Da wir nicht ständig in irgendwelchen Taxis, Privatshuttles oder Safari-Touren sitzen möchten, probieren wir für die kurze Strecke zwischen unserem Campingplatz und Nakuru mal das bei den Einheimischen beliebteste Fortbewegungsmittel aus: das Matatu.
Zuerst geht’s von unserem Campingplatz in die Stadt Naivasha und das klappt auch ganz gut, nach kurzer Wartezeit an der Straße macht ein Motorradtaxifahrer ein paar Anrufe und kurz danach wendet ein Matatu, bindet unsere Rucksäcke aufs Dach und wir sitzen eingepfercht im Minivan mit unglaublichen 15 (!!!) Sitzplätzen. Wir fühlen uns unweigerlich an unsere Fahrt mit dem “Chickenbus” in Guatemala zurückversetzt, nur mit einem viiieeel kleineren Gefährt. Wie auch in den Chickenbussen gibt es neben dem Fahrer einen der sich um Geld, Sitzplätze usw. kümmert. Je nach Belegung des Vans sitzt er entweder auf einem Platz, einem Schoß oder hält sich bei geöffneter Seitentür einfach am Dach fest. Denn (natürlich) ist es nicht schon erstaunlich genug wie man 4 Sitzreihen à 3 Sitze in das Heck eines so kleinen Vans bekommt, es ist auch vollkommen normal, dass jede Sitzreihe mit bis zu 5 Passagieren belegt wird. Bei dem ständigen Ein- und Aussteigen verlieren wir zwar ein wenig den Überblick, aber zeitweise sind locker 22+ Personen im Van, von diversen Paketen, die zwischenzeitlich eingeladen und ausgeliefert werden ganz zu schweigen.
Angekommen am zentralen Umsteigeplatz in Naivasha werden wir sofort von 10 jungen Männern bedrängt, die uns fragen, wo wir denn als nächstes hin wollen. Nach ein wenig Durcheinander bis wir unsere Rücksäcke wieder haben, landen wir vor einem Buchungsschalter, bekommen ein Ticket nach Nakuru und der Bus ist auch gleich da. Leider haben wir an dem Tag dann Pech. Denn die Matatus fahren nur los, wenn alle Sitze bezahlt sind, was wir zwar wussten, aber dass es in diesem Fall geschlagene 4 Stunden dauert, damit hätten wir nicht gerechnet…
In der Zwischenzeit werden wir dauerhaft von Straßenhändlern zum Kauf von Krimskrams oder Essen verführt, von unserem Fahrer “genötigt” ihm doch bitte ein heißes Würstchen zu kaufen, Tobi erledigt kurz etwas in einem Mobilfunkshop, Kerstin bekommt währenddessen zwei Heiratsanträge und wir werden von “Johnny” ca. 45 Minuten über seine Familiengeschichte in den USA aufgeklärt. Außerdem findet er es vollkommen unverständlich, dass wir im Alter von 25 Jahren noch keine Kinder haben – irgendwie scheint er es logisch zu finden, dass wir uns seit 15 Jahren kennen und trotzdem erst 25 sind… \o/ Wir sind auch nicht ganz sicher wie viel von seiner Story stimmt oder ob er einfach nur seinen Spaß mit uns “Musungus” (das suahelische Wort für “Weiße”) macht. Es vertreibt uns auf jeden Fall ein wenig die Zeit und es ist eigentlich auch ganz lustig dem Treiben zuzuschauen, aber vier Stunden hätten es dann doch nicht sein müssen. Wir schaffen es dann auf jeden Fall gegen 17 Uhr in unser Hotel in Nakuru, also rund 7 Stunden für eine Autofahrt von ca. 50 Min, aber hey, der Weg ist ja bekanntlich das Ziel.
Im Hotel buchen wir uns dann eine erstaunlich preiswerte private Safari für den nächsten Tag für den Lake Nakuru Nationalpark um dort die “Big 5” zu vervollständigen, hier gibt es nämlich Nashörner! Wir finden sogar relativ schnell eine Gruppe in relativ weiter Entfernung, aber das zählt!!!! Ein weiteres Highlight des Parks sind die unzähligen Pelikane und Flamingos, die am See tummeln und in Gruppen auf Fischjagd gehen. Kurz haben wir auch die Hoffnung auf eine weitere Leoparden-Sichtung, aber der traut sich auch nach ca. 15 Minuten warten nicht aus dem Gebüsch. Unser junger Fahrer kann es auch (leider) nicht ganz mit Dennis von Masai Mara aufnehmen, seine Fahrten wirken teils planlos und wir bekommen zeitweise das Gefühl er möchte nur möglichst schnell zurück. Nachdem wir aber das meiste bereits gesehen haben genießen wir auch einfach das bunte Treiben der Tiere um uns herum und bestehen auf ein Picknick am “Lion Lookout” mit tollem Blick über den See.
Auf dem Weg zurück erklärt er uns noch wie wir die lästige Wartezeit bei den Matatus etwas verkürzen können und wo wir ein sogenanntes “Shuttle” zu unserem nächsten Ziel buchen sollten. Anschließend begeben wir uns auf der Suche nach einem Restaurant noch auf einen kleinen Spaziergang durch die Stadt und kommen nun auch erstmals mit der Kinderarmut in Kenia in Kontakt. Irgendwann erspäht uns ein vielleicht 12-jähriger Junge, folgt uns locker 5 Minuten, abwechselnd einen von uns fest am Arm haltend. Wir sind mit der Situation echt ein bisschen überfordert, denn eigentlich soll man den Kindern nichts geben, Kleingeld haben wir gerade auch nicht zur Hand aber abschütteln lässt er sich auch nicht. Wir “flüchten” quasi in ein Restaurant und überlegen uns wie wir weiter damit umgehen sollen. Außer immer ein paar Münzen griffbereit zu haben, finden wir aber keine wirkliche Lösung…
Für ein wenig Erheiterung sorgt dann unsere Bedienung, welche unsere Curry-Bestellung aufnimmt dann aber, unter der relativ offensichtlichen Hoffnung uns ein etwas teureres Fleischgericht aufzuschwatzen, erklärt das wäre bereits aus. Im Endeffekt bestellen wir dann etwas günstigeres…^^ Den zweiten Versuch wagt sie bei unserer Bierbestellung, und versucht uns weißzumachen es wäre die Regel im Restaurant, dass pro Person immer nur zwei Bier verkauft werden. Mit ein wenig gutem Zureden lässt sich das aber auch schnell klären, unsere Stimmung hat’s auf jeden Fall gehoben!!!
Am nächsten Tag nehmen wir dann ein Shuttle nach Kisumu am Viktoriasee…