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Amboseli – ein tierischer Abschied

Mit dem Amboseli Nationalpark direkt am Fuße des Kilimandscharo haben wir uns einen letzten Park für das Ende der Reise aufgehoben. Die Agentur, mit der wir schon im Masai Mara so “erfolgreich” waren, organisiert für uns die Tour so, dass wir auf halber Strecke zwischen Mombasa und Nairobi vom Zug abgeholt und am nächsten Abend direkt zum Flughafen gebracht werden. Zwar müssen wir für den Zug schon um 4:30 aus dem Hostel auschecken, dafür schaffen wir es aber diesmal mit unseren Taschenmessern durch die Sicherheitskontrolle. Dafür “verstecken” wir sie in Tobis Geldbeutel, da dieser bei der Hinfahrt nicht gescannt wurde und das klappt wunderbar. Vielleicht ist das Sicherheitspersonal hier aber auch einfach etwas entspannter als in Nairobi, denn auch Kerstins Nagelfeile bleibt unentdeckt Winking smile

Von unserer Endhaltestelle Emali geht es dann direkt in den Nationalpark, wo wir gegen 16 Uhr von regnerischem Wetter erwartet werden (aber es ist ja schließlich auch Regenzeit). Den Tieren scheint das aber ganz gut zu passen, denn wir sehen in den zwei Stunden bis wir den Park wieder verlassen müssen, zuerst eine Gruppe Elefanten, danach zwei Geparde, einen weiteren Gepard in Begleitung eines Schakals und zuletzt eine Gruppe Löw:innen mit 4 Welpen Red heart Selbst unser Führer ist total baff, denn mit Ausnahme der Elefanten ist es überhaupt nicht selbstverständlich hier so viele Katzen zu sehen!!!

Auf Grund fehlender Alternativen verbringen wir die Nacht in einer viel zu teuren Lodge, welche im Internet für rund 150€ die Nacht beworben wird. Die ist zwar im Preis inbegriffen (und daher sicher nicht mit einem solchen Preis angesetzt…), wir fühlen uns aber trotzdem ein wenig fehl am Platz. Nach den erfolgreichen Tiersichtungen hoffen wir aber noch auf besseres Wetter am nächsten Tag, denn wir möchten unbedingt den Kilimandscharo noch in seiner vollen Pracht bewundern!!!

Das bleibt uns diesmal leider verwehrt, der nächste Tag bleibt bewölkt und wir sehen zwar immer wieder die Spitze des höchsten Berges in Afrika, aber die Wolken bleiben einfach zu hartnäckig. Auch Katzen finden wir keine mehr, dafür stehen wir aber gut eine Stunde in einer riesigen Gruppe aus mindestens 80 Elefanten, die mit etlichen Jungtieren direkt an unserem Van die Straße überqueren. Ein unglaublicher Moment diese riesigen Tiere direkt vor uns stehen zu sehen, immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass sie beim Gedanken an Gefahr jederzeit ihre Jungtiere mit allen beschützen würden! Außerdem sehen wir noch eine riesige Gruppe Flamingos – die wir in Nakuru ja fast gar nicht gesehen haben – und etliche Büffel, Elefanten und Nilpferde, die sich in den Mooren des Parks suhlen!

Da unser Flug erst gegen Mitternacht geht, lädt der Chef der Safari-Agentur uns noch zu sich nach Hause zum Abendessen mit seiner Frau und seinen drei Mädchen ein bevor wir zum Flughafen gebracht werden. Die Mädels sind ganz verrückt auf unsere (hauptsächlich Kerstins) Haare und fangen sofort an Kerstin Rasterlocken zu flechten!!! Wir bekommen auch noch ein tolles kenianisches Abendessen mit selbstgemachten Chapati (unsere absolute Lieblingsspeise in Kenia) und Ugali (das sicher nicht zu unserer Lieblingsspeise wird)!

Einfach ein toller runder und liebevoller Abschluss unserer schon sehr tierreichen und eindrucksvollen ersten Afrikareise!!! Winking smile

Diani Beach – wenn das Fehlen von Touristen ein ernstes Problem wird

Nach einem halben Tag in Matatus, Tuktuks und zu Fuß über eine Brücke, erreichen wir abends den insbesondere bei deutschen Touristen beliebten Urlaubsort Diani Beach im Süden von Mombasa. Hier checken wir in ein nettes Hostel nahe am Strand ein und erkennen gleich Johanna wieder, die wir bereits in Kilifi kurz kennengelernt hatten und mit der wir dann auch ein wenig Zeit am schneeweißen (fast karibischen) Strand verbringen und entspannen.

Uns wurde schon die Tage zuvor in Watamu klar, wie existenzbedrohend das Ausbleiben von Touristen für die Strandregionen ist, hier ist es aber irgendwie noch offensichtlicher. Die schier endlosen weißen Sandstrände sind wie leergefegt, ein Großteil der dortigen Hotels und Resorts sind geschlossen – und das trotz Hauptsaison! Am Strand tummeln sich mehr Verkäufer als Touristen und wir werden alle paar Minuten angesprochen, ob wir nicht ein Armband, eine Kokosnuss, Schmuck oder anderen Krimskrams kaufen möchten. Das ist an sich ja noch nicht so ungewöhnlich, auf ein Nein folgt aber zumeist ein minutenlanger Monolog über die aktuelle wirtschaftliche Situation und das Verkaufsgespräch wird zu einem Betteln nach Geld für ein bisschen Essen für den Tag. Man soll diesem Bitten ja nicht nachgehen – was wir auch nicht tun – aber es ist echt herzzerreißend und schwierig hier standhaft zu bleiben. Denn selbst wenn 2-3 verkaufte Armbänder am Tag ausreichen würden um die Familie durchzubringen, ist es vollkommen offensichtlich, dass bei einem solchen Warenüberangebot hier kaum Geld zu verdienen ist. Das führt im Umkehrschluss zu teils absurden Preisvorstellungen, sogar Kokosnüsse, die wir in Watamu für rund 80ct bekommen haben, werden hier für bis zu 4€ angepriesen, oder uns werden die absurdesten Preise für kurze Fahrten mit einem TukTuk oder Motorrad berechnet. Wir diskutieren darüber auch viel mit Johanna und einer deutschen Aussteigerin im Hostel, aber es ist echt schwierig hier eine Balance zwischen Ärger über das offensichtliche Ausnutzen unserer weißen Hautfarbe und dem Verständnis für die Situation der Einheimischen zu finden.

