Banff: ein kurzer Abstecher in Kanadas Wildnis

Eigentlich hatten wir mit Ausnahme von Vancouver keinen größeren Abstecher an der Westküste Kanadas geplant, aber nach der Empfehlung von Mike aus Salt Lake City beschlossen wir doch zumindest einen kurzen Abstecher in die Wildnis dieses riesigen Landes zu machen. Da es nur ein marginaler Umweg von gut 1000km war, beschlossen wir dem Banff National Park einen Besuch abzustatten, nicht wissend dass es einer der schönsten Nationalparks Kanadas sein sollte (zumindest laut Lonely Planet…), aber der Reihe nach.

Wir hatten vermutlich Glück, dass wir an einem Feiertag die Grenze überquerten, denn aus der erwarteten Wartezeit von 30 Minuten wurden lediglich 2-3. Man merkt dann schon relativ schnell, dass Kanada ein wenig anders tickt als USA. Hier ist alles ein bisschen verlassener und dementsprechend auch ein wenig ruhiger als im doch vergleichsweise dichtbesiedelten Amerika. Man fährt hunderte Kilometer ohne einen Ort zu sehen und wenn handelt es sich meist um eine Tankstelle, ein Motel oder einen Campingplatz. An der Grenze zum Banff Nationalpark ändert sich das ein wenig, denn offensichtlich sind wir nicht die einzigen die einen Lonely Planet Reiseführer richtig herum in der Hand halten können. Die Orte in und um den Park (genau genommen sind es drei zusammengeschlossene Parks) sind ziemlich touristisch und voll mit dementsprechenden Geschäften. Nun wurde uns das ganze Glück beim Grenzübergang umgekehrt um die Ohren gehauen. Auf Grund des langen Wochenendes (Kanada hatte am 1. Juli Nationalfeiertag) waren der Park und vor allem alle Campingplätze gerammelt voll. Nach drei erfolglosen Versuchen einen Platz für unser Zelt zu ergattern (dieses Mal konnten wir leider keinen couchsurfer finden), stolperten wir quasi zufällig über einen Parkplatz welcher als „Overflow Camping“ gekennzeichnet war. Da ohne Sanitäranlagen ausgestattet, war er sogar ziemlich günstig was uns durchaus entgegen kam, da wir lediglich auf der Suche nach einem Stückchen Erde für unser Zelt waren.

Eine ziemlich kalte und verregnete Nacht neben einem schnarchenden Inder später, erkundeten wir nun die Hauptteile des Parks, denn am Vortag konnten wir bei der Fahrt durch den Park schon einen ersten Eindruck auf Kanadas natürliche Landschaft erhaschen. Man könnte jetzt sagen, es ähnelt stark dem Glacier NP, allerdings ist alles ein bisschen größer, besser und schöner (was jetzt nicht bedeutet Glacier wäre nicht schön!). Es gibt hier zahllose 4000+ Gipfel, Gletscher, Seen, Gletscherseen, unberührte Kiefernwälder und wilde Tiere. Wir hatten auch durchaus die Hoffnung doch noch einen Bär zu erhaschen, aber dieses Glück hatten wir leider nicht…

Wir machten zwei Wanderungen, die erste in den Johnston Canyon mit zwei schönen Wasserfällen und die zweite entlang des berühmten Lake Louise zum Teehaus am Lake Agnes. (Bei der zweiten stellte Kerstin ihren persönlichen Wanderrekord ein, wir liefen nämlich 3,6 km und 360 Höhenmeter in 55 Minuten nach oben!) Einfach unglaublich schön. Vor allem Lake Louise hat eine verrückte Farbe, welcher ein wenig an den Lake Pukaki in Neuseeland erinnert, allerdings ist er ziemlich „milchig“, was dem Türkis eine surreale Wirkung verleiht.

Bevor wir den Park wieder verließen, machten wir noch einen kurzen Stopp am Lake Herbert und an einem Aussichtspunkt ohne Aussicht auf Lake Hektor (keine Ahnung wieso die ganzen Seen so komische Namen haben). Dann ging es raus aus dem Park nach Golden, um dort eine weitere Nacht im Zelt zu schlafen und am nächsten Tag nach Vancouver zu fahren. Da die Rezeption des Campingplatzes nicht besetzt war und uns 32$ irgendwie ein bisschen viel vorkam, wollten wir schon wieder fahren, bis Tobi von Enry, einer Kanadierin angesprochen wurde, ob wir uns nicht einen Campingplatz teilen wollten. Sie steckte nämlich im Stau nach Lake Louise fest und da dieser noch ein Weilchen dauern sollte, hatte sie beschlossen erst am nächsten Morgen weiterzufahren. Wir schlugen natürlich sofort ein und unterhielten uns noch relativ lange mit ihr. Außerdem hatte sie Abendessen für ihren Bruder, welchen sie eigentlich hatte treffen wollen, dabei, welches aber nun irgendwie gegessen werden musste und da halfen wir natürlich gerne! 🙂

Am nächsten Morgen ging es weiter nach Vancouver um Johanna wiederzusehen, aber das ist eine andere Geschichte…

« von 18 »

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