Während der Corona-Virus Deutschland in Atem hält, verlassen wir Chile ein letztes Mal in Richtung Argentinien, um uns die dortige 7-Seen-Region und das Gebiet um Bariloche anzusehen – wir starten mit letzterem. Obwohl Bariloche als die Schweiz Südamerikas zählt und hier sehr viele Gutbetuchte Sommerresidenzen besitzen, ist die Gegend hier sehr kriminell. Hier wurden schon mehrfach Einbrüche in Camper gemeldet, sogar während der Nacht. Deshalb hat uns CondorCampers schon am Beginn der Reise empfohlen das WIld-Campen hier zu unterlassen und besser auf bezahlte Campingplätze auszuweichen. Wir suchen uns einen im netten, von Schweizern gegründeten, Vorörtchen Colonia Suiza und jetzt werden wir auch das erste Mal mit Corona konfrontiert. In der allgemeinen Küche steht eine Flasche Desinfektionsmittel, verbunden mit dem Hinweis auf das Virus. Außerdem treffen wir unseren etwas wortkargen deutschen Retter wieder, der uns das letzte Mal mit der leeren Autobatterie geholfen hat.
Bariloche hat seinen Beinamen aber nicht nur wegen der Gründerväter (und den für “normale” Argentinier unerschwinglichen Wohnkosten), sondern insbesondere wegen seiner Lage am See inmitten einer imposanten Berglandschaft. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen und nehmen uns zwei Wanderungen zu – ganz im Sinne des Alpen-Feelings – Berghütten vor. Die erste führt uns zum Refugio Italia, sie beginnt quasi direkt am Campingplatz und führt uns erst durch einen schönen Urwald nur um uns dann innerhalb weniger Kilometer ungefähr 1000m nach oben zu bringen. Gut, dass wir mittlerweile voll im Training sind und so schaffen wir den für fünf Stunden angesetzten Aufstieg in ungefähr dreieinhalb. Belohnt werden wir mit wenig Touristen, einem wunderschönen See (Lagune Negra) in den Anden und einer witzigen Blechhütteninterpretation einer “Berghütte”.
Wieder zurück stolpern wir mitten in Alpenfolklore. Es ist nämlich Sonntag, das kleine Örtchen wird sichtbar zum Touristenmagneten und bedient das Klischee mit etwas das an Biergartenstimmung erinnert. Absolut schräg und wir finden es so witzig, dass wir nach einem regionalem Bier mit Gitarren-Livemusik spontan entscheiden eine Nacht länger zu bleiben.
Ein Tag Ruhe tut uns aber auch gut, denn die nächste Wanderung zum Refugio Otto Meiling im 80 km südlichen Nationalpark Nahuel Huapi bewältigt wieder über 1000 Höhenmeter. Den “freien” Tag verbringen wir mit einem ausgedehnten Frühstück, bevor wir uns langsam entlang des gleichnamigen Sees in Richtung Nationalpark aufmachen und immer wieder für die malerische Kulisse Halt machen.
Im Nationalpark finden wir am Lago Hess einen traumhaft ruhigen Schlafplatz, genießen den Sonnenuntergang über dem Gletscher “del Manso”, zu welchem wir am nächsten Morgen sehr früh aufbrechen werden. Denn zum Start der Wanderung zum Refugio müssen noch ca. 50km im Halbdunkeln über die Schotterpisten des Parks bewältigt werden. Die haben es in sich, aber der Sonnenaufgang und die tolle Szenerie mit Morgennebel während der Fahrt entschädigt für das frühe Aufstehen und die durchgerüttelten Knochen. Auch die Wanderung ruft wieder mal diesen Leinwandeffekt hervor, denn sobald man die ersten rund 700 Höhenmeter hinter sich hat, läuft man inmitten einer beindruckenden Szenerie von Gebirge, Vulkangestein und Gletschern bis man das Refugio erreicht, welches genau zwischen zwei Gletschern – “del Manso” und “Castano Overo” – Unterschlupf für Wanderer bietet. Zwar bleiben wir nicht über Nacht, aber da wir so früh los sind und die Busse aus Bariloche erst sehr viel später ankommen, haben wir die Aussicht fast für uns alleine.
Unsere letzte Etappe in Argentinien führt uns entlang der “Ruta de los Siete Lagos” wieder nach Norden und wir sind froh neben den Seen noch Bariloche besucht zu haben. Die Seen stehen zwar in jedem Reiseführer, mehr als ein “ganz nett” huscht uns eigentlich nur einmal über die Lippen und das liegt an einem Wurf kleiner Katzenwelpen und nicht am See.
Zurück nach Chile geht es über den Paso Huahum und hier holt uns Corona nochmal ein. Denn wir müssen eine eidesstattliche Erklärung über unsere Aufenthalte außerhalb Chiles der letzten 30 Tage unterschreiben. Gut, dass wir da nicht in Deutschland waren, sonst kämen wir vermutlich in Quarantäne! Außerdem wird unser Camper hier zum ersten mal so richtig (knapp 10 Minuten) nach Essen untersucht. Das hatten wir so auch noch nicht erlebt. Danach geht es mit einer Fähre zurück in die vulkanisch aktive Region La Araucania, die vorletzte Etappe unserer Reise…