Ein weiteres Phänomen, welches am Diani Beach vermehrt zu beobachten ist, sind die sogenannten Beach-Boys. Es kommt häufig vor, dass wir von einem jungen Kenianer in ein Gespräch verwickelt und teils mehrere Kilometer am Strand entlang begleitet werden. In unserem Fall verkaufen sie dann meistens irgendwelche Touren oder Anhänger, aber wir sehen auch mehrere ältere weiße Damen, denen dann vermutlich auch andere Dienste angeboten oder verführt werden. Andersrum sehen wir auch viele ältere – und nennen wir es mal nicht übermäßig ansehnliche – weiße Männer, die alle zwei Tage mit einer anderen jungen Kenianerin im Arm am Strand entlangspazieren. Auch wenn das nach extremen Vorurteilen klingt, es ist einfach so offensichtlich und wir haben es auch aus mehreren unabhängigen Erzählungen bestätigt bekommen. Sex-Tourismus oder einfach nur ein paar Tage schillerndes Leben und Luxus sind hier einfach ein “Geschäftsmodell”, das in beiderseitigem Einvernehmen offen ausgelebt wird.

Aber noch ist das letzte Kapitel dieser Reise nicht geschrieben, denn für den Weg zurück nach Nairobi steht nochmal eine Safari auf dem Programm…

Mombasa – ab ans Meer

Nach der schönen aber doch sehr kühlen Erfahrung auf Mt. Kenia wollen wir die letzte Woche am Strand verbringen. Dafür fahren wir zunächst mit dem Shuttle nach Nairobi und dann direkt weiter mit dem Zug nach Mombasa am Indischen Ozean. Der Express-Zug (5 1/2 Stunden) nach Mombasa ist schon eine Erfahrung für sich. Die Sicherheitskontrollen sind schlimmer als bei jedem Flughafen. Zuerst müssen wir aus dem Auto, mit dem wir zum Bahnhof fahren, aussteigen und es wird auf Sprengstoff untersucht, anschließend wird unser Gepäck von zwei Hunden auf Drogen beschnüffelt und daraufhin geröntgt, bevor wir überhaupt Tickets kaufen können. Nach dem Ticket-Kauf wird zunächst unser Reisepass ganz genau kontrolliert und der Einreise-Stempel nach Kenia gesucht, bevor wir nochmal durch eine Gepäck- und Personenkontrolle müssen. Hier werden dann unsere zwei kleinen Taschenmesser und Kerstins Nagelfeile als gefährliche Waffen eingestuft Eye rolling smile. Glücklicherweise haben wir im Shuttle einen Kenianer kennengelernt, mit dem wir uns auch das Auto zum Bahnhof geteilt haben. Es stellt sich heraus, dass er beim Militär ist und er bequatscht die nette Dame vom Sicherheitsdienst so lange, bis wir unsere “Stichwaffen” zwar abgeben müssen, uns aber versprochen wird wir bekämen sie in Mombasa zurück. Wir sind uns relativ sicher, dass hier ein bisschen Geld den Besitzer gewechselt hat, aber so ganz rückt unser neuer Freund Gift mit der Sprache nicht heraus und wir können nur ein hoffen, dass wir das bei der Rückfahrt auch ohne Hilfe irgendwie hinbekommen.

Die Zugfahrt selbst ist eigentlich wie eine kleine Safari, denn es geht kurz vor Sonnenuntergang mitten durch die Nationalparks “Tsavo West” und “Tsavo East”, so dass wir tatsächlich einige Elefanten und Zebras aus dem Zug heraus beobachten können. Da wir erst spät abends in Mombasa ankommen, erkunden wir die Stadt und die als Weltkulturerbe ausgezeichnete Altstadt mit einem tollen Gewürzmarkt erst am nächsten Tag. Schön sind insbesondere die kleinen Gassen der Altstadt mit einer Mischung aus portugiesischen, arabischen und englisch Baustilen. Außerdem ist es angenehm warm und eine Stadt am Meer hat ja immer ein sehr entspannendes Flair.

Da es hier sonst nicht viel zu entdecken gibt, fahren wir am nächsten Morgen direkt weiter Richtung Norden zu den Stränden von Kilifi und anschließend weiter nach Watamu. In Kilifi verbringen wir eine Nacht in einem sehr liebevoll eingerichteten Öko-Hostel, bei dem wir uns eigentlich auch vorstellen könnten länger zu bleiben. Leider ist es relativ ab vom Schuss und insbesondere weit weg vom Strand, weshalb wir die zwei Tage dort sehr genießen (und Nadav, einen israelischen Bekannten aus Naivasha wiedertreffen), aber am nächsten Abend zum Zelten nach Watamu aufbrechen.

Der Zeltplatz in Watamu ist einfach malerisch im Urwald gelegen und liebevoll in diesen eingearbeitet und von total liebevollen Menschen betrieben. Wir wollen eigentlich fast nicht mehr weg! Wir bleiben hier auch vier Tage, denn Tobi will sich endlich mal Zeit für einen richtigen Tauchkurs nehmen und Kerstin genießt die Ruhe am Meer inklusive einem Delphin- und Schnorchelausflug am Riff mit der deutschen Ulrike, die wir in der Anlage kennengelernt haben.

In Watamu ist nämlich der einzige Wasser-Nationalpark Kenias, weswegen das Tauchen hier auch besonders vielversprechend ist. Neben Schildkröten, unzähligen Fischen, Seegurken und -sternen und dem vielfarbigen Riff, kann man zu dieser Jahreszeit eigentlich auch vermehrt die planktonfressenden bis zu 5-10m großen Walhaie beobachten. Leider dämpft Tobis Tauchlehrer  (ein rund 70-jähriger Venezianer) die Erwartung sofort, denn auf Grund des zu warmen Wetters (Stichwort: globale Erwärmung) gibt es zu viel Seegras und das mögen die Haie nicht Sad smile

Nichtsdestotrotz kommt Tobi auf 4 wunderschöne Tauchgänge bei bis zu 18m Tiefe und bekommt (endlich) sein Zertifikat zum “Open Water Diver”!!!

