Nach einer ausnahmsweise kurzen Fahrt (3 Std) waren wir dann auch schon in Denham bei unserem nächsten Couchsurfing Host Paul und seiner jungen Labrador-Hündin Birra angekommen. Zuerst zu seiner Unterkunft: eine Lagerhalle, in der Container stehen, ehemals wohl so was wie eine Werkstatt mit Büro im Container, doch jetzt ist es Pauls Wohnung. Zudem bietet die Lagerhalle genügend Platz, um 4-5 Boote unterzubringen. Eigentlich gar nicht schlecht so viel Platz zu haben, wir durften uns dann sogar 1 der 3 Gästeschlafzimmer aussuchen. Als wir dann das Licht in unserem Zimmer anmachen wollten, ging das nicht… Elektrizität gab es nämlich nur bedingt: da das Haus anscheinend allgemein ein Stromproblem hat (was auch immer das genau war, hat er uns nicht verraten) und der Elektriker da wohl auch keine Lösung findet, hat Paul einfach ein Kabel von seinem Nachbarn in sein Haus gelegt und an einen Verteiler angeschlossen. Der Verteiler hat aber natürlich nur begrenzte Kapazitäten, daher ging das immer so: wenn wir den Toaster benutzen wollten, mussten wir den Wasserkocher ausstecken, und wenn wir kochen wollten gab‘s kein Licht mehr. Zudem gab es natürlich nur eine kalte Dusche… Nun zu Paul: die einfachste Beschreibung ist wohl ein Seebär. Als Manager einer Perlenfarm ist er beruflich täglich auf dem Meer unterwegs, privat liebt er die Fischerei. Kurz zusammengefasst ein unglaublich angenehmer, unkomplizierter und netter Zeitgenosse! Heißt also schon wieder eine gute Erfahrung mit Couchsurfing, wo soll das denn noch hinführen…
Jetzt aber zu den Highlights von Shark Bay:
Denham liegt quasi mitten im Weltnaturerbe von Shark Bay zwischen den beiden Nationalparks „Francois Peron“ und „Monkey Mia“. Shark Bay ist einer von nur 5 Plätzen auf der Welt, der alle 4 Kriterien des Status Weltnaturerbe erfüllt: erdgeschichtliche Wichtigkeit, aktive evolutionäre Prozesse, natürliche Schönheit und Lebensraum bedrohter Arten.
Erdgeschichtliche Wichtigkeit: Shark Bay beinhaltet eine von nur zwei noch aktiven Stromatolitenpopulationen weltweit (zumindest stand das so auf der Infotafel). Stromatoliten sind bzw. waren die erste (oder eines der ersten) Lebensform auf der Erde, die die Erdatmosphäre miterschaffen haben (für genaueres würden wir euch bitten mal den Wikipedia Artikel zu lesen, wir sind schließlich kein Lexikon…). Diese bakterielle Lebensform ist nahezu überall ausgestorben, da sie eine einfache Beute für alle anderen Lebensformen wie Fische sind. Sie konnten hier nur überleben, da das Wasser so extrem salzig ist, dass hier nichts anderes überleben kann. Das klingt jetzt alles unglaublich interessant und aufregend, im Endeffekt sind Stromatoliten aber harte, getrocknete stein-ähnliche Schlammhügel…
Natürliche Schönheit: Dazu muss man eigentlich nicht viel erzählen, der Hauptgrund für diese Auszeichnung ist aber Shell Beach. Ein mehrere Kilometer langer Strand, der ausschließlich aus kleinen Muscheln besteht (kein Sand). Die Muscheln wurden früher sogar zum Bau von Häusern verwendet 😉 Dazu kommt noch die farbenprächtig Küste im Francois Peron National Park, den man leider nur mit einem Allradantrieb befahren kann.
Aktive Evolutionäre Prozess: Shark Bay behauptet von sich selbst, dass man hier die Evolution mitverfolgen kann, was immer das auch genau heißen mag. Der Grund für diese Auszeichnung liegt vor allem an der Vielfalt an Lebensraum im Meer und an Land. Ein Beispiel dafür ist die riesige Fläche an Seegras entlang der Küste, die Lebensraum für Seekühe bietet, welche ansonsten fast überall ausgestorben sind. Aber auch Buckelwale, dutzende Schildkrötenarten, Delphine, zahllose Fischarten und natürlich die typischen australischen Landtiere fühlen sich hier zu Hause. Diese Aufzählung erklärt natürlich auch gleich den letzten Punkt Lebensraum bedrohter Arten.
Monkey Mia
Natürlich haben wir uns auch das „weltbekannte“ Monkey Mia angeschaut. Wie schon des Öfteren gehört wird hier eine bestimmte Tierart gefüttert, in diesem Fall Delphine. 3 Delphinfamilien kommen täglich zu den 3 Fütterungen, die allerdings streng kontrolliert werden. So werden von den ca. 25 Delphinen nur 5 überhaupt gefüttert und diese bekommen auch nur 500g Fisch pro Fütterung (ein Delphin verschlingt ca. 12kg Fisch pro Tag). Das liegt hauptsächlich daran, dass die Delphine auch weiterhin ihre eigene Beute jagen und dadurch auch ihre jeweiligen Jungtiere die Jagd beibringen sollen. Zu Beginn der Fütterungen vor einigen Jahrzehnten sind wohl zig Jungtiere gestorben, da die Eltern nur noch zu den Fütterungen geschwommen sind ohne selbst auf die Jagd gehen zu müssen.
