Twizel – mit zwei Ungarn auf Smaugs Spuren

Für Twizel hatten wir eine HelpX Zusage bekommen, und zwar auf einem Campingplatz. Besonders viele Infos bekamen wir im Vorhinein nicht gerade, außer, dass wir in einem Campervan schlafen durften und wir erst Montagmorgen anfangen mussten zu arbeiten (da die beiden Chefs übers Wochenende nicht da waren), obwohl wir bereits Samstagabend ankamen. Nach 5 verschiedenen Lifts (und alle waren super nett) kamen wir in Twizel an und wurden von einer etwas verwirrten Mitarbeiterin in einen durchaus noblen Campervan geleitet. Mit Fernseher, ausgestatteter Küche, Fahrrad usw.! Nicht schlecht dachten wir uns! Da wir am nächsten Tag frei hatten, machten wir uns sofort auf den Weg, um Mount Cook zu erkunden, der mit 3724m der höchste Berg Australasias ist (Australien, Neuseeland und ein paar Inseln, hat NICHTS mit Asien zu tun). Aber es ist nicht nur ein Berg, es ist DER Berg, ja genau, DER Berg, in dem Smaug (der Drache aus „Der Hobbit“) lebt!!! Nach so kurzer Zeit durften wir also schon die erste „Herr der Ringe/Der Hobbit“ Szenerie erleben 😉 Nachdem wir von zwei älteren französischen Touristen aufgegabelt und am Mount Cook Visitor Center abgeliefert wurden, entschieden wir uns für 2 Wanderungen: den Hooker Valley Track und den Sealy Tarns Track, beide 3-4 Stunden, so dass unser Tag gut gefüllt war. Erster führte durch das Hooker Valley und über drei Hängebrücken entlang des Hooker Rivers bis er am Hooker Glacier Terminal Lake endete, ein Gletschersee, in welchem sogar Gletscherstücke schwammen. So viel zum Thema Klimawandel! Übrigens hatte es mittlerweile angefangen zu regnen und zu winden, und dass obwohl es in Twizel den ganzen Tag über wunderschönes Wetter hatte. Anschließend bewältigten wir den Sealy Tarns Track, welcher sich sehr einfach beschreiben lässt: Stufen, Stufen und nochmals Stufen! So viele Stufen, dass wir 600 Höhenmeter bewältigt haben und oben dann eine wunderschöne Aussicht hatten! Leider war der Gipfel von Mount Cook wie schon den ganzen Tag über in den Wolken verschwunden. Mount Cook ist übrigens auch bekannt dafür, dass viele Touristen ihn nie zu Gesicht bekommen, da er immer mit Wolken bedeckt ist.

Gegen 19h und mit zwei Lifts wieder am Campingplatz angekommen, klopfte es dann abends noch an unserer Tür: es war unser Chef Peter, der uns mitteilte, dass wir im falschen Campervan sind, welcher einer privaten Person gehört. Die Dame, die uns am Tag zuvor untergebracht hatte, war nur eine Aushilfe und der Schlüssel, den sie verwendet hatte, hat zufälligerweise gepasst, obwohl es eigentlich ein komplett anderer Schlüssel war. Daher bat er uns am nächsten Morgen in unseren eigentlichen, viel kleineren und unkomfortableren Campervan umzuziehen.

Am gleichen Abend lernten wir auch noch unsere HelpX-Kollegen kennen: Zsuzsi und Adam aus Ungarn und wir waren sofort auf einer Wellenlänge. Die Beiden machen gerade einen halbjährigen Working-Holiday-Aufenthalt in Neuseeland und waren zu der Zeit schon seit 2 Wochen in Twizel. Sie machen sehr häufig längere 2-3-wöchige HelpX-Aufenthalte, um sich an den einzelnen Orten mehr Zeit lassen zu können. Eigentlich ziemlich clever, wenn man genug Zeit hat.

Am nächsten Tag war dann unser erster Arbeitstag angesagt und nachdem es ein Montag war, gab es relativ viele check-outs und dementsprechend viel zu tun. Tobi bekam die glorreiche Aufgabe die Bäder/Toiletten in den Apartments des Campingplatzes zu putzen. Fairerweise muss man dazusagen, dass der Campingplatz eher Kurzzeit-Touristen über 2-3 Tage beherbergt, weshalb das Putzen relativ einfach war. Kerstin hingegen durfte die Küchen und Wohnzimmer der Apartments putzen, was eigentlich auch ziemlich entspannt war, AUSSER wenn das Apartment zuvor von Chinesen benutzt wurde. Wir entwickeln auf dieser Reise tatsächlich eine ungewollte Abneigung gegen Chinesen, bzw. hauptsächlich gegen chinesische Touristen. Die Gäste wurden zwar angehalten das Geschirr nach dem Aufenthalt zu spülen, aber bei chinesischen Gästen stand das Geschirr immer nass und oftmals ungeputzt in den Regalen. Manchmal ziemlich eklig und vor allem zeitaufwändig zu trocknen. Wie dem auch sei, nach 2 ½ Stunden war alles frisch geputzt und Peter erklärte uns seine Vorstellung von HelpX. Für den Caravan mussten wir zusammen 15 Stunden pro Woche arbeiten, das überschüssige Geld bekämen wir ausgezahlt. Da wir nur 5 Tage da waren und schon 2 Nächte ohne Arbeit gewohnt hatten, waren wir zwar ein wenig im Verzug, aber wir hatten ja schon kräftig aufgeholt und Peter schien und ziemlich fair zu sein weshalb das auch kein Problem werden sollte. Den Nachmittag verbrachten wir dann mit einkaufen (nachdem wir jetzt wussten dass wir kein Essen bekommen), ein bisschen Planung und einem anschließenden Besuch des Twizel Lakes (Lake Ruataniwha) mit Adam und Zsuzsi.

Die folgenden Tage besuchten wir noch die beiden Seen, Lake Tekapo inklusive der größten Sternwarte Neuseelands und Lake Pukaki mit seiner unwirklichen türkisenen Farbe. Am Ersteren machten wir eine Wanderung auf Mt. John, von welchem man einen wunderschönen Ausblick über den See hat. Am Lake Pukaki machten wir die Kettlehole-Wanderung, auf die Spitze eines kleinen früheren Vulkans. Oben angekommen folgten wir einem Trampelpfad über vermutlich private Felder, was sich aber lohnte: am Ende gab es einen traumhaften 270° Ausblick über Lake Pukaki. Beides mal sind wir wieder getrampt, was uns prompt eine Unterkunft für Wellington eingebrockt hat. Irgendjemand hatte uns auch den Floh ins Ohr gesetzt in einem der Seen schwimmen zu gehen, was wir natürlich gemacht haben. Kurz: SAUKALT, gefühlt 16°C. Jane (die Frau von Peter) hat uns dann auch gleich für vollkommen verrückt erklärt. Sie meinte der See wäre sogar zu kalt für Fische, was wiederrum der Grund ist wieso man normalerweise keine Schiffe auf dem See sieht. Aber Lake Pukaki ist der Drehort von Seestadt aus dem Hobbit, für uns Grund genug hier mal schwimmen zu gehen 🙂

Leider hatte Twizel noch einen negativen Beigeschmack: beim Fotografieren der Seen hatten wir entdeckt, dass auf der Linse unserer Kamera Staub liegt. Ohne Zoom war dies kein größeres Problem, zoomten wir allerdings, so sahen wir 4 Staubpunkte auf der Linse und damit auf jedem Foto. Einer der dämlichsten Sachen, die während einer Reise passieren kann, ist wohl, dass etwas mit der Kamera geschieht. Da Twizel aber nicht gerade groß ist und kein Kamerageschäft hatte, mussten wir vorerst damit leben und auf die nächste größere Stadt warten.

Am Donnerstag war dann auch schon wieder Aufbruch angesagt, um zu unserem nächsten Stopp nach Oamaru zu trampen. Nach einem schmerzhaften Abschied von Zsuzsi und Adam brachte uns Peter noch kurz zum Highway. Die beiden Ungarn werden wir Übrigens nochmal wiedersehen, zum einen machten die beiden sich nach dem Wochenende auf den Weg nach Auckland, wo wir ja auch irgendwann hinkommen und zum anderen fliegen sie im Sommer nach USA/Kanada um Zsuzsis Familie zu besuchen und in einem Freiwilligencamp in New Hampshire zu arbeiten, für welches wir uns vielleicht auch noch bewerben. Und selbst wenn das nicht klappt sind wir zu der Zeit in Boston also nicht weit entfernt.

Nun standen wir also wieder an der Straße und warteten auf eine Mitfahrgelegenheit nach Oamaru, was dann auch ziemlich, sagen wir mal spannend wurde, aber genaueres gibt’s beim nächsten Mal.

Mount Cook: wie immer unter einer dicken Wolkendecke / as always hidden under clouds
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