Archiv der Kategorie: Australien

Ab in den Norden Australiens – Tag 1-2: Noosa und Maryborough

Der erste Tag begann natürlich damit, das Auto erstmal abzuholen. Einen wunderschönen Nissan Dualis (man könnte fast sagen einen SUV). Wir hatten sogar einen Mitfahrer für den ersten Tag, einen Finnen namens Mikey. Ja richtig gehört, weder deutsch (gefühlt 50% der Backpacker in Australien) noch französisch (gefühlte 48%), sondern finnisch, die gibt es hier scheinbar auch. Er wollte nur bis Noosa, wo wir ihn dann auch hinbrachten und Noosa auch noch ein wenig aus der Luft von einem erhöhten Aussichtspunkt beobachteten. Wir wollten aber sowieso am Ende nochmals nach Noosa zurück, da wir hier einen Couchsurfer gefunden hatten, deshalb blieb der Besuch relativ kurz.

Danach ging es noch weiter nach Maryborough, zu Brandon und Amanda, unseren ersten Couchsurfern auf diesem Trip. Um es ein wenig kurz zu machen: Wir verbrachten vermutlich mehr Zeit mit den Beiden als mit Sightseeing in Maryborough (eine kleine Kolonialstadt mit einem netten Markt aber ansonsten nicht übermäßig viel zu sehen). Die beiden hatten nämlich DREI Border Collis. Einer davon ein 9-monatiger Welpe (in engl. übrigens Puppy). Die drei waren unglaublich aktiv, aber auch sehr gut trainiert/erzogen, weshalb wir den kompletten Abend mit spielenden Hunden und tollen Stories von Brandon und Amanda unterhalten wurden.

Nachdem wir uns am nächsten Vormittag die Sehenswürdigkeiten Maryboroughs angesehen hatten, fuhren wir weiter nach Gladstone zu Stephen unserem nächsten Couchsurfer. Doch das ist eine andere Geschichte…

Noosa von Oben / Noosa from uphill
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Brisbane

Der Übernacht Zug war unerwarteter Weise sehr angenehm, wir konnten beide mit Unterbrechungen super schlafen. Kann man durchaus mal wieder machen. Als wir dann im Bus zu unserem AirBnb-Zimmer saßen, wurden wir gleich mal von der Regenzeit, die ja während des Sommers in Queensland herrscht, begrüßt. Während des Sommers ist im Norden Australiens Regenzeit, sprich es gibt ab und zu kurze aber starke Regenschauer, und trotz dessen ist es heiß, man spricht also von den Subtropen. Halbwegs trocken angekommen, erholten wir uns erst einmal von den 5 Nächten auf dem Campingplatz und im Zug. Unsere Hosts, 2 Singapurer, die schon seit 8 Jahren in Brisbane leben, waren beide sehr nett und hilfsbereit.

In den nächsten Tagen hieß es einerseits Brisbane erkunden und andererseits unsere weitere Ostküstentour in Richtung Norden planen.

Zuerst einmal zu Brisbane: nachdem wir beide nicht übermäßig begeistert von Sydney waren (von Perth und Adelaide wollen wir gar nicht erst anfangen), nun die nächste größere Stadt Australiens. Mit dem Gedanken „es kann ja nur besser werden“, sind wir dann losgezogen und waren tatsächlich angenehm überrascht. Brisbane ist sicherlich nicht so eine große und geschäftige Stadt wie Sydney, dafür aber kleiner, mit Charme und einigen netten Flecken. Southbank ist z.B. so ein netter Fleck. Dabei handelt es sich um eine Parklandschaft, die direkt an einem Fluss liegt (welcher ähnlich der Themse sich durch London schlängelt) und explizit für die EXPO 1988 angelegt wurde. Man kann z.B. über Pfade durch einen Regenwald laufen, die in eine nepalesische Tempelanlange münden. Oder man läuft durch die mit Blumen überwachsenen Bögen. Oder man gönnt sich eine Abkühlung in den kostenlosen Schwimmbecken, die direkt am Flussufer liegen. Am anderen Ende der Southbank, dort wo die Museen und das Theater sind, steht auch der spätestens seit dem G20-Treffen Ende November bekannte BRISBANE Schriftzug. Die Innenstadt ist eine Mischung aus einigen älteren Gebäuden und moderner Architektur, welche ziemlich schön um den sich schlängelnden Fluss angelegt ist. Dazu kommen immer wieder schöne Brücken mit weiteren Aussichtspunkten auf Southbank und die Innenstadt. Was bisher aber in allen australischen Städten superschön war, sind die botanischen Gärten. Natürlich hat auch Brisbane so einen, welcher an einem Berg liegt und Heimat einer speziellen Spezies ist: der australische Wasserdrachen. Man musste fast aufpassen, nicht auf diese Viecher zu treten, so zahlreich waren sie. Zu guter Letzt haben wir uns in Brisbane noch einen Kinobesuch gegönnt „Der Hobbit“ war auch endlich am anderen Ende der Welt angekommen…

Nun zur Planerei:

Wir hatten ein paar Ideen, was wir denn alles machen möchten. Die zwei Highlights waren aber definitiv Fraser Island und die Whitsundays. Die entscheidende Frage war allerdings ob wir bis nach Cairns (schlappe 1700km nördlich von Brisbane) möchten oder nicht. Cairns ist nämlich das Backpacker-Mekka der Ostküste, vor allem wegen seinen zahllosen Angeboten zum Great-Barrier-Reef (inkl. Skydiven, Helikopterflügen usw.), zum anderen aber auch für den Daintree-Regenwald bekannt. Allerdings ist es auch ca. doppelt so weit von Brisbane entfernt wie die Whitsundays, was uns dadurch einige Tage und relativ viel Geld kosten sollte. Dementsprechend legten wir den Plan für Cairns mit ein wenig schlechtem Gewissen ad acta, bis Tobi einen seltsamen Anruf bekam. Da er bei diversen Seiten für Mitfahrgelegenheiten ein Gesuch geschrieben hatte, meldete sich ein Inder, welcher uns anbot die Strecke nach Cairns KOSTENLOS mit ihm mitzufahren (er suchte einfach nur nach ein bisschen Begleitung für die doch sehr lange Fahrt). Nach einem Treffen mit ihm wollten wir eigentlich schon zusagen, aber leider hatte der Plan einige Tücken. Er wollte in nur 5 Tagen die komplette Strecke bewältigen, d.h. wir hätten Zeit für maximal 1-2 Attraktionen auf der Strecke gehabt und hätten uns für den Weg zurück wieder ein Auto o.ä. mieten müssen. Das wäre uns auf Grund der Einweggebühren für Mietautos tatsächlich teurer gekommen als ein Mietwagen Brisbane-Cairns-Brisbane (Spritkosten miteinberechnet), weshalb wir das Angebot dann leider ablehnen mussten.

