Archiv der Kategorie: Kanada

325 – die Zusammenfassung einer Reise um die Welt

Nun sitzen wir hier am Flughafen von Halifax und schlagen uns die letzten 2 Stunden unserer Reise um die Ohren. Ein ziemlich komisches Gefühl, wenn man bedenkt dass wir die letzten 325 Tage nirgends länger als 7 Tage am Stück verbracht hatten und nun sollen wir zurück in einen geregelten deutschen Alltag. Denn eines hat uns nicht zuletzt Nordamerika gelehrt, irgendwie nehmen wir Deutschen alles ein bisschen zu ernst. Seien es die Australier mit „No Worries“ oder die Neuseeländer, die sowieso nichts ernster nehmen als das nächste Match der All Blacks, die Amerikaner, welchen in jeder Lage noch ein sarkastischer Kommentar über Donald Trump oder ein „just do it“ über die Lippen kommt, die immer freundlichen Kanadier oder natürlich die durch nichts aus der Ruhe zu bringenden Fidschis. Irgendwie nehmen alle das Leben nicht ganz so ernst wie wir in Deutschland bzw. Europa.

Nach der Erfahrung von 61 verschiedenen Gastgebern (davon 39 Couchsurfing, 13 HelpX und 9 Freunde und Freunde von Freunden) hat sich vor allem in dieser Hinsicht unser Horizont deutlich erweitert. Außerdem haben wir spätestens jetzt jegliches Gefühl für Entfernungen verloren. Ein Wochenendausflug mit 1.000km Fahrtstrecke? Wieso nicht 🙂 (was hätte auch anderes passieren sollen, nach ungefähr 80.000km auf der Straße 🙂 )

Nach all den Erzählungen anderer Leute ist auch die nächste Reise quasi schon fertig geplant (wir werfen jetzt nur mal Texas und Zentral- und Südamerika in den Raum:-) ). Hoffentlich dauert es bis dahin nicht allzu lange und ihr müsst nicht auf neue Berichte warten 🙂

Bis dahin, haltet die Ohren steif 🙂

PS: Deutschland hat uns quasi auf dem Flughafen schon wieder eingeholt. Denn die deutsche Airline Condor meinte doch tatsächlich, dass es angebracht wäre uns 25 Minuten vor Abflug mit einem Last-Call aufzufordern doch endlich mal ins Flugzeug zu steigen (Bei Air Fiji hat zu der Zeit das Boarding noch nicht mal angefangen). Das wir dann mit 20 Minuten Verspätung abhoben, lassen wir jetzt mal einfach so stehen…

Halifax – eine entspannte letzte Woche

Halifax – eine entspannte letzte Woche

In unserer letzten Woche unserer Reise wollten wir Halifax und dessen Gegend erkunden, bevor wir dann eine Woche später von Halifax zurück nach Frankfurt fliegen sollten. Deshalb wollten wir uns Cape Breton sowie Bay of Fundy und Peggy’s Cove genauer anschauen. Aber eins nach dem anderen…

Für unsere Zeit in Halifax konnten wir in letzter Minute noch einen Couchsurfer finden. Noah, 29, akzeptierte unsere Anfrage und nachdem wir mit ein bisschen Verspätung in Halifax und bei Noah ankamen, empfing uns dieser herzlich. Er arbeitet als Elektrotechniker bei der Navy und ist wohl des Öfteren mit dem Schiff auf internationalen Gewässern unterwegs. Auch eine interessante Weise zu reisen. In den nächsten beiden Tagen wollten wir dann Halifax genauer unter die Lupe nehmen. Das Antibiotikum setzte Kerstin allerdings ziemlich zu, weshalb sie sich über die meiste Zeit des ersten Tages immer wieder in verschiedene Parks legte und erholte. Tobi erkundete währenddessen die Stadt. Halifax ist ein richtig schönes Fischerstädtchen in größerem Maße, allerdings ist nicht wirklich was los. Die Hafenpromenade mit kleinen Geschäften, Souvenirläden und u.a. auch eine Rum Cake Factory mit kostenlosem Probieren lädt zum gemütlichen Schlendern ein. Wir warfen auch wieder mal einen Blick in das Casino, leider dieses Mal ohne kostenlose Getränke. Wir bewältigten den höchsten Berg in Halifax mit ungefähr 50 Höhenmetern, um einen schönen Blick über die Stadt genießen zu können.

Außerdem trafen wir uns an einem Abend mit Nathalie und Carlos. Wir waren zuvor über Couchsurfing im Kontakt mit Nathalie aus Paris, die auch gerade eine Weltreise macht und einen Roadtrip von Boston über Montreal nach Halifax und zurück machte. Ihr letzter Host Carlos entschloss sich spontan sich ihr anzuschließen und so trafen wir die beiden kurz nach ihrer Ankunft in Halifax. Während einem Bier beschlossen wir unsere Pläne für den nächsten Tag: wir wollten gemeinsam nach Peggy’s Cove sowie zur Bay of Fundy fahren. Am selben Abend bekochte Noah uns noch mit Hähnchenbrust und einem leckeren Salat.

Am nächsten, ziemlich verregneten Tag, fuhren wir dann also mit den beiden zu Peggy’s Cove, ein süßes kleines Fischerdörfchen am Meer mit einen Leuchtturm als Highlight. Das hört sich jetzt zwar ein bisschen langweilig an, aber schaut euch die Bilder an, es war wirklich wunderschön, es hat uns ein bisschen an schwedische Dörfer erinnert. Danach machten wir uns auf den Weg zur Bay of Fundy. Dort wollten wir stoppen, weil es hier die stärksten beobachtbaren Gezeiten der Welt gibt. Die Dame im Touristenbüro meinte noch, dass wir am besten bei Ebbe kommen sollten, um dann zusehen zu können wie die Flut hereinbricht. Die komplette Bucht solle sich anscheinend so schnell wie eine Badewanne auffüllen, laut der Dame in der Touristeninfo, was uns doch ziemlich imponierte. Leider war dies nicht so ganz der Fall. Natürlich ist die ganze Bucht leer, wenn man zum Hochpunkt der Ebbe kommt. Doch braucht die Flut dann doch leider 6 Std um die Bucht komplett aufzufüllen. In ungefähr einer Stunde konnten wir eindeutig beobachten, dass die Flut merklich schneller kommt als an anderen Orten, aber so schnell wie eine Badewanne war das nun auch nicht… Nach einem weiteren Scrabble und Kartenspielabend mit Noah packten wir am Tag darauf unsere sieben Sachen, um gegen Freitagabend ein Auto für unsere letzten beiden Tage zu mieten und zum Cape Breton fahren zu können. Wir konnten nämlich mal wieder einen super Deal finden.

Wir mieteten das Auto nämlich in Halifax und konnten es ohne Extrakosten am Flughafen zurückbringen. Ziemlich praktisch, oder? Da die Fahrt zum Cape Breton knapp fünf Stunden dauern sollte, mieteten wir das Auto um 17 Uhr, um es dann am Sonntag gut 3 Stunden vor unserem Flug wieder abzugeben. Zwar etwas früh, andererseits wollten wir uns auch nicht schon wieder so stressen wie in Montreal und so passte uns das ganz gut und so fuhren wir in Richtung Cape Breton. Die Entstehung des Namens (ausgesprochen „Bretton“) ist übrigens ziemlich schräg: Die Gegend war früher Französisch und es gab einen anderen Namen. Nachdem die Briten dann aber das Cape eingenommen hatten, änderten sie den Namen in Cape Britain. Die ansässigen Franzosen hatten mit diesem Namen allerdings so ihre Probleme und nannten es einfach Cape de Breton und irgendwie blieb ein Mix der beiden Sprachen hängen.

Wir fuhren dann eben nach Sydney Nahe des Capes, wo wir mit Christa und Mark Couchsurfer für unsere letzten zwei Nächte gefunden hatten. Anstatt des gebuchten Kia Rio bekamen wir übrigens ein „kleines“ Upgrade und einen Chrysler 200Z (googled mal danach, ziemlich verrücktes Gefährt…). In dem Auto kamen wir uns irgendwie fehl am Platz vor 🙂 Da unsere Hosts bis um 11 Uhr nachts arbeiteten, vertrieben wir uns noch ein wenig Zeit in einer lokalen Pizzeria, so quasi zum Abschied… Um 11 fuhren wir dann zu den beiden und wurden von Mark in die Wohnung gelassen. Begrüßt wurden wir von den vier Katzen und einem unglaublichen Gestank. Wir haben ja mittlerweile schon einiges an verrückten Wohnsituationen erlebt, aber das hier war einfach ein bisschen zu viel für uns und wäre es nicht schon mitten in der Nacht gewesen, wären wir vermutlich direkt wieder weggefahren. Mark und auch Christa (die erst gegen 1 nach Hause kam) sind zwar super nett, aber total messi. Dass die Wohnung unaufgeräumt und dreckig war, hätte uns ja noch nicht mal gestört, aber ein vollkommen überfülltes Katzenklo, Katzenkacke auf dem Boden und ein übler Geruch nach Katzenpipi waren dann doch ein bisschen zu viel des Guten. Der Fakt, dass beide unterbrechungslos Gras rauchten und der „bequeme“ Futon eher einem V als einem geraden Bett ähnelte, setzte der Sache nur noch die Krone auf und nach einer kurzen Nacht packten wir direkt in der Früh unsere Sachen und schrieben den beiden eine Nachricht, dass wir nicht zurückkommen würden (sie hatten nämlich schon angekündigt bis 12 Uhr schlafen zu wollen). Gleichzeitig buchten wir von unserem AirBnB-Gutschein für New York noch eine nettes B&B bei Ann für die Nacht und machten uns auf zum Cabot Trail.

Der Trail ist eine Küstenstraße entlang des Cape Bretons und durch den gleichnamigen Nationalpark und ist wirklich unglaublich schön. Nicht so spektakulär wie die Great Ocean Road oder der Highway 101 in Kalifornien aber er vermittelt eine unglaubliche Ruhe, denn es verirren sich bei weitem nicht so viele Touristen hierher wie bei den beiden anderen. Wir hatten auch die Hoffnung vielleicht doch noch einen Wal auf Wanderschaft zu sehen, aber leider hatten wir kein Glück, doch quasi zum Trost sahen wir entlang des Skyline Tracks noch einen riesigen Elch!

Abends fuhren wir dann wie gesagt zu Ann und wurden überschwänglich von ihr, ihrer 17-jährigen Katze und ihrem streichelbedürftigen Hund begrüßt. Zwar redete sie ein wenig viel, aber unglaublich nett mit einem total süßen Haus für unsere letzte Nacht und mit einem bombastischen Ausblick auf das Cape. Kurz nach uns kamen auch noch zwei weitere Gäste aus Maine an, mit welchen wir uns auch noch kurz austauschen konnten. Und dann ging es am nächsten Morgen zurück zum Flughafen Halifax, mit zwei kurzen Zwischenstopps am Cape George mit Ausblick auf Prince Edward Island und der ersten schottischen Siedlung in Kanada in Pictou.

Das war dann jetzt leider auch das letzte Kapitel dieser Reise und wir stiegen ins Flugzeug in Richtung Frankfurt…

Schickes kleines Boot / cute little boat
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Toronto – Mal wieder ein Top 5 Couchsurfing, Freunde von Freunden und ein Paar berühmte Wasserfälle

Nachdem wir ja mittlerweile einige Erfahrungen mit Autovermietungen gemacht hatten, überlegten wir uns dieses Mal einen total ausgefuchsten Plan. Um möglichst viel Kapital aus der Miete zu schlagen, wollten wir das Auto von 10 – 10 Uhr mieten, um am Morgen der Abgabe noch von Toronto nach Montreal zurückfahren zu können (auch wenn das aufstehen um 5 Uhr bedeutete). Um jetzt aber zusätzlich noch möglichst viel aus dem Anmietetag mitnehmen zu können, dachten wir uns, wir tauchen einfach schon um 8 auf, vielleicht geben sie uns das Auto ja schon früher (Das funktioniert nämlich erstaunlich oft, denn die wollen die Autos meistens einfach nur wieder loshaben). Dieses Mal kam leider alles ein bisschen anders, denn dem Autovermieter von „Enterprise“ gingen die Autos aus und so wurden wir zuerst mal auf 10 Uhr vertröstet. Zurück von einem Kaffee war die Lage aber auch noch nicht besser, weshalb wir nach einigem Hin und Her von einem Mitarbeiter zu einer anderen Station gefahren wurden und so bekamen wir unser Auto (einen neuen Fiat 500, super cooles Ding) erst nach 11 Uhr. Damit war unser schöner Plan im Eimer und wir mussten auch den Besuch von Kanadas Hauptstadt Ottawa an den Nagel hängen.

Daher kamen wir auch relativ spät gegen 18 Uhr in Toronto an, da unsere Hosts Ryan und Liane aber noch beim Arbeiten waren konnten wir uns noch die Beine an der Wasserfront Torontos vertreten. Für alle, die sich noch nie mit Toronto auseinandergesetzt haben, die Stadt liegt am Lake Ontario, einen der drei großen Seen in Nordamerika und was soll man sagen, die sind wirklich groß :-O Wüsste man es nicht besser, könnte man denken man steht an einem Meer, denn tatsächlich sieht man am Horizont nichts als Wasser (bei klaren Nächten kann man aber wohl die Lichter Buffalos auf der anderen Seite erspähen, dieses Glück hatten wir aber leider nicht).

Gegen 9h trafen wir uns dann auch mit Ryan, unserem Host, und es hat irgendwie sofort gepasst. Unglaublich nett und aufgeschlossen und da er und Liane seine Freundin vor ca. 8 Monaten von einer einjährigen Reise (hauptsächlich Indien und Asien) zurückgekehrt sind, waren sie auch total verständnisvoll und wir konnten uns super über unsere Reisen unterhalten! Als Liane dann auch noch nach Hause kam, quatschten wir noch bis nach Mitternacht, bevor wir uns dann ins Bett begaben, um für den nächsten Tag fit zu sein. Es stand nämlich der letzte große Punkt auf unserer Todo-Liste an, wir wollten nämlich zu den Niagarafällen fahren.

Das machten wir dann auch und waren erstmal leicht geschockt. Der Ort Niagara ist schlimmer als Airlie Beach und Queenstown zusammen. Der Ort besteht aus Hotels, Motels und kleinen bis größeren Freizeitparks bzw. –angeboten. Von Riesenrad über Abenteuerminigolf bis hin zu Gruselkabinetten ist wirklich alles dabei. Es macht natürlich irgendwie Sinn, denn wie sonst soll man all die Besucher beschäftigen. Die Besichtigung der Niagarafälle an sich ist zwar unglaublich spektakulär (auch wenn wir im ersten Moment ein wenig enttäuscht waren, das legte sich aber als wir dann direkt über dem Wasserfall standen), aber nach 2-3 Stunden hat man dann auch genug Wasser gesehen und die Massen dürsten, wie wir alle wissen, nach Brot und Spielen. Die Ausmaße haben uns dann allerdings doch ein wenig erschrocken und so waren wir nachdem wir die Wasserfälle eingehen bewundert hatten auch froh möglichst schnell wieder aus dem Ort verschwinden zu können.

Wir hatten nämlich noch einen Termin… Erinnert ihr euch an Karl aus Neuseeland? Bestimmt, oder? Er hat nämlich einen Arbeitskollegen in der Nähe Torontos und eigentlich hatten wir vor bei ihm für die Zeit in Toronto auch zu übernachten. Leider konnte Karl ihn nicht erreichen, weshalb wir (fast schon glücklicherweise, da wir sonst Ryan und Liane nicht kennengelernt hätten) bereits bei eben jenen eingebucht waren, bevor Karl uns am Morgen unseres Niagara-Trips mitteilte, dass sein Freund Peter gerade von einer Geschäftsreise zurückgekehrt war und wir doch mal auf ein Bier vorbeischauen sollten. Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und so fuhren wir nach einem kleinen Abstecher zu dem süßen Dörfchen Niagara am See zu Peter, welcher uns überschwänglich begrüßte. Er ist in der gleichen Branche wie Karl und auch 6-9 Monate im Jahr geschäftlich um die halbe Welt unterwegs. Und so quatschten wir gut 2 Stunden mit ihm über alles Mögliche und seine früheren Reisen. Ziemlich inspirierend, davon müssen wir noch ein paar Sachen ausprobieren (wir schmeißen jetzt nur mal das Stichwort Segeltrip von Neuseeland über die Whitsundays nach Bali in den Raum 🙂 )

Am Abend nahm Liane uns noch mit zwei ihrer Freunde auf einen kleinen nächtlichen Spaziergang über die „Beaches“ von Toronto. Ein unglaublich cooles Fleckchen der Stadt. Beim Rückweg wurden wir dann dummerweise von einem Regenschauer überrascht, weshalb wir vollkommen durchnässt bei den beiden zu Hause ankamen (es was aber eigentlich ziemlich lustig 🙂 )

