Salt Lake City oder eher, Mormon City?

Wie wir ja mittlerweile wissen, ist Utah der größte Lebensraum für Anhänger der Mormonischen Kirche und Salt Lake City als dessen Hauptstadt erfüllt selbiges auch für die Kirche. Das Stadtzentrum ist geprägt durch den Temple Square mit einem riesigen Konzertsaal, einem (für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen) Tempel für Hochzeiten (wir sahen 2 Bräute innerhalb von 10 Minuten) sowie dem wohl am meisten beeindruckenden Gebäude der Stadt, das Konferenzzentrum. Außerdem sind große Teile der Gebäude im Stadtzentrum im Besitz der Kirche, unter anderem auch ein riesiges Einkaufszentrum. Das fiese an Mormonen ist, sie sind zwar total nett, aber unglaublich missionarisch, weshalb man sich schnell in eine Diskussion um die Kirche verwickelt sieht. Es geht dann auch meist eher um die doch so hilfsbereite Kirche als die eigentliche Religion, was diese Gespräche noch ungemütlicher macht. Ganz davon abgesehen, dass die komplette „Geschichte“ der Kirche erlogen ist. Angeblich kam Jesus nach seiner Wiederauferstehung nach Amerika, um die Ureinwohner zu bekehren, woraus sich dann die Mormonische Kirche bildete. Eine 5-minütige Recherche auf Google beweist das komplette Gegenteil. Dumm sind die „Führer“ der Kirche natürlich nicht, und so sind gläubigen Mitgliedern alle Nachforschungen über die Kirche verboten! Vor diesem Hintergrund ist die Struktur der Kirche fast schon lächerlich. Es gibt einen „von Gott berufenen“ Präsidenten (oder auch Prophet…) der wiederum den Rat der 12 Apostel besetzt.

Nun gut, jedem das seine dachten wir uns und kamen am Abend bei unserem Host Mike an (und hofften er möge kein Mormone sein 🙂 ). Ist er glücklicherweise nicht, was er uns relativ schnell mit ein paar Witzchen über selbige klarmachte. Wieder mal ein super netter und relaxter Typ und nachdem wir uns ein wenig unterhalten hatten und er uns ein paar Tipps für die zwei Tage gegeben hatte, gingen wir auch zeitig zu Bett (bzw. auf die Couch und in die Hängematte 🙂 ).

Am nächsten Tag hatten wir uns die Besichtigung des Olympiageländes von 2002 vorgenommen. Salt Lake Cities Umgebung ist nämlich ein ziemlich bekanntes und gutes Wintersportgebiet. Wir besuchten dann eben Park City, den Standort für Skispringen, Rodeln und Bobfahren und wir konnten sogar ein Training für Ski-Freestyle in einen Pool beobachten. Wir konnten uns dann auch nicht entgehen lassen, die kostenlose Gondelfahrt zu beanspruchen und von oben ein paar Leuten zuzugucken wie sie sich wagemutig an einer Zipline in die Tiefe stürzten (Vorsicht Sarkasmus). Nach dem Besuch einiger Museen über die Olympischen Winterspiele in Salt Lake City, machten wir uns wieder auf den Rückweg, um den oben beschriebenen Temple Square zu begutachten. Zuerst hörten wir uns ein Orgelkonzert in einem eiförmigen Gebäude an, was die Akustik extrem verbessert. Unserer Meinung nach eher verschlimmbessert, denn es war schon fast unerträglich laut (und der Orgelspieler auch kein übermäßiges Genie seines Faches), weshalb wir nach dem 2. Lied leise wieder verschwanden. Anschließend gingen wir in das Family-History Museum (übrigens die größte Sammlung an Ahnenforschung weltweit), in welchem man wohl stundenlang nach seinen eigenen Vorfahren recherchieren kann. Dort waren auch einige exemplarische Stammbäume ausgestellt, was durchaus interessant war. So haben Churchill, Roosevelt, George W. Bush und Nixon einen gemeinsamen Vorfahren aus dem 17. Jahrhundert.

Danach machten wir eine Führung durch das bereits angesprochene Konferenzgebäude. Einfach total irre, was eine Kirche mit zu viel Geld anstellen kann (dagegen ist der Vatikan recht bescheiden). Der Konferenzsaal fasst 21.000 Menschen und das ohne eine einzige Säule im Raum. Das Licht kommt teilweise durch 12 Schächte im Dach, welches wiederum eher einem Park ähnelt. Es gibt Pflanzen, Springbrunnen und Wasserfälle auf dem Dach. Irgendwie beschlich uns während der Führung außerdem das Gefühl, dass innerhalb des Gebäudes jeder mit jedem verwandt ist (was auf Grund der Ideologie so viele Kinder wie möglich zu haben natürlich nicht so verwunderlich ist). Beim abschließenden Besuch einer kleinen Ausstellung im Visitor Center wurde Kerstin dann auch fast von zwei 19-jährigen bekehrt, konnte sich allerdings noch rechtzeitig in letzter Sekunde retten!

Am Abend gingen wir zusammen mit Mike und einer Freundin in eine kultige Sports-Bar mit leckeren Burgern. Yummy 🙂 Die Freundin war übrigens früher Mormonin und sie erklärte uns die Crux in der Geschichte der Kirche! Am nächsten Tag stand dann die wohl berühmteste Rennstrecke der Welt auf dem Programm. Wie der Name Salt Lake City vermuten lässt, gibt es hier Salzseen (früher war es mal einer, aber nachdem dieser ausgetrocknet ist, blieben einige „kleinere“ zurück“). Der berühmte Teil ist seit Jahrhunderten ausgetrocknet, hinterließ aber eine mehrere hundert km² große Salzfläche, welche im Sommer so stark austrocknet, dass Autos darauf fahren können. Im Spätsommer wird daraus dann eine Rennstrecke präpariert, auf welcher immer wieder neue Höchstgeschwindigkeitsrekorde aufgestellt werden. Wir konnten es natürlich nicht lassen, eine kleine Salzballschlacht zu veranstalten 🙂 Am Abend war es dann mal wieder Zeit für eine typische amerikanische Erfahrung. Wir gingen nämlich zu einem Softball-Spiel von Mike, um ihn ein bisschen anzufeuern. Ziemlich lustig. Nach einem weiteren netten Abend mit Cocktails verabschiedeten wir uns dann auch schon wieder von Mike und fuhren wir nach einem kurzen Stopp auf Antelope Island (wo wir Antilopen und Bisons beobachten konnten) zum nächsten Highlights Amerikas, Yellowstone!

Bisons
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