Archiv der Kategorie: US Ostküste

New London & Montreal – eine ungarische Nacht in einer Highschool und ein Pariser Wiedersehen

Wir wollten ja nun von Boston nach Kanada, doch das stellte sich als schwieriger heraus als gedacht. Der ursprüngliche Plan sah vor direkt zu den Niagarafällen und Toronto zu bussen, doch leider gab es keine direkten Busse von Boston in diese Richtung und so hätten wir über New York fahren müssen und damit ca. 16 Stunden im Bus verbracht. Das war uns irgendwie zu viel, und deshalb nahmen wir die Abkürzung nach Montreal, um von dort aus einen Ausflug nach Toronto zu machen. Quasi auf halber Strecke waren Zsuzsi und Adam (unsere beiden Ungarn aus Neuseeland) auf einem Freiwilligencamp einquartiert und sie boten uns an sie doch für eine Nacht dort zu besuchen. Gesagt, getan und so nahmen wir nach dem Baseball Spiel den Bus nach New London, wo wir von Adam und Sam (dem Freund einer deutschen Freundin der beiden) abgeholt wurden. Sam ist aus Montreal und er war auch unsere Mitfahrgelegenheit dorthin für den nächsten Tag, aber dazu später etwas mehr.

Die beiden brachten uns dann eben in die Highschool, in welcher das Camp stattfand und wir die Nacht verbringen würden. Ja genau, richtig verstanden wir schliefen in der Krankenstation einer Highschool, was wir auf unseren alten Tagen noch so alles mitmachen 🙂 Neben dem Leeren des immer noch gefüllten Kühlschranks für die Campteilnehmer vertrieben wir uns den Abend mit viel reden, spielen und Filme schauen. Also ganz gemütlich und natürlich ziemlich cool Zsuzsi und Adam auf diese Weise wiederzusehen! Am nächsten Tag liefen wir vormittags zuerst zu einer kleinen Brücke über einen Fluss, welchen Kerstin allerdings wegen einer fiesen Erkältung nicht bewundern konnte (passenderweise blieb sie einfach auf der Krankenstation 🙂 ). Nach ausgiebigem Lunch verbrachten wir den Nachmittag dann alle zusammen am See und Zsuzsi und Adam nahem uns noch mit auf einen Aussichtspunkt mit schönem Blick über die Landschaft von New Hampshire. Anschließend nahmen uns Sam und Leona (Sams deutsche Freundin, welche Zsuzsi und Adam vor 5 Jahren kennenlernte) dann mit über die Grenze nach Montreal, wo wir für die nächsten beiden Nächte bei Daniel unterkommen konnten.

Noch nie von Daniel gehört? Kein Wunder wir haben ihn ja auch noch nie hier erwähnt :-). Er ist nämlich eine weitere Bekanntschaft aus Paris, genauer gesagt Tobis Betreuer, welcher im Februar nach Montreal gezogen ist, um einen neuen Job anzunehmen. Ziemlich praktisch, oder? Da wir ziemlich spät ankamen, waren seine Kinder schon im Bett (2 ½ Jahre und 9 Monate alt) und deshalb hieß es auf Zehenspitzen durch die Wohnung in unser Zimmer zu schleichen. Am Morgen wurden wir dann mitten in das Chaos einer jungen Familie mit zwei Kindern gestürzt und so gab es Geschrei, Gemecker und Gehaue, aber Daniel und Christina (seine Frau) nahmen das alles ganz locker und dadurch war das ganze eigentlich ziemlich lustig!

Den nächsten Tag verbrachten wir in Downtown Montreal und was soll man sagen, ganz schön Französisch. Überall wird französisch gesprochen und die Häuser sehen aus wie zur Zeit der Französischen Revolution. Mal eine nette Abwechslung zu den durchgeplanten Amerikanischen Städten (Boston mal ausgenommen). Außerdem fuhren wir noch auf die beiden der Hauptinsel von Montreal vorgelagerten Inselchen, um ein wenig die dortigen Parks zu genießen. Dabei fanden wir uns irgendwie im Casino wieder, wo wir uns gleich noch kostenlosen Kaffee und kalte Getränke schnappten 🙂 Natürlich statteten wir auch der Universität einen Besuch ab, welcher dem typischen amerikanischen Campus in nichts nachsteht (wenn auch natürlich nicht so pompös wie Harvard). Beim Abendessen mit Daniel und Christina hatten wir dann auch endlich Zeit ein wenig zu quatschen und am nächsten Morgen ging es dann direkt weiter mit dem Mietwagen nach Toronto und zu den Niagarafällen. Aber das ist ein neues Kapitel 🙂

Wiedervereinigung / Reunion in New London
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Boston – Busy Busy Busy (oder so ähnlich)

So schwer die Hostsuche in New York auch war, so einfach war sie in Boston. Wir hatten nämlich in Paris mit Nathan einen waschechten New Englander kennengelernt, welcher uns schon vor einem Jahr in München angeboten hatte ihn zu besuchen. Ende März haben wir daher die Busse für die Ostküste so gebucht, dass wir ihn am Ende seiner Arbeitszeit in einem Feriencamp besuchen können. Leider hat das nicht ganz so geklappt, wie wir uns das alle im März noch vorgestellt hatten, er und seine Freundin Liza beschlossen nämlich in der Zwischenzeit nach Austin, Texas zu ziehen und das genau an dem Wochenende, an welchem wir eigentlich ankommen wollten. Aber wer weiß schon im März was im August passiert? Wir auch nicht 😉 Daher buchten wir spontan die Busse so um, dass wir ihn in seiner letzten Woche in Boston noch abpassen konnten. Das bedeutete natürlich vor allem für Nathan eine stressige letzte Woche, aber wir glauben wir konnten ihn von der allgemeinen Anspannung ein wenig ablenken, aber mal der Reihe nach…

Eigentlich hatten wir den perfekten Plan, da unser Bus um 16:45 ankommen sollte, wollte Nathans Vater, welcher ganz in der Nähe des Busbahnhofs arbeitet um 17:00 Uhr abholen. Natürlich hatten wir die Rechnung ohne den Busfahrer gemacht, welcher 2 Stunden vor unserer Ankunft (bei 2 Stunden Restfahrzeit) einen 10 minütigen Stopp bei einem Burger Kind einlegte (wir sind uns sicher, dieser spezielle Burger King lässt sich diese Werbung einiges kosten). Bei einem zum Bersten gefüllten Bus mit 60+ Menschen dauert ein Stopp bei Burger King natürlich deutlich länger als 10 Minuten und so hatten wir schon knapp 25 Minuten Verspätung, was aber mit Nathans Vater gerade noch klappen könnte. Ihr könnt’s kaum glauben oder nicht, aber wir waren tatsächlich nicht die einzigen, die Montagnachmittag nach Boston wollten und so landeten wir im Stau. Damit war der Käse natürlich gegessen, denn natürlich wollten wir Nathans Vater nicht eine Stunde warten lassen. Das war alles nicht übermäßig schlimm, da Nathan uns einfach an einer U-Bahn-Haltestelle 15 Minuten von seinem Elternhaus entfernt abholte, aber merkt euch eins: Verlasst euch nie auf die Ankunftszeiten des Megabusses 🙂

Angekommen bei Nathan stellte er uns seinen beiden Brüdern (Aaron und Julian) und seinen Eltern (Paul und Devra) vor. Dabei muss man dazusagen, dass Nathan uns vorgewarnt hatte, dass in Neu England (also die Nordostküste der USA) alle Einwohner ein bisschen „workaholic“ wären und seine Familie da auch nicht viel anders wäre. So waren wir doch leicht beklommen, wie seine Eltern unser 11-monatiges Nichtstun so auffassen würden, aber das war natürlich vollkommen umsonst. Wie eigentlich alle unsere Erfahrungen in den USA, ist Nathans Familie vor allem eines: unglaublich nett und vollkommen unkompliziert und wir wurden direkt zum Abendessen eingeladen! Und währenddessen erfuhren wir dann auch mehr über die Familie und Nathans Abenteuer in Texas. Liza war bereits in Austin und hatte bereits mit ihrem neuen Job angefangen und er würde am Samstag nachfliegen, um hoffentlich noch einen Job als Assistenzlehrer vor dem Schulstart zu ergattern (wir hoffen das hat mittlerweile schon funktioniert 🙂 ) Aber das war nicht das einzige, denn sein jüngster Bruder würde am nächsten Montag ausziehen, um aufs College zu gehen und so waren inklusive uns 7 Personen im Haus um diese Zahl bis zum nächsten Montag auf 3 zu reduzieren. Manchmal schon verrückt in was wir so alles reingeraten.

