Nach der Verabschiedung von Marc und Rachel ging es weiter entlang des North Rims des Grand Canyon und über den Glen Canyon Dam (den höchsten Damm Amerikas) zu unserem nächsten Ziel, den Bryce Canyon Nationalpark. Hier wollten wir einen guten halben Tag verbringen. Zuerst nahmen wir die Scenic Route, fuhren also eine Straße entlang und hielten immer wieder an, um den „Canyon“ von oben näher zu betrachten (Sunset und Sunrise Point, Inspiration Point, Bryce Point, Paria View usw.). Der sogenannte Canyon ist nämlich genau genommen gar kein Canyon sondern ein riesiges Amphiteater, ein Typ namens Bryce begann eines Tages das Gebiet zu erschließen und so nannten die Einheimischen das Gebiet einfach Bryce’s Canyon. Der erste Blick ist einfach atemberaubend: orange-rot-weiße Felsen in allen möglichen Formationen, v.a. aber sind viele schmale Felssäulen sehr sehr auffällig. Mal wieder entstand es durch Gletscher, Wasser, Erosion, Wind usw. Einen großen Unterschied von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt konnten wir aber nicht feststellen, weswegen wir unbedingt noch eine kleine Wanderung zur Basis des Canyons machen wollten. Das ist nochmal was ganz anderes einen Canyon von unten zu sehen. Mit den Highlights Thors Hammer, 2 Brücken und Wallstreet (siehe Bilder) war das die 2-stündige Wanderung definitiv wert.
Viel mehr gab es dann aber auch nicht zu tun und am Abend ging‘s dann auch weiter zu unserer Couchsurferin Lark in Cedar City, die wir ganz spontan noch gefunden hatten. Lark ist 26 Jahre alt, hat einen Masterabschluss in Spanisch und Englisch als Fremdsprache. In 2 Wochen zieht sie nach Nebraska, wo sie zusammen mit ihrem frisch verheirateten Mann ein neues Leben aufbaut und an der Uni unterrichten kann. Lark konnte uns so einiges über amerikanische Politik (endlich, wir hatten uns nie getraut darüber zu reden, Ist ja ein ziemliches Tabu-Thema hier. Und ja, sie ist Demokratin 🙂 ), Mormonen und Amish, die Entwicklung der amerikanischen Sprache und noch so einiges mehr erzählen. Utah ist nämlich der Mormonen-Staat schlechthin. Ein paar von euch fragen sich nun bestimmt, was sind denn Mormonen nun schon wieder? Hier die Antwort: Mormonen sind christlich und sie haben es sich zur Lebensaufgabe gemacht möglichst früh zu heiraten und so viele Kinder wie möglich zu produzieren. Ja, genau, richtig gehört! Lark hatte uns dann weiterhin aufgeklärt, dass es so weit geht, dass ein normales Auto natürlich nicht ausreicht, stattdessen wird ein Bus benötigt. Nein, kein Kleinbus! Ein großer, gelber, amerikanischer Schulbus, in den dann geradeso alle 18 Kinder reinpassen! Wenn wir eines auf dieser Reise gelernt haben, dann jedem das Seine 🙂 .
Lark gab uns dann auch noch gute Tipps für das Ziel unserer nächsten beiden Tage: den Zion National Park. Alle, die wir bisher trafen, meinten, dass Zion viel besser wäre als Bryce, weswegen wir nur einen Tag in Bryce und zwei in Zion einplanten. Da kein Regen vorhergesagt wurde, empfiehl uns Lark den Narrow Walk, welcher entlang eines Flusses zu einem wirklich schmalen Canyon führt. Gesagt getan! Als wir also am nächsten Morgen am Eingang des Nationalparks ankamen, waren wir erst mal besorgt, da alle Parkplätze innerhalb des Nationalparks anscheinend voll waren. Die nette Dame an der Zahlstelle betonte das auch nochmal ausdrücklich. Wir dachten uns, probier’mas einfach mal! Und siehe da, wir fahren auf den Parkplatz und eine Sekunde später parkt doch tatsächlich jemand aus. Manchmal läufts einfach! Nachdem Autos im Park verboten sind, nahmen wir den Shuttle Bus und machten uns dann auch gleich auf den Weg zum Narrow Trailhead, ein Wanderweg, der in der ersten halben Stunde geteert war, danach allerdings führte der Weg durch einen Fluss. Danach liefen (oder besser wateten) wir für ca. 4-5km an, über und durch den Fluss, bis sich der Canyon auf ca. 1-2 Meter verdünnte. Ziemlich beeindruckend und ganz sicher kein alltägliches Erlebnis! Zurück bei Lark wartete sie bereits mit selbstgemachten und sehr leckeren mexikanischen Enchiladas auf uns!
Am nächsten Tag fuhren wir nochmal in den Canyon, um den Angels Landing Trail zu machen. Dieses Mal war die Parkplatzsuche zwar ein bisschen länger, aber trotzdem unproblematisch. Der Weg zu Angels Landing besteht aus drei Teilen. Zu Beginn liefen wir in praller Sonne bei rund 40°C Serpentinen entlang und ca. 150 Höhenmeter nach oben in einen kleinen Canyon. Dieser ist dann glücklicherweise schattig, sonst hätten wir wohl ein Problem mit unseren Wasservorräten bekommen. Innerhalb des Canyons geht es weitere 150 Höhenmeter nach oben nur um anschließend auf einem Plateau zu stehen, um das eigentliche Highlight des Weges zu sehen. Dort beginnt nämlich ein schmaler Weg auf eine Erhöhung ca. 500m über dem Canyon. Die Erhöhung ist lediglich eine schmale Zunge in den Canyon und an beiden Seiten Steilhänge in die Tiefe. Der Weg ist nicht gesichert, lediglich Ketten zum festhalben vermitteln ein gutes Gefühl, wenn man ca. 50cm vom Abgrund entfernt auf einem Stein balanciert. Ok, das klingt jetzt ein bisschen dramatischer als es eigentlich war, aber wer an Höhenangst leidet, sollte sich diesen Weg definitiv sparen. Es sind wohl auch schon 6 Menschen auf diesem Weg gestorben, was auf Grund der Beschreibung vielleicht nur bedingt verwundert, aber vermutlich eher ungerechtfertigtem Leichtsinn als tatsächlicher Gefährlichkeit des Weges zuzuschreiben ist. Endlich oben angekommen, hat man einen wunderschönen 360° Blick in 3 weitere Canyons. Nach einer kleinen Essenspause und Verteidigung unseres Essens gegenüber diebischen Eichhörnchen und Chipmunks, machten wir uns wieder auf den Rückweg. Die wunderschöne Aussicht und der spannende Weg waren‘s definitiv wert!
Zurück im Canyon liefen wir noch zu den Emerald Pools, welche uns allerdings nur mittelmäßig aus den Socken hauten und zurück bei Lark konnten wir uns mit einem deutschen Nudelsalat für das Essen am Vortag revanchieren. Schon das nächste tolle Couchsurfing Erlebnis in Amerika, es wird einfach immer besser hier. Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von Lark und fuhren in die Stadt der Sünde – allerdings mit ein bisschen Verspätung, nachdem wir es tatsächlich geschafft hatten unsere kompletten Wertsachen in unserem Zimmer einzusperren und die selbige nach ca. einer Stunde mit einer Supermarkt-Clubkarte aufbrechen konnten…