Sa Pa – Reis, Rauch und Regen

Der Nachtzug von Hanoi nach Sa Pa ist überraschend angenehm und durchaus empfehlenswert (solange man nicht über 1,80m groß ist). Man schläft in einem 4 Personen Abteil – welches wir uns mit zwei netten Australiern teilten – und die Matratzen sind zwar dünn, für südostasische Verhältnisse aber durchaus ok (kein Vergleich zu dem gammeligen Nachtzug von Budapest nach München, aber lassen wir das). Außerdem ist die Ankunftszeit um 6:30 auch durchaus human und es gibt sogar heißes Wasser, man sollte also Instant-Kaffee dabei haben (oder je nach Geschmack auch Nudeln fürs Frühstück 🙂 ).

Schon am Bahnhof in La Cai wurde uns allerdings klar, dass Sa Pa auch in der Regenzeit eine touristische Hochburg ist. So warteten etliche Busse und Mini-Vans darauf, die Menschenmassen von 4(!!!) Nachtzügen in das ca. 40 Autominuten entfernte Sa Pa zu befördern. Sa Pa selbst hat nämlich keinen Anschluss an die Eisenbahn.

Angekommen in Sa Pa machte sich dann aber ein wenig Enttäuschung bei uns breit. Der Ort selbst quillt vor Hotels, Gästehäusern und Hostels zwar über – was uns bei den Massen natürlich klar war – aber schön ist der Ort in keiner Weise. Überall Dreck, Baustellen und aufdringliche Einheimische aus den umliegenden Dörfern. Keine wirklich entspannende Atmosphäre und wir waren durchaus froh, dass wir nur eine Nacht in Sa Pa gebucht hatten und uns nicht auf einen der so beliebten Homestays eingelassen hatten.

Denn das typische Touristenprogramm sieht folgendermaßen aus: man mietet sich einen Führer, mit welchem man durch die Reisfelder und über Berge in eines der umliegenden von „ethnischen Minderheiten“ bevölkerten Dörfer läuft, dort eine gewisse Zeit übernachtet, den Einheimischen über die Schulter schaut und eventuell Tageswanderungen machen kann. Klingt erstmal sehr idyllisch, wenngleich diese Beschreibung in uns wieder einmal das Bild eines Menschenzoos hervorrief. Die Realität sieht aber tatsächlich anders aus (wie wir durch Beobachtung und Geschichten anderer Reisender erfahren haben). Die idyllische Wanderung zum Dorf führt tatsächlich 7-12km entlang einer Straße, welche die einzige Zufahrt zu den Dörfern darstellt – um fair zu bleiben, hier geht es tatsächlich durch Reisefelder. Das heißt aber, hier rollen von Motorrädern bis Lastwagen alle möglichen Vehikel an den „Wanderern“ auf einer schlecht bis gar nicht geteerten Straße vorbei. Dementsprechend ist man nach kürzester Zeit von oben bis unten mit Staub bedeckt. Der anschließende Homestay ist im Haus mit einigen Schlafzimmern, das an Reisende vermietet wird, von Familienbindung kann hier nicht die Rede sein. Dementsprechend ist diese „Erfahrung“ eher ein teuer gebuchtes aber schlechtes Hotel. Positiv muss man natürlich sagen, dass dadurch die Dörfer eine Einnahmequelle haben, ob dieses Geld für solche Gemeinden mehr schadet als nützt sei mal dahingestellt. Aber gut, wir wollen niemanden verurteilen der eine solche Tour bucht, unser Ding war es aber nicht.

Deshalb machten wir es wie immer (jaja, langsam wird’s langweilig 🙂 ), wir mieteten uns einen Roller und fuhren auf eigene Faust durch die Gegend. Dabei sahen wir zwei Wasserfälle (welche natürlich Eintritt kosteten) und wir fuhren genau die gleiche Straße, auf der die Reisenden zu ihren Homestay’s laufen. Dabei sahen wir die Reisfelder und Reisterrassen, für die Sa Pa so berühmt ist und man muss sagen, die sind echt beeindruckend. Leider hatte uns die so schwache Regenzeit das Timing etwas versaut, weshalb die meisten Felder schon abgeerntet, und dadurch nicht mehr grün sondern Gelb und teilweise braun waren. Trotzdem ein bombastischer Anblick, vor allem in der warmen Nachmittagssonne, in welcher die Terrassen Gold und Bronze schimmerten. Leider hatten die Bauern teilweise schon angefangen, die Überreste der Reisfelder anzuzünden, weshalb das Ganze Tal in einen Rauch gehüllt war, aber auch das erzeugt durchaus eine besondere Stimmung. Alles in allem ein vollkommen gelungener Ausflug.

Am zweiten Tag wollten wir eigentlich den höchsten Berg Indochinas bezwingen (ok, wir wollten die Gondel nehmen, denn die Wanderung zum Gipfel dauert volle drei Tage 😉 ), aber leider machte uns das Wetter – um genau zu sein ein Dauerregen – einen Strich durch die Rechnung, weshalb wir den Tag bis zur Abfahrt mit dem Zug mit einer kleinen Stadtbesichtigung, Kaffee trinken und shoppen verbrachten. In Vietnam wird nämlich „The North Face“ produziert, weshalb es hier tonnenhaft gefälschte und B-Ware zu unglaublichen Preisen zu kaufen gibt. Nach vielem hin und her beließen wir es bei einem Rucksack für knapp 25€, welcher in Deutschland das 4-5-fache kostet. Mal sehen ob er etwas aushält.

Abends ging es dann zurück nach Lao Cai zum Zug und mit dem Nachtzug zurück nach Hanoi, wo schon der Bus nach Cat Ba auf uns wartete. Aber das ist mal wieder eine andere Geschichte…

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