Taranaki: Eine Geschichte über aktive Vulkane und die Milchproduktion am anderen Ende der Welt.

Angekommen in Stratford, dem Heimatort von Chris unserem nächsten couchsurfing Host informierten wir uns zuallererst über mögliche Wanderwege. Das Highlight von Stratford ist nämlich der dort angrenzende Mt. Taranaki (bzw. im Mt Egmont wie die Einheimischen ihn nennen) im Taranaki Nationalpark. Der Berg ist mit knapp 2600m der größte einer Reihe von aneinanderlegenden Vulkanen, von welchen die meisten noch aktiv sind. Mt. Egmont bricht im Schnitt alle 250 Jahre aus (das letzte Mal übrigens vor genau 250 Jahren, also drückt uns die Daumen :-O ). Er ist so bekannt, weil er neben dem Mt Fukushima in Japan der wohl perfekteste Berg der Welt ist. Perfekt heißt in diesem Fall „wie ein Kind einen Berg malen würde“ oder um den Fachausdruck zu benutzen ein „Kegel“. Es ist schon unglaublich wie Nahe er dieser Form kommt, auch wenn vor einigen Jahrhunderten seine Form durch einen Ausbruch am Fantham’s Peak an einer Seite ein wenig verunstaltet wurde. Vom richtigen Standpunkt aus betrachtet ist er aber tatsächlich perfekt. Das schwierige ist eigentlich den Berg mal in seiner vollständigen Form zu sehen zu bekommen, denn wie schon bei Mt. Cook bekommen viele Touristen ihn nie zu Gesicht, da er ständig irgendwo mit Wolken bedeckt ist. Wir hatten aber Hoffnung, denn Claire (aus Wellington) erzählte uns einen der Mythen um den Berg. So soll man ihn immer in seiner vollen Erscheinung sehen, sollte man mit einem Spross aus dem Taranaki-Clan (ein Stamm der Maoris) unterwegs sein. Wir hatten durchaus Hoffnung Glück zu haben, da wir ja zum einen mit Karl (der Mann von Claire) zumindest jemanden mit der richtigen Abstammung kannten und andererseits bei einem Einheimischen wohnen sollten würden.

Angekommen bei Chris (51) wurden wir dann von seinen beiden Söhnen Jack und Kaylem (12 und 14) begrüßt, welche ihr letztes Wochenende Schulferien bei ihm genossen. Chris ist nämlich Besitzer einer Milchfarm und war dementsprechend während unserer Ankunft gerade beim Melken mit seiner deutschen Wwooferin Isabell (für alle, die die Abkürzung noch nicht kennen: WWOOF = Willing Workers on Organic Farms. Es ist eigentlich der Vorgänger, von dem von uns bevorzugten HelpX). Als die beiden damit fertig waren, gab es erstmal Essen, zu welchem wir direkt eingeladen wurden. Das erstaunte uns dann doch, da wir normalerweise beim couchsurfen eigenes Essen mitbrachten (und dementsprechend auch eingekauft hatten). Chris klärte uns dann auch ein wenig auf. Erstens nimmt er das alles nicht so eng und zweitens fände er es gut, wenn wir mal beim Melken helfen würden (er hatte das aber auch schon in den vorherigen Nachrichten angedeutet). Dementsprechend wurden wir für den nächsten Abend fürs Melken eingespannt. Eigentlich ein fairer Deal, wenn man bedenkt, dass das ganze ca. 1 ½ Stunden gedauert hat und uns 2 Mahlzeiten eingebrockt hat 🙂 Wir machten uns dann natürlich auch wie üblich mit ihm und Isabelle genauer bekannt, tauschten einige Erlebnisse aus und machten einen Plan für die nächsten zwei Tage.

