlegt hatten, uns aber auf Grund der Kosten nie in die Tat umgesetzt haben. Einen für unsere Verhältnisse fast luxuriösen Camper, also einen umgebauten Van mit Bett und Küche. Und weil uns das kleine Start-Up von Danny und Claire namens Condor Campers so sympathisch vorkam, kamen wir sogar um die vielgescholtenen Wicked Camper drumrum, die man ja mittlerweile überall rumfahren sieht.

Am anderen Ende der Welt ist man (verglichen mit einem Flug in den Dschungel) erstaunlich schnell. Man steigt bei winterlichen Temperaturen von 10°C in München in den Flieger, nimmt ungefähr 19 Sunden Flugzeit und zweimal umsteigen in Kauf und schon steigt man im sommerlichen Punta Arenas bei ungefähr identischen Temperaturen wieder aus dem Flugzeug aus. So zumindest der Plan, denn beinahe hätten wir unseren Anschlussflug in Santiago verpasst. Denn entgegen anderer Behauptungen wurde unser Gepäck nicht direkt nach Punta Arenas weitergeleitet, sondern wir müssen in Santiago erstmal durch den Zoll, natürlich inklusive komplettes Einreiseprozedere. Und das alles bei nur 1.5h Zeit zum Umsteigen… und dann wird Kerstin auch noch aufgehalten, weil einer der Spürhunde etwas an ihr gerochen hat (vermutlich eine leere Packung Äpfel, denn nicht-chilenisches Obst darf nicht eingeführt werden). Glücklicherweise hilft uns ein Chilene schneller durch den neuerlichen Check-In des Gepäcks zu kommen und da unser Anschlussflug auch noch eine Stunde verspätetet ist, klappt das alles gerade noch Winking smile

Punta Arenas ist die südlichste kontinentale Stadt der Welt. Die Städte, die noch weiter südlich sind, liegen auf der Insel “Isla de Tierra del Fuego”, oder im deutschen “Feuerland” und lassen sich nur bedingt als Städte bezeichnen. Dazu aber an anderer Stelle mehr.

Jetzt sind wir erstmal in Punta Arenas und schlafen uns nach einer leckeren Pizza – die man hier auf Grund von italienischen Einflüssen tatsächlich als “lokal” bezeichnen darf – erstmal den Flug und den Jetlag aus den Knochen und sind gespannt auf unseren Camper, der uns am nächsten Tag direkt ans Hostel geliefert wird. Danny und sein Mitarbeiter Bruno erfüllen dann auch genau das, was wir uns von dem jungen Unternehmen erhofft haben. Sie zeigen uns erstmal ausführlich den Van, bevor sie uns noch fast 2 (!!!) volle Stunden Tipps für unseren Roadtrip mit auf den Weg geben. Und dann kann es auch schon losgehen…

… Naja fast. Kaum sind die beiden weg, fliegt Tobi volles Karacho die Treppe in unserem Hostel nach unten. Ist ja nicht so, dass es in einem Outdoor und Wanderparadies nicht genug “echte” Gefahren auf Vulkanen oder Gletschern gäbe… Die Schürfwunde und der steife Nacken bleiben wohl noch ein paar Tage/Wochen unsere Begleiter…

Aber dann geht es auch wirklich los. Erstmal Großeinkauf für die nächsten Wochen. Kaum ist der Wagen voll kämpfen wir uns noch durch die Gemüseabteilung und dann ist der Wagen auf einmal weg, inklusive unserer leeren Rucksäcke. Nachdem wir erstmal die halbe Supermarktbelegschaft und die Security verrückt gemacht haben, liegt unser Einkauf und die Rucksäcke dann in irgendeinem Wagen neben der Kasse. Keine Ahnung wie der da hingekommen ist. Aber wir sind froh, dass erstmal wieder alles da ist, bringen unseren Einkauf zu Ende und fahren dann auch endlich wirklich los.

Unsere erste Nacht verbringen wir rund 70 km südlich von Punta Arenas und am nächsten Morgen beginnen wir direkt unsere erste Wanderung zum Leuchtturm “Capo San Isidro”, der quasi das südlichste Ende des Südamerikanischen Kontinents markiert. Es geht zwar noch ein paar km weiter, aber das wäre dann mit einer mehrtägigen Wanderung verbunden und das ist uns jetzt erstmal zu viel. Die Wanderung entlang der Küste gibt einen recht schönen Einblick in die hiesige Landschaft, sie wurde aber erst durch die spielenden Delfine in der Bucht am Leuchtturm so richtig lohnenswert!!! Allzu viel mehr hat die Halbinsel. auf der Punta Arenas liegt auch nicht mehr zu bieten und deshalb fahren wir direkt weiter in Richtung Feuerland.