Wir haben uns dann natürlich auch gefragt wieso nur 5 der Delphine gefüttert werden und haben von einem der Forscher dort (ja hier wird auch geforscht nicht nur Delphine gefüttert) eine recht lustige Antwort bekommen. Zum einen hat sich das natürlich irgendwie historisch entwickelt, die Delphine die schon gefüttert wurden, wurden einfach kontrolliert weitergefüttert (es werden auch keine neuen Delphine mehr in die Fütterung aufgenommen). Zum anderen ist es wohl gar nicht so einfach einen Delphin an die Fütterung zu gewöhnen. Der letzte Delphin der quasi versehentlich in die Fütterung aufgenommen wurde, hat das Konzept zu Beginn nicht verstanden. Er hat zwar den Fisch angenommen, kam aber einige Stunden später mit einem größeren Fisch zu dem Forscher zurück um ihm diesen zu „schenken“ 🙂
Eine andere Regel ist, dass nur genau 3 Fütterungen bis zum Mittag gemacht werden, kommt ein Delphin also nur zu einer wird er nur einmal gefüttert. Bei diesen Fütterungen dürfen die zahllosen Besucher (wir haben uns sagen lassen in der Hauptsaison teilweise bis zu 800 Leute) auch an der Fütterung teilnehmen. Kerstin hatte dann sogar das Glück einen Delphin füttern zu dürfen! Das Foto dazu ist allerdings ziemlich misslungen…
Monkey Mia hat auch einen wunderschönen Strand an dem man den ganzen Tag verbringen kann. Die Delphine kommen wohl immer mal wieder über den Tag verteilt an den Strand, mit etwas Glück schwimmt einem dann ein Delphin vor der Nase vorbei (streicheln ist übrigens strengstens verboten). Man merkt vielleicht, dass hier versucht wird ein Spagat zwischen Tierschutz, Forschung und Touristenattraktion zu machen (der Eintritt in den Park kostet auch relativ viel). Die Delphine werden hier tatsächlich recht gut geschützt und da sie nicht „gezwungen“ werden zu den Fütterungen zu kommen, kam uns das ganze schon noch halbwegs OK vor. Für die Delphine ist das ganze angeblich ein soziales Event, das sie je nach Lust und Laune besuchen oder nicht. Die Fütterungen selbst sind allerdings wirklich unglaublich touristisch, was uns nicht sooo gut gefallen hat (auch wenn es natürlich ein kleines Highlight war!)
Francois Peron National Park
Den Nationalpark wollten wir uns natürlich auch nicht entgehen lassen, aber leider stellte sich dann heraus, dass er nur mit Allradantrieb befahren werden kann. Er ist wohl sogar so unbefahrbar, dass man zu Beginn der Strecke den Reifendruck halbieren sollte. Paul hat uns auch erzählt, dass wohl immer wieder Touristen aus dem Park abgeschleppt werden, da sie recht häufig die Strecke unterschätzen. Paul hat uns dann noch angeboten mit seinem Boot um den Nationalpark zu fahren. Leider war am nächsten Tag das Wetter relativ rau und er musste sein Angebot zurückziehen. Dementsprechend haben wir nur den Beginn des Parks zu Gesicht bekommen.
Auf jeden Fall ist der Rest des Shark Bay Weltnaturerbes auf jeden Fall einen Besuch wert. Es gibt hier auch außerhalb des Nationalparks zahllose kleine Strände (z.B. die Little Lagoon) und Aussichtspunkte, von denen man mit etwas Glück sogar Wale und Seekühe beobachten kann (uns war das leider nicht vergönnt).
Paul hat uns dann für Freitagabend noch zu einem Bowling Match eingeladen. Für alle, die es nicht wissen (wir hatten auch keinen Schimmer), australisches Bowling ist eher Boggia für Fortgeschrittene mit zu klein geratenen Bowlingkugeln (einfach mal bei Wikipedia nachschauen). War trotzdem recht witzig, da am Tag nach Halloween alle in Kostümen gespielt haben (einige Damen sogar im Dirndl…). Paul hat uns dann auch noch Austern angeboten, über den Geschmack bleiben wir aber wohl geteilter Meinung (Kerstin fand sie super, Tobi eher weniger…)
Außerdem haben wir in Denham noch ein Aquarium (Ocean Park) besucht, in dem Tiere aus Shark Bay aufgenommen werden. Teilweise werden auch kranke Tiere gesund gepflegt und wieder ausgesetzt. Als wir da waren wurde z.B. eine Schildkröte wieder aufgepeppelt, die eine Plastiktüte gefuttert hat. Die arme! Eine andere hat ein Bein verloren, aber unser Führer meinte sie hätte sehr gute Genesungschancen. Die Tour war unerwartet gut und informativ und wurde mit einer Haifütterung gekrönt!
Das war dann auch das Ende unserer 2-wöchigen Westcoast Tour. Am nächsten Tag gings zurück nach Perth, mit unserem Mietwagen hat alles geklappt, es gab keine Beanstandungen trotz kleiner Reste des roten Sandes aus Karijini. Da wir uns für die Woche schon um zwei Couchsurfer gekümmert hatten, hieß es jetzt: Arbeitssuche!!!