Wenn man sich über San Francisco informiert, wird man von positiven Rezessionen quasi überschüttet, dass uns die Stadt aber tatsächlich so in ihren Bann zieht hätten wir in dieser Weise nicht gedacht. Aber der Reihe nach…
Wir kamen deutlich nach Sonnenuntergang bei Judy zu Hause an, welche uns für unsere Zeit in San Francisco beherbergen wollte. Judy ist eine Freundin von Karl und Claire aus Wellington. Die beiden haben nämlich mal zwei Jahre in San Francisco gelebt und daher kannten sie Judy. Sie hatten uns schon vorgewarnt, die letzten Freunde, die sie zu Judy geschickt hatten, blieben statt einer Woche NEUN Monate, aber das sollte uns nicht passieren, oder? Naja man kann wohl schon mal vorwegnehmen, dass es uns nicht passiert ist. Verständlich ist es aber trotzdem, denn Judy wohnt in einem riesigen Haus mit Pool und wunderschönem Garten. Orinda ist außerdem direkt hinter einer Bergkette, welche das oft schlechte Wetter in San Francisco fernhält, aber trotzdem nur ca. 20 Minuten mit dem Zug von der Innenstadt entfernt. Also eine total perfekte Lage. Und eine perfekte Gastgeberin. Nach ein bisschen erzählen beim Abendessen, zeigte Judy uns dann was Karl von uns für seine Mühen erwartete. Es gibt im Hause Judy nämlich ein kleines Morgenritual, welches hauptsächlich (und eigentlich nur) von Karl aufrechterhalten wird. Er springt nämlich jeden Tag vor dem Frühstück zweimal in den Pool. Klang jetzt eigentlich nicht so schlimm und wir haben das am nächsten Morgen natürlich ausprobiert, allerdings ist der Pool nicht beheizt und deshalb ziemlich kalt. Tobi hat’s nicht (Kerstin schon) aufgehalten das jeden Tag zu wiederholen (wann hat man schon mal einen Pool im Garten?).
Nachdem wir uns einen Plan für die nächsten Tage gemacht hatten, fuhren wir mittags nach Berkley, um uns den Campus der Uni anzuschauen. Kurz gesagt, einfach beeindruckend! Man sieht, dass Berkley von seinen Studenten ca. 10.000$ pro Semester verlangt. Neben den schicken Gebäuden gibt es die wohl beeindruckendste Bibliothek, die wir je gesehen haben. Leider durften wir keine Fotos machen, aber beispielsweise hat der Lesesaal (vermutlich sündhaft teure) Ledersessel und –Couches, die stark an einen englischen Salon aus dem 19. Jahrhundert erinnern. Judy hatte uns zum Lunch noch einen Pizza-Imbiss namens Cheese Board empfohlen, welcher hauptsächlich aus selbsthergestelltem Käse beruht. Jeden Tag gibt es dort nur eine bestimmte Pizza, immer vegetarisch. Fazit. eine lange Schlange und unglaublich lecker! Aber das war nur der erste Teil der kulinarischen Delikatessen unserer Zeit in San Francisco!
Am nächsten Tag war es dann endlich soweit, wir fuhren mit dem Zug nach San Francisco! Nachdem uns der nette Herr in der Touristeninfo in ca. 20 Minuten sämtliche Highlights der Stadt angestrichen hatte, wanderten wir durch die hügeligen Straßen durch Chinatown und Little Italy bis zum Pier 39, welcher die Heimat von min. 100 Seelöwen ist. Zurück liefen wir über den Coit Tower zur Fisherman’s Wharf, welche einige tolle Delikatessenshops beherbergt (inklusive kostenlose Verkostungen 🙂 ). Abends gab es dann die wohl verrückteste Pizza, die wir je gegessen haben. Judy hatte nämlich ihre beiden Nachbarn eingeladen und eine Pizza von Ray’s bestellt. Ja genau richtig gehört, EINE Pizza für 5 Personen. Wie soll denn das funktionieren? Nach dem Öffnen des Karton war es uns aber klar. Die Pizza (von unten: Teig, eine fette Schicht Käse, Teig und dann Tomatensauce) erinnerte eher an einen Kuchen und nach 2 Stücken ist man definitiv satt!
Die zwei darauffolgenden Tage gingen wir in die Stadt, um uns die Golden Gate Bridge, ein Stückchen der Küste und den Golden Gate Park anzuschauen. Außerdem statteten wir dem Stadtteil „Mission“ einen Besuch ab. Das klingt jetzt alles nicht übermäßig spektakulär, aber da wir so viel Zeit hatten, konnten wir in Ruhe die Atmosphäre der Stadt in uns aufsaugen und es hat uns einfach umgehauen! San Francisco hat einen Flair, den wir so bisher nur in Paris, London und vielleicht Melbourne erlebt haben. Zwar kommen Millionen Touristen in die Stadt, aber es gibt trotzdem genügend Plätzchen, an denen man ungestört durch die Straßen streunen und die vielfältigen Häuser bestaunen kann. In der Mission wird das besonders deutlich, da hier zwei Kulturen aufeinandertreffen. Zum einen Neureiche und zum anderen die alteingesessenen mexikanischen Auswanderer. Außerdem gibt es hier den wohl coolsten Shop in San Francisco. Einen „Pirate Supplies Store“, welcher wirklich alles verkauft was man als Pirat so brauchen könnte. Seien es Schatztruhen, hölzerne Bein- und hakenförmige Handprothesen, Flaschenpostflaschen oder gezinkte Würfel. Direkt daneben ist ein anderes skurriles Geschäft, welches alle möglichen getrockneten Krabbeltiere verkauft. Wer sich also mal am Brauen eines Zaubertrankes ausprobieren möchte, weiß wo er die Zutaten dazu findet!
An unserem vorletzten Tag in Orinda, organsierten wir unsere weitere Reise. Dafür besorgten wir uns einige Straßenkarten beim amerikanischen ADAC. Judy gab uns einen weiteren Tipp, wo wir in der Nähe Mittagessen gehen könnten. Dabei trafen wir auf das letzte Klischee was amerikanisches Fastfood betrifft. Fuddrackers verkauft die wohl besten Burger, die wir je gegessen haben. Ein Pfund Burger in frischgebackenen Brot. Die sonstigen Zutaten (Tomate, Salat, Sauce usw.) kann man sich in unbegrenzter Menge am Salatbuffet selbst auffüllen. Und das Ganze für 9,50$. Unglaublich lecker! Und ganz schön viel Fleisch! Am gleichen Tag machten wir noch einen kleinen Spaziergang, um einen See in Orinda und einen Teil des Rim Trails (kurze Beschreibung: auf und ab über 6 Meilen). Den letzten Tag verbrachten wir nochmals gemütlich in der Stadt, besuchten den Union Square, die Lombard Street und den Pier 43 mit tollem Blick auf die halb im Nebel liegende Golden Gate Bridge!
Am nächsten Morgen ging es dann los in Richtung Grand Canyon mit Zwischenstopps im Yosemite Nationalpark und im Death Valley. Um nicht wieder ein Zelt und Schlafsäcke kaufen zu müssen, lieh Judy’s Nachbar uns beides und Judy legte noch einen Satz ISO-Matten darauf. Der nächste Beweis der amerikanischen Gastfreundschaft (wobei uns das in Australien ja auch schon passiert ist 🙂 )! Und dann ging‘s auch schon los in unser 4-tägiges Campingabenteuer, aber dazu später mehr…