Für Vancouver mussten wir uns ausnahmsweise nicht größer um eine Unterkunft kümmern, da wir mit Johanna, eine Kommilitonin Tobis, welche sich kurz vor uns aus München verabschiedet hatte und nach Vancouver aufgebrochen ist, einen Trumpf im Ärmel hatten. Wir hatten uns schon ein paar Wochen vorher mit ihr kurzgeschlossen und sie hatte netterweise kein Problem damit uns ein Stückchen Boden für unsere Isomatten anzubieten. Es kam dann sogar noch besser, denn die Wohnung in die sie 5 Tage vorher eingezogen ist, hatte sogar eine Ausziehcouch für uns zu bieten. Was für ein Luxus, oder?
Nach einer langen aber wunderschönen Fahrt durch die Landschaft Kanadas, kamen wir also abends bei Johanna an und wurden von ihr direkt ins kalte Wasser des vancouverischen Montagabendlebends geworfen. Wir liefen nämlich zum nur wenige Meter entfernten Kitsilano Beach, welcher zahllose kostenlose Aktivitäten für Einheimische und solche, die es werden wollen bietet. Von Volleyball, Beachball über Picknickmöglichkeiten bis hin zu Jogastunden ist alles dabei. Da wir auch noch nicht gegessen hatten, machten wir das in einem der zahllosen chinesischen Restaurants in der Umgebung, natürlich ganz bayrisch mit Bier zum Nachtisch. Dabei erzählte uns Johanna dann natürlich, was es mit Vancouver so auf sich hat. Die Quintessenz ist, wie wir dann auch am nächsten Tag bei einer Stadterkundung herausfanden, folgende:
Vancouver ist zwar relativ bekannt, nicht zuletzt wegen der olympischen Winterspiele vor 5 Jahren, hat aber bei Leibe kein touristisches Fundament wie beispielsweise LA, San Francisco oder Las Vegas. Es ist eher ein Anlaufpunkt für Touristen und Backpacker, um von dort aus in die Wildnis Kanadas aufzubrechen. Andererseits hat die Stadt, wie schon angedeutet, unglaublich viel für Einheimische zu bieten, weshalb wir uns nach einer Erkundung von Downtown und Umgebung am nächsten Tag auch auf diese beschränkten. Zuerst flanierten wir auf Granville Island durch einen schönen Markt, in Downtown besuchten wir die Waterfront mit dem Canada Place (und dem Convention Center, welches dem Opera House in Sydney ein ganz kleines bisschen ähnelt), außerdem Gastown (mit der ältesten Gasuhr der Welt…) und den Stanley Park.
Am nächsten Tag fuhren wir mit Johanna und zwei ihrer Freunde entlang der atemberaubenden Küstenlinie zwischen Vancouver und Whistler zum Chief, einen Berg den wir erklimmen wollten. Leider hatten wir für unsere komplette Zeit in Vancouver ein Problem mit dem Wetter. Wie entlang der Westküste weitere Teile Nordamerikas auch, gab es um Vancouver einige Waldfeuer und deren Rauch bedeckte die komplette Umgebung. Deswegen sahen wir von der berühmten Küstenlinie auch nicht mehr als einige Umrisse im Rauch. Die Wanderung war trotzdem super (wenn auch mit 3km Länge und ca. 600 Höhenmetern ziemlich anstrengend), denn der Rauch gab der Umgebung ein mystisches Erscheinungsbild. Abends gingen Kerstin und Johanna dann auch noch zum Joga am Strand, während Tobi ein Nickerchen an selbigem einlegte 🙂
Johanna nahm uns tags darauf mit zu ihrem Campus, welcher nicht umsonst als einer der schönsten Kanadas und Nordamerikas gilt. Nachdem uns Johanna ihren Arbeitsbereich gezeigt und uns ein paar Tipps für die Erkundung des Campus‘ gegeben hatte, machten wir uns auf den Weg. Wir schauten uns den botanischen Garten, das Biodiversitäts- und Anthropologiemuseum an, alles aber nur im Eingangsbereich, da diese ein wenig überteuert waren. Bekommen die denn nicht schon genug Geld von den Studenten? Nachdem wir uns mit Johanna noch zum Mittagessen trafen, schlenderten wir nochmal gemütlich über den Campus. Von solchen wunderschönen Campi kann man in Deutschland nur träumen. Abends trafen wir uns dann am Canada Place, wo es ein kostenloses Open-Air Kino gab und wir uns über „Ich einfach unverbesserlich“ amüsierten. Am Freitag war dann ein Gammel- und Organisationstag angesagt. Nach ewigem Vergleichen buchten wir endlich unseren Flug von Amerikas West- zur Ostküste. Abends fuhren wir nochmals zum Campus, um zusammen mit Johanna einen Vortrag anzuhören. Jeden zweiten Freitag halten verschiedene Masterstudenten einen Vortrag über Allesmögliche, nur nicht über ihr Studium. Eigentlich eine ziemlich gute Idee, denn so konnten wir etwas über Zeitreisen erfahren! Danach wollten wir endlich ein kanadisches Nationalgericht probieren: Poutine. Der klassische Poutine besteht aus Pommes mit Bratensoße und Käse. Es gibt endlose Variationen mit Hähnchen, Gemüse … oder eine extra Portion Pommes 😉 Schmeckt eigentlich ganz gut, nur ist es super schwer und füllend, danach liegt ein Stein im Bauch.
Samstag war dann das große Khatsalano Music and Street Art Festival in Kitsilano, also bei Johanna um die Ecke, angesagt. Während wir umherschlenderten und immer wieder kostenlose Proben absahnten, fing es doch tatsächlich an zu regnen! Und das nach über 2 Wochen Regenpause und Trockenheit pur. Dass wir uns noch mal über Regen freuen hätten wir auch nicht erwartet… 🙂 Abends fuhren wir nach einem Bier mit Johannas Studienfreunden nochmal nach Downtown zu einer kostenlosen Stand-Up-Comedy Veranstaltung, da ein anderer Freund von Johanna 6 Freikarten abgestaubt hatte. Ziemlich cool, vor allem da wir das meiste verstanden haben. Unser Englisch scheint tatsächlich etwas besser zu werden :-). Man sieht also, totales Anti-Touristen-Programm in Vancouver, dafür aber ein richtig guter Einblick ins Stadtleben, was eigentlich sogar noch viel besser ist! Vancouver kommt damit definitiv in die bisherige Top-5 der besuchten Städte!
Dann war es auch schon wieder Zeit uns zu verabschieden und schweren Herzens verließen wir Johanna und fuhren zurück nach Amerika, um die Küste zurück nach LA zu tuckern. Es hat auf jeden Fall gut getan, ein bekanntes Gesicht aus München zu sehen 🙂 Und nachdem uns das (Entschuldigung) Arschloch an der Grenze dann auch wieder zurückgelassen hatte, ging es los zum ersten Stopp, Seattle. Aber wie immer ist das eine andere Geschichte.