Unser letzter Abschnitt führt uns in das peruanische Amazonasgebiet nahe der Stadt Puerto Maldonado. Der Nachtbus ist für unsere Verhältnisse richtig nobel, man kann die Sitze auf 180° umlegen und richtig gut schlafen. Insgesamt muss man sowieso sagen, dass Peru mit seinen Busverbindungen richtig was hermacht. Klar, wir buchen eigentlich immer die etwas teureren Verbindungen, aber im Schnitt 15-30 USD für eine super entspannte Nachtfahrt zu zahlen, ist uns viel lieber als ständig zu fliegen!
Da unser Bus nach Puerto Maldonado verspätet ist, ist irgendwas mit dem Transfer zu unserer Dschungeltour schiefgegangen und wir müssen eine Weile am Busterminal warten. Aber nach ein paar Telefonaten werden wir dann irgendwann aufgegabelt und ins Stadtzentrum gebracht. Dort haben wir Zeit für einen Kaffee und um ein paar Medikamente gegen Tobis Stimmverlust zu besorgen bevor wir in einen Van steigen, am Rio Tambopata in ein Boot verfrachtet und zu unserer ersten “Amazon Lodge” gebracht werden. Wir sitzen mit zwei Amerikanern (63-jährige Mutter + 30 jähriger Sohn) “im Boot” und schaffen es kaum uns nicht alle 10 Minuten augenrollende Blicke zuzuwerfen. Insbesondere der Sohn macht echt jedem Klischee alle Ehre; wir haben eigentlich nur Mitleid für ihren Tour-Guide übrig und hoffen, dass wir nicht zu viel Zeit mit ihnen verbringen müssen.
Unser Tour-Guide Carlos ist zu Beginn quasi unsichtbar, erst beim Mittagessen fängt er an mit uns zu reden und erklärt uns, dass er sich den Magen verdorben hat. Aber halb so schlimm, nach einer kurzen Siesta scheint er wieder fit zu sein und macht den Vorschusslorbeeren, mit denen er uns in Cusco angepriesen wurde alle Ehre. Er läuft mit uns durch den Dschungel, erklärt uns alle möglichen Pflanzen, Bäume und Vögel und kann rund zwei Duzend verschiedene Tierlaute nachahmen. Es ist einfach irre zuzuhören, wie die Vögel tatsächlich auf sein Pfeifen reagieren (und in den nächsten Tagen werden wir noch erfahren, dass er auch Affen durch seine Laute anlocken kann ).
Abends sitzen wir dann auf einem rund 30m hohen Turm und beobachten den Sonnenuntergang und den aufziehendenden Sternenhimmel über dem Regenwald.
Am nächsten Morgen geht es früh weiter, es steht nämlich eine Bootsfahrt zu den Makaw Clay Licks auf dem Programm. Hierher kommen Papageien und Aras um früh morgens Mineralien aus den Tonschichten am Flussufer aufzupicken, quasi als Vorspeise vor ihrem eigentlichen Frühstück. Es geht los mit kleinen grünen Papageien und je länger wir warten desto größer wird die Vielfalt der ankommenden Vögel. Leider ist irgendwo ein Falke unterwegs, weshalb etwas weniger Vögel als sonst üblich zu sehen sind, aber wir sehen zumindest alle Arten der Aras während wir gemütlich am Flussufer frühstücken! Während der anschließenden Bootsfahrt entdecken wir Kaimane, Schildkröten, Wasserschweine (Kapybaras) und weitere Vogelarten.
Nach dem Mittagessen wechseln wir für die nächsten zwei Nächte zu einer Unterkunft am Rio Madre de Dios (glücklicherweise ohne die beiden Amerikaner, dafür aber mit 3 weiteren Pärchen, die deutlich besser zu uns passen ). Hier stehen weitere Dschungelspaziergänge, ein Boardwalk auf 45m Höhe sowie eine Zipline durch die Blätter des Dschungels auf der Tagesordnung. Außerdem fahren wir mit dem Boot zu einer Insel, die von Affen bewohnt ist, laufen zusammen mit Carlos im Dunkeln durch den Dschungel um Taranteln zu suchen (und zu finden) und werden sogar nachts über den Fluss geschippert, um Kaimane bei Nacht zu beobachten. Alles immer begleitet von dieser wahnsinnigen, zirpenden, kreischenden und zwitschernden Geräuschkulisse, die man so vermutlich nur im Dschungel findet! Außerdem fahren wir nochmal zu einem anderen Clay Lick um nochmal Papageien und Aras zu beobachten und sehen auf dem Weg sogar ein Faultier nahe am Ufer auf einem Baum sitzen!!!
Für die letzte Nacht in Peru wechseln wir nochmal die Unterkunft zum nahe gelegenen Lago Sandoval. Der See war früher Teil des Flusses bevor er irgendwann zugewachsen und vom Flusslauf abgeschnitten wurde. Jetzt ist er ein Paradies für die verschiedensten Tiere, insbesondere Vögel, Otter, Affen und Schlangen. Die erste Hälfte des Tages erkunden wir den See noch mit den anderen, da wir aber die Nacht bleiben, bekommen wir nachmittags noch eine private Bootsfahrt mit Carlos auf dem jetzt fast vollkommen menschenfreien See! Carlos lockt (mal wieder nur mit seiner Stimme) eine Gruppe Totenkopfäffchen an – und zeigt uns anschließend wie sie auf seine Nachahmung eines Adlerschreis reagieren.
Auch wenn wir am Ende leider weder einen Jaguar noch eine Anakonda zu Gesicht bekommen, ist es alles in allem ein sehr vielschichtiger und toller Aufenthalt im Dschungel und wir steigen am nächstem Morgen nach (inkl Salkantay) fast 10-tägiger Abstinenz von der Zivilisation tiefenentspannt ins Flugzeug zurück nach Europa…