Die nächsten drei Tage verbrachten wir in Boston, um uns alles Wichtige anzuschauen, z.B. Harvard, das MIT sowie alles Wichtige über die amerikanische Revolution. Diese nahm nämlich in Boston ihren Anfang (einigen ist vielleicht der Begriff der Boston Tea Party ein Begriff). Der erste Schuss der amerikanischen Revolutionäre fiel übrigens in Nathans Heimatdorf Concord (aber dazu später mehr). Natürlich lässt sich die Geschichte Amerikas nicht mit der Europas vergleichen, doch allemal deutlich spannender als in Australien oder Neuseeland! Durch die Innenstadt Bostons führt der 2.5 Meilen lange Freedom Trail, an welchem alle historisch wichtigen Stellen/Häuser/Denkmäler liegen. Neben einer Ranger-geführten kostenlosen Tour mit guten Erklärungen zur Boston Tea Party und weiteren wichtigen Personen zu Beginn der Revolution, erklommen wir noch das Bunker Hill Monument und schauten uns das Schiff USS Constitution samt Museum an, welches eine wichtige Rolle während und auch noch nach der Amerikanischen Revolution spielte und für die Amerikaner immer noch als ein Symbol der Freiheit gilt. Nicht zu vergessen machten wir noch eine 1-stündige Brauereiführung (Samuel Adams), welche absolut zu empfehlen ist, denn es wird ungefähr eine halbe Stunde über das Bierbrauen erzählt und die restliche Zeit Bier getrunken. Jawohl, richtig gehört! Nachdem jeder ein Glas bekommt und ein Krug Bier für ungefähr 6 Leute auf den Tisch gestellt wird, und wir 3 verschiedene Biersorten probieren durften, kann man diese Tour durchaus angeheitert verlassen. Haben wir dann auch! Wenn‘s schon mal Bier umsonst gibt, da muss man als Backpacker zuschnappen!

Abends wurden wir immer von Nathans Mutter mit den besten Leckereien verköstigt und einmal trafen wir uns mit einem Freund von Nathan auf ein Bier. D.h. nur Tobi, nachdem sich Kerstin eine kleine Erkältung zugezogen hatte (diese dämlichen Klimaanlagen immer in den Megabus-Bussen).

Am Freitag, Nathans letztem Tag in Boston, hatte er freibekommen und wollte uns sein Heimatdorf Concord genauer vorstellen. Schließlich fiel hier, wie vorher schon erwähnt, der erste Schuss der Revolution, d.h. der erste Schuss der Revolutionäre auf Befehl hin, und das alles auf einer Brücke, der Northbridge. Diese überquerten wir und schauten uns das dortige Museum noch ein bisschen an, sowie das Colonial Inn, das älteste Haus in Concord und gleichzeitig ein Hotel. Zum Mittagessen gingen wir in Nathans Lieblingspizzeria Sorrento’s und holten uns Clam Chowder (eine cremige Suppe bestehend aus Kartoffeln und gekochten Muscheln) beim lokalen Meeresfrüchte Laden. Abends kochten wir als ein kleines Dankeschön für die ganze Familie und Nathan machte noch ein Lagerfeuer, um uns in eine weitere Amerikanische Delikatesse einzuweihen: s’mores! Das funktioniert wie folgt: man nehme ein Marshmallow, stecke ihn auf einen Stock und halte ihn bis zur gewünschten Bräune ins Feuer. Anschließend wird dieser zwischen 2 Kekse und Schokolade befördert. Man warte ca. 1 Minute bis die Schokolade leicht geschmolzen ist et voilà: süß, süß und LECKER!!! Nach zweien ist man dann aber auch schon voll 🙂

Wir verabschiedeten uns traurigen Herzens von Nathan, da dieser schon Samstag um 5h früh in Richtung Flughafen aufbrach. Doch nachdem wir uns Samstagmittag vom Rest seiner Familie verabschiedet hatten, stand für uns noch ein kleines Highlight in Boston auf dem Plan: ein Baseball Spiel der Red Sox im Fenway Park! Ein super Amerikanisches Erlebnis, welches wir nicht missen wollten. Fazit: die Bostoner Red Sox haben gewonnen, deshalb war eine super Stimmung, das Stadion ist eines der ältesten und deshalb wirklich schön. Am wichtigsten aber, es ist wirklich richtig AMERIKANISCH! Mit vielen enthusiastischen Amerikanern, die ohne Ende ungesundes Essen in sich hineinstopfen! Es gibt nämlich zahlreiche Essensverkäufer, die mit ihrem Bauchladen die Treppen auf der Tribüne hoch und runter laufen und Hot Dogs, Hamburger, Erdnüsse, Popcorn, Eis, Limonade, Coke usw. verkaufen. Und dann mussten wir unser Amerikanisches Erlebnis leider abbrechen, denn wir wollten den Bus nach New London noch rechtzeitig erreichen. Wieso fahren die denn nach New London, das kennt ja kein Schwein, denkt ihr euch jetzt bestimmt. Doch das ist eine andere Geschichte, aber wir geben euch einen kleinen Tipp: es sollte dort zu einem Deutsch-Ungarischen Wiedersehen kommen…

Harvard
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New York City – eine Woche voller Verrücktheiten

Für die Geschichte New York müssen wir ein wenig weiter ausholen, vor allem was die Suche nach einem Host anging. Nicht überraschend ist August natürlich Hauptreisezeit nach New York (oder für New Yorker aus New York heraus, je nachdem auf welcher Seite man steht) und dementsprechend verlief die Suche nach einem Host über Couchsurfing auch unglaublich schleppend. Nach gefühlt hunderten von Anfragen bekamen wir endlich eine Zusage für die ersten drei Nächte sowie zwei weitere „Vielleicht“. Leider fingen damit die Probleme erst an. Nur einen Tag nach diesen Erfolgen musste Joselia, welche uns eigentlich hosten wollte, absagen, da sie Probleme mit ihrem Vermieter bekam. Aus den beiden „vielleicht“ wurde dann auch nichts mehr und so machten wir uns schweren Herzens auf die Suche nach einer Unterkunft über AirBnB. Und endlich hatten wir Glück. Ein Zimmer mitten in Manhattan für 30$/Nacht (Man findet sowas öfters, muss nur schnell sein, weil solche Schnäppchen gerne in Sekundenschnelle weg sind)! Das klang fast zu gut um wahr zu sein, aber durch die Buchung mit AirBnb konnte uns eigentlich nicht viel passieren, denn das Geld ist bis 24 Stunden nach Check-In sicher bei AirBnB verstaut. Nach der Buchung fing es dann an komisch zu werden, denn unser Gastgeber antwortete auf keinen unserer Kontaktversuche und so setzten wir uns mit lediglich einer Adresse in den Bus und hofften auf das Beste…

