Nach nur ca. 2 Stunden Fahrt waren wir dann auch schon in Queenstown angekommen und es bestätigte sich sofort was wir vorher vom Hörensagen mitbekommen hatten. Ein unglaublich schöner Fleck direkt am Lake Wakatipu, aber leider voll von Touristen. Voll ist eigentlich gar kein Ausdruck, denn es drängeln sich 2 Mio. Besucher pro Jahr (ca. 5500 pro Tag) in die 19.000 Einwohner zählende „Stadt“ inklusive Umgebung. 65% davon sind internationale Touristen, welche zum Großteil am einzigen internationalen Flughafen der Südinsel neben Christchurch ankommen. Das merkten wir bei der Ankunft auch sofort, da man auf dem Weg vom Süden den Flughafen passiert und sämtlicher Verkehr über einen Miniaturkreisverkehr geleitet wird, was natürlich kilometerlangen Stau verursacht.
Dementsprechend bereits leicht abgeschreckt waren wir doch relativ froh nicht direkt in Queenstown, sondern in Arrowtown untergekommen zu sein, welches ca. 15km nördlich gelegen ist. Nachdem uns Zsuzsi und Adam bereits von Gaye unserer „Gastmutter“ vorgeschwärmt hatten, waren wir doch recht gespannt was uns erwartet. Begrüßt wurden wir dann von Buddy, dem kleinen schottischen Terrier und von Gaye (ca. 70 Jahre alt) selbst mit einem frischgebackenen Karottenkuchen und einem leckeren Abendessen (Moussaka). Hatten wir jetzt doch bereits Bekanntschaft mit der neuseeländischen Gastfreundschaft gemacht, verschlug uns das doch fast die Sprache…
Am nächsten Tag ging es genauso gut weiter, Gaye nahm uns nämlich auf den Wochenmarkt mit, wo sie ihre selbstgemachten (und unglaublich leckeren) Chutneys, Marmeladen, Öle, Kräuter usw. verkauft und wir halfen ihr ihren Stand auf- und abzubauen. Sie fing damit nach dem Eintritt in die Rente an und hatte so viel Erfolg, dass sie sogar des Öfteren 80 Liter Chutney an das Hilton-Hotel verkauft. Das ist natürlich für eine Person unglaublich viel Arbeit, weshalb sie sich über HelpX hilfsbereite Reisende zum Schneiden der Zutaten suchte. Das war dann auch unsere Hauptaufgabe für unsere Zeit bei Gaye, 10kg Rote Beete und 10kg Zwiebeln schneiden. Nachdem Gaye aber keinen fixen Zeitplan hatte, hoben wir uns die Arbeit für den Schlechtwettertag auf. Auf dem Wochenmarkt kaufte Gaye für uns dann sogar deutsches Brot, deutsche Wurst, Sauerkraut und Spätzle und lud uns auf einen Mittagsimbiss bei ihren südamerikanischen Standnachbarn ein. Einfach ein perfekter Beginn unseres Aufenthaltes bei Gaye. Ihr lag es am Herzen, dass wir uns ein Stückchen wie daheim in Deutschland fühlen, was uns bei so herzlicher Gastfreundschaft sehr leicht fiel.
Nach einem kurzen Abstecher mit Buddy zur Touristen Information während des Marktes stand unser Plan für die verbleibenden 4 Tage dann auch fest. Wir wollten den Berg Ben Lomond besteigen und außerdem auf die Suche nach ein paar „Herr der Ringe“-Drehorte gehen. Ben Lomond nahmen wir uns gleich für den nächsten Tag vor, da das Wetter mitspielen sollte. Das im Bild gezeigte Höhenprofil zeigt auch ziemlich genau, was wir dort eigentlich gemacht haben, nämlich 1400 Höhenmeter hoch und wieder runterzulaufen. Ziemlich anstrengend, aber man wird mit einem unglaublichen 360° Ausblick über die bergige Landschaft mit Lake Wakatipu belohnt und außerdem war es ein gutes Training für unsere geplanten Mehrtageswanderungen. Auf dem Rückweg machten wir einen kleinen Umweg über die bekannte Gondel in Queenstown, welche Touristen von 350 auf ca. 600m ü.d.M. befördert. Wir wollten uns allerdings das Geld sparen und sind auch noch die restlichen Meter zu Fuß runtergelaufen. Da am nächsten Tag schlechtes Wetter vorhergesagt war beschäftigten wir uns die Hauptzeit mit den bereits erwähnten Schneidearbeiten und einem kurzen Besuch in Arrowtown am Abend. Das kleine Dorf war nämlich zur Zeit des Goldrausches in Otago entstanden und behielt den Ruf, dass dort immer noch Gold gefunden werden kann. Das lockt natürlich die Touristen an!
An unserem letzten Tag versuchten wir dann zwei der Drehorte von „Der Herr der Ringe“ zu finden. Zum einen den Fangorn-Wald, (welcher in echt allerdings genau das ist, nämlich ein Wald) sowie Isengard. Letzteres ist relativ leicht wiederzuerkennen, auch wenn wir zum exakten Drehort keinen Zutritt hatten, da er sich auf privatem Gelände befindet. Im Endeffekt sieht der Fluss, der sich von Glenorchy in Richtung Westen erstreckt an vielen Stellen genauso aus! Wir liefen auch noch einen Teil des Routeburn Tracks, einem der Great Walks von Neuseeland. Dieser überquert die Alpen zum Milford Sound, welcher weniger als 100km Luftlinie von Queenstown entfernt ist. Die Straße führt allerdings um die Berge herum, was eine 5-stündige Autofahrt bedeutet. Deshalb ist der Wanderweg definitiv interessant und soll auch einer der schönsten Neuseelands sein! Das kommt definitiv auf die TO DO-Liste für einen weiteren Besuch!
Dann war auch schon wieder der letzte Abend gekommen und nachdem Gaye beim Kartenspielen war, nahmen wir Buddy mit in unser Zimmer, welcher es sich glatt UNTER unserer Bettdecke gemütlich gemacht und sich an uns gekuschelt hat. Am nächsten Morgen ging es dann wieder ein wenig zurück nach Süden um Milford Sound zu besichtigen…