Lüderitz ist eine Siedlung und Hafen am Atlantik, die für ihre Jugendstilarchitektur bekannt ist – sie entstand nämlich in der deutschen Kolonialzeit um 1900 buchstäblich aus dem Nichts. Einen Namen hat sie sich aber in der deutschen Kolonialzeit als Diamantenhochburg gemacht. Ein deutscher Ingenieur fand hier während seiner Tätigkeit als Aufseher über den Bau einer Bahnstrecke Diamanten im Sand und kurze Zeit später war nicht nur er steinreich, sondern auch die ganze Gegend um Lüderitz als Sperrgebiet ausgezeichnet und während der nächsten Jahrzehnte wurden tonnenweise Schmuckdiamanten aus dem Sand gefischt.
Heute erinnert daran hauptsächlich die Geisterstadt Kolmanskuppe, die bekannteste der damals vielfältigen Bergarbeiterdörfchen mitten in der Wüste, welche heute besichtigt werden kann. Und so stolpert man mitten in der Namib über die Ruinen der deutschen Kultur des frühen 20. Jahrhunderts, über Metzger- und Bäckereiläden, eine Turnhalle mit Reck und Bock sowie eine Kegelbahn mit deutschen Spielregeln an der Wand. Alles recht witzig und mit süßem deutschen Akzent von unserer Führerin erklärt, aber irgendwie ein bisschen zu viel Deutschkitsch für unsere Bedürfnisse. Das beeindruckende kommt eigentlich erst nach der Führung. Wir schlendern durch die langsam verfallenden Häuser, die sich teils mehr teils weniger mit Sand gefüllt haben und genießen das Spiel von Licht und Schatten in größtenteils einsturzgefährdeten Gebäuden. Hier könnte man sich tatsächlich stundenlang rein mit Fotografieren beschäftigen, ständig ändern sich die Lichtverhältnisse an den oft noch gut erhaltenden pastellfarbenen Innenwänden.
So lange halten wir unser aber nicht auf, sondern fahren weiter in die Namib auf eine private “Game Farm”. Wir lernen, dass Tierschutz in Namibia auch bedeutet, dass viele private Farmer ihr Geld mit Tourist:innen verdienen, die sich auf den Farmen einmieten und auf private Safaris auf dem Farmgelände begeben. Für Farmerinnen werden die Wildtiere – meist Antilopen, Zebras, Giraffen, aber teilweise auch Löwen und Nashörner – dadurch eine Einnahmequelle und ihr Schutz ist in ihrem Interesse. Da auf diesen Farmen teils auch Jagdlizenzen vergeben werden, hat diese Idee für uns einen faden Beigeschmack, aber es scheint zu funktionieren, denn der Tierbestand in Namibia ist seit Jahrzehnten relativ stabil und wächst teilweise auch.
Unsere Game Farm für diese Nacht beherbergt 3 Giraffen, von der wir eine auch schon direkt auf dem Weg zur Rezeption erspähen. Nach einer kurzen Abkühlung im Pool, wandern wir zum Sonnenuntergang einen kleinen Hügel hoch und genießen die gigantische Aussicht.
Der nächste Stopp ist die weltberühmte Dünenlandschaft von Sossusvlei, aber das findet ihr im nächsten Beitrag.