Der nächste Stopp nach Sandakan sollte eigentlich das kleine Sultanat Brunei im Norden Borneos sein, aber hier geben wir uns dann gegen die komplizierte Reiseplanung in Borneo geschlagen. Fliegen ist nicht nur teuer, sondern man fliegt auch erstmal raus aus Borneo und zurück nach Kuala Lumpur. Busse von Kota Kinabalu gibt es nicht und die eigentlich ganz gut klingende Fährverbindung wurde während Corona eingestellt. Die “einfachste” Möglichkeit ist ein Flug von Kota Kinabalu ins 150km entfernte Miri und dann mit einem Shuttle für 100 USD die hälfte der Strecke zurück nach Brunei. Das ist uns dann doch zu doof und wir fliegen lieber in den Nationalpark Gunung Mulu mitten im Dschungel Borneos (der ist nämlich wirklich nur per Flug zu erreichen )
Der Parkeingang ist im gleichnamigen Ort Mulu, aber “Ort” ist fast schon zu viel des Guten. Tatsächlich besteht er aus ein paar Handvoll Homestays, eine große Hotelkette und ein Resort im Park. Wir haben uns für einen günstigen Homestay etwas außerhalb, dafür aber direkt am Fluss entschieden und werden vom Besitzer James auch direkt gemeinsam mit einem weiteren Pärchen, das mit uns im Flieger saß, am Flughafen abgeholt. Und James wird uns auch die restlichen Tage öfter mal durch den Ort kutschieren
Der Park selbst ist für sein riesiges Höhlensystem (in die Größte davon passen mehrere Airbus A380 hintereinander) und die dort millionenfach lebenden Fledermäuse bekannt. Branda, die Besitzerin unseres Homestays und Frau von James, ist praktischerweise auch lizenzierte Führerin und bringt uns vier am Nachmittag direkt in zwei der bekanntesten Höhlen, die Lang- und Deer Cave. Letztere ist nicht nur riesig, sondern beheimatet rund 3 Millionen Fledermäuse und die Höhle ist an einigen Stellen von ihren Hinterlassenschaften geprägt Nach der Führung bleiben wir noch vor dem Eingang der Höhle und warten auf das abendliche Spektakel der Fledermäuse, den sogenannten “Bad Exodus”. Rund um den Sonnenuntergang sammeln sie sich zunächst in Schwärmen vor dem Eingang, um dann gemeinsam auf die Futtersuche zu gehen und verlassen die Höhle in den bizarrsten Formationen. Es ist wirklich ein unglaubliches Schauspiel und wir entdecken sogar einen Adler der wohl ein Festmahl erwartet…
Am nächsten Tag zeigt uns Branda nach einer Flussfahrt noch zwei weitere nicht minder beeindruckende Höhlen (Wind- und Clearwater Cave), bevor wir an einem kleinen See, der sich an einem unterirdischen Ausgang der Clearwater Cave erstreckt, baden gehen Außerdem verbringen wir die nächsten Tage noch einige Zeit auf den schönen Wanderwegen im Park und genießen die Natur, die Vögel, Insekten und entdecken auch das hier einheimische Mini-Eichhörnchen, das kaum größer als eine Maus ist
Am letzten Nachmittag lassen wir uns noch auf ein kleines Abenteuer ein, sogenanntes “Caving” in der “Racer Cave” – sie hat ihren Namen von der hier lebenden Racer Schlange. Caving bedeutet eine Art Klettersteig durch die unbeleuchtete Höhle, wir bekommen Sicherungsgurt, Helm und Lampe (wobei wir ersteres nur einmal alibimäßig benutzen, unser Guide scheint das als recht nutzlos zu betrachten ) Und so klettern wir durch die Höhle, immer wieder hoch und runter, zwängen uns durch Enge spalten und kriechen durch hüfthohe Löcher vorbei an duzenden von teilweise handgroßen Spinnen – was vor allem unsere französische Mitstreiterin überhaupt nicht lustig findet
. Und tatsächlich entdecken wir in einer der Spalten auch eine der Racer Schlangen, die hier auf Fledermausbeute lauert
Als letztes Hindernis tief in der Höhle müssen wir uns nochmal 80cm nach unten durch eine Spalte zwängen. Unser belgischer Mitstreiter beginnt und stöhnt schmerzhaft auf, weil er sich das Knie verdreht. Tobi sucht anschließend einen besseren Abstieg, bleibt aber genauso schmerzverzehrt an der gleichen Stelle hängen und so humpeln wir beide unter Schmerzen den ganzen Weg, hoch und runter, kriechend und quetschend zurück… Naja wird sich schon wieder einrenken und die Erfahrung war auf jeden Fall sehr aufregend
Nach einem Night Walk am Abend und einem Canopy-Walk am nächsten Morgen ist unsere Zeit in Mulu auch schon wieder vorbei und wir fliegen zu unserem letzten Stopp in Borneo, nach Kuching…