Nun also die weltberühmten Blue Mountains… Berühmt sind sie vermutlich hauptsächlich deswegen, weil sie so ziemlich der einzige „wilde“ Fleck Australiens sind, der sich gemütlich mit dem Auto oder Zug von einer Großstadt erreichen lässt (was sich ja irgendwie selbst widerspricht). Wie wir ja bereits im Rest des Landes festgestellt haben, ist das „Erleben“ des australischen Busches meist mit längeren Fahrten verbunden. Nichtsdestotrotz sind die Blue Mountains ein unheimlich schöner Fleck. Den Namen verdanken sie im Übrigen nicht der Farbe der Berge, sondern dem blauen Schimmer, der sich bei schönem Wetter über das Tal legt. Sie sind sogar in gewisser Weise geschichtlich relevant, da deren Überquerung die Erkundung in den Westen Australiens ermöglichte. Heute sind die Blue Mountains wie bereits angemerkt ein beliebter Ort für drei größere Gruppen: Die erste sind die von uns so geliebten Bustouristen (auch diesmal zu einem großen Teil Asiaten), welche sich in Sydney in einen Bus setzen um zu den drei Hauptattraktionen der Berge gefahren zu werden, den „Three Sisters“ (zu Deutsch: die drei Schwestern). Die zweite Gruppe (und da zählen wir uns jetzt einfach mal dazu) besteht aus Einheimischen (oder eben auch Backpackern), welche die Berge für 1-3 Tage als Wanderziel auserkoren haben. Gruppe Nummer drei sieht die Berge wohl eher als Ort für Extremsport, daher gibt es zahllose Touren für Kletterer (oder solche die es werden wollen) inklusive Abseilen in Wasserfällen.
Aber genug des Vorgeplänkels… Wir fuhren also Samstag früh mit dem Zug nach Katoomba, einem der drei Hauptorte zur Besichtigung der Blue Mountains. Eigentlich wären wir ja gerne schon früher (heißt Donnerstag oder Freitag) gefahren, aber leider hatte das Wetter mal wieder nicht mitgespielt. Dass wir nicht die einzigen wären, die an einem schönen Wochenende auf diese Idee kommen war uns durchaus bewusst, dass der Zug aber bis auf den letzten (Steh-)Platz vollgestopft ist, hätten wir trotzdem nicht erwartet. Allerdings verteilten sich die Massen nach der Ankunft in Katoomba relativ schnell auf die bereits wartenden Tourbusse, weshalb das durchaus in Ordnung war. Wir hatten uns einfach nur einen unserer Rucksäcke mit unserer Campingausrüstung vollgepackt und unser restliches Hab und Gut bei Leanne zurückgelassen. Dementsprechend machten wir uns vom Bahnhof auf den Weg zum Campingplatz, der sogar direkt an einer der Attraktionen der Blue Mountains gelegen war, den drei schwindelerregenden Gondeln über und in die Schlucht. Wir entschieden uns erstmal für die Wanderung zu den Three Sistern, um diese in aller gebührenden Form zu bestaunen. Sagen wir‘s mal so, naaaa jaaa. Drei alleinstehende Steine am Rand der Schlucht. Nicht falsch verstehen, die Formation sieht wirklich ziemlich beeindruckend aus, das das aber der Grund für 500.000 Besucher pro Jahr ist, muss man nun wirklich nicht verstehen. Nun gut, gesehen haben wir sie und auch gleich noch einen super netten Mitarbeiter des Visitor Centers kennengelernt, welcher uns voller Enthusiasmus noch eine 4 stündige Wanderung ans Herz gelegt hat (nach Leura über den Prince Henry Cliff Walk und zurück). Das haben wir natürlich direkt angenommen und sind (das Solarladegerät perfekt am Rucksack befestigt) losmarschiert. Die Wanderung war auch wirklich beeindruckend, zuerst einige km entlang der Klippe zu einem Wasserfall (Leura Cascades and Leura Falls). Entlang diesem ging es dann nach unten und im Tal entlang, vorbei am Fuß der Three Sisters zurück zu den Gondeln. Wir hatten eigentlich überlegt mit einer dieser Gondeln zurück nach oben zu fahren, da es aus der Schlucht nur noch 2 andere Wege gibt. Einmal 1000 Stufen entlang der Three Sisters oder laut dem Angestellten des Visitor Centers „much less“ (viel weniger) bei den Gondeln, die Furber Steps. Nachdem uns schon bei den Three Sistern klar war, dass wir die letzte Gondel verpassen werden, beschlossen wir den vermeintlich einfacheren (und zusätzlich auch noch schöneren) Weg entlang der Gondel zu nehmen. Ob man jetzt 915 Stufen (Tobi hat mitgezählt) als VIEL weniger bezeichnen kann sei mal dahingestellt, es war in jedem Fall aber ziemlich anstrengend vor allem nach einer ca. 10km langen Wanderung.
