Marc (44) und Rachel (29) waren unsere Hosts für die Zeit in Arizona und wir hätten es mal wieder nicht besser erwischen können. Da sie zu unserer geplanten Ankunft nicht zu Hause waren, ließen sie einfach die Tür für uns offen, weshalb wir es uns erstmal in einem der beiden zur Auswahl stehenden Gästezimmer gemütlich machten. Als sie dann zurückkamen, unterhielten wir uns noch ein bisschen mit ihnen und sie gaben uns einige Tipps für unseren Ausflug nach Sedona am nächsten Tag, welcher uns gelinde gesagt einfach umgehauen hat.
Sedona ist ca. 30 Minuten von Flagstaff entfernt und die Fahrt führt durch einen Canyon. Wir saßen vermutlich 50% der Zeit mit offenem Mund im Auto, weil wir noch nie etwas Vergleichbares gesehen haben. Grünbewachsene orange-rote Abhänge und Berge in den verrücktesten Formationen. Das Städtchen Sedona selbst ist mitten in die Schlucht gebaut und liegt damit einfach malerisch. Wir kletterten dann auch auf einen dieser Berge, den Cathedral Rock, von welchem man eine tolle Sicht über das gesamte Tal genießen kann. Anschließend sahen wir noch den Bell Rock (sieht aus wie eine Glocke), das Courthouse, und die Kapelle „Holy Cross“, welche in einen der Berge „eingefügt“ wurde. Nach einem kleinen Abstecher zu dem kleinen Fluss, welcher durch das Tal fließt (inkl. Nachmittagsimbiss) fuhren wir zum Ausgangspunkt der zweiten Wanderung für diesen Tag, welche uns zur Natural Bridge führen sollte.
Leider ließ uns der Wanderführer ein wenig im Stich (er war allerdings auch schon 7 Jahre alt), denn die Straße, welche laut Beschreibung zwar schlecht aber befahrbar sein sollte, entpuppte sich als Selbstverstörung für jedes gewöhnliche Auto und war lediglich für Allradfahrzeuge geeignet. Deshalb mussten wir die rund 2km zum eigentlichen Ausgangspunkt der Wanderung laufen. Nicht das uns das zu anstrengend gewesen wäre, aber 2km entlang einer Straße zu laufen war uns irgendwie zu langweilig. Deshalb versuchten wir das erste Auto, welches uns überholen wollte anzuhalten und dementsprechend zu trampen. Das hat dann auch tatsächlich sofort geklappt und so lernten wir Shawn und Emily aus Phoenix kennen. Fahren war dann auch deutlich lustiger (wenn auch nur bedingt schneller 🙂 ) als zu laufen. Mit den beiden verstanden wir uns dann auch so gut, dass wir die Wanderung zusammen machten und dadurch auch eine Mitfahrgelegenheit für den Rückweg hatten! Oben auf der Brücke angekommen überquerten wir diese natürlich, was deutlich gruseliger aussah, als es tatsächlich war. Allerdings ein geniales Gefühl auf einer vielleicht 50-150cm dicken natürlichen Steinplatte über einem 40m hohen Abgrund zu sitzen. Nach dem obligatorischen Bier auf der Brücke gings zurück zum Auto und zum Sonnenuntergang über dem Tal. Leider ließ uns die Sonne im Stich und verschwand bereits 20 Minuten zu früh hinter einer dicken Wolkendecke ohne je wieder aufzutauchen… Zurück bei Marc und Rachel boten uns die beiden sogar etwas zu essen an und bequatschten mit uns unseren Plan für den nächsten Tag, den Grand Canyon!
