Coromandel – Eine komplett neue Erfahrung…

Coromandel ist eine vielleicht 70km lange Halbinsel auf der Höhe von Auckland und ist für ihre schönen Strände sowie zwei Besonderheiten, dem Hot Water Beach (Erklärung folgt später) und der Cathedral Cove bekannt. Uns wird sie vermutlich hauptsächlich wegen Anthony unserem HelpX Host in Erinnerung bleiben, aber langsam und der Reihe nach…

Eigentlich hatten wir eine Zusage eines HelpX hosts in Coromandel town auf einem Campingplatz. Diese sagten aber 2 Tage davor ab, nachdem sie erneut ihren Terminkalender gecheckt hatten und entdeckten, dass sie an den Tagen, an denen wir kommen wollten, Urlaub hatten. Dass man sowas nicht von vornherein weiß, bleibt uns auch ein Rätsel, aber nun gut. Deshalb mussten wir schnell noch einen neuen Host bekommen und Anthony, kurz Ant (Ameise auf Deutsch), nahm unsere Anfrage über 3 Nächte an. Er wohnt in Tairua an der Ostküste der Coromandel Peninsula. Aber nicht in der Stadt selbst, sondern ein wenig außerhalb, aber das waren wir ja schon gewohnt. Als wir sein Häuschen dann gefunden hatten, waren wir erstmal von der Aussicht fasziniert, er wohnt nämlich auf einem Hügel mit Ausblick aufs Meer! Nun zu Ant: er ist ein sehr netter und relaxter Kerl, der ohne Geld leben möchte. Deshalb hat er keine Elektrizität, nur Solarstrom, kein heiße Dusche, sondern eine Badewanne im Freien, deren Wasser mit einem Feuer erwärmt wird sowie eine kompostierbare Toilette oder auch Plumpsklo genannt. Er hat einen großen Gemüsegarten, Hühner, Enten und Gänse, er geht fischen und jagen. Er ist definitiv ein Systemaussteiger, der dem allgemeinen politischen System den Kampf angesagt hat. So ist z.B. auf der ganzen Coromandel Peninsula Freedom-Camping verboten, deshalb kaufte Ant ein Stück Land und voila, nun gibt es einen Freedom-Camping Platz. Zudem setzt er sich extrem für die Rechte der Maori ein, deren Land durch Europäer gestohlen wurde. Dies geht sogar so weit, dass er des Öfteren vor Gericht geht und er auch schon öfter bedroht wurde. Außerdem hat er sich zum Ziel gesetzt eine Maori Kirche und ein Maori Versammlungshaus auf sein Grundstück zu bauen, welches mit 48 Ar auch groß genug dafür ist. Nun aber genug zu Ant.

Später lernten wir seine weiteren HelpXer kennen: Francois aus Belgien, Kyle aus Südafrika und Faustine aus Frankreich. Nach einem leckeren Abendessen bestehend aus Reis, Gemüse und (selbst gejagter) Schafsniere und –leber, machten es sich alle vor dem Ofen gemütlich. Irgendwann machten wir uns dann auf in Richtung Bett, welches, da so viele HelpXer da waren, ein Teil des Hauses mit separatem Eingang war. Als wir dann im Bett lagen, ging das Geraschel und Gepiepe los, Mäuse waren in unserem Raum! Wir haben zwar nie welche gesehen und glücklicherweise waren auch keine auf unserem Bett, aber es war trotzdem keine überaus angenehme Nacht…

