Am Samstagmorgen ist es endlich soweit, mit ein bisschen Verspätung werden wir um 4:45 Uhr für den Salkantay Trek abgeholt, welcher uns über 4 Tage, 88km von 3400m über den 4600m hohen Salkantay Pass hinunter nach Aguas Calientes – dem auf 2200m gelegenen Ausgangspunkt für Machu Picchu bringen wird. Und wir erwischen eine richtig nette Wandergruppe. Jenny und Daniel, ein deutsches Lehrerpaar in unserem Alter, ein supernettes Pärchen Anfang zwanzig aus Boston, ein sehr geselliges Paar Ende zwanzig aus Amsterdam und ein weiteres – leider etwas verschlossenes – Paar Mitte zwanzig aus Amerika. Auch wenn jeder an bestimmten Punkten der Strecke Probleme haben wird, sind wir alle ähnlich fit und selten muss jemand mehr als 10-15 Minuten warten, um uns wieder zu sammeln! Nicht zu vergessen natürlich unser 25-jähriger Guide Fredy. Ein sehr zuvorkommender, um das Wohl aller bemühter, lustiger und netter Typ, der uns immer wieder motiviert und dem sein Job offensichtlich eine riesige Freude ist.
Am ersten Tag geht es nach dem Frühstück erstmal für drei Stunden zu unserem ersten Basecamp, den gläsernen “Sky Domes”, in welchen wir unter einer gläsernen Kuppel die Nacht auf 3800m verbringen werden. Nach dem Mittagessen – bei dem sich der Koch für uns auf vegan umstellt und auch in den nächsten Tagen immer wieder tolle Sachen für uns auftischt – geht es zunächst zum nahegelegenen Humantay Lake, ein kleiner See auf 4400m Höhe. Die erste Belastungsprobe für Kerstins Höhenkrankheit, aber diesmal geht alles gut, nur die beiden Holländer haben so mit der Höhe zu kämpfen, dass sie den Nachmittag im Camp bleiben.
Da der nächste Tag mit 800m hoch und 1400m runter über 26km der längste Tag wird, geht es nach dem Abendessen zeitig ins Bett. Und trotz aller Warnungen anderer Reisender, dass die Nacht unendlich kalt werden würde, haben wir wohl eine gute Wanderagentur erwischt. Denn die Sky Domes sind zwar quasi auf Umgebungstemperatur (-10°C) aber unsere Schlafsäcke sind schön warm und Tobi kann es sich nicht verkneifen mitten in der Nacht aufzustehen und den auf dieser Höhe ohne Lichtverschmutzung super klaren Sternenhimmel zu fotografieren.
Am Morgen werden wir (wie auch die folgenden Tage) mit Coca-Tee geweckt, den Blättern der Pflanze aus der Kokain gewonnen wird und der sowohl wach macht als auch gegen die Höhe helfen soll (wir hoffen mal dass wir in Europa nicht in einen Drogentest verwickelt werden, das Zeug lässt sich wohl 3 Monate nachweisen…). Nach dem Frühstück geht es dann los auf den Pass und wir schaffen es alle in rund drei Stunden nach oben an den Fuß des Salkantay Gletschers. Einfach ein wahnsinniger Ausblick und ein tolles Gefühl den höchsten Punkt der Wanderung erreicht zu haben, ab jetzt geht es nämlich hauptsächlich bergab, um genau zu sein, erstmal 1400m zu unserem nächsten Camp.
So langsam merken gerade wir vier der älteren Generation auch unsere Knie und sind froh als wir gegen 16 Uhr die “Andean Huts”, unseren nächsten Schlafplatz erreichen. Hier gibt es sogar kalte (oder gegen einen Aufpreis von 2,50€ auch warme) Duschen und wieder ein leckeres Abendessen! Der folgende Tag ist etwas entspannter, wir wandern nur rund 5 Stunden einen Fluss entlang bis wir bei einer Kaffeeplantage stoppen. Hier werden wir durch den Prozess des Kaffeeröstens geleitet und dürfen unseren selbst gerösteten und gemahlenen Kaffee anschließend verköstigen. Da Jenny und der ältere Amerikaner jetzt doch recht starke Schmerzen haben, organisiert Fredy ein Auto für die letzten zwei Kilometer zum nächsten Camp. Zwar kommt es uns ein bisschen wie Schummeln vor, aber im Endeffekt wären wir nur die Straße entlanggelaufen, also eigentlich auch kein großes Highlight. Da wir so früh am Camp sind, haben wir den Nachmittag um ein bisschen auszuruhen, die Möglichkeit in Hot-Pools zu fahren schlagen wir nämlich aus, es ist einfach zu warm und in die Sonne liegen kommt uns gerade viel angenehmer vor Gegen Abend bekommt Tobi dann irgendwie einen Zug in den Hals und verliert für den Abend seine Stimme, die sich auch in den nächsten Tagen erst so langsam wieder regeneriert – vielleicht war die kalte Dusche doch etwas zu viel
Der letzte Tag ist wieder länger, wir wandern erst über einen kleinen Berg entlang eine Teils des Inka-Pfads, besichtigen einen alten Wachposten der Inkas und bewundern Machu Picchu zum ersten Mal aus der Ferne. Nach dem Mittagessen kommt dann der letzte Teil des Weges auf uns zu, ca. 3 Stunden entlang einer Bahnstrecke nach Aguas Calientes – welches nicht per Auto zu erreichen ist. Dieser Teil der Strecke wird auch von vielen Backpackern benutzt, die nicht wandern wollen sich aber den absurd teuren Zug (135 USD) von Cusco nach Aguas Calientes sparen wollen. Die meisten kommen uns zu dieser Uhrzeit zwar entgegen, aber es ist wieder eine kleine Völkerwanderung. Nach einem letzten Eis-Stopp am Fluss erreichen wir Aguas Calientes und checken im – für unsere Verhältnisse und nach dieser Wanderung eigentlich viel zu vornehmen – Hotel ein. Machu Picchu wartet auf uns!!!