Die beiden hatten uns schon vorgewarnt, dass der Nationalpark ziemlich überfüllt sein würde und das bewahrheitete sich leider. Es dauerte fast 30 Minuten bis wir tatsächlich in den Park fahren konnten (man muss beim Eingang nämlich immer bezahlen, bzw. in unserem Fall unseren 1-Jahres-Pass zeigen). Angekommen und Parkplatz gefunden, machten wir uns gleich auf in Richtung des Wanderwegs, den die beiden uns empfohlen hatten und dann standen wir auch schon an der Klippe in die Schlucht. Der Ausblick ist einfach unbeschreiblich… Es ist kaum möglich die Dimension vernünftig in einem Foto einzufangen. Man steht dort und denkt, man stehe vor einer Leinwand. Vielleicht verdeutlich unser Wanderweg das Ganze ein bisschen. Da wir möglichst viel sehen wollten, entschieden wir uns einfach so lange in die Tiefe zu wandern, wie wir Lust und Zeit hätten. Das waren dann 735 Höhenmeter und wir waren noch nicht mal in der Nähe des Colorado Rivers angekommen, geschweige denn in der Lage ihn zu sehen (zum Vergleich, der Burj al Arab in Dubai ist 830m hoch). Die Szenerie sieht aus der Tiefe noch unwirklicher aus als von oben. Einfach eine unbeschreiblich majestätische Landschaft. Am 3-Mile-Checkpoint entschieden wir uns dann nach dem Mittagsimbiss umzukehren (um noch andere Teile des Nationalparks sehen zu können) und wanderten wieder zurück. Dabei machten wir mal wieder eine für unsere Reise so typische Bekanntschaft. Beim Überholen eines Pärchens kamen wir mit diesen ins Gespräch und da die beiden es ziemlich angenehm fanden einen Speedmaker zu haben, legten wir fast die komplette Strecke zusammen zurück und redeten die ganze Zeit. Stephen und Victoria hatten sich erst am Abend davor bei einem Blind-Date kennengelernt (auch keine schlechte Idee das im Grand Canyon zu machen) und befanden sich auf dem Rückweg von einem Picknick im Canyon. Stephen wohnt eigentlich in San Diego und bot uns als wir dann oben angekommen waren (und einen Fragebogen zu unserem Trinkverhalten während der Wanderung bei doch sehr hohen Temperaturen ausgefüllt hatten^^) an, bei ihm zu übernachten wenn wir nach San Diego kommen. Einfach cool die Amis 🙂
Nach dieser Wanderung (die uns deutlich leichten vorkam als wir dachten) fuhren wir noch mit dem kostenlosen Shuttle Bus entlang des Canyons zu einigen Aussichtspunkten und zum Sonnenuntergang zu dem Punkt des Canyons (Lipan Point), an welchem der Colorado River einen fast 90° Knick macht und damit einen tollen Blick in beide Schluchten liefert. Der Sonnenuntergang selbst war nur mittelmäßig spektakulär, allerdings taucht er Teile des Canyons in unwirkliches rot-schimmerndes Licht.
Nachdem wir wieder spät zurück in Flagstaff waren (und schon fast ein schlechtes Gewissen hatten immer so spät anzukommen), verabredeten wir uns mit Marc und Rachel am nächsten Nachmittag zusammen schwimmen zu gehen. Vormittags verlängerten wir erstmal unsere Automiete um weitere zwei Wochen, da wir definitiv länger in Arizona/Utah bleiben wollten als ursprünglich vorgesehen. Dann nahmen die beiden uns wie geplant mit zum Schwimmen an einem rund 60 Meilen entfernten kleinen Canyon. Ein absoluter Insider Tipp! Der Canyon ist zwischen ca. 2m und 15m hoch und lädt damit zum Springen ins Wasser ein (welches bei sommerlichen 33°C nichtmal allzu kalt war). Außerdem waren noch Freunde von den beiden dabei und einer hatte ein aufblasbares Standup-Paddelboard dabei, mit welchem wir ein bisschen entlang des Flusses schippern konnten. Einfach Entspannung und Spaß pur inmitten dieser tollen Szenerie!
Abends konnten wir dann endlich mal für die beiden kochen und am nächsten Morgen ging unsere Reise um den Grand Canyon weiter mit Bryce Canyon als nächsten Stopp…