So erschöpft fielen wir dann natürlich auch relativ schnell und tief ins Bett/Zelt, um am nächsten Morgen zu den Wentworths Falls zu fahren. Nachdem wir unser kleines Problem mit der Unterbringung unseres Gepäcks (inklusive Zelt) im Lagerraum eines Supermarktes gelöst hatten (hier gibt es nämlich weder Schließfächer, Gepäckaufbewahrung am Bahnhof noch ein Visitor Center), liefen wir dann auch los zum Ausgangspunkt der Wanderungen. Das stellte sich dann als 1.5km langer Marsch entlang der Straße heraus und wir waren mehrmals kurz davor unsere erst kürzlich erworbene Leidenschaft fürs Trampen wieder auszuleben, beherrschten uns aber. Angekommen, wählten wir dann den „Under and Over Cliff Walk“ (hauptsächlich weil er einfach gut klang und die richtige Zeitspanne für uns hatte). Es ging dann auch wirklich über und unter der Klippe entlang mit einigen schönen Aussichtspunkten über die Blue Mountains, aber auch über einen Wasserfall hinweg. Während eines kleinen Snacks fand ein Salamander Gefallen an Kerstins Essen und kam tatsächlich bis auf ca. 30 cm zu uns um ein paar Brotkrümel abzustauben. Am Ende der Wanderung entschieden wir uns (da wir noch genug Zeit hatten) noch ein paar Stufen zu einem weiteren Wasserfall (Empress Falls) hinunterzulaufen. Dort konnten wir dann sogar einer Gruppe von Touristen beim Abseilen aus selbigen zuschauen. Das spannendste war eigentlich mit was für einer unglaublichen Geschwindigkeit der Führer den Wasserfall hinunterrannte (lediglich einige Sekunden für vermutlich ca. 20 – 30 Meter).
Nachdem wir die Stufen wieder hochgeklettert waren, mussten wir natürlich wieder irgendwie zurück zum Bahnhof und wir hatten beide eigentlich keine große Lust nochmal entlang der Straße 1,5 km zu laufen. Leider war der Parkplatz wie ausgestorben, so dass wir niemanden direkt nach einer Mitfahrgelegenheit fragen konnten und so marschierten wir erstmal los. Nach ca. 5 Minuten sah Tobi ein Auto aus dem Parkplatz kommen und während wir noch diskutierten/überlegten ob wir denn nun Trampen sollten oder nicht streckte Tobi auf gut Glück die Hand nach draußen und siehe da, das Auto hielt prompt an. Eine Australierin mit deutschem Freund, beide lebend in Sydney, die einen Tagesausflug in die Blue Mountains machten, nahmen uns dann auch direkt mit zum Bahnhof. Dort angekommen holten wir zuerst noch unser Gepäck aus dem Supermarkt nur um von der Besitzerin noch 3 Pflaumen geschenkt zu bekommen (heute hatten wir wirklich mal wieder so einen Tag voller australischer Gastfreundschaft 🙂 ). Einige Stunden Zugfahrt später waren wir dann auch zurück bei Leanne (die uns mal wieder Essen mitgekocht hatte), um eine letzte Nacht bei ihr zu verbringen bevor es am nächsten Tag weiter in Richtung Canberra gehen sollte. Wir hatten uns nämlich als einen kleinen Kompromiss ein günstiges Auto von Sydney nach Canberra (der Hauptstadt Australiens) gemietet, um für 4 Tage noch einen Teil der Küste abklappern zu können. Aber näheres gibt’s später 🙂