Auch bis kurz vor unserer Ankunft bekamen wir keine Reaktion und so loteten wir in weiser Vorrausicht bereits einige Alternativen auf AirBnB aus, um im Notfall direkt zu einer anderen Wohnung weiterfahren zu können. Diese Rechnung haben wir aber leider ohne AirBnB gemacht. Auf einen ersten Anruf hin, dass unser Host keinerlei Kontakt zu uns aufbaute, meinte die nette Dame noch wir müssten zuerst zur Wohnung und sehen, was dort ist bevor sie irgendwas unternehmen könne. Macht ja auch irgendwie noch Sinn. Angekommen an unserem Zielort stellte sich dann das ein, was wir schon irgendwie vermutet hatten. Weder die Wohnung noch unser Host existierten im Gebäude zu dieser Adresse und der nette Sicherheitsmann an der Tür meinte nur „Das ist Betrug, das bekommen wir jede Woche“. Nun gut, war ja schon fast zu erwarten und wir dachten AirBnB würde das jetzt schon für uns regeln. Hahaha… Nach 30 Minuten in der Warteschleife bekamen wir endlich jemanden an die Strippe (wohlgemerkt es war mittlerweile Dunkel und wir saßen in einer unbekannten Stadt in einem McDonalds). Der nette Mitarbeiter meinte dann, er müsse jetzt zuerst versuchen unseren Host telefonisch zu erreichen (wohlgemerkt auf einer Pakistanischen Handynummer) bevor er irgendetwas machen kann und würde uns dann zurückrufen. Sollte sich das mit dem Betrug aber bewahrheiten, würde sich AirBnB natürlich schleunigst darum kümmern uns eine neue Unterkunft zu besorgen. Außerdem sollten wir uns ein Hotelzimmer nehmen, AirBnB übernehme vermutlich die Kosten dafür. Echt jetzt? Vermutlich? Das günstigste Zimmer in der Gegend kostet vermutlich einige 100$ und wir bekommen ein „vermutlich“. Nachdem er uns dann noch mitteilte, dass das Suchen einer neuen Wohnung vermutlich mindestens einen Tag dauern würde, war der Käse mit uns gegessen und wir packten unseren Notfallplan aus.

Wir waren nämlich seit einigen Tagen mit Adam über Couchsurfing in Kontakt, welcher uns auch schon angeboten hatte für 1-2 Nächte notfallhalber bei ihm zu übernachten. Da wir das Risiko mit dem Hotelzimmer nicht eingehen wollten, schrieben wir ihm eine SMS, ob wir nicht eine Nacht bei ihm bleiben könnten, bis sich mit AirBnB alles geregelt hat und er sagte direkt zu. Und wie sagt man so schön, geht eine Tür zu, geht irgendwo eine andere wieder auf. Adam war eben jene Tür und nach einem Glas Wein und einem netten Gespräch bot er uns an einfach die Woche bei ihm zu bleiben und so ließen wir AirBnB wissen uns doch gefälligst unser Geld zurückzuerstatten und hatten eine Künstlerwohnung mit Dachterrasse mitten in Manhattan! Adam ist nämlich ägyptischer Komponist und (Opern) Sänger und ab und an sogar (auf Grund seines arabischen Aussehens) als Terrorist in Filmen und Dokumentationen zu sehen! Auf jeden Fall der perfekte Host mit der perfekten Lage für New York!

Am nächsten Tag startete dann auch unsere Erkundung New Yorks und man muss schon fast sagen: ENDLICH eine Stadt, in der was los ist. Natürlich waren auch viele andere Städte auf unserer Reise schön (allen voran San Francisco) aber irgendwie hat uns immer diese verrückte Dauerbeschäftigkeit und die vollkommen überfüllten Straßen gefehlt, wie wir es in Paris kennen und lieben gelernt hatten. New York ist genauso! Es ist schon irgendwie lustig wie leicht man in angelernte Angewohnheiten zurückfällt. So sahen wir doch viele Touristen offensichtlich verwirrt in den Straßen herumirren, wohingegen wir uns zumindest halbwegs in den stetigen Fluss von Menschen einfügen konnten (natürlich nicht perfekt, da wir ja von der Stadt noch keine Ahnung hatten…). Aber wir wussten wie der Hase läuft 😉

Nachdem wir schon gehört und festgestellt hatten, dass in New York alles Touristische ziemlich ins Geld geht, hatten wir uns vorgenommen ein etwas unkonventionelleres Programm durchzuführen. Zwar ließen wir ein paar Highlights wie die Überquerung der Brooklyn Bridge, den Sonnenuntergang vom Rockefeller Center, Times Square, 9/11 Memorial und Central Park nicht aus, die restliche Zeit verbrachten wir aber anders. So nahmen wir an zwei kostenlosen Führungen durch Chinatown, Soho, Little Italy und Williamsburg teil (ok das ist auch ein bisschen touristisch 🙂 ), saßen im Publikum einer lokalen Comedy-Late Night Show (Seth Meyers, falls den jemand kennt) und gingen in ein Shakespeare Theaterstück. Vor allem letztere sind leider immer mit ziemlich langen Wartezeiten verbunden, aber da wir sowieso genug Zeit hatten, störte uns das nicht! Es war übrigens total genial mal zu sehen wie so eine Late Night Show gedreht wird. Es ist wirklich so, wie man sich das immer vorstellt. Ein Komiker „heizt“ die Stimmung im Publikum ein, bevor die eigentliche Show losgeht. Bei der eigentlichen Show wird dann natürlich an allen wichtigen Stellen „Applaus“ eingeblendet!

Und hier der Tipp für alle, die das auch mal gerne machen würden: Man stellt sich gegen 8 Uhr morgens an, um eine Nummer für ein Stand-By Ticket zu bekommen (das sind Tickets die zwar ausgestellt werden, deren Besitzer aber zum eigentlichen Einlass nicht auftauchen). Da die Tribüne der Show immer vollgefüllt sein soll, werden nach dem offiziellen Einlass genauso viele Stand-By Tickets vergeben, wie noch freie Plätze sind. Hat man nun in der Früh ein Stand-By Ticket mit einer niedrigen Nummer ergattert, ist die Chance auf einen Platz ziemlich gut. (Wir hatten die Nummer 6 und 7 und es gab 11 Restplätze)!

Außerdem schlenderten wir ziemlich lange durch die Straßen New Yorks, wobei wir einmal zufällig in ein Geschäft für Magierbedarf stolperten und direkt eine kleine private Vorführung bekamen. Und nicht zu vergessen machten wir unseren Grand Slam perfekt in dem wir Flushing Meadows, das Gelände der US Open besuchten. Wir konnten zwar auf das Gelände, aber die eigentliche Anlage war auf Grund der Vorbereitungen für das Turnier gesperrt (dafür bekamen wir aber 2 originale Tennisbälle des Vorjahresturniers 🙂 )

Auch mit Adam hatten wir ziemlich viel Spaß. An unserem zweiten Abend lud er spontan 5 andere Couchsurfer zum Essen auf seiner Dachterrasse ein. Einer davon blieb dann auch die restliche Zeit bei Ihm wohnen. Ihr merkt schon, alles ein bisschen verrückt aber eigentlich nur typisch für New York! Vermutlich ist die Stadt nicht für jeden das Richtige, wir fanden‘s aber total genial und nach 7 Tagen war es dann auch traurigerweise schon wieder soweit Abschied zu nehmen und wir setzten uns in den Bus nach Boston zu Nathan, den wir in Paris kennengelernt hatten. Aber das ist mal wieder eine neue Geschichte 🙂

Oh das hätten wir fast vergessen: Ein Tipp für alle die mal nach Williamsburg kommen (ein Stadtteil Brooklyns). Direkt an der Haltestelle Bedford Ave gibt es eine Bar, in welcher man bei der Bestellung eines Getränks von min. 5$ eine kostenlose Pizza bekommt!!!

Brooklyn Bridge
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Washington D.C. – Ein laaanger Flug zurück in europäische Verhältnisse