Danach geht es zurück in Richtung Diani Beach, dem vorletzten Stopp auf unserer Reise…

Nanyuki – Dünne Luft auf (fast) 5000m Höhe

Nanyuki ist zwar ein verhältnismäßig kleiner Ort, auf Grund seiner Nähe zu Mount Kenia – dem mit 5188m höchsten Berg Kenias und zweithöchsten Afrikas – bietet es sich aber als perfekten Ausgangspunkt für Touren auf den Berg an. Da auf Grund von Corona der Tourismus in Kenia zumindest außerhalb von Nairobi immer noch ein bisschen stagniert, haben wir ein Bedenken ob es möglich wird eine Tour zu organisieren, diese lösen sich aber schon auf dem Weg zum Hotel auf. Unsere Hautfarbe wirkt wieder mal magnetisch und wir werden von einem halben Duzend Menschen teilweise bis zu unserem Hotel begleitet und mit Telefonnummern und Visitenkarten überhäuft. Einer davon, Patrick, sticht besonders hervor, denn er hilft uns erst den Eingang zum Hotel zu finden, um uns dann ganz zufällig mitzuteilen, dass er ja auch Touren auf den Berg organisieren könnte. Naja, auf jeden Fall müssen wir uns keine Gedanken machen “ob” wir auf den Berg kommen, sondern nur noch “wie” und “mit wem”. Smile

Im Hotel recherchieren wir ein wenig und finden sowohl einen gutbewerteten Anbieter als auch ein nett aussehendes Café, an dem wir uns das alles bei einer Tasse Cappuccino (mit Mandelmilch!!!) überlegen können. Auf dem Weg dorthin werden wir aber wieder von unserem “Freund” Patrick abgegriffen und aus Interesse gehen wir diesmal mit in sein Büro. Zwar macht er auf uns einen recht seriösen Eindruck, das Büro und sein Boss, der auch unser Guide werden würde, aber nur bedingt. Zwar ist der Preis mit 600$ für 5 Tage (nach ein wenig Geschachere) im Rahmen und auch die Ausrüstung sieht ordentlich aus, aber Erklärungen sind alle etwas dürftig und sie haben keine Karte vom Berg, um uns die verschiedenen Routen zu zeigen. Aber zumindest haben wir jetzt einen ersten Anhaltspunkt und eilig haben wir es auch noch nicht, denn eigentlich hatten wir geplant unsere Beine nach der langen Fahrt und dem vielen Sitzen noch einen Tag nicht überzubelasten.

Im Café rufen wir dann den anderen Anbieter an und treffen uns eine halbe Stunde später mit Eldad, welcher unser Führer sein würde, der uns alles sehr viel ausführlicher erklärt. Insbesondere versichert er uns, dass der erste Tag mit 2-3 Stunden zur ersten Hütte eher ein Aufwärmprogramm ist, was uns ganz recht wäre. Der Preis stellt allerdings noch ein Problem dar, denn Eldads Agentur in Nairobi verlangt eigentlich 950$ für die Tour. Nachdem wir ihm das sagen, gibt es einige Telefonate und am Ende bekommen wir satte 300$ Rabatt, hier ist wirklich alles eine Frage des Verhandlungsstandpunktes…

Am nächsten Tag geht es dann mittags los und wir kommen uns irgendwie vor wie die reichen Touristen aus dem frühen 19ten Jahrhundert. Mit uns kommen neben Eldad auch noch ein Koch und drei Träger, die 3 Rucksäcke mit Essen (und ihrer Ausrüstung) und einen unserer Rucksäcke von einer Hütte zur nächsten tragen werden. Etwas komisch fühlen wir uns bei dem Gedanken schon, nachdem wir dann aber am Eingang zum Nationalpark ein deutsches Pärchen treffen, die das Ganze mit einem Träger machen, der dafür aber rund 30kg schleppen muss, relativiert sich das schlechte Gewissen ein wenig. Einerseits schaffen wir gerade vier Jobs, und sie müssen auch “nur” 15kg tragen. Natürlich könnten wir uns auch teure leichte Ausrüstung kaufen und dafür weniger Träger beschäftigen. Das würde für uns den Preis kaum merklich verändern und es hätten weniger Menschen einen Job. Alles eine Frage des Blickwinkels und so befrieden wir uns ein wenig mit dem Gedanken gerade mit vollem Luxus und drei Mahlzeiten täglich auf einen 5000er zu klettern.

Am ersten Tag überqueren wir zu Fuß den Äquator und übernachten auf 3300m Höhe, bevor es am zweiten Tag rund 7 Stunden zum Basecamp auf 4200m geht. Eine herrlich idyllische Hütte und wir sind froh einen kompletten Tag Akklimatisierung auf der Hütte eingeplant zu haben, denn es ist einfach nur schön hier. Kerstin plagt zwar nach der ersten Nacht die Höhenkrankheit, aber da das Wetter am Morgen sowieso verregnet ist, warten wir geduldig auf ein wenig Sonnenschein bevor wir am Nachmittag – nachdem es Kerstin etwas besser geht – einen ersten Aufstiegsversuch wagen. Eldad beweist tolles Fingerspitzengefühl mit Kerstin, er befürchtet, dass der eigentliche Aufstieg am nächsten Morgen um 3 Uhr zu anstrengend für sie wird. Er möchte aber, dass sie den Gipfel auch schafft und so bittet er einen der Träger “Jackson” mitzukommen und wir stiefeln zu viert auf den Berg. Tobi geht mit Jackson etwas voraus und so schafft Kerstin geführt von Eldad ohne Stress nach knapp 3 Stunden die letzten 800 Höhenmeter und 3km Strecke auf den Gipfel. Da eigentlich alle Touren immer zum Sonnenaufgang auf den Berg gehen, sind wir oben auch ganz alleine und können die trotz Wolken immer wieder durchblitzende Aussicht genießen.

Gegen Abend wird es dann auch noch richtig schön und die Nacht kommt mit einem klaren Sternenhimmel, weshalb Tobi Eldad bittet mit ihm am nächsten Morgen nochmal auf den Berg zu steigen, um die Chance auf einen Sonnenaufgang auf dem Gipfel zu wahren. Und so geht es für Tobi mit Stirnlampe um halb 4 los auf den Berg durch (leider) dichten Schneeregen zum zweiten Mal auf den Gipfel und das Wetter wird an dem Tag auch einfach nicht besser. Es bleibt wolkig, verregnet und bitter kalt, vor allem auf dem Gipfel FreezingNach dem Abstieg haben wir noch rund 8 Stunden auf der “Chogoria Route” vor uns, die eigentlich eine wunderschöne Landschaft bieten soll. Davon ist aber nicht allzu viel zu sehen und nachdem sich der Regen nach 6 Stunden ein wenig beruhigt, bekommen wir zwar einen kleinen Eindruck davon, sind aber einfach froh als wir dann endlich an der letzten Hütte ankommen, unsere Sachen trocknen und uns in die Sonne legen können. Ein richtiges kleines Bergabenteuer Winking smile