Der finale Plan hatte dann folgende Idee: Wir fahren bis zu den Whitsundays und machen dazwischen eine schöne Tour mit dem Auto. Dafür mieten wir uns wieder ein Auto für 2 Wochen, diesmal aber eines, in welchem wir unter Umständen schlafen könnten, um uns die Campingplätze zu sparen. Außerdem wollten wir versuchen für die Route so viele Couchsurfer wie möglich zu finden. Das hat dann tatsächlich sogar so gut geklappt, dass wir nur 4 der 14 Nächte auf einem Campingplatz verbringen mussten, aber dazu später mehr 🙂

Brisbane Downtown - Brisbane Stadtzentrum
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Silvester im Glenworth Valley

Unsere Event-Firma, bei der wir schon das ein oder andere Mal in Perth gearbeitet haben, hat Arbeitskräfte für das 3-tägige Musik-Festival Lost Paradise im Glenworth Valley (30.12.-01.01.), ungefähr 100km nördlich von Sydney, gesucht. Das wollten wir natürlich ausnutzen und haben uns für alle möglichen Positionen beworben. Bekommen haben wir beide eine 40-stündige Schicht als Barkeeper. Zudem durfte man als Personal kostenlos campen, sprich wir hatten eine kostenlose Unterkunft über Silvester, unsere Urlaubskasse wurde nochmal deutlich aufgestockt und wenn wir nicht arbeiten müssen (was bei 40h an drei Tagen nicht so häufig vorkommt), können wir kostenlos auf ein Festival gehen. Das alles hat uns definitiv überzeugt und deshalb machten wir uns am 29. 12. auf den Weg von Sydney ins Glenworth Valley. Das war aber gar nicht so einfach ohne Auto: mit Zug, 30-minütiger Taxifahrt und einer spontanen Mitfahrgelegenheit vom Festivaleingang zum Campingplatz (15-minütige Autofahrt bergab über Stock und Stein) haben wir es dann aber trotzdem an unser Ziel geschafft, zusammen mit einem anderen Deutschen, der auch in der Bar arbeiten sollte. Angekommen, haben wir erst mal mitten im Nirgendwo unser Zelt aufgebaut. Denn das Glenworth Valley ist ein Nationalpark, und im Tal eine große ebene Fläche, auf der das Festivalgelände und die Campingplätze waren. Am ersten Tag ging es dann auch schon recht früh ins Bett äh Zelt, die 3 Tage sollten noch anstrengend genug werden. Da wir das billigste 2-3 Personen Zelt gekauft haben (keine Ahnung wie da 3 Leute reinpassen sollen), das wir finden konnten, kann man natürlich nicht viel erwarten: nachts war’s schweinekalt und in der Früh, sobald der erste Sonnenstrahl auf das Zelt schien, unerträglich heiß. Wie dem auch sei, viel Schlaf gab‘s so und so nicht.

Der erste Arbeitstag verlief recht angenehm: unsere Aufgabe als Barkeeper war es, Bier, Schnäpse, Softdrinks und andere, welche alle schon in einer Dose waren zu verkaufen. Wein und Sekt wurde in Gläser eingeschenkt, nur ein Mischgetränk musste selber gemixt werden. Nach 1-2 Stunden Arbeit, kannte man alle Getränke, wo was steht und wie was funktioniert. Es hat sich dann ziemlich schnell herausgestellt, dass unser lieber Arbeitgeber zu viel Personal angestellt hat. Normalerweise tauchen anscheinend ca. 20-30% der Leute, die zugesagt hatten nicht auf. Dieses Mal sind aber ALLE erschienen, weshalb viel zu viel Personal da war. Zudem müssen die Festival-Gäste an einem 3-tägigen Festival 3 Tage durchhalten und betrinken sich nicht hemmungslos gleich zu Beginn (wie z.B. beim Stereosonic Festival in Perth). Vollbesetzte Bar und keine Gäste! Am ersten Tag durften wir aber trotzdem noch bis zum Schluss arbeiten und haben daher unsere 15.5h (Kerstin) und 12h (Tobi) Schicht durchgezogen.