Was macht man als Backpacker nicht alles um ein wenig Geld zu sparen… Ok das ist jetzt vielleicht ein bisschen zu philosophisch ausgedrückt, trifft den Kern der Sache aber ziemlich gut. Wir hatten uns ja schon länger damit beschäftigt unsere geplante Autofahrt von West nach Ost abzublasen und stattdessen zu fliegen, um uns zwei Wochen länger als eigentlich geplant an der Westküste aufhalten zu können. Nach ein wenig Suche, Geduld und Recherche fanden wir dann auch tatsächlich den am allermeisten günstigsten wahnsinnstollen Flug von San Diego nach Washington D.C für schlappe 169$! Zum Vergleich, den Flug kann man auch locker für 700$ buchen! Da schlugen wir natürlich sofort zu! Und das Beste kommt zum Schluss: Ein Übernachtflug, um uns den Jetlag auszutreiben! (3 Std Zeitunterschied zwischen West- und Ostküste) Natürlich mussten wir bei dem Preis ein paar Abstriche hinnehmen, denn wir hatten einen 1-stündigen Aufenthalt in Phoenix, Arizona und einen 4-stündigen Transfer in Dallas, Texas (Yeehaa Texas!!!). Nicht so schlimm, dachten wir uns, denn bei einem Aufenthalt müssen wir nicht aussteigen, können also einfach weiterschlafen, und an einem Flughafen wie Dallas sollte es doch die Möglichkeit geben ein kleines Nickerchen einzulegen. Nennen wir das Kind beim Namen: Pustekuchen. In Phoenix mussten wir wegen Crewwechsel das Flugzeug verlassen und in Dallas sind die Sitzbänke für Normalgewachsene unmöglich zum Schlafen geeignet (mit Armlehnen zwischen jedem Sitz :-/ ).

Aber wir wären nicht so weit gekommen, wenn uns so etwas aus der Fassung bringen würde und so nahmen wir jede Gelegenheit zum Schlafen wahr. Das trifft vor allem auf Tobi zu, der sich irgendwie die Fähigkeit angeeignet hat in jeder erdenklichen Lage schlafen zu können (in Dallas war diese „Lage“ Kuschelstellung mit dem Rucksack inkl. Wertsachen auf dem Boden vor dem Gate unter einem Fernseher mit lauter Nachrichtenübertragung zwischen Reinigungspersonal mit Staubsaugern 🙂 ) Kerstin hatte es nicht ganz so gut, kam aber trotzdem auf ein paar Stündchen Schlaf im Flugzeug und so kamen wir zwar leicht gerädert, aber doch lebendig in Washington D.C. an nur um mal wieder gegen eine Wand schwüler Hitze zu rennen. Auch hier gab es nämlich eine Hitzewelle und über 35°C, was uns aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit ein wenig an Queenslands Sommer (Australiens Ostküste) erinnerte.

Aber auch das sind wir ja mittlerweile gewohnt und brachen dann direkt zu unserem Host Peter auf. Vielleicht erinnert ihr euch, Sue – die Freundin unseres Hosts Bruce in Yellowstone – hatte uns doch mit ihrem Bruder verknüpft und uns damit eine Schlafgelegenheit organisiert. Und jetzt kommt’s! 20 Gehminuten vom Weißen Haus entfernt in einem (für städtische Verhältnisse) riesigen dreistöckigen Haus und wir bekamen den kompletten 2. Stock für uns! Als wir ankamen war Peter zwar auf dem Sprung zur Arbeit (er arbeitet als Sportjournalist bei der Nachrichtenagentur Reuters), hatte aber noch kurz Zeit uns zu begrüßen und uns sofort ein heimisches Gefühl zu vermitteln!

Nach einem kurzen Nickerchen machten wir uns dann auch auf, um ein wenig die Gegend zu erkunden und Washington hat uns doch ziemlich beeindruckt. Eine total lockere und aufgeschlossene internationale Atmosphäre, was natürlich mit den Unmengen an Botschaften und damit internationalen Einwohnern zusammenhängt. Nebenbei ist Washington D.C. auch ein Mekka für amerikanische Familien, welche ihre Hauptstadt besichtigen (was für uns auf Grund der Schulferien eher unpraktisch war). Es gibt aber noch einige weitere Besonderheiten: die einheimische Bevölkerung von D.C. ist überwiegend schwarz (Martin Luther King lässt grüßen), was an und für sich total genial ist (denn „Afroamerikaner“ sind super lustig und freundlich), aber auch zu lustigen Verhältnissen führt. Ein Beispiel: Obama fühlt sich natürlich unglaublich wohl in „seiner“ Community, wohingegen republikanische Präsidenten eher Abstand von D.C. halten. Peter meinte, Obama gehe häufig in verschiedene Restaurants in der Stadt, wohingegen sein Vorgänger Bush 30 Wochen pro Jahr (ja Wochen nicht Tage) Urlaub in seiner Heimat Texas einlegte. Eine weitere viel seltsamere Sache ist allerdings das Wahlrecht. Washington D.C. wurde zur Zeit der Gründung der USA als Eigentum des Kongresses gegründet und in dessen Hände gelegt. Damals rechnete man noch nicht damit, dass Leute dort tatsächlich anfangen würden zu wohnen, weshalb Washington D.C. keinerlei Wahlrechte bekam (denn die Abgeordneten leben natürlich offiziell nicht in Washington sondern in ihren jeweiligen Wahlkreisen). Die Einwohner Washingtons dürfen mittlerweile zwar den Präsidenten wählen, doch haben sie keine eigenen Vertreter im Senat oder Abgeordnetenhaus (ok sie haben einen, der ist aber nicht stimmberechtigt^^). Wenn man jetzt bedenkt, dass Washington D.C. mit 600.000 Einwohnern mehr Menschen beherbergt als drei Staaten Mexikos und an 17. Stelle der Regionen mit dem größten Einfluss auf das BIP der USA hat, fasst man sich schon irgendwie an den Kopf. Natürlich wehren sich die Einwohner dagegen, allerdings würde eine Ernennung D.C.s als vollwertiger Staat eine Änderung der Verfassung und damit eine 2/3 Mehrheit im Kongress benötigen, was aber an den Republikanern scheitert. Jetzt fragt man sich, wie kann es sich eine große Partei wie die Republikaner leisten gegen eine solch vollkommen Basisdemokratische Legitimierung zu sein (denn schließlich gibt es dort Wählerstimmen zu holen). Aber hier kommt der entscheidende Punkt: Wie schon erwähnt ist die Bevölkerung D.C.s überwiegend Schwarz und welche Partei wird bevorzugt von Schwarzen gewählt? Richtig, NICHT die konservativen Republikaner! 🙂 Aber so läuft Demokratie in Amerika nun mal…

Soweit so gut zu den Umständen in D.C. und wie gesagt wir liefen am Tag unserer Ankunft noch ein wenig durch die Gegend und sahen das Weiße Haus, ein Denkmal zu den Weltkriegen sowie das berühmte Lincoln Memorial. Um die restliche Müdigkeit aus den Knochen zu bekommen, gingen wir etwas früher zu Bett nachdem wir uns nochmal näher mit Peter unterhalten hatten. Er lieh uns dann auch für die nächsten Tage seine zwei unbenutzten Fahrräder, was die Erkundung der Stadt deutlich vereinfachte! Und so klapperten wir die nächsten Tage sämtliche Museen, Gedenkstädten und öffentliche Gebäude der Stadt ab. Zu den Highlights gehören unserer Meinung nach die National Mall, das Air and Space Museum, das Capitol, die National Library und die Fahrt auf das Washington Memorial. Für letzteres sollte man sich morgens gegen 7 Uhr anstellen um kostenlose Karten zu bekommen, was wir natürlich machten um dann am selben Abend mit Peter den Sonnenuntergang anzuschauen!

Neben den Sehenswürdigkeiten gab es aber noch andere Highlights. So nahm Peter uns mit auf eine Premiere von Jason Segels neuem Film „End of the Tour“ inkl. anschließender Diskussionsrunde mit Jason Segel. Keine Ahnung wer das ist? Kleiner Tipp: Marshall von „How I met your Mother“. Außerdem nahm Peter uns mit zu einem kleinen Ausflug zu den Great Falls in der Nähe (welche uns beeindruckender Weise tatsächlich ziemlich beeindruckten und das nach all den riesigen Wasserfällen an der Westküste).

Den Rest erzählen die Bilder besser als Worte und das war‘s dann auch schon mit unserem 5-tägigen Besuch in Washington und wir nahmen den Bus nordwärts zum Biiiiiig Apple nach New York. Diese (übrigens total verrückte) Geschichte, gibt’s dann aber beim nächsten Mal!

White House von hinten / from the back
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