Die nächsten Tage machten wir dann Toronto mehr oder weniger unsicher, vor allem die Gebäude der Universität haben uns ziemlich beeindruckt (man fühlt sich als wandele man durch Hogwarts 🙂 ). Aber auch die vielen kleinen Stadtteile mit unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen (Toronto ist eine der multikulturellsten Städte der Welt) sind ziemlich beeindruckend. Mitten in der Stadt sahen wir abends sogar ein bekanntes Gesicht. Dort trat nämlich gerade ein (leider eher bescheidener) Straßenkünstler auf, welchen wir bereits in Sydney gesehen hatten. Verrückter Zufall, oder? Da am nächsten Tag das Wetter besser war, besichtigten wir noch Toronto Island, welche eigentlich ein gigantischer verkehrsberuhigter Park ist und trafen uns in der Stadt mit einer anderen Couchsurferin auf einen Kaffee, welche auch alle möglichen lustigen Geschichten zu erzählen hatte und uns noch ein wenig durch Kensington Market und China Town führte. Abends hatte Ryan dann Zeit uns noch zwei andere Stadtteile zu zeigen, die Distillerie (dort wurde und wird Schnaps gebrannt) und Little India, wo wir dann auch ganz typisch indisch Essen gingen. Nachdem Liane zu uns gestoßen war brachten die beiden uns über Little Greece zurück nach Hause (ihr seht schon hier gibt’s wirklich alles 🙂 ). Am nächsten Tag hieß es dann früh aufstehen und zurück nach Montreal, aber was uns in unserer letzten Woche noch so alles erwartete steht in den letzten beiden Kapiteln dieser Reise 🙂

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New London & Montreal – eine ungarische Nacht in einer Highschool und ein Pariser Wiedersehen

Wir wollten ja nun von Boston nach Kanada, doch das stellte sich als schwieriger heraus als gedacht. Der ursprüngliche Plan sah vor direkt zu den Niagarafällen und Toronto zu bussen, doch leider gab es keine direkten Busse von Boston in diese Richtung und so hätten wir über New York fahren müssen und damit ca. 16 Stunden im Bus verbracht. Das war uns irgendwie zu viel, und deshalb nahmen wir die Abkürzung nach Montreal, um von dort aus einen Ausflug nach Toronto zu machen. Quasi auf halber Strecke waren Zsuzsi und Adam (unsere beiden Ungarn aus Neuseeland) auf einem Freiwilligencamp einquartiert und sie boten uns an sie doch für eine Nacht dort zu besuchen. Gesagt, getan und so nahmen wir nach dem Baseball Spiel den Bus nach New London, wo wir von Adam und Sam (dem Freund einer deutschen Freundin der beiden) abgeholt wurden. Sam ist aus Montreal und er war auch unsere Mitfahrgelegenheit dorthin für den nächsten Tag, aber dazu später etwas mehr.

Die beiden brachten uns dann eben in die Highschool, in welcher das Camp stattfand und wir die Nacht verbringen würden. Ja genau, richtig verstanden wir schliefen in der Krankenstation einer Highschool, was wir auf unseren alten Tagen noch so alles mitmachen 🙂 Neben dem Leeren des immer noch gefüllten Kühlschranks für die Campteilnehmer vertrieben wir uns den Abend mit viel reden, spielen und Filme schauen. Also ganz gemütlich und natürlich ziemlich cool Zsuzsi und Adam auf diese Weise wiederzusehen! Am nächsten Tag liefen wir vormittags zuerst zu einer kleinen Brücke über einen Fluss, welchen Kerstin allerdings wegen einer fiesen Erkältung nicht bewundern konnte (passenderweise blieb sie einfach auf der Krankenstation 🙂 ). Nach ausgiebigem Lunch verbrachten wir den Nachmittag dann alle zusammen am See und Zsuzsi und Adam nahem uns noch mit auf einen Aussichtspunkt mit schönem Blick über die Landschaft von New Hampshire. Anschließend nahmen uns Sam und Leona (Sams deutsche Freundin, welche Zsuzsi und Adam vor 5 Jahren kennenlernte) dann mit über die Grenze nach Montreal, wo wir für die nächsten beiden Nächte bei Daniel unterkommen konnten.

Noch nie von Daniel gehört? Kein Wunder wir haben ihn ja auch noch nie hier erwähnt :-). Er ist nämlich eine weitere Bekanntschaft aus Paris, genauer gesagt Tobis Betreuer, welcher im Februar nach Montreal gezogen ist, um einen neuen Job anzunehmen. Ziemlich praktisch, oder? Da wir ziemlich spät ankamen, waren seine Kinder schon im Bett (2 ½ Jahre und 9 Monate alt) und deshalb hieß es auf Zehenspitzen durch die Wohnung in unser Zimmer zu schleichen. Am Morgen wurden wir dann mitten in das Chaos einer jungen Familie mit zwei Kindern gestürzt und so gab es Geschrei, Gemecker und Gehaue, aber Daniel und Christina (seine Frau) nahmen das alles ganz locker und dadurch war das ganze eigentlich ziemlich lustig!