Am zweiten Tag, Silvester, hat sich das Klischee bestätigt: Australier trinken was das Zeug hält. Wir haben das Gefühl, dass die ganzen komischen Gesetze, die es hier so gibt, um eigentlich den Alkoholkonsum einzudämmen, nach hinten losgehen. Z.B. darf Alkohol nicht im Supermarkt verkauft werden, sondern nur in sogenannten Bottleshops, die entsprechende Lizenzen aufweisen müssen. Zudem muss jeder, der Alkohol verkauft (also auch wir) ein RSA-Zertifikat (Responsible Service of Alcohol) haben. Man muss dazu im Internet dämliche Fragen beantworten und zahlt 12$, im Endeffekt muss man aber nur wissen, dass man EIGENTLICH Betrunkenen keinen Alkohol mehr verkaufen darf. Um wieder zum Thema zurückzukommen, die Australier saufen was das Zeug hält. Achso, zur Erklärung sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass wir nicht von den Festivalgästen reden, an der Bar war immer noch nichts los. Nein, die Barleute haben sich volllaufen lassen, natürlich kostenlos. Als Kerstin mit einer 19-jährigen Australierin zusammengearbeitet hat (ihr erinnert euch: zu viel Personal, deshalb hat einer kassiert und einer die Getränke gebracht), meinte sie doch glatt, sie trinkt gerade ihren 5. Smirnoff. Leider hat sich herausgestellt, dass das alle so handhabten. Bis auf 2 andere und uns beiden hat sich wohl jeder betrunken. Auf jeden Fall war es dann mit einmal kurz nach 12 und das neue Jahr war da (leider ein weiteres neues Jahr ohne Feuerwerk, bei den Temperaturen im Nationalpark aber wahrscheinlich vernünftig). Jeder der Barleute hat „offiziell“ ein bisschen Schnaps bekommen und dann gab es eine kurze Pseudo-Feier, während der nur die nüchternen Barleute noch gearbeitet haben. Unser lieber Manager wollte uns dann auch um 12h rauskicken, aber nachdem Tobi sich dann beschwert hatte, durften wir noch bis 1h (statt bis 2h) arbeiten.

Am letzten und dritten Tag war dann auch wirklich gar nichts mehr los an der Bar, so dass wir beide nach 3 bzw. 5h arbeiten (statt 12 und 14h) nach Hause geschickt wurden. Eine ganz schöne Schweinerei, zumal der Neujahrstag auch in Australien ein Feiertag ist und wir deshalb an diesem Tag 38,50$/Stunde (statt der normalen 21,30) verdient hätten. Alle Beschwererei, auch beim Boss des Barmanagers hat natürlich nichts gebracht, und so mussten wir dann leider auf das Festival gehen und den Neujahrstag mit deutlich schlechter Laune ausklingen lassen, begleitet von 2 weiteren genervten Barkeepern, die ebenfalls rausgekickt wurden.

Am nächsten Tag, die Laune war immer noch getrübt, haben wir dann unsere Sachen samt Zelt zusammen gepackt. Da wir unsere Reise weiter in Richtung Norden entlang der Ostküste fortsetzen wollten, hatten wir einen Nachtzug nach Brisbane gebucht (so konnten wir uns nach 4-tägigem kostenlosen Campen auch noch eine Unterkunft für die 5. Nacht sparen). Nun stellte sich natürlich die Frage, wie wir von dem abseits gelegenen Festivalgelände zu dem kleinen Bahnhof, an dem wir von Sydney aus angekommen sind, gelangen. Ein Taxi wollten wir nicht mehr nehmen, da es einfach zu teuer war und es doch irgendwo Leute auf dem Festivalgelände geben musste, die in unsere Richtung fuhren. Dummerweise fuhren alle, die wir fragten, in den Süden Richtung Sydney und nicht nördlich zu unserem kleinen Bahnhof. Endlich hatten wir also Leute gefunden, die uns zuerst einmal aus dem Tal wieder in die Zivilisation fuhren. Diese lieferten uns dann an der Autobahn-Auffahrt in Richtung Norden ab und los ging es mit unserem ersten Versuch zum Bahnhof zu trampen. Es hat tatsächlich nur 10 Minuten gedauert bis der erste angehalten, uns mitgenommen und direkt am Bahnhof abgeliefert hat. Zudem hatten wir eine halbe Stunde lang ein super nettes Gespräch mit einem einheimischen Aussie. Besser kann es eigentlich gar nicht laufen!

Als wir dann mit einer Stunde Verspätung endlich im Zug saßen, mussten wir noch kurzfristig eine Unterkunft suchen. Auf unsere couchsurfing Anfragen hatte bisher leider niemand geantwortet, weshalb wir dann wieder über AirBnb ein Zimmer für 3 Tage gebucht haben. Couchsurfen klappt in den größeren Städten der Ostküste irgendwie nicht so prächtig…

Weihnachten in Sydney

Nachdem wir relativ lange versucht hatten einen Couchsurfer in Sydney zu finden und damit kein Glück hatten (war ja schließlich Weihnachten), buchten wir uns ein Zimmer in einer Wohnung über AirBnb (was tatsächlich günstiger war als das schlechteste Hostel in Sydney). Die Wohnung war dann auch ganz gut gelegen (ca. 10 Minuten in die Stadt) und unsere Hosts auch ziemlich freundlich. Diese wohnten aber gar nicht wie angenommen in derselben Wohnung, sondern hatten eine eigene Wohnung gegenüber. Es stellte sich also heraus, dass es eine Wohnung mit 3 Schlafzimmern ist und die Vermieter die zweite Wohnung nur haben, um durch AirBnb Geld zu machen. Naja!

Nach einem ersten Abend am Sydney Harbour und einer halben Überquerung der Harbour Bridge, sind wir erschöpft ins Bett gefallen. Jawohl, ein BETT, das erst richtige Bett seit fast 3 Wochen. Am nächsten Tag kamen dann auch die nächsten Gäste an, Irene und Pier aus Italien, die die letzten 20 Monate in Neuseeland gelebt haben und nun 1 Jahr in Australien bleiben wollen. Mit den beiden haben wir uns sofort super verstanden, wir haben uns gegenseitig Tipps für Australien bzw. Neuseeland gegeben und auch gleich ausgemacht, ein großes Weihnachtsessen zusammen zu kochen. In den nächsten beiden Tagen haben wir dann weiter Sydney erkundet: das Opera House, den botanischen Garten und den Mrs Macquaries Point, von dem aus man einen super Blick auf Opera House und Harbour Bridge hatte. Zudem machten wir noch eine kostenlose Stadtführung, die durch die Innenstadt von Sydney ging und welche auch ziemlich interessant war. Es stellte sich mal wieder heraus, dass Australier (im Generellen, aber vor allem historisch Interessierte) unglaublich stolz auf die Geschichte Australiens sind. Die Stimme unserer Führerin überschlug sich fast vor Stolz, als sie uns von dem ältesten noch stehenden Gebäude aus der Kolonialzeit berichtete. Dieses ist sage und schreibe 150 (in Worten EINHUNDERTFÜNFZIG 🙂 ) Jahre alt. Nachdem wir ja nun doch schon einige Städte Europas gesehen haben, konnten wir darüber dann auch nur müde lächeln.