Nach einer kurzen Strecke am nächsten Morgen geht es dann mit dem Auto zurück zu unserem Ausgangspunkt und am nächsten Morgen zurück Richtung Nairobi und in den Zug nach Mombasa. Denn die letzte Woche wollen wir am Meer verbringen…

Fortbewegung in Kenia: ein paar Anekdoten :-)

Jetzt sitzen wir also an der Bootshaltestelle auf Mfangano Island und stellen uns auf 1-2 Tage Boots- und Busfahrt für eine Strecke von rund 450km ein. Zumindest glauben wir, dass wir den Dreh mit Shuttles und Matatus so langsam raushaben, unser wichtigster Begleiter ist “Ruhe bewahren” und “Busse vergleichen” (dazu später mehr). Zunächst aber sind wir von der Fähre ein bisschen enttäuscht. Unsere erste Erfahrung war so entspannt und pünktlich (!!!), dass wir gar nicht auf die Idee kommen auf eines der Langboote zu steigen, die uns quasi unablässig bedrängen doch bitte mit ihnen mitzufahren. Das Prinzip hier scheint ähnlich wie bei Matatus zu sein, sobald das Boot voll ist, legt es ab. Aber trotz einer gewissen Neugier auf ein solches Boot, denken wir immer an das Motto der Fähre “arrive alive”. Das leider seine Berechtigung hat, denn es sind wohl schon viele Unfälle mit diesen übervollen Langbooten passiert.

Naja, gegen Mittag sind wir dann runter von der Fähre am Festland und los geht die wilde Fahrt in Richtung Mt. Kenia.

Abfahrtsort: irgendwo am Ufer werden wir schon was finden

Abfahrtszeit: undefiniert

Umsteigen: unbekannt, aber mindestens zwei mal in Kisii und Nakuru

Ankunftszeit: hoffentlich am nächsten Tag

Tatsächlich läuft es relativ gut, wir überreden den Fahrer eines Autoshuttles (kein Van) uns vom Boot direkt nach Kisii zu fahren, dadurch bleibt uns ein Umstieg erspart. In Kisii finden wir relativ schnell ein Shuttle und die Wartezeit ist mit einer Stunde auch erträglich, nur gestaltet sich die Ausfahrt aus der Bushaltestelle als Verkehrschaos und das kostet uns nochmal locker eine Stunde. Dadurch sind wir (nach einer wunderschönen Fahrt durch das kenianische Hochland) erst gegen 21 Uhr in Nakuru, nehmen uns ein Hotel, finden am nächsten Morgen fast problemlos ein weiteres Shuttle und und sind gegen Mittag in Nanyuki.

Also voll im Soll, aber die Fahrt ist so lang, dass es Zeit wird für ein paar Anekdoten während der Busfahrten:

  • Unsere Hautfarbe wirkt an den Bushaltestellen wie ein Magnet. In dem Moment, in dem wir dort ankommen werden wir von einer Traube von Menschen umringt, die uns in den besten (typischerweise ihren) Bus verfrachten möchten und möglichst viel Geld mit uns verdienen wollen. Es gibt nämlich keine offiziellen Buspreise für eine bestimmte Strecke und wir zahlen, wie wir im Nachhinein öfters mal rausfinden, teilweise 50% mehr als die Einheimischen (also 6 statt 4 EUR oder so…^^). Später in Mombasa werden wir auch mal gefragt, ob wir nicht nach Nairobi fahren möchten und als wir das verneinen versucht er uns dazu zu überreden, weil Nairobi doch so ein tolles Nachtleben hätte…
  • Sitzt man mal im Bus, kommen ständig Straßenverkäufer vorbei, die typischerweise Snacks verkaufen. Am Anfang ist das noch irgendwie komisch aber – insbesondere Tobi – macht sich irgendwann einen Spaß daraus und beginnt mit den Händler:innen zu quatschen und das führt (zur Belustigung des ganzen Busses) zu den lustigsten Gesprächen:
    • Uns wird das Versprechen abgenommen, unseren ersten Sohn “Johnny” zu nennen…
    • Ein gut gelaunter, hüftschwingender Verkäufer mit einem tragbaren Lautsprecher versucht uns “seine” Musik auf einer SD-Karte zu verkaufen. Nachdem Tobi ihm erklärt, dass er keinen SD-Karten-Slot am Handy hat und deshalb die Musik gar nicht hören könne, zieht er ab. Als er wieder kommt versucht er es erneut mit anderen Argumenten, aber es stellt sich heraus, dass es gar nicht “seine” Musik ist, sondern nur ein Mixtape, das er zusammengestellt hat.
    • Ein Händler versucht uns ein (schweres) Vorhängeschloss anzudrehen. Nachdem Tobi mit Verweis auf unsere Rucksäcke fragt, was wir denn bitte damit abschließen sollen, meint er nur “Your House” und der ganze Bus fängt an zu lachen.
    • Kerstin wird Gift gegen Nagetiere vor das Gesicht gehalten. Nachdem sie einen Lachanfall bekommt – normalerweise verstecken sich in unseren Rucksäcken keine Mäuse –  fühlt sich der Händler wohl etwas gekränkt. Er versucht es dann mit weiteren Giften gegen Pflanzen usw.
    • Tobi fragt eine der Verkäuferinnen “where do you live”, was sie irgendwie falsch versteht und fragt hoffnungsvoll “what? you love me?”. Nachdem der ganze Bus in Gelächter ausbricht und sie merklich rot wird, geht das Gespräch noch ein bisschen weiter.
  • Eine junge Frau macht ungläubige große Augen, als ihr vorgeschlagen wird sich neben Tobi zu setzen. Anschließend kuschelt sie sich aber halb auf Tobis Sitz… (erst später verstehen wir, dass auf die Bank mit drei Sitzen noch eine vierte Person sitzen soll und sie deshalb vielleicht schon versucht hat Platz zu schaffen…. Smile ) Im Laufe der Fahrt entwickelt sich dann ein total nettes Gespräch mit ihr!!!
  • In einem Auto-Matatu werden wir aufgefordert 2 Dollar extra zu zahlen, damit wir hinten nur zu dritt und nicht zu viert sitzen dürfen…Annoyed
  • Transportiert wird alles und überall, wo noch ein freies Plätzchen im Bus ist. Zu Kerstins Füßen werden einmal mehrere Ananasse platziert Winking smile
  • Wir lernen auf einer Fahrt einen Soldaten kennen, der es dann irgendwie schafft unsere Taschenmesser und Nagelfeile durch die Kontrolle im Zug zu schleusen (hier darf man nämlich keine spitzen Gegenstände transportieren, schlimmer als am Flughafen^^)
  • Tiere: In Guatemala hießen die Busse ja “Chicken Busses”, weil unter anderem auch Tiere transportiert werden (auch wenn wir es nicht miterlebt haben). Hier ist das nicht anders, zumeist sind es Hühner, die an den Beinen zusammengebunden und verängstigt auf dem heißen Teer an den Bushaltestellen sitzen. Einmal gackert es unter Tobis Sitz aus einem Schuhkarton…  Auf einer anderen Fahrt hat eine Frau ein Huhn auf dem Schoß und das pickst von hinten in Tobis Sitz. Auch wenn man natürlich ehrlicherweise sagen muss, dass das in der Massentierhaltung in Europa sicher nicht tierfreundlicher zugeht, damit so konfrontiert zu werden ist nicht gerade das Highlight der Reise.

Die ganze Fahrerei ist einfach ein Erlebnis für sich!!! Winking smile

Viktoriasee – ein Camp das zum Bleiben und eine Insel die zum Entspannen einlädt

Auf unserem Weg nach Kisumu am Viktoriasee haben wir diesmal mehr Glück mit dem Shuttle. Wir müssen kaum warten, der Van ist bequem und nach einer kurzen technischen Panne, auch kaum langsamer als man es mit dem Auto wäre.

Angekommen am zweitgrößten See der Welt machen wir uns nach dem Check-In direkt auf zum Dunga Hill Camp, wo wir eigentlich übernachten wollten, wenn der Campingplatz nicht gerade renoviert werden würde. Trotzdem gibt es dort direkt am See eine Bar und Restaurant, wo wir die kenianische Live-Band und den Sonnenuntergang genießen. Wir wollen fast nicht mehr weg, so entspannt ist es und beschließen sofort das am nächsten Abend zu wiederholen.

Den nächsten Tag nutzen wir für ein wenig Recherche im Ort, welche der Inseln im See wir am besten besuchen wollen. Schließlich entscheiden wir uns gegen den Nationalpark auf Ndere Island und folgen dem Tipp von Katherine Mfangano Island zu besuchen. Das bedeutet zwar (wieder mal) eine lange Fahrt mit dem Shuttle, aber so langsam gewöhnen wir uns ja daran. Winking smile 

Nachdem das geklärt ist, lassen wir uns mit dem Motorrad noch zum Dunga Beach bringen, was sowas wie die lokale Bootanlaufstelle für Fischer und Tagestouren ist. Wir genießen direkt am See das geschäftige Treiben der Fischer und versuchen einen Kaffee zu ergattern. Witzigerweise stellt sich das als quasi unmöglich heraus. Im ersten Restaurant ist man noch ehrlich zu uns (und wir “begnügen” uns mit einem frischgepressten Saft), als wir uns dann aber explizit auf die Suche nach Kaffee begeben, wird die Sache witzig. Nachdem wir zu einem Restaurant geführt werden, wo es zumindest Päckchenkaffee geben soll, warten wir locker 15 Minuten bis die nette Bedienung uns nochmal vertröstet, weil sie erst noch Pulverkaffee kaufen muss. Nach weiteren 15 Minuten muss sie uns leider mitteilen, dass es im gesamten Ort keinen Kaffee gibt und sie uns stattdessen einen Tee machen kann. Der ist dann auch super lecker und für ca. 80ct/Liter quasi geschenkt, aber wir fragen uns schon, ob es den Aufwand jetzt wirklich wert war.^^

Mfangano Island

Nach einem weiteren leckeren Abendessen am Dunga Hill Camp, machen wir uns am nächsten Morgen schon früh auf zur Bushaltestelle um möglichst flott nach Mbita und der dortigen Fähre zur Insel zu begeben. Nachdem wir diesmal kein direktes Shuttle erwischen, haben wir auf halber Strecke einen rund 90-minütigen Stopp um das Shuttle wieder “aufzufüllen” und verpassen dadurch die 14-Uhr-Fähre um knapp 10 Minuten. Bis zur nächsten Fähre um 16 Uhr werden wir aber von einem Jungen und später von zwei Schülerinnen super unterhalten!

Auf der Insel gab es keine Hotels, die man online buchen kann, weshalb wir uns eigentlich einfach vor Ort eines suchen wollen. Wir finden dann aber auf der Fähre ein nett aussehendes Resort auf Google Maps ohne Preisangabe und da wir mittlerweile schon festgestellt haben, dass hier irgendwie alles telefonisch funktioniert, ruft Tobi einfach an. Erst ist es uns zu teuer, aber hier ist einfach alles Verhandlungssache! Nach 2 Minuten Telefonat ist der Preis auf einmal 40% niedriger und auch wenn es mit rund 30€/Nacht etwas mehr ist als wir sonst für Hotels bezahlen, schlagen wir zu!

Bereuen tun wir das keine Sekunde, das Hotel und das Personal ist super, wir bekommen tolles Frühstück (inbegriffen) und der Koch übertrifft sich teilweise selbst mit vegetarischen Gerichten, obwohl diese eigentlich gar nicht auf der Karte stehen. Nebenbei bekommen wir auch noch jeden Abend ein persönliches Lagerfeuer am Strand (wir sind nämlich die einzigen Gäste) und die Besitzerin organisiert uns einen Motorradfahrer für die Besichtigung der urzeitlichen Wandmalereien der Abasuba (Mawanga Cave).

Diese hat uns Katherine wärmstens ans Herz gelegt, wobei das spektakulärste eigentlich die Anreise ist. Es geht mit dem Motorrad über Stock und Stein, wir müssen teilweise absteigen, um weiterzukommen und die letzten Meter geht es dann nur noch zu Fuß erst zum See und dann wieder hoch in eine Höhle, wo die Malereien zu finden sind. Diese sind eigentlich hauptsächlich deswegen interessant, weil sie so schwer zu erreichen und auch überhaupt nicht vor der Witterung (und den Besucher:innen) geschützt sind. Obwohl sie dementsprechend ausgewaschen sind, ist es doch erstaunlich, dass sie schon 1000-4000 Jahre überlebt haben!

Unser Motorradfahrer fährt uns dann noch weiter über die Insel und gibt uns damit quasi eine private Inselrundreise, auch nicht schlecht… Winking smile Irgendwie scheinen für ihn die teuren Resorts auf der Insel ein echtes Highlight zu sein und nachdem wir zweimal ablehnen, können wir beim dritten (und teuersten) nicht nein sagen, er schleust uns in die Anlage und wir bekommen vom Manager eine Führung durch die Zimmer, damit wir – wenn wir bei unserer “Hochzeitreise” zurückkommen – wissen worauf wir uns einlassen^^

Den Rest des Tages entspannen wir, denn wir haben wieder mal eine lange Busreise und den mit 4985m höchsten Berg Kenias vor uns…

Nakuru – Big 5: Mission completed

Da wir nicht ständig in irgendwelchen Taxis, Privatshuttles oder Safari-Touren sitzen möchten, probieren wir für die kurze Strecke zwischen unserem Campingplatz und Nakuru mal das bei den Einheimischen beliebteste Fortbewegungsmittel aus: das Matatu.

Zuerst geht’s von unserem Campingplatz in die Stadt Naivasha und das klappt auch ganz gut, nach kurzer Wartezeit an der Straße macht ein Motorradtaxifahrer ein paar Anrufe und kurz danach wendet ein Matatu, bindet unsere Rucksäcke aufs Dach und wir sitzen eingepfercht im Minivan mit unglaublichen 15 (!!!) Sitzplätzen. Wir fühlen uns unweigerlich an unsere Fahrt mit dem “Chickenbus” in Guatemala zurückversetzt, nur mit einem viiieeel kleineren Gefährt. Wie auch in den Chickenbussen gibt es neben dem Fahrer einen der sich um Geld, Sitzplätze usw. kümmert. Je nach Belegung des Vans sitzt er entweder auf einem Platz, einem Schoß oder hält sich bei geöffneter Seitentür einfach am Dach fest. Denn (natürlich) ist es nicht schon erstaunlich genug wie man 4 Sitzreihen à 3 Sitze in das Heck eines so kleinen Vans bekommt, es ist auch vollkommen normal, dass jede Sitzreihe mit bis zu 5 Passagieren belegt wird. Bei dem ständigen Ein- und Aussteigen verlieren wir zwar ein wenig den Überblick, aber zeitweise sind locker 22+ Personen im Van, von diversen Paketen, die zwischenzeitlich eingeladen und ausgeliefert werden ganz zu schweigen.

Angekommen am zentralen Umsteigeplatz in Naivasha werden wir sofort von 10 jungen Männern bedrängt, die uns fragen, wo wir denn als nächstes hin wollen. Nach ein wenig Durcheinander bis wir unsere Rücksäcke wieder haben, landen wir vor einem Buchungsschalter, bekommen ein Ticket nach Nakuru und der Bus ist auch gleich da. Leider haben wir an dem Tag dann Pech. Denn die Matatus fahren nur los, wenn alle Sitze bezahlt sind, was wir zwar wussten, aber dass es in diesem Fall geschlagene 4 Stunden dauert, damit hätten wir nicht gerechnet…

In der Zwischenzeit werden wir dauerhaft von Straßenhändlern zum Kauf von Krimskrams oder Essen verführt, von unserem Fahrer “genötigt” ihm doch bitte ein heißes Würstchen zu kaufen, Tobi erledigt kurz etwas in einem Mobilfunkshop, Kerstin bekommt währenddessen zwei Heiratsanträge und wir werden von “Johnny” ca. 45 Minuten über seine Familiengeschichte in den USA aufgeklärt. Außerdem findet er es vollkommen unverständlich, dass wir im Alter von 25 Jahren noch keine Kinder haben – irgendwie scheint er es logisch zu finden, dass wir uns seit 15 Jahren kennen und trotzdem erst 25 sind… \o/ Wir sind auch nicht ganz sicher wie viel von seiner Story stimmt oder ob er einfach nur seinen Spaß mit uns “Musungus” (das suahelische Wort für “Weiße”) macht. Es vertreibt uns auf jeden Fall ein wenig die Zeit und es ist eigentlich auch ganz lustig dem Treiben zuzuschauen, aber vier Stunden hätten es dann doch nicht sein müssen. Wir schaffen es dann auf jeden Fall gegen 17 Uhr in unser Hotel in Nakuru, also rund 7 Stunden für eine Autofahrt von ca. 50 Min, aber hey, der Weg ist ja bekanntlich das Ziel. Winking smile

Im Hotel buchen wir uns dann eine erstaunlich preiswerte private Safari für den nächsten Tag für den Lake Nakuru Nationalpark um dort die “Big 5” zu vervollständigen, hier gibt es nämlich Nashörner! Wir finden sogar relativ schnell eine Gruppe in relativ weiter Entfernung, aber das zählt!!!! Ein weiteres Highlight des Parks sind die unzähligen Pelikane und Flamingos, die am See tummeln und in Gruppen auf Fischjagd gehen. Kurz haben wir auch die Hoffnung auf eine weitere Leoparden-Sichtung, aber der traut sich auch nach ca. 15 Minuten warten nicht aus dem Gebüsch. Unser junger Fahrer kann es auch (leider) nicht ganz mit Dennis von Masai Mara aufnehmen, seine Fahrten wirken teils planlos und wir bekommen zeitweise das Gefühl er möchte nur möglichst schnell zurück. Nachdem wir aber das meiste bereits gesehen haben genießen wir auch einfach das bunte Treiben der Tiere um uns herum und bestehen auf ein Picknick am “Lion Lookout” mit tollem Blick über den See.

Auf dem Weg zurück erklärt er uns noch wie wir die lästige Wartezeit bei den Matatus etwas verkürzen können und wo wir ein sogenanntes “Shuttle” zu unserem nächsten Ziel buchen sollten. Anschließend begeben wir uns auf der Suche nach einem Restaurant noch auf einen kleinen Spaziergang durch die Stadt und kommen nun auch erstmals mit der Kinderarmut in Kenia in Kontakt. Irgendwann erspäht uns ein vielleicht 12-jähriger Junge, folgt uns locker 5 Minuten, abwechselnd einen von uns fest am Arm haltend. Wir sind mit der Situation echt ein bisschen überfordert, denn eigentlich soll man den Kindern nichts geben, Kleingeld haben wir gerade auch nicht zur Hand aber abschütteln lässt er sich auch nicht. Wir “flüchten” quasi in ein Restaurant und überlegen uns wie wir weiter damit umgehen sollen. Außer immer ein paar Münzen griffbereit zu haben, finden wir aber keine wirkliche Lösung…

Für ein wenig Erheiterung sorgt dann unsere Bedienung, welche unsere Curry-Bestellung aufnimmt dann aber, unter der relativ offensichtlichen Hoffnung uns ein etwas teureres Fleischgericht aufzuschwatzen, erklärt das wäre bereits aus. Im Endeffekt bestellen wir dann etwas günstigeres…^^ Den zweiten Versuch wagt sie bei unserer Bierbestellung, und versucht uns weißzumachen es wäre die Regel im Restaurant, dass pro Person immer nur zwei Bier verkauft werden. Mit ein wenig gutem Zureden lässt sich das aber auch schnell klären, unsere Stimmung hat’s auf jeden Fall gehoben!!!

Am nächsten Tag nehmen wir dann ein Shuttle nach Kisumu am Viktoriasee…

Naivasha – Vorsicht, Hippos kreuzen

Navaisha liegt rund 2 Stunden nördlich von Nairobi und ist so etwas wie der kenianische Umschlagpunkt für Backpacker. Hier gibt es günstige Campingplätze und es eignet sich als Ausgangspunkt für viele Touren in die Umgebung. Ursprünglich hatten wir auch geplant unsere Safari von hier aus zu organisieren, aber der Markt scheint durch die immer noch niedrige Zahl an Touristen noch etwas eingeschlafen und daher deutlich teurer als von Nairobi aus aufzubrechen.

Deshalb wollen wir hier lediglich ein paar Tage auf einem Campingplatz verbringen und den Hell’s Gate Nationalpark besuchen. Letzterer ist nämlich die Inspiration für einige Filmkulissen aus “Der König der Löwen” und der einzige Park, den man auch zu Fuß bzw. mit dem Fahrrad erkunden kann. Und so touren wir mit gemieteten Fahrrädern durch den Park, und stehen den dort ansässigen Zebras, Pumbas und Giraffen, quasi auf Augenhöhe gegenüber. Ein richtig tolles Erlebnis die Tiere so nah und ohne “Schutzwall” zu erleben. Von den gefährlichen Tieren gibt es hier nämlich nur den Büffel und mit ein paar einfachen Verhaltensregeln und Umsicht lässt sich die Gefahr, die von ihnen ausgeht, doch stark minimieren. Ein bisschen Bammel kann einem aber schon werden, denn nicht umsonst fürchten die Masai einen aggressiven Büffel mehr als eine der Raubkatzen. Insbesondere einzelne Büffel gehen lieber zum Angriff über, wenn sie sich bedroht fühlen und für Menschen endet das schnell tödlich.

Wir sind aber vorsichtig und besichtigen zusammen mit einem Masai-Führer die Ol Njorowa-Gorge, eine Schlucht, in welcher nicht nur Tomb Raider gedreht wurde, sondern eben auch als Inspiration für “Der König der Löwen” und Kulisse für den “Pride Rock”, also den Königsfelsen gedient hat. So ganz erschließt sich uns die Ähnlichkeit zum Film zwar nicht, aber der Ausblick vom Gipfel des Felsens auf die Schlucht ist es allemal wert!

Einziger Wehrmutstropfen dieses Parks sind 5 riesige geothermale Kraftwerke, die zwar Unmengen an sauberen Strom, aber auch Lastwagen, Baufahrzeuge und eine relativ vielbefahrene Straße mit sich bringen. Auf letztere biegen wir unwissentlich ein und vergessen fast, dass wir uns noch in einem Nationalpark befinden. Offenbar war der Park auch schon kurz vor der Schließung um die Stromproduktion noch weiter auszuweiten, aber das wurde von den Bewohnern des Bezirks bisher noch verhindert.

Das eigentlich Highlight unseres Besuchs ist aber das Camping am See von Naivasha. In diesem leben nämlich zahlreiche Nilpferde, welche sich abends/nachts auf der Suche nach Gras ans Ufer begeben. Und mittendrin liegen wir – eingezäunt von einem Elektrozaun, denn Nilpferde können richtig gefährlich sein – in unserem Zelt und versuchen die Tiere im Dunkeln zu beobachten. Am ersten Abend sind wir noch relativ glücklos und sehen nur eines aus weiter Entfernung. Am zweiten Abend wagt sich aber eines schon vor Einbruch der Dunkelheit, direkt vor dem Restaurant neben dem Campingplatz aus dem Wasser. Das führt dann dazu, dass wir die ca. 30 Meter zwischen Restaurant und Campingbereich nach dem Essen zur Sicherheit mit dem Auto gefahren werden und Tobi beim Überqueren des Elektrozauns durch einen Picknicktisch bricht… Winking smile

In der Nacht entdecken wir dann noch vier weitere Nilpferde direkt neben dem Elektrozaun und können uns nur verwundert die Augen reiben, wie schnell sich diese schwerfällig aussehenden Tiere bewegen. Zwar wurde uns gesagt, dass sie bis zu 45 km/h rennen können, aber sieht man die kleinen Baumstamm-ähnlichen Beine auf diesem riesigen Körper ist das nur schwer zu glauben. Ein Nilpferd rennt aufgeschreckt durch unsere Stirnlampen kurz ein paar Meter weg, während ein anderes einen kurzen Sprint auf uns zu einlegt. Und wir fragen uns schon, ob der Zaun das ausgehalten hätte, wenn es nicht gestoppt hätte… Surprised smile

Am nächsten Morgen versuchen wir uns dann mal in der Fortbewegung mit den sogenannten Matatus, in Richtung Naikuru Nationalpark.

Masai Mara Tag 3 – Zebra zum Frühstück?

Nach einer weiteren Kuscheleinheit mit dem Welpen, haben wir schon ein bisschen Bedenken ob sich das frühe Aufstehen wirklich nochmal gelohnt hat. Zu Beginn sehen wir altbekanntes und merken warum viele Blogs davor warnen zu viele Safari in kurzer Zeit zu unternehmen. Auch wenn uns die tollen Gesichtsmuster der Zebras, die Erhabenheit der Giraffen und Tollpatschigkeit der “Pumbas” weiterhin faszinieren, ist bei uns allen doch eine gewisse Abstumpfung zu erkennen.

