Was macht man als Backpacker nicht alles um ein wenig Geld zu sparen… Ok das ist jetzt vielleicht ein bisschen zu philosophisch ausgedrückt, trifft den Kern der Sache aber ziemlich gut. Wir hatten uns ja schon länger damit beschäftigt unsere geplante Autofahrt von West nach Ost abzublasen und stattdessen zu fliegen, um uns zwei Wochen länger als eigentlich geplant an der Westküste aufhalten zu können. Nach ein wenig Suche, Geduld und Recherche fanden wir dann auch tatsächlich den am allermeisten günstigsten wahnsinnstollen Flug von San Diego nach Washington D.C für schlappe 169$! Zum Vergleich, den Flug kann man auch locker für 700$ buchen! Da schlugen wir natürlich sofort zu! Und das Beste kommt zum Schluss: Ein Übernachtflug, um uns den Jetlag auszutreiben! (3 Std Zeitunterschied zwischen West- und Ostküste) Natürlich mussten wir bei dem Preis ein paar Abstriche hinnehmen, denn wir hatten einen 1-stündigen Aufenthalt in Phoenix, Arizona und einen 4-stündigen Transfer in Dallas, Texas (Yeehaa Texas!!!). Nicht so schlimm, dachten wir uns, denn bei einem Aufenthalt müssen wir nicht aussteigen, können also einfach weiterschlafen, und an einem Flughafen wie Dallas sollte es doch die Möglichkeit geben ein kleines Nickerchen einzulegen. Nennen wir das Kind beim Namen: Pustekuchen. In Phoenix mussten wir wegen Crewwechsel das Flugzeug verlassen und in Dallas sind die Sitzbänke für Normalgewachsene unmöglich zum Schlafen geeignet (mit Armlehnen zwischen jedem Sitz :-/ ).
Aber wir wären nicht so weit gekommen, wenn uns so etwas aus der Fassung bringen würde und so nahmen wir jede Gelegenheit zum Schlafen wahr. Das trifft vor allem auf Tobi zu, der sich irgendwie die Fähigkeit angeeignet hat in jeder erdenklichen Lage schlafen zu können (in Dallas war diese „Lage“ Kuschelstellung mit dem Rucksack inkl. Wertsachen auf dem Boden vor dem Gate unter einem Fernseher mit lauter Nachrichtenübertragung zwischen Reinigungspersonal mit Staubsaugern 🙂 ) Kerstin hatte es nicht ganz so gut, kam aber trotzdem auf ein paar Stündchen Schlaf im Flugzeug und so kamen wir zwar leicht gerädert, aber doch lebendig in Washington D.C. an nur um mal wieder gegen eine Wand schwüler Hitze zu rennen. Auch hier gab es nämlich eine Hitzewelle und über 35°C, was uns aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit ein wenig an Queenslands Sommer (Australiens Ostküste) erinnerte.
Aber auch das sind wir ja mittlerweile gewohnt und brachen dann direkt zu unserem Host Peter auf. Vielleicht erinnert ihr euch, Sue – die Freundin unseres Hosts Bruce in Yellowstone – hatte uns doch mit ihrem Bruder verknüpft und uns damit eine Schlafgelegenheit organisiert. Und jetzt kommt’s! 20 Gehminuten vom Weißen Haus entfernt in einem (für städtische Verhältnisse) riesigen dreistöckigen Haus und wir bekamen den kompletten 2. Stock für uns! Als wir ankamen war Peter zwar auf dem Sprung zur Arbeit (er arbeitet als Sportjournalist bei der Nachrichtenagentur Reuters), hatte aber noch kurz Zeit uns zu begrüßen und uns sofort ein heimisches Gefühl zu vermitteln!
Nach einem kurzen Nickerchen machten wir uns dann auch auf, um ein wenig die Gegend zu erkunden und Washington hat uns doch ziemlich beeindruckt. Eine total lockere und aufgeschlossene internationale Atmosphäre, was natürlich mit den Unmengen an Botschaften und damit internationalen Einwohnern zusammenhängt. Nebenbei ist Washington D.C. auch ein Mekka für amerikanische Familien, welche ihre Hauptstadt besichtigen (was für uns auf Grund der Schulferien eher unpraktisch war). Es gibt aber noch einige weitere Besonderheiten: die einheimische Bevölkerung von D.C. ist überwiegend schwarz (Martin Luther King lässt grüßen), was an und für sich total genial ist (denn „Afroamerikaner“ sind super lustig und freundlich), aber auch zu lustigen Verhältnissen führt. Ein Beispiel: Obama fühlt sich natürlich unglaublich wohl in „seiner“ Community, wohingegen republikanische Präsidenten eher Abstand von D.C. halten. Peter meinte, Obama gehe häufig in verschiedene Restaurants in der Stadt, wohingegen sein Vorgänger Bush 30 Wochen pro Jahr (ja Wochen nicht Tage) Urlaub in seiner Heimat Texas einlegte. Eine weitere viel seltsamere Sache ist allerdings das Wahlrecht. Washington D.C. wurde zur Zeit der Gründung der USA als Eigentum des Kongresses gegründet und in dessen Hände gelegt. Damals rechnete man noch nicht damit, dass Leute dort tatsächlich anfangen würden zu wohnen, weshalb Washington D.C. keinerlei Wahlrechte bekam (denn die Abgeordneten leben natürlich offiziell nicht in Washington sondern in ihren jeweiligen Wahlkreisen). Die Einwohner Washingtons dürfen mittlerweile zwar den Präsidenten wählen, doch haben sie keine eigenen Vertreter im Senat oder Abgeordnetenhaus (ok sie haben einen, der ist aber nicht stimmberechtigt^^). Wenn man jetzt bedenkt, dass Washington D.C. mit 600.000 Einwohnern mehr Menschen beherbergt als drei Staaten Mexikos und an 17. Stelle der Regionen mit dem größten Einfluss auf das BIP der USA hat, fasst man sich schon irgendwie an den Kopf. Natürlich wehren sich die Einwohner dagegen, allerdings würde eine Ernennung D.C.s als vollwertiger Staat eine Änderung der Verfassung und damit eine 2/3 Mehrheit im Kongress benötigen, was aber an den Republikanern scheitert. Jetzt fragt man sich, wie kann es sich eine große Partei wie die Republikaner leisten gegen eine solch vollkommen Basisdemokratische Legitimierung zu sein (denn schließlich gibt es dort Wählerstimmen zu holen). Aber hier kommt der entscheidende Punkt: Wie schon erwähnt ist die Bevölkerung D.C.s überwiegend Schwarz und welche Partei wird bevorzugt von Schwarzen gewählt? Richtig, NICHT die konservativen Republikaner! 🙂 Aber so läuft Demokratie in Amerika nun mal…
Soweit so gut zu den Umständen in D.C. und wie gesagt wir liefen am Tag unserer Ankunft noch ein wenig durch die Gegend und sahen das Weiße Haus, ein Denkmal zu den Weltkriegen sowie das berühmte Lincoln Memorial. Um die restliche Müdigkeit aus den Knochen zu bekommen, gingen wir etwas früher zu Bett nachdem wir uns nochmal näher mit Peter unterhalten hatten. Er lieh uns dann auch für die nächsten Tage seine zwei unbenutzten Fahrräder, was die Erkundung der Stadt deutlich vereinfachte! Und so klapperten wir die nächsten Tage sämtliche Museen, Gedenkstädten und öffentliche Gebäude der Stadt ab. Zu den Highlights gehören unserer Meinung nach die National Mall, das Air and Space Museum, das Capitol, die National Library und die Fahrt auf das Washington Memorial. Für letzteres sollte man sich morgens gegen 7 Uhr anstellen um kostenlose Karten zu bekommen, was wir natürlich machten um dann am selben Abend mit Peter den Sonnenuntergang anzuschauen!
Neben den Sehenswürdigkeiten gab es aber noch andere Highlights. So nahm Peter uns mit auf eine Premiere von Jason Segels neuem Film „End of the Tour“ inkl. anschließender Diskussionsrunde mit Jason Segel. Keine Ahnung wer das ist? Kleiner Tipp: Marshall von „How I met your Mother“. Außerdem nahm Peter uns mit zu einem kleinen Ausflug zu den Great Falls in der Nähe (welche uns beeindruckender Weise tatsächlich ziemlich beeindruckten und das nach all den riesigen Wasserfällen an der Westküste).
Den Rest erzählen die Bilder besser als Worte und das war‘s dann auch schon mit unserem 5-tägigen Besuch in Washington und wir nahmen den Bus nordwärts zum Biiiiiig Apple nach New York. Diese (übrigens total verrückte) Geschichte, gibt’s dann aber beim nächsten Mal!