Nachdem das Wetter am nächsten Tag nicht sonderlich gut sein sollte, fuhren wir nach New Plymouth, der größten Stadt in und um Taranaki. Dort gibt es schwarze Sandstrände und eine Brücke durch welche man ein Postkartenfoto von Mt. Egmont schießen kann. Das machten wir natürlich (und bekamen sogar noch eine Gruppe Indier quasi kostenlos mit aufs Foto :-[ ]Außerdem besuchten wir das lokale Museum um etwas über die Geologie des Berges zu erfahren (was wir ja zu Beginn schon eindrucksvoll wiedergegeben haben, oder nicht?). Zurück in Stratford bei Chris wurden wir dann wie schon angedeutet zum Melken eingespannt. Unser Lieblingsjob wird es vermutlich nicht, aber es war auf jeden Fall eine ziemlich lustige neue Erfahrung (vor allem auch weil Chris das ganze Recht locker angegangen ist). Am Morgen war übrigens noch eine neue Wwooferin, Sophie aus Frankreich, angekommen, da Isabelle am nächsten Tag weiterreisen wollte.

Die ersten 2 Tage war tatsächlich immer irgendein Teil des Berges bedeckt (wir schafften sogar das Kunststück NUR die Spitze zu sehen!). Sei es nun Bestätigung des Mythos, pures Glück oder einfach genug Ausdauer am dritten Tag sahen wir Mt Egmont in seiner vllen Pracht und beschlossen daher den kleineren Gipfel (Fantham’s Peak) zu besteigen (der Gipfel des Berges war leider auf Grund von Schneefall nicht ohne passendes Equipment zu besteigen und wir sahen sogar einige Rettungshelikopter). Wir starteten bei klarem Sonnenschein und wolkenlosen Himmel, doch nach ca. einer Stunde standen wir mitten in den Wolken. Da eigentlich für den kompletten Tag strahlender Sonnenschein vorhergesagt war, wollten wir unser Glück dennoch probieren und stiegen weiter bergauf (zum Gipfel sind es ca. 3 ½ Stunden). Leider war uns das Glück diesmal nicht Hold und wir mussten ca. 300 Höhenmeter vor dem Gipfel umkehren. Dort gibt es nämlich keinen befestigten Weg mehr, lediglich einen mindestens 45° steilen Hang aus Kieselsteinen. Der Weg ist denn lediglich mit einem Pfahl alle 100m markiert. Leider zogen die Wolken dermaßen zu, dass sich die Sicht auf ca. 20m beschränkte und es uns dementsprechend zu gefährlich wurde und wir umkehrten. Ein Erlebnis war es trotzdem und auf jeden Fall eine Empfehlung für alle, die einmal in die Gegend kommen.

Nach einem weiteren netten Abend mit Chris und Sophie ging es am nächsten Morgen weiter Richtung Taupo über den „Forgotten World Highway“. Ihr findet den Namen irgendwie komisch für einen Highway? Ging uns nicht anders… Wir fragten Chris noch, was es damit auf sich hätte und er meinte lediglich, die Gegend ist einfach ziemlich ausgestorben. Das merkten wir dann relativ schnell. Auf den ca. 150km gibt es entlang der Straße lediglich einige Farmen und zwei Ortschaften mit vielleicht 100 Einwohnern. Der „Highway“ ist sogar auf ca. 15km ungeteert. Klingt jetzt nicht so spannend, ist aber die vermutlich schönste Straße, auf welcher wir bisher gefahren sind. Die Landschaft ist wie man sich Neuseeland vorstellt und zwar endlich in großem Maßstab. Grüne saftige Hügel soweit das Auge reicht. Der ungeteerte Teil der Straße läuft mitten durch eine Schlucht mit Urwald, was die Fahrt noch abrundete. Da wir ständig stoppten, um Fotos zu machen oder einfach nur um den Ausblick zu genießen, benötigten wir fast 4 Stunden für 150km, aber das war’s definitiv wert. Am Ende des Forgotten World Highways kurz nach der Stadt Taurangi gibt es mal wieder heiße Quellen. Baden kann man darin zwar nur gegen Gebühr, aber es gibt einen kleinen Spaziergang durch den natürlichen Teil der Quellen, welcher sich auf jeden Fall gelohnt hat. Es gibt dort neben Wasserpools in verschiedenen Temperaturen und Farben sogar einige brodelnde Schlammlöcher! Anschließend führt die Straße dann am Lake Taupo entlang zu der Stadt Taupo. Was uns dort aber erwartete, erzählen wir beim nächsten Mal.

Das war der erste unvollständige Anblick / That was the first not completed view...
« von 34 »

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert