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In 23 1/2 Stunden (fast) ans Ende der Welt zu einem Van

Nach einem Jahr Füße stillhalten und einigen Hochs und Tiefs war es für uns klar, dass es mal wieder eine längere Reise sein muss. Diesmal keine 11 Monate um die Welt, aber dafür 9 Wochen ans Ende der Welt, genauer gesagt nach Süd-Südamerika, nach Patagonien und Feuerland. Außerdem gönnten wir uns etwas, was wir uns schon häufiger überlegt hatten, uns aber auf Grund der Kosten nie in die Tat umgesetzt haben. Einen für unsere Verhältnisse fast luxuriösen Camper, also einen umgebauten Van mit Bett und Küche. Und weil uns das kleine Start-Up von Danny und Claire namens Condor Campers so sympathisch vorkam, kamen wir sogar um die vielgescholtenen Wicked Camper drumrum, die man ja mittlerweile überall rumfahren sieht.

Am anderen Ende der Welt ist man (verglichen mit einem Flug in den Dschungel) erstaunlich schnell. Man steigt bei winterlichen Temperaturen von 10°C in München in den Flieger, nimmt ungefähr 19 Sunden Flugzeit und zweimal umsteigen in Kauf und schon steigt man im sommerlichen Punta Arenas bei ungefähr identischen Temperaturen wieder aus dem Flugzeug aus. So zumindest der Plan, denn beinahe hätten wir unseren Anschlussflug in Santiago verpasst. Denn entgegen anderer Behauptungen wurde unser Gepäck nicht direkt nach Punta Arenas weitergeleitet, sondern wir müssen in Santiago erstmal durch den Zoll, natürlich inklusive komplettes Einreiseprozedere. Und das alles bei nur 1.5h Zeit zum Umsteigen… und dann wird Kerstin auch noch aufgehalten, weil einer der Spürhunde etwas an ihr gerochen hat (vermutlich eine leere Packung Äpfel, denn nicht-chilenisches Obst darf nicht eingeführt werden). Glücklicherweise hilft uns ein Chilene schneller durch den neuerlichen Check-In des Gepäcks zu kommen und da unser Anschlussflug auch noch eine Stunde verspätetet ist, klappt das alles gerade noch Winking smile

Punta Arenas ist die südlichste kontinentale Stadt der Welt. Die Städte, die noch weiter südlich sind, liegen auf der Insel “Isla de Tierra del Fuego”, oder im deutschen “Feuerland” und lassen sich nur bedingt als Städte bezeichnen. Dazu aber an anderer Stelle mehr.

Jetzt sind wir erstmal in Punta Arenas und schlafen uns nach einer leckeren Pizza – die man hier auf Grund von italienischen Einflüssen tatsächlich als “lokal” bezeichnen darf – erstmal den Flug und den Jetlag aus den Knochen und sind gespannt auf unseren Camper, der uns am nächsten Tag direkt ans Hostel geliefert wird. Danny und sein Mitarbeiter Bruno erfüllen dann auch genau das, was wir uns von dem jungen Unternehmen erhofft haben. Sie zeigen uns erstmal ausführlich den Van, bevor sie uns noch fast 2 (!!!) volle Stunden Tipps für unseren Roadtrip mit auf den Weg geben. Und dann kann es auch schon losgehen…

… Naja fast. Kaum sind die beiden weg, fliegt Tobi volles Karacho die Treppe in unserem Hostel nach unten. Ist ja nicht so, dass es in einem Outdoor und Wanderparadies nicht genug “echte” Gefahren auf Vulkanen oder Gletschern gäbe… Die Schürfwunde und der steife Nacken bleiben wohl noch ein paar Tage/Wochen unsere Begleiter…

Aber dann geht es auch wirklich los. Erstmal Großeinkauf für die nächsten Wochen. Kaum ist der Wagen voll kämpfen wir uns noch durch die Gemüseabteilung und dann ist der Wagen auf einmal weg, inklusive unserer leeren Rucksäcke. Nachdem wir erstmal die halbe Supermarktbelegschaft und die Security verrückt gemacht haben, liegt unser Einkauf und die Rucksäcke dann in irgendeinem Wagen neben der Kasse. Keine Ahnung wie der da hingekommen ist. Aber wir sind froh, dass erstmal wieder alles da ist, bringen unseren Einkauf zu Ende und fahren dann auch endlich wirklich los.

Unsere erste Nacht verbringen wir rund 70 km südlich von Punta Arenas und am nächsten Morgen beginnen wir direkt unsere erste Wanderung zum Leuchtturm “Capo San Isidro”, der quasi das südlichste Ende des Südamerikanischen Kontinents markiert. Es geht zwar noch ein paar km weiter, aber das wäre dann mit einer mehrtägigen Wanderung verbunden und das ist uns jetzt erstmal zu viel. Die Wanderung entlang der Küste gibt einen recht schönen Einblick in die hiesige Landschaft, sie wurde aber erst durch die spielenden Delfine in der Bucht am Leuchtturm so richtig lohnenswert!!! Allzu viel mehr hat die Halbinsel. auf der Punta Arenas liegt auch nicht mehr zu bieten und deshalb fahren wir direkt weiter in Richtung Feuerland.