Und dann war auch schon der 24. gekommen, und keiner von uns war wirklich in Weihnachtsstimmung: Weihnachten im Sommer, schreckliche kitschige Weihnachtsdekoration und KEIN Glühwein… So beschlossen wir dann zusammen mit Irene und Pier Fondue zu machen, um wenigstens ein wenig in Weihnachtsstimmung zu kommen. Nach dem dafür notwendigen Großeinkauf (bei Aldi) beschlossen wir das schlechte Wetter auszunutzen und vor dem Weihnachtsessen endlich mal ein australisches Kino auszuprobieren. Eigentlich wollten wir den „Hobbit“ sehen, aber in Australien war dessen Start leider verzögert und erst am 26. Dezember, weshalb wir uns für „Hunger Games“ entschieden. Das Fondue am Abend war dann genauso wie auch in Deutschland. Gefährlich aber köstlich 😉 Nachdem wir in unserer nur spärlich ausgestatteten Küche keine wirklich geeignete Fondueausstattung gefunden hatten, besorgten unsere Italiener ein Fondueset im Second-Hand-Laden. Leider ein Schokoladenfondue mit Teelicht und Porzellantopf, was für heißes Öl nur bedingt geeignet ist. Kurze Zusammenfassung: das Öl war entweder zu heiß oder zu kalt, was uns dazu veranlasste es immer wieder auf dem Herd zu erhitzen und in die Porzellanschale umzufüllen. Das ging zweimal gut, beim dritten Mal brannte dann der Holztisch (ok nicht wirklich, aber wir hatten kochendes Öl auf dem Tisch). Das war uns dann doch zu gefährlich und wir beschlossen einfach alles Fleisch auf dem Herd zu frittieren. Es war trotzdem lecker, wir hatten noch Salate und verschiedene Soßen. Dazu Weihnachtslieder und Wein. Fast perfekt 😉

Da das Wetter endlich besser wurde, verbrachten wir die beiden Weihnachtsfeiertage am Strand. Den ersten am weltweit berühmten Bondi-Beach (gesprochen wird es übrigens „Bondei“). Nachdem wir nun schon so einige Strände Australiens bewundern konnten, wurde das für uns eine ziemliche Enttäuschung (vielleicht hatten wir auch einfach zu viel erwartet). Es war zwar viel geboten (inkl. dutzender Australier in Weihnachtsverkleidung), aber den Grund für seine Berühmtheit konnten wir trotzdem nicht näher erklären. Bondi ist ein Stadtstrand mit Hotels und touristischen Einkaufsmöglichkeiten im Hintergrund. Selbst für Surfer kann er eigentlich nur wegen seiner Nähe zur Stadt interessant sein, denn hier tummeln sich so viele, dass sich die Surfer teilweise gegenseitig über den Haufen fahren (Die Wellen sind allerdings wirklich gut). Den zweiten Feiertag verbrachten wir am Manly-Beach, den uns einige Australier als den Besseren beschrieben hatten. Um es kurz zu machen, deutlich schöner als Bondi, aber kein Vergleich mit beispielsweise Lucky Bay in Esperance. Das Beste an Manly ist eigentlich die Fahrt auf der Fähre durch den Hafen Sydneys, um den Strand zu erreichen.

Die letzten beiden Tage in Sydney verbrachten wir dann mit ein wenig Organisatorischem für das Neujahrsfestival (Zelt kaufen, Fahrt und Weiterreise organisieren; siehe nächstes Kapitel). Außerdem konnten wir noch ein Feuerwerk im Darling Harbor bewundern, welches in den 6 Wochen vor Weihnachten einmal die Woche organisiert wird. Ein bisschen spinnen sie ja schon die Australier, wobei man ihnen zu Gute halten muss, dass zu dieser Zeit Sydney einfach vollkommen überfüllt ist. Jeden Tag spuckt ein neues Kreuzfahrtschiff einige Tausend Leute (zu meist Chinesen) aus, welche dann den Hafen überfüllen. Irgendwie muss man diese Massen ja unterhalten. Wir waren trotz dem weltberühmten Silvester-Feuerwerk froh, Silvester nicht in Sydney verharren zu müssen…

Noch ein Beispiel wie nett Australier doch sein können: am letzten Tag überquerten wir die Harbour Bridge noch komplett, um dann auf der anderen Seite in einem kleinen Park die Aussicht auf das Opera House genießen zu können. Da haben es sich neben uns 3 Australier und ein schwarz-weißer Colli (!) bequem gemacht. Tobi konnte da natürlich nicht widerstehen und musste nachfragen, ob es sich trotz ungewöhnlicher Farbe tatsächlich um einen Colli handelt. So kamen wir also mit den vieren ins Gespräch, 2 Zwillings-Stewardessen, ein schwuler Parfümvertreter und ein 10 Jahre alter tauber Colli. So viel gelacht in einer einstündigen Konversation mit Fremden haben wir auch schon lange nicht mehr.

Um nicht zu vergessen, wollten wir uns noch ein wenig kulturelle Befriedigung in einigen Museen holen. Nach dem ersten Museum für zeitgenössische Kunst warfen wir diesen Plan dann auch schon wieder über den Haufen. Um es nett auszudrücken, absolut unspektakulär. Als kleines Fazit lässt sich jetzt schon festhalten: Australien ist wunderschön, die Australier sind überall super nett, aber die Städte sind für uns definitiv nicht das Highlight dieses Landes. Wer auch immer einen Besuch in Australien plant, ein kleiner Abstecher in die Städte genügt!

