Diani Beach – wenn das Fehlen von Touristen ein ernstes Problem wird

Nach einem halben Tag in Matatus, Tuktuks und zu Fuß über eine Brücke, erreichen wir abends den insbesondere bei deutschen Touristen beliebten Urlaubsort Diani Beach im Süden von Mombasa. Hier checken wir in ein nettes Hostel nahe am Strand ein und erkennen gleich Johanna wieder, die wir bereits in Kilifi kurz kennengelernt hatten und mit der wir dann auch ein wenig Zeit am schneeweißen (fast karibischen) Strand verbringen und entspannen.

Uns wurde schon die Tage zuvor in Watamu klar, wie existenzbedrohend das Ausbleiben von Touristen für die Strandregionen ist, hier ist es aber irgendwie noch offensichtlicher. Die schier endlosen weißen Sandstrände sind wie leergefegt, ein Großteil der dortigen Hotels und Resorts sind geschlossen – und das trotz Hauptsaison! Am Strand tummeln sich mehr Verkäufer als Touristen und wir werden alle paar Minuten angesprochen, ob wir nicht ein Armband, eine Kokosnuss, Schmuck oder anderen Krimskrams kaufen möchten. Das ist an sich ja noch nicht so ungewöhnlich, auf ein Nein folgt aber zumeist ein minutenlanger Monolog über die aktuelle wirtschaftliche Situation und das Verkaufsgespräch wird zu einem Betteln nach Geld für ein bisschen Essen für den Tag. Man soll diesem Bitten ja nicht nachgehen – was wir auch nicht tun – aber es ist echt herzzerreißend und schwierig hier standhaft zu bleiben. Denn selbst wenn 2-3 verkaufte Armbänder am Tag ausreichen würden um die Familie durchzubringen, ist es vollkommen offensichtlich, dass bei einem solchen Warenüberangebot hier kaum Geld zu verdienen ist. Das führt im Umkehrschluss zu teils absurden Preisvorstellungen, sogar Kokosnüsse, die wir in Watamu für rund 80ct bekommen haben, werden hier für bis zu 4€ angepriesen, oder uns werden die absurdesten Preise für kurze Fahrten mit einem TukTuk oder Motorrad berechnet. Wir diskutieren darüber auch viel mit Johanna und einer deutschen Aussteigerin im Hostel, aber es ist echt schwierig hier eine Balance zwischen Ärger über das offensichtliche Ausnutzen unserer weißen Hautfarbe und dem Verständnis für die Situation der Einheimischen zu finden.

Ein weiteres Phänomen, welches am Diani Beach vermehrt zu beobachten ist, sind die sogenannten Beach-Boys. Es kommt häufig vor, dass wir von einem jungen Kenianer in ein Gespräch verwickelt und teils mehrere Kilometer am Strand entlang begleitet werden. In unserem Fall verkaufen sie dann meistens irgendwelche Touren oder Anhänger, aber wir sehen auch mehrere ältere weiße Damen, denen dann vermutlich auch andere Dienste angeboten oder verführt werden. Andersrum sehen wir auch viele ältere – und nennen wir es mal nicht übermäßig ansehnliche – weiße Männer, die alle zwei Tage mit einer anderen jungen Kenianerin im Arm am Strand entlangspazieren. Auch wenn das nach extremen Vorurteilen klingt, es ist einfach so offensichtlich und wir haben es auch aus mehreren unabhängigen Erzählungen bestätigt bekommen. Sex-Tourismus oder einfach nur ein paar Tage schillerndes Leben und Luxus sind hier einfach ein “Geschäftsmodell”, das in beiderseitigem Einvernehmen offen ausgelebt wird.

Aber noch ist das letzte Kapitel dieser Reise nicht geschrieben, denn für den Weg zurück nach Nairobi steht nochmal eine Safari auf dem Programm…

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