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Sumatra – warst du es wert?

Nun sitzen wir also im Auto zurück zum Flughafen und kommen nicht umhin uns zu fragen, ob dieser kurze Abstecher in den Dschungel den ganzen Aufwand wert war.

Wir haben uns im Vorfeld sehr lange und viele Gedanken über die Sinnhaftigkeit dieses Abstechers gemacht, vor allem aus ökologischer Sicht bzw. aus der Sicht des Tierschutzes. Dementsprechend lange haben wir auch nach einem passenden Anbieter für die Tour gesucht und wurden (glücklicherweise) nicht enttäuscht. Unsere Führer verhielten sich vorbildlich, jeglicher Müll (sogar Essensreste) wurde mitgenommen, keine Tiere gefüttert und auch nicht sonst irgendwie angelockt. Nichtsdestotrotz hat der Tourismus natürlich einen erheblichen Einfluss auf den Lebensraum der Affen, denn ein Großteil der Führer verhält sich unseren Recherchen nach leider nicht so und auch das Müllproblem dürfte in der Hauptsaison deutlich größer sein.

Jetzt stellt sich natürlich die unweigerliche Frage, ob wir mit diesem Abstecher und der glücklicherweise gut getroffenen Wahl des Touranbieters das Problem des Affentourismus verschlimmern oder verbessern. Unsere Antwort darauf ist nicht zuletzt dem guten und ökologischen Gesamtkonzept unseres Anbieters/Gasthauses zu verdanken, denn neben den tierfreundlichen Touren unterstützt das Gasthaus die örtliche Schule und setzt sich stark für weniger Plastikmüll in Bukit Lawang ein (z.B. keine Plastikstrohhalme).

Die endgültige Antwort liefert uns aber die Fahrt zurück zum Flughafen. Denn erst jetzt wird uns das häufig angesprochene Problem mit der Palmölindustrie in Sumatra so richtig bewusst. Kaum haben wir Bukit Lawang verlassen, fahren wir für ca. 2 Stunden durch endlose Plantagen (einer wohlgemerkt britischen Firma) und vorbei an unzähligen alten (und stinkenden) Diesel-LKWs für den Transport des Rohstoffes. Die Plantagen werden immer wieder durch Dörfer unterbrochen, in welchen die Plantagenarbeiter leben. Sadi (unser Tourführer) erzählte uns von den schlechten Arbeitsbedingungen auf den Plantagen, wo er vor seinem aktuellen Job gearbeitet hatte und kaum genug Geld für Leben geschweige denn für die Ausbildung seiner Kinder hatte. Immer wieder sehen wir Schilder mit der Warnung vor Tretminen.

Diese Bilder vor Augen lässt uns begreifen, was der Wegfall des Tourismus für die (zugegeben vergleichsweise wenigen) Menschen, die davon leben bedeuten würde, aber auch wie dadurch der Urwald und die darin lebenden Orang Utans vor der Einverleibung durch die Palmölindustrie geschützt werden. Der Eingang des Nationalparks selbst bietet ein Beispiel hierfür. Hier haben Kautschukbauern die Grenzsteine so häufig um einige Meter verschoben, bis die Regierung den Grenzstein mehrmals vergrößert und eine feste Informationstafel installiert hat, um dem Einhalt zu gebieten. Das alles nur für die Möglichkeit vielleicht 1-2 zusätzliche Bäume Pflanzen zu können. Man kann zumindest hoffen, dass der Tourismus (mit all seinen Problemen) die bei weitem bessere Alternative für alle Beteiligten ist, eine andere scheint auf Grund der Armut Sumatras als ärmste Insel Indonesiens nicht in Sicht.

Fazit: Die Tour war ein absolutes Highlight und hat sich schon deswegen zu 100% gelohnt, aber auch unser während der Planung unruhiges Gewissen ist auf jeden Fall besänftigt worden. Außerdem sind die Menschen in Sumatra unendlich gastfreundlich und wir können uns durchaus vorstellen die Insel (und vielleicht auch den Nationalpark) nochmal genauer unter die Lupe zu nehmen Smile

Eine Nacht im Dschungel mit den Orang-Utans

Nun war es also soweit. Die Tour in den Dschungel, für welche wir 2 Tage für An- und Abreise in Kauf genommen hatten, sollte losgehen. Hier zeigte sich mal wieder der Vorteil von Reisen in der Nebensaison, wir waren nämlich nur mit einem Pärchen aus München und einem Niederländer sowie unseren beiden Führern unterwegs. In der Hochsaison soll es Touren mit bis zu 27 Touristen geben. Der Nachteil der Nebensaison, es ist Regenzeit und dementsprechend versprach das Ganze glitschig und dreckig zu werden, verbunden mit dem ständigen Hoffen, dass der Regenschauer am Nachmittag uns erst im Dschungelcamp heimsucht. Aber jetzt erstmal der Reihe nach.