Doch als wir die Suche nach einem Nashorn schon fast aufgeben, ist Dennis wieder zur Stelle. Über Funk hat er von Löwen erfahren und bevor wir auch nur in der Nähe der Autos sind, die sich um das Rudel versammelt haben, deutet er irgendwo auf den Horizont und sagt: “Lions in front of us”, als wäre es vollkommen offensichtlich…^^

Da es noch früh am Morgen ist, ist das Rudel auch noch relativ aktiv und erst beim zweiten Hinsehen erkennen wir, dass das Männchen ein kleines Zebra zum Frühstück vor sich liegen hat. Was für ein einmaliger Anblick und als er dann auch noch aufsteht, sich das Zebra schnappt und direkt auf uns zuläuft sind wir voll aus dem Häuschen!!! Nebenbei warten die Löwinnen geduldig darauf auch etwas abzubekommen, säubern sich währenddessen gegenseitig und schmusen miteinander. Trotz des toten Zebras ist die ganze Szenerie einfach so natürlich und friedvoll, dass wir uns kaum sattsehen können!

Auf dem Weg zurück nehmen wir dann noch zwei Touristen und zwei Masai auf und verlassen den Park in Richtung Nairobi. Nach dem Mittagessen verabschieden wir uns dann von den anderen, denn für uns geht es nicht zurück, sondern weiter zum Naivasha See und dem “Hell’s Gate” Nationalpark…

Masai Mara Tag 2 – Die “Big Five”

Auch wenn es schon nach Sonnenaufgang ist, ist die morgentliche Stimmung im Reservat einfach fantastisch! Die Morgenröte liegt über der Landschaft und die Tiere sind auf Grund der kühlen Temperaturen noch auffällig aktiv! Wir sichten zwar in den ersten Stunden noch nichts “neues”, aber Dennis bringt uns an verschiedene neue Orte und teilweise bis auf nur wenige Meter zwischen Zebras und Büffel. Den Tieren macht das offensichtlich nichts aus und sie betrachten die etwas seltsam aussehenden Vans und Jeeps mit geöffneten Sonnendach wohl eher als vielleicht etwas aufdringliche aber ungefährliche Spezies.

Nachdem wir uns von unserem holländischen Mitstreiter – der wieder zurück nach Nairobi muss – verabschiedet haben, fahren wir tiefer in das Reservat und Dennis läuft auf der Suche nach den “Big Five” (Büffel, Löwen, Leopard, Elefanten und Nashörner) zu Hochtouren auf. Ständig vernetzt er sich über Funk und Telefon mit anderen Fahrern und so finden wir bald zwei männliche Löwen schlafend unter einem Baum! Aber Dennis will schnell weiter, denn nicht weit entfernt wurde ein Leopard mit Baby gesichtet und wir machen uns auf den Weg dorthin. Neben sicher 15-20 anderen Fahrzeugen warten wir darauf, dass sich der Leopard aus seinem Versteck im Gebüsch wagt und irgendwann marschiert sie dann einfach zwischen der Horde Vans hindurch zu einem Busch zum schlafen. Das Baby bleibt zwar unentdeckt, aber trotzdem ein einmaliges Erlebnis!

Und weiter geht es Schlag auf Schlag, direkt nebenan liegen noch 5 Löwinnen unter einem Baum, die zu den beiden Löwen von vorhin gehören dürften. Auch hier bringt uns Dennis – in diesem Fall sogar unerlaubt – wieder bis auf wenige Meter heran. Aber auch wenn wir eigentlich ein schlechtes Gefühl dabei haben die Tiere so zu stören, lassen sie sich wieder überhaupt nicht beeindrucken und scheinen das einfach gewöhnt zu sein…

Auf dem Rückweg zur “Hauptstraße” halten wir nochmal bei den beiden Löwen und Dennis begibt sich nun auf die Suche nach einem Geparden. Und nach vielleicht einer Stunde findet er einen, schlafend unter einem Baum liegen. Dachten wir uns bei den anderen Sichtungen noch, die hätten wir vielleicht auch gefunden, in dem wir einfach nach anderen Autos Ausschau gehalten hätten, wären wir hier absolut chancenlos gewesen.

Weiteres Beispiel: Auf der Suche nach einem sicheren Picknickplatz biegt Dennis dann einfach mal links ab, fährt ca. 500m querfeldein und sagt vollkommen unbeeindruckt: “Hyäne unterm Baum”. Keine Ahnung wie er das sehen konnte… und kurz danach entdeckt er nochmal ein Rudel Löw:innen, bestehend aus fünf Weibchen und zwei noch relativ jungen Männchen, die sich ein bisschen gegen uns aufplustern und ein tolles Fotomotiv darstellen!!!

Beim Mittagessen stellt sich dann heraus, warum wir am Abend vorher gefragt wurden ob wir – nach der Aussage wir würden gerne vegetarischem/veganen essen – Ei essen würden. Denn im Lunchpacket versteckte sich für die Vegetarier anstelle eines gefühlt halben Huhns ein hartgekochtes Ei… Confused smile

Nach dem Mittagessen fahren wir dann zum Mara River, wo man die berühmte “Great Migration” beobachten kann – wenn man denn zur richtigen Jahreszeit da ist. Das sind wir nicht, aber wir entdecken – zur Sicherheit begleitet von einem bewaffneten Ranger – einige lustige Äffchen, dutzende Nilpferde und ein junges Krokodil, das sich auf unserem Weg auf einem Stein sonnt.

Der Rückweg ist dann nicht mehr ganz so ereignisreich und so löchern wir – insbesondere Katherine – Dennis immer wieder mit (teils abstrusen) Fragen zum Park und zu den Tieren, die er mit fast stoischer Ruhe beantwortet. Teilweise ist es schwer zu sagen ob er sich mehr über unsere Fragen oder wir uns mehr über seine Antworten amüsieren^^

Neben einem großen Rudel Elefanten mit drei Jungtieren spotten wir aber auch noch zwei Schakale, die sich halbherzig und vollkommen erfolglos auf die Jagd nach ein paar Gazellen begeben haben. Aber es sind ja schließlich auch Aasfresser…

Gegen 18 Uhr zurück im Camp werden wir dann von einem 4 Wochen alten Hundewelpen begrüßt, der uns dann noch bis zu unserem Zelt folgt. Da wir noch ein wenig Hoffnung auf die Sichtung eines der im Masai Mara seltenen Nashörner haben, schlagen wir Dennis Angebot anstatt eines weiteren Game Drives am nächsten Morgen ein Masai Dorf zu besichtigen aus und gehen mit der Aussicht auf ein weiteres 5:45 Uhr-Frühstück zeitig ins Bett.