Den nächsten Tag verbrachten wir in Downtown Montreal und was soll man sagen, ganz schön Französisch. Überall wird französisch gesprochen und die Häuser sehen aus wie zur Zeit der Französischen Revolution. Mal eine nette Abwechslung zu den durchgeplanten Amerikanischen Städten (Boston mal ausgenommen). Außerdem fuhren wir noch auf die beiden der Hauptinsel von Montreal vorgelagerten Inselchen, um ein wenig die dortigen Parks zu genießen. Dabei fanden wir uns irgendwie im Casino wieder, wo wir uns gleich noch kostenlosen Kaffee und kalte Getränke schnappten 🙂 Natürlich statteten wir auch der Universität einen Besuch ab, welcher dem typischen amerikanischen Campus in nichts nachsteht (wenn auch natürlich nicht so pompös wie Harvard). Beim Abendessen mit Daniel und Christina hatten wir dann auch endlich Zeit ein wenig zu quatschen und am nächsten Morgen ging es dann direkt weiter mit dem Mietwagen nach Toronto und zu den Niagarafällen. Aber das ist ein neues Kapitel 🙂

Wiedervereinigung / Reunion in New London
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Vancouver – ein Wiedersehen auf bayrisch

Für Vancouver mussten wir uns ausnahmsweise nicht größer um eine Unterkunft kümmern, da wir mit Johanna, eine Kommilitonin Tobis, welche sich kurz vor uns aus München verabschiedet hatte und nach Vancouver aufgebrochen ist, einen Trumpf im Ärmel hatten. Wir hatten uns schon ein paar Wochen vorher mit ihr kurzgeschlossen und sie hatte netterweise kein Problem damit uns ein Stückchen Boden für unsere Isomatten anzubieten. Es kam dann sogar noch besser, denn die Wohnung in die sie 5 Tage vorher eingezogen ist, hatte sogar eine Ausziehcouch für uns zu bieten. Was für ein Luxus, oder?

Nach einer langen aber wunderschönen Fahrt durch die Landschaft Kanadas, kamen wir also abends bei Johanna an und wurden von ihr direkt ins kalte Wasser des vancouverischen Montagabendlebends geworfen. Wir liefen nämlich zum nur wenige Meter entfernten Kitsilano Beach, welcher zahllose kostenlose Aktivitäten für Einheimische und solche, die es werden wollen bietet. Von Volleyball, Beachball über Picknickmöglichkeiten bis hin zu Jogastunden ist alles dabei. Da wir auch noch nicht gegessen hatten, machten wir das in einem der zahllosen chinesischen Restaurants in der Umgebung, natürlich ganz bayrisch mit Bier zum Nachtisch. Dabei erzählte uns Johanna dann natürlich, was es mit Vancouver so auf sich hat. Die Quintessenz ist, wie wir dann auch am nächsten Tag bei einer Stadterkundung herausfanden, folgende:

Vancouver ist zwar relativ bekannt, nicht zuletzt wegen der olympischen Winterspiele vor 5 Jahren, hat aber bei Leibe kein touristisches Fundament wie beispielsweise LA, San Francisco oder Las Vegas. Es ist eher ein Anlaufpunkt für Touristen und Backpacker, um von dort aus in die Wildnis Kanadas aufzubrechen. Andererseits hat die Stadt, wie schon angedeutet, unglaublich viel für Einheimische zu bieten, weshalb wir uns nach einer Erkundung von Downtown und Umgebung am nächsten Tag auch auf diese beschränkten. Zuerst flanierten wir auf Granville Island durch einen schönen Markt, in Downtown besuchten wir die Waterfront mit dem Canada Place (und dem Convention Center, welches dem Opera House in Sydney ein ganz kleines bisschen ähnelt), außerdem Gastown (mit der ältesten Gasuhr der Welt…) und den Stanley Park.

Am nächsten Tag fuhren wir mit Johanna und zwei ihrer Freunde entlang der atemberaubenden Küstenlinie zwischen Vancouver und Whistler zum Chief, einen Berg den wir erklimmen wollten. Leider hatten wir für unsere komplette Zeit in Vancouver ein Problem mit dem Wetter. Wie entlang der Westküste weitere Teile Nordamerikas auch, gab es um Vancouver einige Waldfeuer und deren Rauch bedeckte die komplette Umgebung. Deswegen sahen wir von der berühmten Küstenlinie auch nicht mehr als einige Umrisse im Rauch. Die Wanderung war trotzdem super (wenn auch mit 3km Länge und ca. 600 Höhenmetern ziemlich anstrengend), denn der Rauch gab der Umgebung ein mystisches Erscheinungsbild. Abends gingen Kerstin und Johanna dann auch noch zum Joga am Strand, während Tobi ein Nickerchen an selbigem einlegte 🙂

Johanna nahm uns tags darauf mit zu ihrem Campus, welcher nicht umsonst als einer der schönsten Kanadas und Nordamerikas gilt. Nachdem uns Johanna ihren Arbeitsbereich gezeigt und uns ein paar Tipps für die Erkundung des Campus‘ gegeben hatte, machten wir uns auf den Weg. Wir schauten uns den botanischen Garten, das Biodiversitäts- und Anthropologiemuseum an, alles aber nur im Eingangsbereich, da diese ein wenig überteuert waren. Bekommen die denn nicht schon genug Geld von den Studenten? Nachdem wir uns mit Johanna noch zum Mittagessen trafen, schlenderten wir nochmal gemütlich über den Campus. Von solchen wunderschönen Campi kann man in Deutschland nur träumen. Abends trafen wir uns dann am Canada Place, wo es ein kostenloses Open-Air Kino gab und wir uns über „Ich einfach unverbesserlich“ amüsierten. Am Freitag war dann ein Gammel- und Organisationstag angesagt. Nach ewigem Vergleichen buchten wir endlich unseren Flug von Amerikas West- zur Ostküste. Abends fuhren wir nochmals zum Campus, um zusammen mit Johanna einen Vortrag anzuhören. Jeden zweiten Freitag halten verschiedene Masterstudenten einen Vortrag über Allesmögliche, nur nicht über ihr Studium. Eigentlich eine ziemlich gute Idee, denn so konnten wir etwas über Zeitreisen erfahren! Danach wollten wir endlich ein kanadisches Nationalgericht probieren: Poutine. Der klassische Poutine besteht aus Pommes mit Bratensoße und Käse. Es gibt endlose Variationen mit Hähnchen, Gemüse … oder eine extra Portion Pommes 😉 Schmeckt eigentlich ganz gut, nur ist es super schwer und füllend, danach liegt ein Stein im Bauch.

Samstag war dann das große Khatsalano Music and Street Art Festival in Kitsilano, also bei Johanna um die Ecke, angesagt. Während wir umherschlenderten und immer wieder kostenlose Proben absahnten, fing es doch tatsächlich an zu regnen! Und das nach über 2 Wochen Regenpause und Trockenheit pur. Dass wir uns noch mal über Regen freuen hätten wir auch nicht erwartet… 🙂 Abends fuhren wir nach einem Bier mit Johannas Studienfreunden nochmal nach Downtown zu einer kostenlosen Stand-Up-Comedy Veranstaltung, da ein anderer Freund von Johanna 6 Freikarten abgestaubt hatte. Ziemlich cool, vor allem da wir das meiste verstanden haben. Unser Englisch scheint tatsächlich etwas besser zu werden :-). Man sieht also, totales Anti-Touristen-Programm in Vancouver, dafür aber ein richtig guter Einblick ins Stadtleben, was eigentlich sogar noch viel besser ist! Vancouver kommt damit definitiv in die bisherige Top-5 der besuchten Städte!

Dann war es auch schon wieder Zeit uns zu verabschieden und schweren Herzens verließen wir Johanna und fuhren zurück nach Amerika, um die Küste zurück nach LA zu tuckern. Es hat auf jeden Fall gut getan, ein bekanntes Gesicht aus München zu sehen 🙂 Und nachdem uns das (Entschuldigung) Arschloch an der Grenze dann auch wieder zurückgelassen hatte, ging es los zum ersten Stopp, Seattle. Aber wie immer ist das eine andere Geschichte.

Der Rauch produziert einen schrägen Sonnenuntergang / The smoke makes a weird sunset
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Banff: ein kurzer Abstecher in Kanadas Wildnis

Eigentlich hatten wir mit Ausnahme von Vancouver keinen größeren Abstecher an der Westküste Kanadas geplant, aber nach der Empfehlung von Mike aus Salt Lake City beschlossen wir doch zumindest einen kurzen Abstecher in die Wildnis dieses riesigen Landes zu machen. Da es nur ein marginaler Umweg von gut 1000km war, beschlossen wir dem Banff National Park einen Besuch abzustatten, nicht wissend dass es einer der schönsten Nationalparks Kanadas sein sollte (zumindest laut Lonely Planet…), aber der Reihe nach.

Wir hatten vermutlich Glück, dass wir an einem Feiertag die Grenze überquerten, denn aus der erwarteten Wartezeit von 30 Minuten wurden lediglich 2-3. Man merkt dann schon relativ schnell, dass Kanada ein wenig anders tickt als USA. Hier ist alles ein bisschen verlassener und dementsprechend auch ein wenig ruhiger als im doch vergleichsweise dichtbesiedelten Amerika. Man fährt hunderte Kilometer ohne einen Ort zu sehen und wenn handelt es sich meist um eine Tankstelle, ein Motel oder einen Campingplatz. An der Grenze zum Banff Nationalpark ändert sich das ein wenig, denn offensichtlich sind wir nicht die einzigen die einen Lonely Planet Reiseführer richtig herum in der Hand halten können. Die Orte in und um den Park (genau genommen sind es drei zusammengeschlossene Parks) sind ziemlich touristisch und voll mit dementsprechenden Geschäften. Nun wurde uns das ganze Glück beim Grenzübergang umgekehrt um die Ohren gehauen. Auf Grund des langen Wochenendes (Kanada hatte am 1. Juli Nationalfeiertag) waren der Park und vor allem alle Campingplätze gerammelt voll. Nach drei erfolglosen Versuchen einen Platz für unser Zelt zu ergattern (dieses Mal konnten wir leider keinen couchsurfer finden), stolperten wir quasi zufällig über einen Parkplatz welcher als „Overflow Camping“ gekennzeichnet war. Da ohne Sanitäranlagen ausgestattet, war er sogar ziemlich günstig was uns durchaus entgegen kam, da wir lediglich auf der Suche nach einem Stückchen Erde für unser Zelt waren.

Eine ziemlich kalte und verregnete Nacht neben einem schnarchenden Inder später, erkundeten wir nun die Hauptteile des Parks, denn am Vortag konnten wir bei der Fahrt durch den Park schon einen ersten Eindruck auf Kanadas natürliche Landschaft erhaschen. Man könnte jetzt sagen, es ähnelt stark dem Glacier NP, allerdings ist alles ein bisschen größer, besser und schöner (was jetzt nicht bedeutet Glacier wäre nicht schön!). Es gibt hier zahllose 4000+ Gipfel, Gletscher, Seen, Gletscherseen, unberührte Kiefernwälder und wilde Tiere. Wir hatten auch durchaus die Hoffnung doch noch einen Bär zu erhaschen, aber dieses Glück hatten wir leider nicht…

Wir machten zwei Wanderungen, die erste in den Johnston Canyon mit zwei schönen Wasserfällen und die zweite entlang des berühmten Lake Louise zum Teehaus am Lake Agnes. (Bei der zweiten stellte Kerstin ihren persönlichen Wanderrekord ein, wir liefen nämlich 3,6 km und 360 Höhenmeter in 55 Minuten nach oben!) Einfach unglaublich schön. Vor allem Lake Louise hat eine verrückte Farbe, welcher ein wenig an den Lake Pukaki in Neuseeland erinnert, allerdings ist er ziemlich „milchig“, was dem Türkis eine surreale Wirkung verleiht.

Bevor wir den Park wieder verließen, machten wir noch einen kurzen Stopp am Lake Herbert und an einem Aussichtspunkt ohne Aussicht auf Lake Hektor (keine Ahnung wieso die ganzen Seen so komische Namen haben). Dann ging es raus aus dem Park nach Golden, um dort eine weitere Nacht im Zelt zu schlafen und am nächsten Tag nach Vancouver zu fahren. Da die Rezeption des Campingplatzes nicht besetzt war und uns 32$ irgendwie ein bisschen viel vorkam, wollten wir schon wieder fahren, bis Tobi von Enry, einer Kanadierin angesprochen wurde, ob wir uns nicht einen Campingplatz teilen wollten. Sie steckte nämlich im Stau nach Lake Louise fest und da dieser noch ein Weilchen dauern sollte, hatte sie beschlossen erst am nächsten Morgen weiterzufahren. Wir schlugen natürlich sofort ein und unterhielten uns noch relativ lange mit ihr. Außerdem hatte sie Abendessen für ihren Bruder, welchen sie eigentlich hatte treffen wollen, dabei, welches aber nun irgendwie gegessen werden musste und da halfen wir natürlich gerne! 🙂

Am nächsten Morgen ging es weiter nach Vancouver um Johanna wiederzusehen, aber das ist eine andere Geschichte…

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