Los ging es erstmal durch einige Kautschukplantagen in Richtung Nationalpark. Hatten wir uns am Vortag noch Sorgen gemacht keinen Orang-Utan zu sehen, sollten sich diese schon nach 15 Minuten zerschlagen. In den Plantagen warteten nämlich schon die ersten beiden Orang-Utans auf uns und dann auch gleich noch Mutter mit Kind. Das ging ja gut los.

Unser Führer erklärte uns allerdings direkt, dass es sich bei den beiden um etwas aggressivere Zeitgenossen handelt, welche – hervorgerufen durch das ständige Anfüttern von Tourführern – versuchen, Touristen Rucksäcke zu klauen oder als Geisel gegen Futter zu nehmen. Die Firma, die wir uns nach längerer Recherche ausgesucht hatten, versprach genau das nicht zu tun und die beiden Führer hielten sich auch daran. Allerdings sind 3 von ca. 40 Tourenanbietern natürlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein und die Affen versuchen es natürlich trotzdem immer wieder. Dabei dringen sie bis auf das Land der Kautschuk-Farmer, welche diese teilweise einfach erschießen  Sad smile. Unsere Führer versuchten die Orang-Utans dann hinter uns her zurück in den Dschungel zu locken, um den beiden ein solches Schicksal zu ersparen.

Angekommen im Nationalpark erstmal ein kleiner Schock, denn die ersten 30 Minuten rannten wir ständig in einige vollkommen unangemessen gekleidete (zumeist chinesische) Reisegruppen mit Flip Flops. Glücklicherweise waren diese wohl nur für einen kurzen geführten Spaziergang in den Park gekommen, denn nach der ersten Steigung waren wir quasi allein im Dschungel… ach ja und sahen auch bereits die zweite Gruppe Orang-Utans, wieder Mutter mit Kind, aber diesmal sogar mit dem zugehörigen Vater.

Und dann waren wir auch im Dschungel angekommen und wie versprochen war es matschig und rutschig, aber auch einfach nur unglaublich friedlich und schön. Während der nächsten ca. 4-5 Stunden Wanderung sahen wir noch weitere 3 Orang-Utans und eine Vielzahl von Makaken, einer davon legte sich bei dem Versuch unser Mittagessen zu klauen sogar mit unserem Führer an und fiel nach einem recht ungestümen Wutausbruch beinahe von einem abbrechenden Ast Winking smile

Nach einem letzten und zugleich recht anspruchsvollen (weil nass und matschig) Abstieg, erreichten wir unser Camp. Dachten wir zumindest… Denn tatsächlich hieß es erstmal “Schuhe aus” um nochmal ca. 300m durch einen Bach zu waten. Dann hatten wir es aber tatsächlich geschafft und nachdem wir fünf es uns in unserer Holzhütte (wobei Unterstand vermutlich das bessere Wort ist) gemütlich gemacht haben, sprangen wir erstmal alle in den Bach um uns zu erfrischen – und um nach rund 6 Stunden wandern bei rund 30°C und 95% Luftfeuchtigkeit zumindest den gröbsten Schweiß von der Haut zu waschen Smile Im Übrigen fing es dann auch direkt an zu regnen…

Nach der Katzenwäsche gab es dann Abendessen und dabei haben sich unsere Führer nochmal selbst übertroffen. Uns wurde – neben dem obligatorischen Reis – sieben verschiedene Gerichte serviert und wir kamen uns eher vor wie im Restaurant und nicht wie mitten im Dschungel. Danach wurden noch für ca. 2 Stunden bei frischem Ingwertee und Lagerfeuer Geschichten und Witze ausgetauscht bevor ein paar wohlverdiente überraschend ruhige Stunden Schlaf auf uns warteten.

Nach dem Frühstück am nächste morgen ging es (natürlich) erstmal wieder hoch den Berg, den wir am Vortag noch mühsam heruntergerutscht waren, aber oben angekommen sollte schon die nächste dreifache Orang-Utan Sichtung auf uns warten. Da sieht man mal wieder, ohne Schweiß kein Preis (und von ersterem gab es wahrlich genug… Smile )

Nach einer kurzen Obsterfrischung wartete dann noch der Schrecken der hiesigen Touranbieter auf uns. Mina, eine Orang-Utan-Dame, welche angeblich bereits über 100 Touristen und Führer durch ihr aggressives Verhalten verletzt hat. Die Geschichte erzählt, sie wäre vor einigen Jahren aus einer Art Tierschau gerettet worden und der Versuch sie wieder auszuwildern ging wohl gründlich schief, weshalb sie nun regelmäßig Touristengruppen “überfällt”. Wie viel davon stimmt können wir nur schwer einschätzen, aber auf jeden Fall versuchte einer unserer Führer sie so lange mit Essen von uns abzulenken, bis wir mehrere 100m von ihr entfernt waren. Das allein zeigt wohl schon, dass in den Geschichten zumindest ein Körnchen Wahrheit steckt, denn obwohl sich unsere Führer strikt an das Fütterungsverbot hielten, gab es bei Mina keinerlei Diskussion.

Danach wartete der letzte (und wieder sehr spannende) Abstieg auf uns, welcher uns ca. 4 Stunden nach dem Aufbruch am Morgen, vorbei an zwei kleinen Wasserfällen zurück zum Bahorok River brachte. Dort wartete dann das letzte Highlight der Tour auf uns, denn zurück ging es nicht zu Fuß, sondern auf Schwimmreifen über den Fluss. Dank der Regenzeit und der dementsprechend nicht zu unterschätzenden Strömung im Fluss, dauerte der ganze Spaß auch stolze 15 Minuten bis wir direkt vor unserem Gasthaus wieder ausstiegen.

Am nächsten Morgen ging es dann auch schon um 6 Uhr zurück zum Flughafen um unseren Flug um 12 Uhr zurück nach Kuala Lumpur auch nicht zu verpassen.

Bukit Lawang – in 34 Stunden in den Dschungel

Nachdem wir über 15 Monate die Füße (quasi) stillgehalten haben, wird es endlich Zeit für ein neues Abenteuer. Bei der Planung hatten wir ursprünglich lediglich über Malaysia und Thailand nachgedacht. Irgendwann während der Recherche sind wir dann aber über ein angebliches Kleinod Indonesiens gestolpert, namentlich Bukit Lawang mitten im Dschungel auf der indonesischen Insel Sumatra.

Jetzt kann man sich vielleicht schon denken, dass das nicht unbedingt nur ein Katzensprung von Deutschland entfernt ist, es entpuppte sich aber als unser bisher längster geplanter Ortswechsel…

Aus dem Haus ging es Donnerstagmorgen um 7:30 zum Flughafen, um um 10:30 Uhr für 5:30 Stunden in den Flieger nach Abu Dhabi zu steigen. Nach einem dortigen dreistündigen Zwischenstopp geht es weitere 6:30 Stunden nach Kuala Lumpur. Medan, der einzig sinnvolle Flughafen in der Nähe von Bukit Lawang, wird nur 2-3 mal täglich aus Kuala Lumpur angeflogen, weshalb ein weiterer siebenstündigen Zwischenstopp auf uns wartete. Dass das aber tatsächlich nur halb so schlimm ist, erkannten wir sehr schnell. Wir haben nämlich keine Fluggesellschaft gefunden, welche uns ein Ticket von München bis Medan hätte buchen lassen. Deshalb ist man für das Erreichen des Anschlussfluges selbst verantwortlich und muss in dieser Zeit sowohl Ein- und Ausreise aus Malaysia als auch einen Flughafenwechsel (natürlich inkl. Abholung unter erneuten Check-In des Gepäcks) über sich ergehen lassen. Unter drei Stunden keine Chance… Dann nochmal ca. eine Stunde Flugzeit nach Medan und man hat nur noch 60km bis Bukit Lawang vor sich. Klingt gut? Nicht wirklich… Denn obwohl wir uns einen privaten Transport organsiert hatten, dauert diese Strecke nochmal mind. 4 Stunden (wenn man Pech mit dem Verkehr hat, sogar bis zu 6 Stunden). Et voila, Freitag um 23:30 Uhr (17:30 Uhr deutscher Zeit) ist man nach 34 Stunden mitten im Dschungel Smile
Natürlich wussten wir das alles vorher und haben uns trotzdem dafür entschieden. Wieso? Nach einer ordentlichen Portion Schlaf spürt man schon am nächsten Morgen beim Frühstück am Fluss diese unendliche Ruhe des Dschungels!

Wir nutzten den ersten Tag dann auch hauptsächlich zum Akklimatisieren, aber auch um ein wenig die Umgebung von Bukit Lawang zu Fuß zu erkunden. Das Dorf selbst ist sowas wie die letzte Bastion der Zivilisation vor dem Dschungel und genauso malerisch liegt es auch! Außerdem kraxelten wir noch durch eine Fledermaushöhle und stolperten auf dem Weg noch durch eine Kautschuk-Plantage, ziemlich interessant.

Abends lernten wir dann noch unsere beiden Münchner Mitstreiter für das erste Highlight der Reise kennen: eine Dschungelwanderung in einem von nur noch zwei verbliebenden natürlichen Lebensräumen von Orang Utans, im Gunung Leuser Nationalpark. Und das gleich am zweiten Tag, aber wir werden davon natürlich berichten Winking smile