Es geht also wieder los, nach 18 Monaten Corona sind unsere Rucksäcke langsam eingestaubt und es juckt uns in den Beinen. Wir müssen den europäischen Kontinent einfach mal wieder für ein Weilchen hinter uns lassen! Nachdem Corona die Welt aber immer noch in Atem hält, ist die Auswahl möglicher Ziele relativ begrenzt. Interessanterweise ist Ostafrika eine der wenigen Regionen weltweit mit relativ entspannten Einreisebedingungen, die aktuellen Corona-Zahlen sind vergleichsweise niedrig und auf unserer Liste steht es auch schon ewig. Außerdem ist in Kenia gerade Nebensaison und nach einem kleinen Impfmarathon (4 Spritzen innerhalb von 12 Stunden) ist die Entscheidung für Flüge nach Nairobi und knapp 5 Wochen Kenia schnell gefallen!
Das größte “Hindernis” wird dann die Gesundheitskontrolle bei der Einreise, denn mit Symptomen wird man 14 Tage in Quarantäne gesteckt und passenderweise hat sich Kerstin kurz vor dem Flug eine Erkältung eingefangen. Aber sowohl bei unserem Zwischenstopp in Doha als auch am Flughafen in Nairobi wird lediglich kurz die Temperatur gemessen und wir bekommen ohne Probleme die nötigen Stempel in unseren Reisepass!
Nach einer kurzen Verschnaufpause im Hotel lassen wir uns von Nairobis Stadtzentrum verschlingen und verzaubern… Denn zwar hat es kulturell nicht sonderlich viel zu bieten, aber die Lebendig- und Geschäftigkeit der Menschenmassen, die sich durch die Straßen schlängeln, lässt die Stadt vor Leben förmlich vibrieren. Dazu noch dieses Gefühl als “weißer Tourist” vollkommen offensichtlich fremd in dieser Umgebung zu sein, lädt die Situation zusätzlich mit Adrenalin. Wir halten uns zwar von den als “gefährlich” geltenden Stadtteilen fern, werden aber trotzdem aufgefordert lieber ein Taxi zu nehmen (was wir nicht tun) und nicht im Dunkeln nach Hause zu laufen (was wir auch nicht tun), aber nur so können wir die Stadt richtig erleben und bis auf 2-3 etwas anmaßende Berührungen und Versuche uns festzuhalten, fühlen wir uns eigentlich in fast jeder Situation Herr der Lage.
Ok, das war jetzt wirklich überdramatisiert, denn wir fühlen uns eigentlich pudelwohl und bewundern einfach nur wie diese Stadt von sympathischen – und unglaublich hübschen – Menschen funktioniert, denn ein System ist nur schwer ersichtlich. Es gibt tausende Busse in verschiedenen Farben (die wie wir später vermuten für bestimmte Buslinien stehen), noch viel mehr Mini-Vans, die vollgestopft ins Umladen fahren und einfach in jeder Straße irgendeinen speziellen Geschäftszweig. Sei es Mechaniker, Drucker, Zeichner oder Lebensmittel, alles hat irgendwo seinen Platz und wir stolpern auf der Suche nach Eindrücken einfach mittendurch 🙂
Als Frau nimmt man diese Situation naturgemäß – und leider – anders wahr, die Blicke werden durchdringender, Sprüche wie “Hey Baby” oder “Hey white girl” klingen aufdringlicher und anfassen geht natürlich gar nicht. Kerstin fühlt sich teilweise wie die reiche Weiße, die einfach mal blöd angemacht werden muss und man fängt an zu verstehen, wie sehr solche Blicke verletzen können und wie man sich als “Nicht-Weiße:r“ in Deutschland ausgestoßen fühlen kann. Einfach schade, dass Hautfarbe noch immer eine solche Rolle spielen kann.
Während dem Schlendern durch die Straße auf dem Weg zum Stadtpark werden wir dann schließlich von zwei Touranbietern verfolgt, welche uns – während sie uns die Highlights der Innenstadt erläutern – versuchen eine Safari aufzuquatschen. Wir lassen uns schließlich auf die Beiden ein und nach ca. 45 Minuten Stadtführung bringen sie uns dann in das Büro den dritten Stock eines Gebäudes im Hinterhof eines kleinen Einkaufszentrums, wo der Geschäftsführer uns alle Vorzüge einer Tour erläutert und natürlich versucht sie uns möglichst gut zu verkaufen. Nachdem wir aber klarmachen, dass wir nicht direkt buchen werden – weil wir selbst noch nicht genau wissen was wir als erstes machen wollen – geben unsere beiden Führer uns noch einen veganen Restauranttipp mit auf den Weg und wir wissen jetzt zumindest, auf was wir uns bei einer Safari zum berühmten Masai Mara Nationalpark einlassen.
Am Abend entscheiden wir uns dann auch dafür unsere Kenia-Rundreise mit einer solchen Safari zu beginnen, buchen am nächsten Morgen dann aber bei einem etwas weniger aufdringlichen Anbieter. Den Rest unseres zweiten Tages saugen wir die Atmosphäre von Nairobi noch weiter auf, erkunden andere Straßen und andere Stadtteile um dann an unserem dritten Tag in Kenia nach Masai Mara aufzubrechen.
Die Fahrt dorthin gestaltet sich auf Grund eines duzende Kilometer langen Staus als abenteuerlicher als gedacht und unsere Reiseleiter nehmen eine alternative “Straße” mitten durch das Great Rift Valley. Einige Vans bleiben stecken oder die Passagiere müssen einige Abschnitte zu Fuß zurücklegen, aber unser 4WD (und der Fakt dass wir bergab fahren) machen den Weg für uns hauptsächlich holprig und mit rund 7,5 Stunden noch länger als angekündigt. Aber soviel kann man schon mal verraten, es war die Strapazen auf jeden Fall wert…