Sydney Harbour, there is always a cruiser - Hafen in Sydney, immer mit einem Kreuzfahrtschiff
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Eine Nacht in Melbourne und zwei Nächte im Luxuscamper

Nach der letzten Nacht im Camper (mal wieder auf einem Rastplatz neben dem Highway) hieß es den Camper putzen, Sachen packen und ab nach Melbourne, um ihn zurückzubringen. Das entpuppte sich dann als ein etwas schwieriger Prozess. Der arme Kerl der Vermietungsfirma wusste nämlich nichts von unserer Geschichte mit dem Zylinder. Nachdem er uns zu Beginn noch relativ unfreundlich darauf hingewiesen hatte, dass wir doch den Van auch von außen putzen sollten (was wir dann tatsächlich auch noch machen mussten) bekam er unsere geballte Ladung Frust ab. Für das Licht berechnete er uns 100$, aber nach mehreren ungläubigen Rückrufen bei der Zentrale seinerseits musste er uns über 400$ zurückerstatten (Motelkosten, 2 verlorene Tage, eine Tankfüllung). Zumindest das hatte dann geklappt auch wenn es uns ordentlich Zeit kostete.

Wir hatten uns während der Fahrt nach Melbourne schon eine Mitfahrgelegenheit von Melbourne nach Sydney organisiert. Louis (aus Miami) und Kylah (aus Brisbane) hatten einen Camper für 6 Personen gemietet (wieder mal eine Relocation) und wollten am nächsten Morgen damit losfahren. Sie boten uns dann auch an die Nacht einfach im Camper zu schlafen, damit wir uns die Übernachtung im Hostel sparen konnten. Wir wollten uns dann auch gleich nach der Rückgabe unseres Campers mit ihnen treffen, doch leider hatten wir die Rechnung ohne das Transportsystem Melbournes gemacht. Irgendein Genie hat sich nämlich das wohl touristenfeindlichste System der Welt ausgedacht: Melbourne setzt komplett auf ein Scheckkartensystem. Diese Karte wird mit Geld aufgeladen mit welcher man jede Fahrt ein- und ausstempelt. Klingt ja an und für sich ganz sinnvoll (so läuft das auch in anderen Städten, in denen wir schon waren), ABER man kann diese Karten nur an bestimmten Stellen kaufen und aufladen. Tram und Bushaltestellen gehören aber leider nicht dazu und es gibt auch keine andere Möglichkeit innerhalb des gewählten Fortbewegungsmittels einen Fahrschein zu erwerben. Dementsprechend musste Tobi 2km zum nächsten Einkaufszentrum laufen, um dort die Karten kaufen zu können, während Kerstin und Vera an der Tramhaltestelle warteten und auf unser Gepäck aufpassten. So kamen wir natürlich (nach der Verabschiedung von Vera) viel zu spät zu unserem geplanten Treffen mit Louis und Kylah, welche aber – vollkommen entspannt vom Reisen – kein größeres Problem damit zu haben schienen. Sie zeigten uns dann auch gleich noch unser Fortbewegungsmittel für die nächsten Tage. Ein vollkommen neues riesiges luxuriöses 6-Personen Wohnmobil (80km auf dem Tacho) mit allem was man sich so vorstellen kann (Er kostet wohl 350$/Tag, wenn man ihn regulär mietet).

Den Abend verbrachten wir dann mit einem kleinen Fußmarsch durch Melbourne, das uns tatsächlich sofort sehr schön vorkam. Eine wirklich angenehme entspannte Atmosphäre, schöne Fußgängerzone, schöne Parks UND UNSER ERSTER EINKAUF BEI AUSTRALIAN ALDI 🙂 Da fühlt man sich doch gleich wieder wie in Deutschland. Wir haben natürlich an einem Abend nicht sonderlich viel gesehen, aber wir werden ja vor unserem Abflug nach Neuseeland zurückkommen, definitiv etwas worauf man sich freuen kann!!!

Nach der Nacht im Luxuscamper in einer Seitenstraße in Melbourne ging es am nächsten Morgen los in Richtung Sydney. Neben Louis und Kylah waren noch eine andere Deutsche (was auch sonst) und ein Australier an Board. Louis aus Miami ist auf Reisen und hat Kylah (aus Brisbane) hier in Australien kennengelernt. Beide reisen nun zusammen durch Australien, das nächste Reiseziel ist Japan. Wir haben uns mit ihm dann auch gleich für August in Miami verabredet, sollte er bis dahin von seiner Reise zurücksein (so langsam bekommen wir ein richtig internationales Netzwerk!). Julie (Deutsch-Französin) macht einen ca. 3-monatigen Ostküsten-Trip. Könnte durchaus sein, dass wir uns während unserer Ostküstentour nochmal über die Füße laufen. Nick ist ein australischer Kunststudent (die gibt es hier wirklich wie Quallen in Queensland) und wollte über Weihnachten zu seiner Familie in Sydney.

Während der Fahrt durchs Landesinnere und durch ein paar schöne kleine australische Dörfer, kam von vorne immer wieder mal ein „I’m driving a fucking space shuttle“. Der Camper war wirklich riesig und für den Stadtverkehr einfach zu groß. Am Abend machten wir dann Halt an einem Badesee in einem Nationalpark, um dort zu Abend zu Essen und sich im See erfrischen zu können.

