Perito Moreno – einer der wenigen intakten Gletscher

Wenn man durch Patagonien reist, kommt man um zwei Dinge nicht herum und viele fliegen auch nur deswegen für ein paar Tage so weit in den Süden des südamerikanischen Kontinents. Den Torres del Paine hatten wir schon und das zweite liegt so nah daneben, dass es fast zwangsläufig unser nächster Stopp ist. Der Gletscher “Perito Moreno”. Jeder Klimawandelskeptiker kennt ihn und daher vermutlich einer der wenigen Gletscher, die selbst Donald Trump auf einer Landkarte findet. Er ist nämlich einer der wenigen intakten Gletscher, ist in den letzten 150 Jahren sogar gewachsen und bewegt sich mit bis zu 790m pro Jahr in Richtung seiner Kalbungsfront. Deshalb muss er immer wieder als “Ja aber”-Argument gegen den menschenverursachten globalen Rückgang der Gletscher herhalten (was leicht zu widerlegen ist, aber wir wollen hier mal nicht zu politisch werden clip_image001).

Für uns ist der Gletscher aber eigentlich aus einem anderen Grund interessant, es soll uns nämlich ein weiterer dieser “Ich steh vor einer kitschigen Leinwand”-Momente bevorstehen. Der Weg dorthin führt uns wieder nach Argentinien nach El Calafate. Ein kleines Städtchen, das eigentlich nur für den Tourismus zu existieren scheint. Da es trotz nur weniger Kilometer Luftlinie ein ganzes Stückchen Fahrt ist – und wir uns noch einige Zeit mit unseren argentinischen Sim-Karte herumschlagen – , kommen wir erst abends in El Calafate an und verbringen die Nacht an einem ruhigen Strand direkt am Lago Argentino, an welchem die Stadt gelegen ist.

Nach einer kurzen Tour durch die Stadt am nächsten Morgen, beschließen wir den Besuch des Gletschers auf den nächsten Tag zu verschieben, es ist nämlich strahlender Sonnenschein vorhergesagt. Deshalb genießen wir einen ruhigen Nachmittag am Lago Roca im Nationalpark Los Glaciares, in welchem auch der Perito Moreno Gletscher liegt.

Am nächsten Tag stehen wir pünktlich um 8 Uhr am Eingang des Nationalparks, um den größten Touristenmassen aus dem Weg zu gehen – die für ungefähr 10:30 Uhr vorhergesagt sind (und so soll es auch kommen). Leider lässt uns das Wetter heute im Stich, nur manchmal bahnt sich die Sonne durch die Wolkendecke, aber der Gletscher zieht uns trotzdem in seinen Bann.

Der Perito Moreno endet im Lago Argentino und auf Grund von einigen lokalen geologischen und klimatischen Besonderheiten endet der Gletscher relativ abrupt vor einer kleinen Insel. Vor dieser ragt sein Ende mit 40-70m Höhe empor und da er von den Bergen am Rande des Sees eingezwängt wird, kalbt er quasi ununterbrochen und wir sehen ständig kleine und große Eisbrocken abfallen. Gletscher und Insel sind nur ca. 10-20m voneinander entfernt und letztere bildet eine Art natürlich Barriere, weshalb der Gletscher seit seiner letzten dauerhaften Vergrößerung Anfang des 20ten Jahrhunderts zwar ständig Eis produziert, seine Fläche und Volumen aber konstant bleiben. Jetzt fragt man sich, wie kann eine kleine Insel einen Gletscher am Wachsen hindern. Alle paar Jahre wächst der Gletscher bis an die Insel und staut damit den See um bis zu 30m auf, dieser Wasseranstieg und die Strömung führen wiederum dazu, dass sich der See durch den Gletscher “frisst”, einen Tunnel formt und ihn zum Einsturz bringt.

Dieses Phänomen bleibt uns zwar verwehrt, aber wir können uns an dem Gletscher und dem ständigen Geräusch des Kalbens kaum sattsehen bzw. –hören. Daher verbringen wir trotz des nicht optimalen Wetters fast 6 Stunden auf den Wegen entlang der Insel und beobachten den Gletscher. Am frühen Nachmittag wird es dann aber so voll (und auch kalt), dass wir uns vom Anblick losreisen und zurück nach El Calafate fahren. Auch hier gilt aber wieder, für ein solches Highlight in der Hauptsaison hätten wir uns die Anzahl an Touristen deutlich schlimmer vorgestellt.

Den Nationalpark Los Glaciares werden wir noch weiter erkunden, allerdings weiter nördlich und jetzt ist wieder Wandern angesagt. Das ist aber eine andere Geschichte…

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