Als wir in Hokitika ankamen war die Dämmerung schon eingebrochen und da unser Navi ein paar Probleme mit der Adresse hatte, dauerte die Suche nach unserer Unterkunft ein wenig länger. Nachdem wir endlich die Hausnummer gefunden hatten und an der Türe des wunderschönen Hauses klopften und nichts geschah, wollten wir uns schon auf den Rückweg zum Auto machen, um Peter (unseren Host) anzurufen. Doch dann kam uns ein älterer Mann entgegen, welcher sich als Vater von Helen (der Frau von Peter) herausstellte und uns anwies einfach durch den Garten zu gehen. Gesagt, getan, und wir wurden auch direkt von gefühlt 20 Kindern, Missy einer riesigen Bernhardiner-Dame und Buddy einem blonden Border-Colli begrüßt! Es stellte sich nämlich heraus, dass an diesem Abend das Cricket-Viertelfinale zwischen Neuseeland und Südafrika lief (wie konnten wir das nur vergessen haben^^) und dazu hatten Peter und Helen einige Freunde inkl. Kinder eingeladen. (2 davon waren übrigens ursprünglich aus Südafrika, ein Fakt welcher für das Spiel sogar so etwas wie Spannung erzeugte. Naja soweit das für Cricket eben möglich ist…).
Bethany war definitiv die aktivste des Rudels an Kindern um uns herum und sie stellte uns gleich sämtlichen anderen Kindern vor. Ehrlicherweise müssen wir zugeben, dass wir die meisten schon wieder vergessen haben, lustig war allerdings, dass sich darunter eine Kristen, Kristy und nun auch Kerstin befanden. Danach wurden wir dann auch den Eltern vorgestellt, wie schon gesagt Peter und Helen unsere Hosts sowie David und seine Frau aus Südafrika. Der erste Eindruck war dann gleich unglaublich positiv und aufgeschlossen und wir durften uns am Buffet fürs Abendessen bedienen. Wir unterhielten uns an diesem Abend hauptsächlich mit Helen, welche ursprünglich aus Amerika kommt, ihre Eltern emigrierten aber als sie 7 Jahre alt war nach Neuseeland. Ihre Abstammung ist vermutlich auch der Grund wieso sie mit Cricket nicht allzu viel anfangen kann und sich lieber mit uns über Gott und die Welt unterhielt (und sich ein wenig über die anderen amüsierte). Beide zeigten uns dann auch noch unsere Unterkunft für die nächsten Tage. Diese war nämlich nicht wie eigentlich angenommen im Haus, sondern in ihrem zum Wohnmobil umgebauten Schulbus. WIE COOL IST DAS DENN??? Da Peter ein Baumeister ist, hat er neben dem Bau seines Hauses auch den Bus komplett selbst umgebaut und das Resultat ist ziemlich beeindruckend.
Wir verabschiedeten uns dann auch relativ früh in unseren Bus, da wir von der Wanderung doch noch ein wenig kaputt waren. Am nächsten Morgen sollten wir dann aber erfahren, was für eine tolle Umgebung Peter und Helen dort aufgebaut hatten. Zum einen wohnen sie eher auf einer kleinen Farm, bestehend aus zwei Milchkühen, einigen Hühnern, Enten, Ziegen und Schafen. Peter arbeitet als freiberuflicher Handwerker während Helen die 4 Kinder Kristen (10), Bethany (8), Daniel (6) und Joshua (5) zu Hause unterrichtet. Nachdem wir dieses Konzept aus Deutschland eigentlich überhaupt nicht kennen, waren wir schon relativ beeindruckt wie gut strukturiert das alles abläuft. Die Kinder (vor allem Kristen und Bethany, aber auch Daniel) bekommen Lese-, Schreib- und Mathe Unterricht unterstützt durch Lehrvideos, Arbeitsbücher und eben Helen. Daneben haben alle spezifische Aufgaben mit den Tieren und haben auch ihre eigene „Experimentier-Ecke“ im Gemüsegarten. Zudem bekommen sie Schwimmunterricht und Kristen Klavierunterricht. Der Unterricht geht dann täglich von ca. 9 bis 11 Uhr, ist aber natürlich deutlich intensiver als Frontalunterricht in der Schule, weshalb uns die Idee Alles in Allem trotz anfänglicher Skepsis doch durchaus überzeugen konnte.
Wir bekamen dann auch unsere Aufgabe für die Tage bei der Familie und zwar das Putzen der Fenster im Haus. Nachdem das Wetter nicht sonderlich prickelnd war, fingen wir damit auch direkt an und bekamen dann auch relativ bald Gesellschaft von den Kindern, welche uns unbedingt helfen wollten. So entwickelte sich das relativ bald zu einem riesen Spaß, nachdem Tobi abwechselnd eines der Kinder auf den Schultern hatte, welches dann die Fenster putzte. So richtig voran kamen wir dadurch zwar nicht, aber wir hatten auf jeden Fall viel zu lachen und nachdem wir für die Tage nicht übermäßig viel geplant hatten, war die Zeit auch nicht allzu knapp. Nachmittags ging Helen mit den Kindern zum Schwimmunterricht und wir machten uns auf in die Hokitika Gorge, welche für ihre verrückte türkise Farbe berühmt ist. Nachdem wir mittlerweile schon einige solcher Gewässer gesehen hatten, haute uns das nicht übermäßig aus den Socken, aber beeindruckend ist es schon immer wieder. Das beschreibt auch ziemlich genau unsere Situation in diesen Tagen, denn nichts was wir sahen konnte uns so richtig beeindrucken. Selbst der Besuch des viel gerühmten Arthurs Pass zwei Tage später entpuppte sich für uns eher als relativ unspektakulär, da wir alles was wir dort sahen schon in irgendeiner Art und Weise vorher gesehen hatten. Daher genossen wir eher die Zeit mit unserer Gastfamilie 🙂 Diese trafen wir dann bei der Rückkehr auch nochmal während ihrer schottischen Country Tanzstunde, bei welcher wir für ein paar Minuten zusahen. Es sah nach ziemlich viel Spaß aus! Nach einem kurzen Besuch der „Stadt“ Hokitika, welche für die Jade-Herstellung bekannt ist und einem spontanen Treffen mit einem deutschen Freund von Helen, war der Tag auch schon fast wieder vorbei und wir fuhren zurück nach Hause wo bereits ein leckerer selbstgemachter Schweinebraten auf uns wartete. Das Essen war grundsätzlich immer lecker und zum Teil auch aus erster Hand der Farmproduktion (z.B. Milch, Joghurt, Brot, Gemüse/Salat). Nach Sonnenuntergang nahm Peter uns dann noch im Familien Van mit zu einem kurzen Ausflug zu einer Glühwürmchen-Höhle und einem Aussichtspunkt über die Stadt! Die Glühwürmchen-Höhle war wunderschön und ziemlich beeindruckend, da wir quasi komplett von Glühwürmchen umgeben waren, besser als in Fox Glacier.
Da für den nächsten Tag wieder schlechtes Wetter vorhergesagt war (eigentlich nicht verwunderlich bei rund 8m³ Regen im Jahr an der Westküste), beschäftigten wir uns, nach einem kurzen Einkaufs- und Informationsbummel durch die Stadt am Morgen, hauptsächlich mit Helen, den Kindern und Putzen der letzten Fenster. Eigentlich wäre das Putzen relativ schnell erledigt gewesen, doch Helen verführte uns immer wieder zu einem Lunch, Keks, Kaffee oder Tee inklusive Gespräche, was wir immer wieder gerne annahmen. Außerdem kam auch noch die deutsche Freundin von Helen zu Besuch, weshalb wir uns auch dabei nochmal bei Kaffee und Cookies unterhielten. Man merkt schon, dass wir unglaublich herzlich in die Familie integriert wurden und das auch gerne annahmen.
Peter half uns abends noch mit der Planung des Abel Tasman Tracks, eine 3-5-tägige Wanderung, welche wir zu Ostern machen wollten. Außerdem konnten wir den beiden damit helfen ein AirBnB Profil zu erstellen, um ein ungenutztes Gästezimmer zu vermieten. Helen meinte schon bei unserer Ankunft, dass sie überlege ein Bed & Breakfast zu eröffnen und da schlugen wir ihr vor es doch mal mit AirBnB zu versuchen. Wir konnten sie sogar davon überzeugen den Bus ebenfalls zu vermieten. Wir sind davon überzeugt das wird ein voller Erfolg!!! Falls also jemand mal durch Hokitika reist ist dieser Zwischenstopp ein absolutes Muss.
Wie bereits erwähnt war am nächsten Tag bei tollem Wetter der Arthurs Pass auf dem Programm, welcher uns wie gesagt nur bedingt aus den Socken riss. Man darf das jetzt nicht falsch verstehen, vor allem die Fahrt über den Pass ist ein Erlebnis und der Nationalpark liegt ziemlich atemberaubend mitten in den Alpen! Dazu gibt es dort noch einen wunderschönen Wasserfall, für welchen sich die Fahrt auf jeden Fall gelohnt hat. Wir waren die ständig ähnliche Umgebung einfach ein wenig Leid und hatten auch schon eine gewisse Vorfreude auf die Nordküste entwickelt, weshalb wir uns nicht so übermäßig begeistern konnten. Für Wanderbegeisterte ist Arthurs Pass definitiv ein toller Zwischenstopp. Zurück genossen wir einen Filmabend mit Hook und (natürlich selbstgemachter) Pizza, was durchaus lustig war die Kinder bei dem doch teilweise sehr spannenden Film zu beobachten. Den Abend ließen wir dann noch mit Peter und Helen mit einem langen Gespräch ausklingen, denn unser letzter Abend war bereits gekommen, bevor wir uns am nächsten Morgen auf einen 3-tägigen Trip nach Nelson aufmachen wollten.