Am nächsten Tag ging es dann auch gleich weiter und wir kamen am frühen Nachmittag in der Stadt der Städte (Sydney) an…

Great Ocean Road

Nach unserem Ausflug in die Grampians fuhren wir noch bis spät in die Nacht in Richtung Great Ocean Road (was auf Grund der ganzen nachtaktiven Tiere im Nationalpark doch ziemlich spannend war). Als wir dann endlich mitten in der Nacht einen geeigneten Schlafparkplatz gefunden hatten schliefen wir auch direkt ein. Am nächsten Morgen erwartete uns dann eine Überraschung. Wir waren nämlich tatsächlich schon mitten auf der Great Ocean Road und hatten uns ohne es zu wissen einen Parkplatz direkt an der Felsküste ausgesucht. So konnten wir dann ein Frühstück mit einer tollen Aussicht auf das Meer zwischen Kühen genießen 🙂

Da wir die Great Ocean Road verkehrtherum fuhren, hatten wir alle großen Highlights gleich zu Beginn und nicht am Ende, wie es eigentlich gedacht ist. Dieser Teil besteht aus relativ brüchigem Sandstein, aus welchem das Meer neben spektakulären Buchten teils bizarre Formen ausgewaschen hat. Die zwölf Apostel (von denen tatsächlich nur noch acht übrig sind, einer davon stürzte erst 2009 ein) und die London Bridge (die einen ihrer zwei Bögen um 1990 verlor) sind die beiden Bekanntesten. Die zwölf Apostel sind wirklich atemberaubend schön, aber leider ziemlich touristisch aufgezogen. Definitiv ein kleiner Minuspunkt, dass alle 10 Minuten ein weiterer Bus voll mit Asiaten auftaucht (wo kommen die nur alle her???). Alle anderen Highlights, haben wir in den Bildern beschriftet (Murnanes Bay, Childers Cove, Bay of Islands, Bay of Martyrs, The Arch, The Grotto, Loch Ard Gorge, Gibsons Steps).

Die Straße wurde im Übrigen nach dem ersten Weltkrieg gebaut, als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die zurückgekommenen Soldaten (ganz schön kreativ die Australier). Sie ist damit das wohl größte Kriegsdenkmal der Welt. Mit dem Beginn des Tourismus wurde sie dann ein Magnet für Touristen aller Herren Länder und dient mittlerweile als Haupteinnahmequelle dieser Gegend.

Neben dem ersten sehr spektakulären Teil der Küste wirkt der Rest der Straße, den wir dann am zweiten (leider regnerischen) Tag bewältigten, auf Dauer relativ ermüdend hat aber trotz dessen einige Highlights. Die Sandsteinküste macht nämlich nur ca. 30km der kompletten Strecke aus. Auf dem Rest der Strecke windet sich die Straße entlang der Küste (mit teils spektakulären Aussichten) und durch den Regenwald (ja hier gibt es tatsächlich schon Regenwald…). Wir begaben uns dann auch auf zwei kurze Wanderungen (Maits Rest, Erskine Falls) durch den selbigen und wurden überrascht wie Nahe die Stimmung unserer Vorstellung eines Regenwaldes kam. Tropische Gerüche, Farne, riesige Bäume, kleine Bäche, traumhafte Wasserfälle und (jetzt kommt‘s) WILDE KOALAS. Ziemlich versteckt und in keinem unserer VIER Reiseführer beschrieben gibt es eine kleine Straße durch den Wald, auf der man nach wenigen km Koalas in jedem zweiten Baum vorfindet. Einer davon hat sich sogar bewegt und war nur 3m von uns entfernt! (Für diejenigen, die mit Koalakunde nicht so vertraut sind, es sind mit Abstand die faulsten Tiere auf der Welt. Sie schlafen ca. 22 Stunden pro Tag!!! Den Rest der Zeit verbringen sie mit Fressen…)

Vera und Kerstin hätten es dann fast noch geschafft die Fahrt unvergesslich zu machen. Während eines kurzen Mittagsstopps am Meer waren sich beide einig, dass der jeweils andere den Schlüssel in der Hand hatte und Vera schloss dann die bereits abgesperrte Tür. Nach kurzer Panik – wir hatten nämlich nicht mal ein Handy mit dem wir jemanden hätten anrufen können – bemerkten wir, dass wir glücklicherweise ein Fenster des Hochdachs unseres Vans offengelassen hatten. So mussten wir nur das Fliegengitter zerstören und Vera konnte über eine Räuberleiter einsteigen. Von da an blieb das Fenster dann immer offen!

Aussicht beim Frühstücken - view during breakfast
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Der Grampians Nationalpark

Für die Strecke zwischen Adelaide und der Great Ocean Road gibt es zwei Optionen. Die erste Route führt etwa 600km entlang der Küste, die andere führt zu einem großen Teil durch das Landesinnere und anschließend mitten durch den Grampians Nationalpark („gramp“ = Opa, keine Ahnung ob das etwas damit zu tun hat 😉 ) in Richtung Ozean. Wir entschieden uns für die zweite Variante da uns Kyle (unser Couchsurfer aus Esperance) bei unserer Abfahrt die Grampians noch ans Herz gelegt hatte. Zum anderen lag ja noch die 200km lange Küstenstraße der Great Ocean Road vor uns. Das entpuppte sich dann auch wirklich als eine sehr gute Wahl!

Der Grampians NP ist ein großes Waldgebiet auf und um einen kleinen Gebirgszug, dem der Park seinen Namen verdankt. Da wir leider nur einen Nachmittag hatten, konnten wir natürlich nicht alles bewundern, aber die beiden Highlights haben wir trotzdem geschafft (auch wenn die Dame an der Touristeninformation riesige Augen gemacht hat als wir ihr von unserem Plan in 4-5 Std. den Nationalpark zu erkunden, erzählten). Der erste Höhepunkt ist ein sehr schöner Wasserfall (MacKenzie Falls), der unserer Meinung aber ein wenig übertrieben bewertet wurde, denn unbedingt einzigartig spektakulär ist er nun auch wieder nicht. Der zweite Höhepunkt war dafür aber deutlich besser! Der Wanderweg führt durch einen kleinen „Grand Canyon“ (der Name hat wohl nichts mit der Größe sondern mit den Gesteinsformationen zu tun) über Stock und Stein durch einen Wald bis an die Spitze eines der Berge. Im Gebüsch konnten wir dann auch wieder einen Punkt auf unserer Liste für australische Tiere abhaken. Während Kerstin und Vera ängstlich den Boden nach bösartigen Schlangen untersuchten, entdeckte Tobi im Gebüsch nämlich einen Echidna. Dieses einzigartige Igel-ähnliche Langnasengeschöpf ist normalerweise nur sehr schwierig in freier Wildbahn anzutreffen. Es ist sogar so einzigartig, dass die Zoologie ihn als einziges eierlegendes Säugetier neben dem Platypus (plattnasiges biberähnliches Getier aus Australien) klassifiziert! An der Spitze erwartet einen dann der „Pinnacle“ (zu Deutsch: Stachel), der mitten über den Abgrund ragt. Nervenkitzel pur bei mindestens Windstärke 10 (Vorsicht Sarkasmus) und eine tolle Aussicht über den Park waren garantiert!

Mac Kenzie Falls
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Adelaide

Nach 2-tägiger Fahrt waren wir dann also abends in Adelaide angekommen und haben den Abend einfach nur damit verbracht uns am Brighton Strand südlich der Innenstadt von Adelaide zu erholen und den Sonnenuntergang am Campingplatzstrand zu genießen. Endlich frisch geduscht haben wir uns dann am nächsten Tag mit der S-Bahn auf den Weg in Richtung Stadtzentrum gemacht, um Adelaide zu erkunden. Dabei stellte sich dann recht schnell heraus, dass es nicht schade war, unseren geplanten Adelaide Aufenthalt wegen der Autopanne um einen Tag verkürzt zu haben. Es gibt ungefähr 3 „Sehenswürdigkeiten“: eine lange Straße mit vielen Geschäften und – für australische Verhältnisse – älteren Gebäuden, einen überdachten Markt und den botanischen Garten. Nicht zu vergessen, darf Adelaide sich eindeutig damit krönen, den HÄSSLICHSTEN Weihnachtsbaum aller Zeiten zu besitzen. Schaut euch die Bilder an, ein riesiger Plastikweihnachtsbaum mit einem Lichternetz bespannt. Und dazu steht er in der Mitte eines recht schönen Platzes (Victoria Square), der dank des Weihnachtsbaums natürlich eindeutig an Charakter verloren hat.

Nach ca. 3 Stunden „Sightseeing“ hatten wir dann auch wirklich ALLES gesehen und hatten sogar noch genug Zeit, um uns in der Besucherinformation alle nötigen Karten für die Great Ocean Road zu besorgen. Bevor es weiterging, legten wir noch eine kleine Pause im (wirklich sehr schönen) botanischen Garten ein, um uns dann auf die Straße zu begeben. Der Plan war nämlich folgender: vor der Great Ocean Road wollten wir uns noch den Grampians Nationalpark anschauen.

Brighton Beach
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Eine 26 stündige Autofahrt und Durchquerung des Nullabor

Die Autofahrt von Esperance nach Adelaide ist unglaublich lang, nämlich 2268 km. Um das mal in einen Kontext zu bringen, zwischen Garmisch-Partenkirchen und Flensburg liegen 1000 km. Sprich wir sind an zwei Tagen einmal vom südlichsten zum nördlichsten Punkt in Deutschland und zurück. Der Unterschied zwischen Esperance und Adelaide sind 3 „größere“ Städte, grob ein Dutzend Roadhäuser und 3 Zeitzonen. Es ging dann also um halb 6 los, Vera hat sich nach einer halben Stunde wieder ins Bett gelegt und weitergeschlafen. Am ersten Tag haben wir größten Teils das Nullabor durchquert. Wenn ihr euch jetzt fragt, was das ist, eine große, weite, flache Ebene, in der nichts ist. Einfach nur eine gerade Straße, ab und zu eine Kurve, keine Pflanzen bzw. nur vereinzelt ein paar Büsche, keine Sehenswürdigkeiten. Dort will man keine Autopanne haben. Das A und O ist immer genügend Wasser dabei zu haben und falls es doch zu einer Autopanne kommt, niemals vom Auto weglaufen, denn dann vertrocknet man und stirbt einen qualvollen Tod. Wenn man Glück hat wird man vorher zumindest von einer Schlange gebissen oder von einem Känguru bewusstlos getreten. (man bemerke den sarkastischen Unterton). Zudem gibt es dort mit 146km die längste kerzengerade Strecke Australiens. Sobald dann die Dämmerung begann, war die Känguru-Zeit angebrochen. Zu dritt und mit 60-80 km/h haben wir also Ausschau nach Kängurus gehalten und sind langsam einem Gewitter immer näher gekommen. War aber alles halb so wild und wir haben auf einem Parkplatz übernachtet (mit einem unglaublichen Blick auf den Sternenhimmel ohne jegliche Lichtverschmutzung). Wir fuhren bis 23 Uhr (allerdings mit 2 ½ Stunden Zeitverschiebung), da wir unbedingt vorwärts kommen mussten.

Am nächsten Tag ging es wieder ähnlich früh los. Vera war gar nicht erst aufgestanden, und wir zwei haben die ersten beiden Schichten übernommen. Et boum, c’est le choc! Ein Vogel war uns gegen unsern Camper geflogen und hat es doch tatsächlich geschafft direkt ins rechte Vorderlicht zu fliegen, so dass Verkleidung und Lampe kaputt gingen. Das war dann wohl der Beweis dafür, dass australische Vögel einfach nur dämlich sind (ist ja nicht so, dass wir das einzige Auto innerhalb von einigen km waren…)!!!! Auch der Sprit wurde ständig teurer, bis zu 1,80$ was dann auch ganz schön Geld gefressen hat. Jetzt wissen wir auch wieso die Australier solche Strecken einfach fliegen, es ist einfach günstiger und schneller (aber maximal halb so aufregend 😉 )

Auf der Route fällt einem dann mal wieder auf wie groß Australien eigentlich ist und dass die Australier auch ein recht seltsames Völkchen sein können:

