Nanyuki – Dünne Luft auf (fast) 5000m Höhe

Nanyuki ist zwar ein verhältnismäßig kleiner Ort, auf Grund seiner Nähe zu Mount Kenia – dem mit 5188m höchsten Berg Kenias und zweithöchsten Afrikas – bietet es sich aber als perfekten Ausgangspunkt für Touren auf den Berg an. Da auf Grund von Corona der Tourismus in Kenia zumindest außerhalb von Nairobi immer noch ein bisschen stagniert, haben wir ein Bedenken ob es möglich wird eine Tour zu organisieren, diese lösen sich aber schon auf dem Weg zum Hotel auf. Unsere Hautfarbe wirkt wieder mal magnetisch und wir werden von einem halben Duzend Menschen teilweise bis zu unserem Hotel begleitet und mit Telefonnummern und Visitenkarten überhäuft. Einer davon, Patrick, sticht besonders hervor, denn er hilft uns erst den Eingang zum Hotel zu finden, um uns dann ganz zufällig mitzuteilen, dass er ja auch Touren auf den Berg organisieren könnte. Naja, auf jeden Fall müssen wir uns keine Gedanken machen “ob” wir auf den Berg kommen, sondern nur noch “wie” und “mit wem”. Smile

Im Hotel recherchieren wir ein wenig und finden sowohl einen gutbewerteten Anbieter als auch ein nett aussehendes Café, an dem wir uns das alles bei einer Tasse Cappuccino (mit Mandelmilch!!!) überlegen können. Auf dem Weg dorthin werden wir aber wieder von unserem “Freund” Patrick abgegriffen und aus Interesse gehen wir diesmal mit in sein Büro. Zwar macht er auf uns einen recht seriösen Eindruck, das Büro und sein Boss, der auch unser Guide werden würde, aber nur bedingt. Zwar ist der Preis mit 600$ für 5 Tage (nach ein wenig Geschachere) im Rahmen und auch die Ausrüstung sieht ordentlich aus, aber Erklärungen sind alle etwas dürftig und sie haben keine Karte vom Berg, um uns die verschiedenen Routen zu zeigen. Aber zumindest haben wir jetzt einen ersten Anhaltspunkt und eilig haben wir es auch noch nicht, denn eigentlich hatten wir geplant unsere Beine nach der langen Fahrt und dem vielen Sitzen noch einen Tag nicht überzubelasten.

Im Café rufen wir dann den anderen Anbieter an und treffen uns eine halbe Stunde später mit Eldad, welcher unser Führer sein würde, der uns alles sehr viel ausführlicher erklärt. Insbesondere versichert er uns, dass der erste Tag mit 2-3 Stunden zur ersten Hütte eher ein Aufwärmprogramm ist, was uns ganz recht wäre. Der Preis stellt allerdings noch ein Problem dar, denn Eldads Agentur in Nairobi verlangt eigentlich 950$ für die Tour. Nachdem wir ihm das sagen, gibt es einige Telefonate und am Ende bekommen wir satte 300$ Rabatt, hier ist wirklich alles eine Frage des Verhandlungsstandpunktes…

Am nächsten Tag geht es dann mittags los und wir kommen uns irgendwie vor wie die reichen Touristen aus dem frühen 19ten Jahrhundert. Mit uns kommen neben Eldad auch noch ein Koch und drei Träger, die 3 Rucksäcke mit Essen (und ihrer Ausrüstung) und einen unserer Rucksäcke von einer Hütte zur nächsten tragen werden. Etwas komisch fühlen wir uns bei dem Gedanken schon, nachdem wir dann aber am Eingang zum Nationalpark ein deutsches Pärchen treffen, die das Ganze mit einem Träger machen, der dafür aber rund 30kg schleppen muss, relativiert sich das schlechte Gewissen ein wenig. Einerseits schaffen wir gerade vier Jobs, und sie müssen auch “nur” 15kg tragen. Natürlich könnten wir uns auch teure leichte Ausrüstung kaufen und dafür weniger Träger beschäftigen. Das würde für uns den Preis kaum merklich verändern und es hätten weniger Menschen einen Job. Alles eine Frage des Blickwinkels und so befrieden wir uns ein wenig mit dem Gedanken gerade mit vollem Luxus und drei Mahlzeiten täglich auf einen 5000er zu klettern.

Am ersten Tag überqueren wir zu Fuß den Äquator und übernachten auf 3300m Höhe, bevor es am zweiten Tag rund 7 Stunden zum Basecamp auf 4200m geht. Eine herrlich idyllische Hütte und wir sind froh einen kompletten Tag Akklimatisierung auf der Hütte eingeplant zu haben, denn es ist einfach nur schön hier. Kerstin plagt zwar nach der ersten Nacht die Höhenkrankheit, aber da das Wetter am Morgen sowieso verregnet ist, warten wir geduldig auf ein wenig Sonnenschein bevor wir am Nachmittag – nachdem es Kerstin etwas besser geht – einen ersten Aufstiegsversuch wagen. Eldad beweist tolles Fingerspitzengefühl mit Kerstin, er befürchtet, dass der eigentliche Aufstieg am nächsten Morgen um 3 Uhr zu anstrengend für sie wird. Er möchte aber, dass sie den Gipfel auch schafft und so bittet er einen der Träger “Jackson” mitzukommen und wir stiefeln zu viert auf den Berg. Tobi geht mit Jackson etwas voraus und so schafft Kerstin geführt von Eldad ohne Stress nach knapp 3 Stunden die letzten 800 Höhenmeter und 3km Strecke auf den Gipfel. Da eigentlich alle Touren immer zum Sonnenaufgang auf den Berg gehen, sind wir oben auch ganz alleine und können die trotz Wolken immer wieder durchblitzende Aussicht genießen.

Gegen Abend wird es dann auch noch richtig schön und die Nacht kommt mit einem klaren Sternenhimmel, weshalb Tobi Eldad bittet mit ihm am nächsten Morgen nochmal auf den Berg zu steigen, um die Chance auf einen Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu wahren. Und so geht es für Tobi mit Stirnlampe um halb 4 los auf den Berg durch (leider) dichten Schneeregen zum zweiten Mal auf den Gipfel und das Wetter wird an dem Tag auch einfach nicht besser. Es bleibt wolkig, verregnet und bitter kalt, vor allem auf dem Gipfel FreezingNach dem Abstieg haben wir noch rund 8 Stunden auf der “Chogoria Route” vor uns, die eigentlich eine wunderschöne Landschaft bieten soll. Davon ist aber nicht allzu viel zu sehen und nachdem sich der Regen nach 6 Stunden ein wenig beruhigt, bekommen wir zwar einen kleinen Eindruck davon, sind aber einfach froh als wir dann endlich an der letzten Hütte ankommen, unsere Sachen trocknen und uns in die Sonne legen können. Ein richtiges kleines Bergabenteuer Winking smile

Nach einer kurzen Strecke am nächsten Morgen geht es dann mit dem Auto zurück zu unserem Ausgangspunkt und am nächsten Morgen zurück Richtung Nairobi und in den Zug nach Mombasa. Denn die letzte Woche wollen wir am Meer verbringen…

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