Für unsere Zeit in Grand Teton und Yellowstone NP hatten wir einen Couchsurfer namens Bruce gefunden. Als wir ankamen (es war endlich kälter, nur noch um die 30°C, da wir höher waren), schien niemand da zu sein, bis er schließlich die Tür öffnete und wohl gerade auf dem Weg nochmal zur Arbeit war. Bruce ist 66 Jahre und kurz gesagt: er arbeitet einfach zu viel. Nicht nur, dass er im Krankenhaus arbeitet und zudem noch eine eigene Praxis besitzt, sondern auch daheim noch Büroarbeiten bis spät in die Nacht erledigt. Bevor Bruce also nochmal zur Arbeit ist, hat er uns sein Haus und unseren Schlafplatz gezeigt. Sein Haus ist einfach gigantisch, man fühlt sich wie in einer Mischung aus Kunstausstellung, Antiquitätenladen und Hexenhäuschen 😉 Wie wir davor schon wussten, durften wir in einem Zelt schlafen, dass das Zelt aber so gemütlich und groß ist und mit Bett, Sessel, Büchern usw. ausgestattet war, wussten wir nicht. Als Bruce dann weg war und wir unsere 7 Sachen ins Zelt gebracht hatten, lernten wir Susan, Bruce‘ Freundin kennen, mit der wir über unsere bisherige Reise und v.a. über Neuseeland quatschten, da ihr Sohn gerade für 1 Jahr in Neuseeland ist. Wir erzählten ihr auch, dass wir noch an die Ostküste wollen und als sie Washington D.C. hörte, kontaktierte sie sofort ihren Bruder, welcher im Stadtzentrum von D.C. wohnt und welcher ihr antwortete, dass die Türen für uns immer offen stehen! Die Amis sind einfach zu cool!
Nach einer ersten Nacht im Zelt machten wir uns am nächsten Morgen auf in den Grand Teton Nationalpark, welcher als einer der landschaftlich schönsten Parks Amerika gilt. Er besteht hauptsächlich aus einigen Bergen, Gletscherseen und weitläufigen Wäldern, welche eine Heimat für alle möglichen Tiere, wie Antilopen, Rehe, Hirsche, Rentiere, Elche, Wölfe sowie Schwarz- und Grizzlybären bietet. Wir liefen ein Stück entlang des Jenny Lakes zu den „Hidden Falls“ sowie zu einem Aussichtspunkt (Inspiration Point), um einen tollen Überblick über den Park zu bekommen. Außerdem fuhren wir zum Baden zum String Lake und erhaschten abends einige Tiere im Wald. Leider „nur“ Hirsche, Elche und Antilopen und keinen Bär, obwohl im kompletten Park Warnschilder mit der Aufschrift „Bears with cubs crossing“ aufgestellt waren. Irgendwie bekamen wir dabei das Bild eines Bären mit einer Teetasse in der Hand nicht mehr aus dem Kopf 🙂 (kurze Erklärung: cubs = Welpen, cups = Tassen).
Zurück bei Bruce quatschten wir dann wieder ein bisschen mit Susan, Bruce und einigen anderen Gästen, die gerade im Haus waren, um am nächsten Tag endlich nach Yellowstone aufzubrechen. Leider unterschätzten wir die Entfernung bzw. die Fahrtzeit komplett. Von Bruce zum Eingang von Yellowstone sind es gerade mal 50 Meilen, auf Grund des Verkehrs dauert das aber gut 1 ½ Stunden. Außerdem ist es nicht wie in den anderen Nationalparks, in welchen man sich (einmal angekommen) relativ leicht fortbewegen kann. Yellowstone ist nämlich riesig und zwischen den Attraktionen liegen gut und gerne mal 30 Meilen, was durch Geschwindigkeitsbegrenzungen, Campingbusse, Tiere auf der Fahrbahn oder Träumer auf der Straße auch locker 1 Stunde dauern kann. So verbrachten wir die folgenden 3 Tage quasi ausschließlich im Auto, ohne wirklich viel Zeit zu haben mal ein wenig abseits der Touristenpfade zu wandeln. Andererseits hat Yellowstone wirklich unglaublich viel zu bieten. Nicht nur die allseits bekannten Geysire (vor allem natürlich der Old Faithful), sondern auch heiße Pools, Schlammpools, Fumarole und sogar einen Grand Canyon (das seht ihr dann alles auf den Fotos)! Unglaublich beeindruckend, was sich dort an geothermaler Aktivität abspielt und auch der Canyon ist auf Grund seiner Farben und Wasserfälle wirklich atemberaubend schön. Neben dem Grand Canyon war definitiv die Prismatic Spring ein weiteres Highlight, eine heiße Quelle, welche unwirklich blau schimmert und mit noch so einigen anderen Farben aufwarten kann. Deshalb konnten wir es nicht lassen, uns das Ganze von einem erhöhten Aussichtspunkt aus anzusehen. Für alle, die auch mal nach Yellowstone kommen, dort wo das Schild ist, welches sagt „kein Pfad“, genau dort muss man hochklettern! Im Bereich der Schlammpools, welche wir ja auch schon aus Neuseeland kannten, fühlten sich einige Bisons pudelwohl, so dass man diese dort wirklich aus nächster Nähe beobachten konnte. Eine Bisonmutter mit Kalb verursachte dann auch noch einen Stau, glücklicherweise in die andere Richtung, so dass wir nicht betroffen waren, indem sie einfach auf der Straße lief. Zu witzig!!
Lediglich bei der Wahl der Unterkunft muss man wie gesagt ein bisschen auf die Entfernung aufpassen, aber andererseits hat uns das auch eine Unterkunft in Washington D.C. eingebrockt, von dem her können wir uns nicht beklagen.
Da wir weiter nach Norden wollten, beschlossen wir einen Tag früher als geplant von Bruce wegzufahren und am Nordeingang des Parks zu campen, da uns die Fahrt nach Norden zum Glacier Nationalpark sonst zu viel Zeit gekostet hätte. Als wir Bruce das mitteilten verstand er das sofort und rief direkt eine Freundin an, ob sie uns nicht für eine Nacht hosten könnte, was diese sofort bejahrte. Ziemlich cool, oder? Nachdem wir uns dann am letzten Tag die Mammoth Hot Springs angesehen und ein Bad in einem heißen Fluss genommen hatten (ja richtig gehört, es gibt dort nämlich einen etwa 80°C heißen Bach, welcher in einen Gletscherfluss fließt und an der Stelle, an welcher die beiden aufeinandertreffen bekommt das Wasser eine angenehme Temperatur zwischen 20 und 50°C, je nachdem wo man sich hinstellt), fuhren wir zu Marylin ca. 30km außerhalb des Parks.
Sie wohnt etwas abseits an einer Schotterstraße in einer malerischen Umgebung in einem Blockhaus. Unglaublich! Das nächste Haus ist vermutlich 500m entfernt und sie begegnet wohl häufiger Bären, Wölfen und Hirschen in ihrem Garten! Sie und ihr Mann betreiben ein Wildnis-Führer Tour Business, bei welchem man (nicht gerade billig) mehrtägige geführte Wanderungen durch Yellowstone oder andere Gebiete Amerikas buchen kann. Wir unterhielten uns abends noch ein Weilchen mit ihr und nach einem gemütlichen Frühstück am nächsten Morgen fuhren wir weiter in Richtung Glacier Nationalpark, aber wieso genau das so interessant war, erfahrt ihr beim nächsten Mal.