  1. Zeitzonen:

Auf der Strecke durchquert man wie schon gesagt mehrere Zeitzonen. Das führt dann dazu, dass man an einer Tankstelle hält in welcher drei Uhren hängen. Zwischen Perth und Adelaide liegen nämlich 1 ½ Stunden Zeitunterschied (wer auch immer sich diesen Mist mit den halben Stunden ausgedacht hat). Um die Sache dann noch vollkommen zu verkomplizieren, wurde mitten auf der Strecke eine weitere Zeitzone eingeführt. Und jetzt ratet mal wie viel: Genau, es ist nicht etwa 1 Stunde sondern 45 Minuten. Zwischen Adelaide und Melbourne ist dann im Übrigen nochmal eine halbe Stunde Unterschied. Und als wäre das nicht schon verwirrend genug hat jeder Staat Australiens noch eine eigene Regelung zum Daylight-Saving (Sommer-/Winterzeitumstellung). Wie gesagt total verrückt!!! Und wie auch in Europa/Deutschland möchte jeder genau das was er eben gerade nicht hat. Viele Westaustralier hätten gerne eine Sommerzeit und die Leute in Sydney sind genervt von der Zeitumstellung.

  1. Quarantäne:

Es gibt doch tatsächlich eine Quarantäne-Zone über ca. 150(!!!)km auf der Strecke zwischen Esperance und Adelaide. Und zwar gegen FRUCHTFLIEGEN… Wenigstens war die Kontrolle nicht sonderlich wild und wir mussten nur kurz den Kühlschrank öffnen, um zu beweisen, dass wir kein frisches Obst und Gemüse dabei hatten. Es gibt auch Leute, denen das halbe Auto zerlegt wird auf der Suche nach einem Apfel oder ähnlichem…

  1. Golf

In Australien gibt es Golfplätze im Überfluss. Macht ja auch irgendwie Sinn, es ist ja schließlich auch genug Platz. Dass man dann aber gleich den größten Golfplatz der Welt einrichten muss, kam uns dann doch ein wenig übertrieben vor. Golf-„Platz“ ist allerdings auch die falsche Bezeichnung, „Anlage“ trifft die Ausmaße vermutlich besser. Er erstreckt sich nämlich über 1365km (kein Witz!!!!) über fast die komplette Strecke des Highways entlang des Nullabor Nationalparks. Zwischen den einzelnen Abschlägen liegen dann halt ca. 100km…

Endlich angekommen in Adelaide haben wir uns zuerst mal zum Strand und an einen Campingplatz begeben. Nach zwei Tagen im Auto war dann definitiv auch eine Dusche angebracht!

The Longest straight road in Australia - Die längste gerade Straße Australiens
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Esperance

Nach einer diesmal etwas längeren Autofahrt (ca. 5 Stunden, aber das werden wir noch toppen können) kamen wir gegen 16:00 in Esperance an. Nachdem unser Couchsurfer kurzfristig arbeiten musste, vertrieben wir uns die Zwischenzeit mit einer Fahrt über den Ocean Drive, welcher am Pink Lake (der nicht pink ist) zur Küste und dort entlang alle 16 weißen Sandstrände erschließt.

Da wir uns schon den Twilight Beach ausgesucht hatten, statteten wir den anderen nur einen kurzen Fotobesuch ab, um dann am beliebtesten Strand in Westaustralien anzuhalten. Schaut euch die Fotos an, der Strand ist unglaublich, leider um die Uhrzeit etwas zu windig/kalt zum Baden, aber ein wunderschönes Panorama. Und die Gelegenheit zum Baden sollten wir am nächsten Tag noch bekommen…. Als es dann ein wenig zu windig wurde, setzten wir uns einfach an den Strand auf der anderen Straßenseite, von dem aus man sogar den Sonnenuntergang beobachten konnte (was uns doch erstaunte da wir ja an der Südküste unterwegs waren…) Anschließend wurde es dann doch zu kalt, da es auch schon nach 19:00 war, und wir fuhren zu unserem Couchsurfer Kyle.

Kyle war dann auch wieder so ein typisch tolles couchsurfing Erlebnis und wieder eine mit einer ganz eigenen Geschichte. Kyle ist 24 Jahre, ehrenamtlicher Rettungsschwimmer, Flughafen- und Stadtverwaltungsangestellter (alles in Teilzeit), um sein im Februar beginnendes Outdoor-Sport Lehramts-Studium zu finanzieren (was es in Australien nicht alles gibt…). Um möglichst viel Geld zu sparen, ist Kyle seit 1 ½ Jahren House-Sitter in Esperance, und das ununterbrochen! So parkten wir also in der Einfahrt eines Hauses, dessen Besitzer wir vermutlich niemals kennenlernen werden, um mit Kyle in deren Gästehäuschen zu Abend zu Essen (und da sag noch einer Australier wären komisch…). Da Kyle ein sehr eingefleischter Einheimischer ist, hatte er natürlich viele tolle Tipps für unseren Tag in Esperance.

Nachdem wir die Strände in Esperance ja schon gesehen hatten, fuhren wir am nächsten Tag dann in den Nationalpark Cape Le Grand, der für seine Strände (yay!!!) und eine 36km Wanderung (die wir leider nicht komplett geschafft haben) bekannt ist. Der berühmteste Strand ist Lucky Bay, schaut euch die Bilder an, er ist unglaublich schön (sogar die Kängurus kommen hier her zum Baden). Wir sind den kompletten Strand entlanggelaufen, was uns ca. 2 Stunden gekostet hat und mit einer fast noch schöneren Halbbucht innerhalb der Bucht belohnt wurde. Es heißt ja immer die schönsten Strände in Australien sind im Nordosten, aber keine Ahnung wie dieser Strand noch getoppt werden soll…

Nach Lucky Bay ging es noch auf einen kurzen Abstecher zu einer Bucht (Little Hellfire Bay), die Kyle uns empfohlen hatte. Um es kurz zu machen, nicht so bombastisch wie Lucky Bay, dafür klein, weiß und menschenleer!

Zurück in Esperance machten wir uns Abendessen und bereiteten uns auf unsere Fahrt nach Adelaide vor.

Erster Strande in Esperance - Our first beach in Esperance
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