Dementsprechend nur teils ausgeruht schliefen wir relativ lang, um dann mit Francois und Kyle zu frühstücken. Ant war schon mit Faustine unterwegs, da er einen Arzttermin hatte. Nach dem Frühstück zeigten die beiden uns, welche Arbeit Ant von uns erwartete. Wir sollten Cob herstellen, um damit ein bereits fast fertiges Haus fertigzustellen. Ihr versteht nur Bahnhof? Ging uns genauso, aber wir fanden es ja dann heraus. Cob ist ein Baumaterial, welches früher verwendet wurde und auch heute noch auf Grund der einfachen und billigen Herstellung in Afrika verwendet wird. Es besteht aus Erde, Sand, Wasser und Heu. Klingt komisch, ist aber so… Man mixt einfach alles zusammen und stampft barfuß für 15-60 Minuten darauf herum, währenddessen man immer wieder Heu nachstreut. Nach einer Weile wird die Masse fest und gummiartig und sie kann zum Bauen von Häusern verwendet werden. Wir halfen also mit das erste und größte geplante Haus fertigzustellen. Ant plant allerdings weitere, bis zu 7 solcher Häuser, um sie für Workshops zu vermieten.

Nach einem kleinen Imbiss fuhren wir nachmittags einmal komplett um die Coromandel Halbinsel und sahen den New Chums Beach, lt. Lonely Planet einer der 20 schönsten Strände der Welt, was definitiv seinen Grund hat! Abends sahen wir dann die Sonne von der Westküste über Auckland untergehen. Zurück auf Ants Grundstück trafen wir ihn auch wieder und nachdem wir ihm die Geschichte mit den Mäusen erzählt hatten, legte er gleich Rattengift in unser Schlafzimmer. Einfach total nett und fürsorglich!

Nach einem heißen Bad unter den Sternen und einer Nacht ohne Mäuse sollte es eigentlich wieder ein perfekter Tag werden, leider spielte das Wetter diesmal nicht mit. Nach einer weiteren Einheit Cob-Herstellung fuhren wir mittags pünktlich zur Ebbe an den Hot-Water-Beach. Der Name ist Programm! Zur Ebbe, wenn das Wasser zurückgeht, werden Stellen mit thermischer Aktivität freigelegt und man kann sich einen heißen Pool buddeln! Ziemlich cool! Leider waren wir ein bisschen zu spät und so war schon alles voll mit Touristen, aber das Verrückteste war eigentlich, dass an manchen Stellen das Meerwasser brodelte! Kein Witz! So wateten wir durch eiskaltes Wasser zu einer bestimmten Stelle nur um dort wegen der Hitze des Wassers und des Bodens kaum stehen zu können! Einfach total irre! Außerdem fuhren wir noch zur Cathedral Cove, einem Strand mit einer Sandsteinformation, welche an eine riesige Kathedrale erinnert, und zum Cooks Beach.

Am Abend lernten wir Ants 6-jährige Tochter kennen. Wir haben selten so eine selbstständige 6-jährige gesehen. Nicht nur das sie die Hühner fütterte, sie wollte unbedingt am Abend ein Opossum jagen gehen, was sie dann auch machten und mit einem Hasen zurückkamen. Den gibt es wohl bald zum Dinner. Wir konnten dann sogar live beobachten wie dem Hasen das Fell über die Ohren gezogen wurde! 🙂

Am nächsten Morgen packten wir unsere Sachen und wollten dann noch mit Ant zu einer alten Goldmiene fahren. Doch dann passierte das, was wir schon die ganze Zeit befürchtet hatten. Nachdem wir mit Francois und Kyle nun vier Personen im Auto waren, blieben wir in der steilen matschigen Auffahrt stecken und kamen weder vor noch zurück. Zur gleichen Zeit blieb Ant mit seinem großen Truck ebenfalls stecken. Doch Ant wäre nicht Ant wenn er keine Lösung parat gehabt hätte. Er kam einfach mit seinem kleinen Bagger angefahren und zog uns und den Truck die Einfahrt nach oben. Da hatten wir wohl nochmal Glück gehabt… Nach dieser Aufregung fuhr Ant mit uns zu der alten Goldmiene und einem alten Gefängnis welche voll mit Wetas und Glühwürmchen waren. Nachdem wir ihm noch eine Kleinigkeit geholfen hatten verabschiedeten wir uns von allen und fuhren in Richtung Norden um zu unserem nächsten Gastgeber in Kerikeri…

Sonnenaufgang vom Schlafzimmer / sunrise out of our sleeping room
« von 29 »

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert