Unsere Event-Firma, bei der wir schon das ein oder andere Mal in Perth gearbeitet haben, hat Arbeitskräfte für das 3-tägige Musik-Festival Lost Paradise im Glenworth Valley (30.12.-01.01.), ungefähr 100km nördlich von Sydney, gesucht. Das wollten wir natürlich ausnutzen und haben uns für alle möglichen Positionen beworben. Bekommen haben wir beide eine 40-stündige Schicht als Barkeeper. Zudem durfte man als Personal kostenlos campen, sprich wir hatten eine kostenlose Unterkunft über Silvester, unsere Urlaubskasse wurde nochmal deutlich aufgestockt und wenn wir nicht arbeiten müssen (was bei 40h an drei Tagen nicht so häufig vorkommt), können wir kostenlos auf ein Festival gehen. Das alles hat uns definitiv überzeugt und deshalb machten wir uns am 29. 12. auf den Weg von Sydney ins Glenworth Valley. Das war aber gar nicht so einfach ohne Auto: mit Zug, 30-minütiger Taxifahrt und einer spontanen Mitfahrgelegenheit vom Festivaleingang zum Campingplatz (15-minütige Autofahrt bergab über Stock und Stein) haben wir es dann aber trotzdem an unser Ziel geschafft, zusammen mit einem anderen Deutschen, der auch in der Bar arbeiten sollte. Angekommen, haben wir erst mal mitten im Nirgendwo unser Zelt aufgebaut. Denn das Glenworth Valley ist ein Nationalpark, und im Tal eine große ebene Fläche, auf der das Festivalgelände und die Campingplätze waren. Am ersten Tag ging es dann auch schon recht früh ins Bett äh Zelt, die 3 Tage sollten noch anstrengend genug werden. Da wir das billigste 2-3 Personen Zelt gekauft haben (keine Ahnung wie da 3 Leute reinpassen sollen), das wir finden konnten, kann man natürlich nicht viel erwarten: nachts war’s schweinekalt und in der Früh, sobald der erste Sonnenstrahl auf das Zelt schien, unerträglich heiß. Wie dem auch sei, viel Schlaf gab‘s so und so nicht.
Der erste Arbeitstag verlief recht angenehm: unsere Aufgabe als Barkeeper war es, Bier, Schnäpse, Softdrinks und andere, welche alle schon in einer Dose waren zu verkaufen. Wein und Sekt wurde in Gläser eingeschenkt, nur ein Mischgetränk musste selber gemixt werden. Nach 1-2 Stunden Arbeit, kannte man alle Getränke, wo was steht und wie was funktioniert. Es hat sich dann ziemlich schnell herausgestellt, dass unser lieber Arbeitgeber zu viel Personal angestellt hat. Normalerweise tauchen anscheinend ca. 20-30% der Leute, die zugesagt hatten nicht auf. Dieses Mal sind aber ALLE erschienen, weshalb viel zu viel Personal da war. Zudem müssen die Festival-Gäste an einem 3-tägigen Festival 3 Tage durchhalten und betrinken sich nicht hemmungslos gleich zu Beginn (wie z.B. beim Stereosonic Festival in Perth). Vollbesetzte Bar und keine Gäste! Am ersten Tag durften wir aber trotzdem noch bis zum Schluss arbeiten und haben daher unsere 15.5h (Kerstin) und 12h (Tobi) Schicht durchgezogen.
Am zweiten Tag, Silvester, hat sich das Klischee bestätigt: Australier trinken was das Zeug hält. Wir haben das Gefühl, dass die ganzen komischen Gesetze, die es hier so gibt, um eigentlich den Alkoholkonsum einzudämmen, nach hinten losgehen. Z.B. darf Alkohol nicht im Supermarkt verkauft werden, sondern nur in sogenannten Bottleshops, die entsprechende Lizenzen aufweisen müssen. Zudem muss jeder, der Alkohol verkauft (also auch wir) ein RSA-Zertifikat (Responsible Service of Alcohol) haben. Man muss dazu im Internet dämliche Fragen beantworten und zahlt 12$, im Endeffekt muss man aber nur wissen, dass man EIGENTLICH Betrunkenen keinen Alkohol mehr verkaufen darf. Um wieder zum Thema zurückzukommen, die Australier saufen was das Zeug hält. Achso, zur Erklärung sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass wir nicht von den Festivalgästen reden, an der Bar war immer noch nichts los. Nein, die Barleute haben sich volllaufen lassen, natürlich kostenlos. Als Kerstin mit einer 19-jährigen Australierin zusammengearbeitet hat (ihr erinnert euch: zu viel Personal, deshalb hat einer kassiert und einer die Getränke gebracht), meinte sie doch glatt, sie trinkt gerade ihren 5. Smirnoff. Leider hat sich herausgestellt, dass das alle so handhabten. Bis auf 2 andere und uns beiden hat sich wohl jeder betrunken. Auf jeden Fall war es dann mit einmal kurz nach 12 und das neue Jahr war da (leider ein weiteres neues Jahr ohne Feuerwerk, bei den Temperaturen im Nationalpark aber wahrscheinlich vernünftig). Jeder der Barleute hat „offiziell“ ein bisschen Schnaps bekommen und dann gab es eine kurze Pseudo-Feier, während der nur die nüchternen Barleute noch gearbeitet haben. Unser lieber Manager wollte uns dann auch um 12h rauskicken, aber nachdem Tobi sich dann beschwert hatte, durften wir noch bis 1h (statt bis 2h) arbeiten.
Am letzten und dritten Tag war dann auch wirklich gar nichts mehr los an der Bar, so dass wir beide nach 3 bzw. 5h arbeiten (statt 12 und 14h) nach Hause geschickt wurden. Eine ganz schöne Schweinerei, zumal der Neujahrstag auch in Australien ein Feiertag ist und wir deshalb an diesem Tag 38,50$/Stunde (statt der normalen 21,30) verdient hätten. Alle Beschwererei, auch beim Boss des Barmanagers hat natürlich nichts gebracht, und so mussten wir dann leider auf das Festival gehen und den Neujahrstag mit deutlich schlechter Laune ausklingen lassen, begleitet von 2 weiteren genervten Barkeepern, die ebenfalls rausgekickt wurden.
Am nächsten Tag, die Laune war immer noch getrübt, haben wir dann unsere Sachen samt Zelt zusammen gepackt. Da wir unsere Reise weiter in Richtung Norden entlang der Ostküste fortsetzen wollten, hatten wir einen Nachtzug nach Brisbane gebucht (so konnten wir uns nach 4-tägigem kostenlosen Campen auch noch eine Unterkunft für die 5. Nacht sparen). Nun stellte sich natürlich die Frage, wie wir von dem abseits gelegenen Festivalgelände zu dem kleinen Bahnhof, an dem wir von Sydney aus angekommen sind, gelangen. Ein Taxi wollten wir nicht mehr nehmen, da es einfach zu teuer war und es doch irgendwo Leute auf dem Festivalgelände geben musste, die in unsere Richtung fuhren. Dummerweise fuhren alle, die wir fragten, in den Süden Richtung Sydney und nicht nördlich zu unserem kleinen Bahnhof. Endlich hatten wir also Leute gefunden, die uns zuerst einmal aus dem Tal wieder in die Zivilisation fuhren. Diese lieferten uns dann an der Autobahn-Auffahrt in Richtung Norden ab und los ging es mit unserem ersten Versuch zum Bahnhof zu trampen. Es hat tatsächlich nur 10 Minuten gedauert bis der erste angehalten, uns mitgenommen und direkt am Bahnhof abgeliefert hat. Zudem hatten wir eine halbe Stunde lang ein super nettes Gespräch mit einem einheimischen Aussie. Besser kann es eigentlich gar nicht laufen!
Als wir dann mit einer Stunde Verspätung endlich im Zug saßen, mussten wir noch kurzfristig eine Unterkunft suchen. Auf unsere couchsurfing Anfragen hatte bisher leider niemand geantwortet, weshalb wir dann wieder über AirBnb ein Zimmer für 3 Tage gebucht haben. Couchsurfen klappt in den größeren Städten der Ostküste irgendwie nicht so prächtig…